Viktor Wagner, Gründer, Eigentümer und Geschäftsführer der REIWAG Facility Services GmbH im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 5, JUNI 2020
»Die kongeniale Zusammenarbeit mit meinem Co-Geschäftsführer Thomas Dittrich macht einen ­wesentlichen Teil des Erfolges der REIWAG aus.« © REIWAG

Vom Fensterwäscher zum Millionär: REIWAG-Gründer Viktor Wagner hat sich nie für den leichten Weg entschieden, sondern immer für seinen eigenen.

Angefangen hat die ­Geschichte eigentlich schon 1903 – am 29. Oktober jenes Jahres – mit dem Großvater von ­Viktor Wagner, der an diesem Tag ein Reinigungsunternehmen gründete. Das sind die Wurzeln der heutigen ­REIWAG, einer internationalen Unternehmensgruppe mit einem Umsatz von mehr als 82 Mio. Euro, die wiederum 1968 von Viktor Wagner gegründet wurde.

Erst Bankkaufmann, dann Gründer
Wagners Weg war alles andere als vorgezeichnet, den sprichwörtlichen „goldenen Löffel“ sucht man in seinem Lebenslauf vergebens. Er erzählt: „Die Gebäudereinigungsbranche war nach dem 2. Weltkrieg nicht von besonderen Erfolgschancen begünstigt. Deshalb empfahl mir mein Vater, der für mich eine sichere Zukunft erstrebte, einen pragmatisierten Beruf zu ergreifen.“ Er beherzigte diesen Rat und machte bei der damaligen Zentralsparkasse eine Ausbildung zum Bankkaufmann.
Ein wichtiger Wendepunkt seines Lebens war eine Reise nach New York. „Ich konnte mir damals gerade eine Mahlzeit am Tag leisten“, schildert der REIWAG-Eigentümer Wagner. Aber aus dem Wenigen, das er hatte, machte er das Beste. Er suchte das Büro des österreichischen Handelsdelegierten auf und bat ihn um einen Kontakt zur Gebäudereinigungsbranche. „Am nächsten Tag traf ich den Vizepräsidenten von National Cleaning, Norman Davis, mit ca. 10.000 Beschäftigten. In einem Kurzprogramm lernte ich Management-Know-how und Organisation kennen und flog voll unternehmerischer Erwartungen über Island mit der Fluglinie Loft Leidier über Reykjavík mit einer Kondenswasser-triefenden DC 8 zurück nach Wien.“
Wieder in der Heimat angekommen, stellte er, parallel zu seiner Tätigkeit in der Zentralsparkasse und mit dem Gewerbeschein seinen Vaters, seine eigene Firma – die heutige REIWAG – auf die Beine. Die Anfänge waren bescheiden: Ein VW-Käfer als Firmenauto und ein angeheuerter Fensterputzer mussten reichen. Wagner klapperte die Geschäfte auf der Wiener Ringstraße ab und überzeugte so die ersten Kunden. Von da an ging es bergauf. „Besonders begünstigt wurde mein Vorhaben durch den Umstand, dass die Mitbewerber zu diesem Zeitpunkt kaum Wissen von Arbeitsvorbereitung, Organisation und dem Know-how, welches ich in den USA erlernt hatte, verfügten und ich deshalb zum gleichen Preis wie meine Mitbewerber viel mehr Geld verdienen ­konnte – noch dazu unterstützt von dem Umstand, dass 1968 der Wirtschaftsboom einsetzte und immer mehr neue Bürogebäude in Wien entstanden.“ Bereits zwei Jahre später wurde das Unternehmen seines Vaters, Viktor Wagner ­senior, in die REIWAG eingegliedert, der Vater wurde zum Bürochef ernannt.
Als Bankkaufmann hätte Wagner sicher ein deutlich bequemeres Leben geführt, doch so etwas liegt dem „Arbeitstier“ nicht. Sein Arbeitseinsatz beim Aufbau des eigenen Unternehmens ging bis an die Grenzen seiner Gesundheit und darüber hinaus. Wegen unregelmäßigem Essen und 14-stündigen Arbeitstagen war er durch eine Gastritis nahe am Kollaps. „Ein guter Freund nötigte mich mit der Drohung der Beendigung unserer Freundschaft zum nahezu regelmäßigen Mittagessen mit ihm in der UNIDO – damals als Prefab Building vor dem Justizministerium. Dadurch gewann ich meine Gesundheit wieder“, schildert er.
Wagner lebt eben für seine Firma, seine Berufung. Was ihn daran besonders fasziniert? „Dinge zu bewegen und das hoffentlich richtig und mit Erfolg. Immer wieder neue Herausforderungen im In- und Ausland zu prüfen und, wenn sinnvoll, anzunehmen“, beantwortet er diese Frage. Er handelt im Unternehmerischen prüfend und entscheidungsorientiert, in der Firma steht er für die Werte Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Disziplin und Fleiß.

Familie, Freunde, Wegbegleiter
Heißt das, für Viktor Wagner zählt nur die Arbeit? Ganz und gar nicht! Familie und Freunde sind ihm wichtig, genauso wie langjährige Wegbegleiter. Dazu zählen unter anderem einige ­Jugendfreunde – „Jeder freut sich ehrlich über den Erfolg des anderen. So etwas ist ein ganz ­besonderes Privileg!“ –, aber zum Beispiel auch sein Co-Geschäftsführer Thomas Dittrich, der Sohn eines ehemaligen ­Betriebsleiters der Firma. Dittrich trat mit 22 Jahren in das Unternehmen ein und feierte 2019 sein 30-jähriges Firmenjubiläum. „Die kongeniale Zusammenarbeit mit ihm macht einen wesentlichen Teil des Erfolges der ­REIWAG aus“, so Wagner, und weiter: „Ganz besonders wertvoll ist auch Frau Melanie Wachter, welche mir als Assistentin eine besonders große Unterstützung ist.“
Wer denkt, bei all diesen Aufgaben ­bliebe kein Platz für die „schönen Dinge des Lebens“, der irrt. Wagner spielt noch immer jede ­Woche Fußball mit seinen Freunden, „und das seit mehr als 35 Jahren“. Auch das Reisen zählt zu seinen Hobbys. „Da kann man das Nützliche mit dem ­Angenehmen optimal verbinden und den Horizont erweitern.“ Viktor Wagner wusste eben immer schon, ­seine Zeit gut zu nutzen. (RNF)


12 FRAGEN AN VIKTOR WAGNER

Was wollten Sie als Kind werden?
Das weiß ich nicht mehr.

Was bedeutet Glück für Sie?
Gesundheit und Familie – ich habe eine fantastische Frau, die viel Verständnis aufbringt –, Freundschaften pflegen zu dürfen und Erfolg.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Mit Freude Geld verdienen und dabei Gutes tun.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Sebastian Kurz.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Es gibt viele Erfolgserlebnisse, besonders, wenn man Optimist ist.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit der EU-Vorsitzenden, um herauszufinden, warum es so schwer ist, Dinge besser zu machen. Dazu ist ­allerdings ein Tag nicht ausreichend.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Da gibt es Einiges, aber das ist lange vorbei.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über einen guten Witz.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Der Selbstmord Europas“ von Douglas Murray und „Weltbeben“ von Gabor Steinhart.

Gibt es etwas, das Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Nein.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Jeder Tag bringt etwas Neues, neue Chancen und
Möglichkeiten.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann?
Löwe, das bin ich auch vom Sternzeichen.


ZUR PERSON
Ausgezeichneter Serial Entrepreneur
Nach seinem abgeleisteten Militärdienst in der Garde und einer Ausbildung zum Bankkaufmann bei der damaligen Zentralsparkasse gründete Kommerzialrat Viktor Wagner 1968 die REIWAG mit einem einzigen Mitarbeiter. Bereits zwei Jahre später wurde die Firma seines Vaters Viktor ­Wagner senior – die 1903 vom Großvater gegründet wurde – in die REIWAG eingegliedert. In den darauffolgenden Jahren folgten zahlreiche Unternehmensgründungen innerhalb der REIWAG-Gruppe, außer in Österreich unter anderem auch in Saudi-Arabien, Tschechien, der Slowakei, Rumänien und in Serbien. Diese Unternehmen, aber auch Kommerzialrat Wagner selbst, wurden vielfach ausgezeichnet. So erhielt er zum Beispiel das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und wurde im Jahr 2013 von EY zum ­„Entrepreneur Of The Year“ in der ­Kategorie Dienstleistungen gekürt.