Mit Synergien zu mehr Profitabilität

NEW BUSINESS - NR. 9, NOVEMBER 2018
Mit Juni 2018 wechselte der 53-jährige Andreas Klauser als Vorstandvorsitzender zu Palfinger. © Palfinger AG

Der Kranhersteller Palfinger hat mit Andreas Klauser einen neuen Mann an der Spitze. NEW BUSINESS sprach mit dem Oberösterreicher über die neue Herausforderung und die Zukunft.

Im November 2017 ist der langjährige Palfinger-Chef Herbert Ortner überraschend abgetreten. Im April 2018 hat der Salzburger Kranhersteller dann nach längerer Suche mit Freude den Nachfolger an der Spitze des Familienunternehmens verkündet: Andreas Klauser, 53, zu der Zeit noch Global Brand President von Case IH und STEYR sowie CNH-Industrial-Vorstandsmitglied. Sein Verantwortungsbereich umfasste 11.300 Mitarbeiter und einen Umsatz in Höhe von 8,3 Mrd. US-Dollar. In seiner ehemaligen Funktion als Vorsitzender des Aufsichtsrates von Iveco Magirus war es Klauser möglich, für den Weiterbestand des Produktionsstandortes im steirischen Kainbach zu sorgen. Seit Juni diesen Jahres sitzt der in Kirchdorf an der Krems geborene Landmaschinentechniker nun als Vorstandsvorsitzender an der Spitze von Palfinger, dem weltweit führenden Hersteller von Hebe-Lösungen. Im NEW BUSINESS Interview mit Herausgeber Lorin Polak erzählt Andreas Klauser, was ihn an der neuen Aufgabe gereizt hat, mit welcher Strategie er Palfinger an der Spitze halten möchte und in welchen Bereichen er nachjustieren wird.

Herr Klauser, Sie sind mit 1. Juni 2018 zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Palfinger AG bestellt worden. Palfinger ist ein Paradebeispiel eines erfolgreichen traditionellen österreichischen Familienbetriebs. Worin bestand aus Ihrer Sicht der Anreiz, den Vorsitz zu übernehmen? Wo sehen Sie Ihre Stärken?
Um ehrlich zu sein, wollte ich nach Jahren, in denen ich gleichzeitig mehrere Dienstorte auf unterschiedlichen Kontinenten hatte, meinen Lebensmittelpunkt wieder nach Österreich verlagern und habe dazu eine neue berufliche Herausforderung gesucht. Palfinger hat mich gereizt, weil das Unternehmen durchaus ein Global Player ist, einerseits enorm komplex zu managen, andererseits aber Unternehmenskultur und Teamspirit hat, die einzigartig sind. Palfinger ist ein Weltmarktführer mit starken lokalen Wurzeln. Meine Stärke ist es, globale Prozesse so zu managen und weiterzuentwickeln, dass die Lösung für den Kunden seinen jeweils lokalen Bedürfnissen entspricht, andererseits aber für den Konzern profitabel ist. Und es wird mir eine gewisse Umsetzungsstärke nachgesagt.

Was unterscheidet einen Familienbetrieb von einem Großkonzern? Worin können Vorteile oder auch Nachteile bestehen?
Die Familie ist eine Stärke von Palfinger, keine Frage. Sie ermöglicht langfristige Planungssicherheit, wir Manager wissen, woran wir sind, und unterliegen nicht kurzfristigen Trends und Wünschen von Finanzinvestoren. Die Börsennotiz andererseits ermöglicht es, uns ständig mit den Peers der Branche zu vergleichen. Das bringt uns viel Energie.
Die Unternehmensgröße allein macht nicht so einen großen Unterschied wie die Komplexität oder der Umstand, jederzeit global wettbewerbsfähig zu sein.

Palfinger konnte im letzten Geschäftsjahr mit knapp 1,5 Mrd. Euro einen neuerlichen Rekordumsatz einfahren. Viele strategisch wichtige Allianzen und Akquisitionen gehen dem Voraus. Wo sehen Sie die zukünftigen Geschäftsfelder von Palfinger, wo läuft es besonders gut, wo muss vielleicht noch nachjustiert werden?
Wir werden bei den internen Prozessen nachjustieren, Synergien finden und so die Profitabilität steigern. Wir sehen Wachstumspotenziale in Nord- und Südamerika, in Asien und auch noch in Europa. Viel Potenzial sehen wir auch im Bereich Marine, den wir gerade restrukturieren. Wir wollen uns in den kommenden zwei Jahren auf weiteres Wachstum vorbereiten und gerüstet sein, falls die gute Konjunktur schwächer wird.

Palfinger ist vor allem bei Hebe-Lösungen Weltmarktführer. Welcher Strategien bedarf es, um nachhaltig diese Führungsposition zu verteidigen?
Wichtig ist unsere Kundenorientierung. Wir sind in der Lage, die jeweils individuellen Bedürfnisse unserer Kunden in allen Regionen zu befriedigen. Ein Kran in Europa schaut zum Beispiel anders aus als ein Kran in China. Zunehmend wichtiger wird auch das Angebot von Features und Dienstleistungen auf Basis der Digitalisierung, beispielsweise das Steuern eines Krans aus der Entfernung mithilfe einer Datenbrille oder aber die Dokumentation des Transportweges und der Umweltbedingungen für das Transportgut in Echtzeit. Wir benötigen Kompetenzen in Mechanik, Hydraulik, Mechatronik, Telemetrie bzw. Sensorik und Digitalisierung gleichermaßen, um an der Spitze zu bleiben. Und das ist unser erklärtes Ziel.

Welche Länder sind aktuell besonders in Ihrem Fokus und warum? Sind weitere Zukäufe geplant?
Wir haben keinen regionalen Fokus, es gibt in jedem Land bzw. in jeder Region Wachstumschancen. Derzeit planen wir keine größeren Zukäufe.

Wo sehen Sie Palfinger in fünf Jahren?
Weiterhin an der Spitze des Weltmarktes für Hebe-Lösungen, mit gestiegenen Marktanteilen und einer weiter verbesserten Profitabilität als derzeit.
Ich muss ehrlich sagen: Ich bin vom unternehmerischen Spirit bei Palfinger positiv überrascht und auch von der Stärke der Marke. Ich bin stolz darauf, dieses Unternehmen auf die Zukunft vorbereiten zu dürfen. (VM)
www.palfinger.ag

INFO-BOX
Über Palfinger
Palfinger zählt seit Jahren zu den international führenden Herstellern innovativer Hebe-Lösungen, die auf Nutzfahrzeugen und im maritimen Bereich zum Einsatz kommen. Als multinationale Unternehmensgruppe mit Sitz in Bergheim erwirtschaftete die Palfinger-Gruppe mit 10.212 Mitarbeitern 2017 einen Gesamtumsatz von rund 1.471,1 Mio. Euro und liegt damit im NEW BUSINESS Ranking auf Platz 36.
Der Konzern verfügt über Fertigungs- und Montagestandorte in Europa, GUS, Nord- und Südamerika sowie Asien. Innovation, weitere Internationalisierung und Flexibilisierung der Produkte, Dienstleistungen und Prozesse sowie Palfinger 21st (die Entwicklung smarter Lösungen und neuartiger, datenbasierter Geschäftsmodelle) bilden die Säulen der Unternehmensstrategie. Am Weltmarkt für hydraulische Ladekrane gilt Palfinger nicht nur als Markt-, sondern auch als Technologieführer. Das Unternehmen ist mit über 5.000 Vertriebs- und Servicestützpunkten in über 130 Ländern auf allen Kontinenten vertreten.