Sie befinden sich hier:  Home  |  Bedenken sind unbegründet
Michael Nowak, Pressesprecher von Huawei Austria, mit einem Wechselrichter des Unternehmens © Yield/Maniuc

Michael Nowak von Huawei Austria im Interview über Photovoltaik-Technologie im Spannungsfeld zwischen Energiewende, Cybersecurity und Geopolitik.

Der chinesische Technologiekonzern Huawei ist vor allem für seine Consumer-Geräte, wie Smartphones, Tablets, Wearables oder Laptops, bekannt, aber auch für Infrastruktur-Lösungen im Mobilfunk. Als Anbieter im Bereich (Solar-)Energie hat man das Unternehmen aber möglicherweise nicht unbedingt am Schirm. 

Michael Nowak, Pressesprecher von Huawei Austria, spricht im Interview mit NEW BUSINESS über Entwicklungen im Bereich Photovoltaik, das PV-Angebot von Huawei und die kürzlich erfolgte Warnung aus den USA vor Wechselrichtern aus China.

Herr Nowak, dass Huawei auch Photovoltaik-Lösungen im Angebot hat, ist außerhalb der PV-Community vielleicht weniger bekannt. Könnten Sie bitte kurz zusammenfassen, was Huawei in diesem Bereich alles anbietet?
Unsere Produktpalette umfasst vom Eigenheim bis hin zu großen Lösungen für die Industrie im Endeffekt alles, das es braucht, um Solarenergie zu nutzen. Unser Fokus liegt auf den Wechselrichtern, wir haben aber auch gefragte Angebote im Bereich der Speicherlösungen und für das Laden von Elektrofahrzeugen. Das einzige Kernelement einer PV-Anlage, das wir nicht anbieten, sind die Solarpanels. 

Was davon wird auch in Österreich angeboten und wie ist die Nachfrage? Welche Bedeutung hat Huawei am österreichischen PV-Markt?
So gut wie alle unsere Produkte im Photovoltaikbereich sind auch in Österreich über lokale Vertriebspartner verfügbar. Für gewöhnlich beginnen wir bei den Produkteinführungen mit dem chinesischen Markt, bringen dann aber auch so gut wie alle bewährten und gefragten Lösungen auf den europäischen, sobald sie alle lokalen Anforderungen und Zertifizierungen erfüllen. Vor allem unsere Wechselrichter zählen auch in Österreich zu den beliebtesten. 

Erst kürzlich wurde aus den USA vor Wechselrichtern aus chinesischer Produktion gewarnt. Experten hätten in einigen davon "verdächtige Funkmodule" gefunden, wenn auch nicht bekanntgegeben wurde, in wie vielen und von welchen Herstellern. Damit sollen sich theoretisch ferngesteuerte Blackouts erzielen lassen. Wie schätzt Huawei diese Gefahr ein?
Wir finden es sehr schade, dass man hier einfach pauschal chinesische Unternehmen in einen Topf wirft. Wir können natürlich nicht für andere chinesische Unternehmen sprechen, es gibt über eine Million, die im PV-Bereich aktiv sind, aber in unseren Produkten sind keine „verdächtigen Funkmodule“ verbaut. Es gibt weltweit wahrscheinlich kein Unternehmen, das mehr geprüft wird als Huawei. Jedes Produkt, das wir in Europa und Österreich auf den Markt bringen, erfüllt in allen Bereichen die höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Derartige Komponenten hätte man einerseits schon längst entdeckt und andererseits steht für uns immer der Kunde im Fokus, wir könnten es uns niemals leisten, das Vertrauen unserer Kunden derartig nachhaltig zu beschädigen. Darüber hinaus ist die Angst davor, dass über Wechselrichter ein Blackout erzeugt werden könnte, technologisch höchst unbegründet. Ein Wechselrichter ist eine viel zu kleine Komponente im gesamten Energiesystem. Selbst wenn Tausende auf einmal plötzlich verrücktspielen würden, gibt es genug interne und externe Sicherheitsvorkehrungen, die ein Blackout verhindern. 

© Huawei

Was kann man als Hersteller tun, um solche Bedenken zu zerstreuen? Was tut Huawei, um seine Lösungen in dieser Hinsicht abzusichern?
Wir können in erster Linie nur laufend darauf hinweisen, dass die Bedenken technologisch unbegründet und aufgrund von geopolitischen und wirtschaftlichen Interessen verbreitet werden. Huawei investiert jedes Jahr eine Milliarde Euro in den Bereich Cybersecurity und betreibt auch in Europa Transparenzzentren. Jeder zweite Huawei-Mitarbeiter auf der Welt ist im Bereich Forschung und Entwicklung tätig. Wir sprechen hier von mehr als 100.000 Menschen, die täglich daran arbeiten, dass unsere Produkte so sicher sind wie möglich. Wir halten uns an alle lokalen und überregionalen Vorgaben und können nur hoffen, dass unsere Mitbewerber in diesem Bereich ähnlich aktiv sind.

Lässt sich so ein Wechselrichter überhaupt vollständig absichern? Gewisse Schnittstellen nach draußen braucht es doch für die Steuerung, für Updates, für das Monitoring. Gerade wenn die Stromnetze immer smarter werden müssen.
Ein Wechselrichter an sich ist kein besonders intelligentes Gerät. Natürlich funktioniert er mit Internetverbindung besser und laufende Updates verbessern die Effizienz. Tatsächlich kann man unsere Wechselrichter aber auch einfach vom Netz nehmen und sie funktionieren trotzdem problemlos weiter. Nachdem das aber nicht Sinn der Sache sein sollte, sorgen wir dafür, dass unsere Wechselrichter nach außen hin so resilient wie möglich sind. Auch wenn Wechselrichter keine sensiblen Daten verarbeiten, ist es uns zudem wichtig, dass alle Daten in Europa bleiben. In der Praxis heißt das, dass unsere Wechselrichter, wenn sie mit dem Internet verbunden sind, ihre Daten nach Frankreich und nicht nach China schicken. Dort liegen sie bei einem bekannten europäischen Telekom-Unternehmen und werden von unabhängigem Personal verwaltet.

In welche Richtung geht die Entwicklung im Photovoltaik-Bereich? Woran arbeitet Huawei gerade? Ist es "nur" mehr Effizienz bei PV-Modulen und höhere Kapazität bei der Stromspeicherung? Oder werden vielleicht auch neue Ansätze verfolgt?
Photovoltaik wird für die Energiewende eine ganz zentrale Rolle spielen und es ist wichtig, dass der Bereich weiter fokussiert wird. Wirtschaftlich sind die Zeiten sicher etwas schwieriger für die Branche geworden, der Ausbau schreitet aber kontinuierlich voran. Tatsächlich sind Batteriespeicherlösungen momentan sehr gefragt und wir konnten in diesem Bereich große Fortschritte erzielen, die nun auch in Österreich verstärkt Anwendung finden. Wie in vielen anderen Bereichen eröffnet KI auch bei der Photovoltaik neue Möglichkeiten. Wir sprechen hier etwa von intelligenten Ladeparks, für die es eben unter anderem auch effiziente Batteriespeicherlösungen braucht. Vor wenigen Monaten wurde in diesem Bereich etwa in Wolkersdorf ein Vorzeigeprojekt fertiggestellt und eröffnet. Wer sich für neue Ansätze im PV-Bereich interessiert, dem kann man einen Blick dorthin nur empfehlen. 

Vielen Dank für das Gespräch! (RNF)