Das IV-Präsidium v. l.: Vizepräsident F. Peter Mitterbauer, Präsident Georg Knill, Vizepräsidentin Sabine Herlitschka, Vizepräsident Philipp von Lattorff © Alexander Mueller
Anlässlich des Tages der Industrie sowie des 75-jährigen Bestehens der Industriellenvereinigung skizziert das Präsidium eine Strategie mit Empfehlungen bis 2040 – und darüber hinaus.
Die Industriellenvereinigung (IV) ist die freiwillige und unabhängige Interessenvertretung der österreichischen Industrie und der mit ihr verbundenen Sektoren. Als anerkannter Partner der Politik arbeitet sie an der positiven Weiterentwicklung Österreichs. Mittlerweile vertritt sie die Anliegen von mehr als 4.500 Mitgliedern.
„Ein unerschütterlicher Fels in der Brandung der heimischen Volkswirtschaft mit einer starken, unabhängigen Interessenvertretung seit vielen Jahrzehnten an ihrer Seite – das ist die österreichische Industrie“, erklärte IV-Präsident Georg Knill gemeinsam mit IV-Vizepräsidentin Sabine Herlitschka sowie den IV-Vizepräsidenten Philipp von Lattorff und F. Peter Mitterbauer am 30. September anlässlich des Tages der Industrie 2021, der diesmal ganz im Zeichen des 75-jährigen Bestehens der Industriellenvereinigung stand.
Österreich sei heute ein modernes Industrieland mit vielen international höchst erfolgreichen Unternehmen. „Der produzierende Sektor und die industrienahen Dienstleistungen stehen heute für mehr als die Hälfte der gesamten Wertschöpfung im Land und auch für mehr als die Hälfte aller ausbezahlten Löhne und Gehälter – rund 107 Milliarden Euro. Nie zuvor hatten – allen Krisen zum Trotz – mehr Menschen einen sicheren Arbeitsplatz in der Industrie. Das sind Erfolge, die sich sehen lassen können“, hob Knill hervor.
Teil und Treiber der industriellen Erfolgsgeschichte
„Wir sind seit 75 Jahren Teil und Treiber der industriellen Erfolgsgeschichte unseres Landes – darauf sind wir stolz, das ist unser Ansporn für die Zukunft“, betonte der IV-Präsident, der auch – und gerade – am Tag der Industrie den Blick nach vorne richtete: „Das große Ganze zu sehen, über den Tellerrand zu schauen, Vordenker zu sein, wenn es um Megatrends und große Zukunftsfragen geht – das hat uns als Organisation immer ausgezeichnet und tut es auch heute noch.“ So habe man im Laufe des Jahres als Erste in Österreich eine Industriestrategie mit Empfehlungen bis 2040 entwickelt, „denn es reicht nicht, nur an morgen zu denken. Wir müssen uns heute schon fragen, was in einem Jahr und in zehn oder 20 Jahren ist. Erfolg ist kein Selbstläufer. Es braucht dafür eine kluge, zukunftsgerichtete Standortpolitik“, so Knill.
Rahmenbedingungen für ein lebenswertes Österreich 2040 gestalten
Innovation, Technologie, Qualifizierung, Digitalisierung seien aus Sicht der IV die Eckpfeiler eines wettbewerbsfähigen Industrielandes Österreich 2040. „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, unter denen sich diese Dinge bestmöglich entwickeln können“, so der IV-Präsident. Unter anderem gelte es, den immer drängender werdenden Fachkräftemangel zu lösen, die kommende ökosoziale Steuerreform als echte Chance zur spürbaren Entlastung von Menschen und Unternehmen zu nutzen sowie den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten, „damit Österreich auch 2040 und lange darüber hinaus zu den lebenswertesten Orten der Welt gehört“.
Wer die Industrie stärkt, stärkt den Klimaschutz
„Klimapolitik ist Standortpolitik und umgekehrt – hier muss man einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen, der die Industrie als das mit einbezieht, was sie ist: ein wichtiger Teil der Lösung im Kampf gegen den Klimawandel, der nachhaltig nur durch Innovation und technologische Durchbrüche zu gewinnen sein wird, wie sie vor allem in der Industrie erzielt werden. Wer die Industrie stärkt, der stärkt auch den Klimaschutz. Einseitig an der Belastungsschraube zu drehen, wäre daher der völlig falsche Weg“, gab Knill zu bedenken.
Was es daher brauche, sei eine kluge, faire Steuerreform, die neben den gewünschten ökologischen Lenkungseffekten eine spürbare Entlastung für Unternehmen und deren Beschäftigte bringt. Neben der bereits angekündigten Senkung der Lohnsteuer müsse der Fokus auf der Stärkung des Eigenkapitals der Unternehmen liegen – allen voran auf der Senkung der Körperschaftsteuer auf 21 Prozent sowie der Einführung fiktiver Eigenkapitalzinsen als Betriebsausgabe. „Davon profitieren Arbeitsplätze und Investitionen im Land. Gerade Letztere brauchen wir dringend, um die klimapolitische Transformation zu stemmen“, so der IV-Präsident.
Österreich zum digitalen und technologischen Hotspot machen
„Österreich und Europa müssen mittel- und langfristig bei Schlüsseltechnologien wie künstlicher Intelligenz oder Mikroelektronik eine Führungsrolle anstreben und möglichst auch erreichen – indem wir Unternehmergeist fördern und den Leitbetrieben von morgen attraktive Rahmenbedingungen, bis hin zu einem stark vernetzten Innovations-Ökosystem, bieten“, führte Knill aus. Investitionen – auch der öffentlichen Hand – in Forschung und Entwicklung seien dafür ebenso entscheidend wie die fortschreitende Digitalisierung, die „sicher und nutzbringend gestaltet werden muss. Ziel muss es sein, Österreich schon bis 2030 unter die Top-3-Digitalisierungsvorreiter in Europa zu bringen“. Cybersicherheit sei dabei ein wesentlicher Faktor. „Da brauchen wir mehr Know-how und ein echtes Kompetenzzentrum in Österreich, wenn wir nicht jedes Jahr Schäden in zigfacher Millionenhöhe haben wollen. Und nicht nur das. Es muss auch die Infrastruktur mit den digitalen Erfordernissen Schritt halten können – Stichwort 5G-Ausbau. Und nicht zuletzt muss Österreich ein Land der Technikerinnen und Techniker werden, wo digitale Fähigkeiten selbstverständlicher Teil der Ausbildung sind“, stellte Knill klar.
Bildung und Qualifizierung als Zukunftsfundament
Schon jetzt sei der Fachkräftemangel eines der drängendsten Probleme und „eine echte Wachstumsbremse“, für deren Lösung es kurz-, mittel- und langfristige Strategien brauche. „Bildung ist das Fundament der Zukunft“, so Knill. Dies gelte vor allem für Naturwissenschaft und Technik, wofür die Begeisterung möglichst schon im Kindergarten geweckt werden müsse. „Es gilt: Alle Kraft in die Elementarbildung – auch finanziell. Notwendig ist zudem eine Qualitätsoffensive in der Grundbildung und deren Aufwertung durch einen formalen, aussagekräftigen Abschluss mit 14 Jahren“, wie der IV-Präsident betonte, für den mittelfristig auch ein Schwerpunkt auf die Attraktivierung der Lehre gelegt werden muss: „Wir brauchen eine qualitätsvolle Einstiegsphase anstatt des aktuellen Durcheinanders aus polytechnischen Schulen, Schulabbrüchen an AHS und BHS usw.“
Eine politische Gesamtstrategie gegen den Fachkräftemangel sei daher „ein Gebot der Stunde. Außerdem müssen wir Österreich zum Anziehungspunkt für die besten Talente aus aller Welt machen. Ohne sinnvolle, praxisgerechte Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte wird das nicht funktionieren“, so Knill, der abschließend klarstellte: „Wenn wir auch in 10, 20 oder 50 Jahren noch erfolgreich sein wollen, wenn wir die Zukunft für kommende Generationen positiv gestalten wollen, dann geht das nur mit Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, und Menschen, die das können. Jetzt liegt es an uns.“ (BO)
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