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Jerome Berger, Geschäftsführer Arburg Österreich: "Automatisierung und Turnkey-Anlagen sind sehr kundenspezifische und überdurchschnittlich wachsende Bereiche. Je weiter wir uns von Serienmaschinen und Standardproduktion entfernen, desto individueller werden die Anforderungen." © C. Streili

Jerome Berger, Geschäftsführer Arburg Österreich, im Interview.

Mitten im Kremstal, dem österreichischen "Plastic Valley", sitzt der Spritzgießmaschinenhersteller Arburg mit seinem ATC Inzersdorf. Geschäftsführer Jerome Berger gewährt im Interview exklusive Einblicke in das breite Leistungsportfolio.

Herr Berger, zunächst einmal die Frage: Wer ist Arburg und was tut das Unternehmen in Österreich?
Arburg ist ein deutsches Familienunternehmen mit Hauptsitz in Loßburg/Schwarzwald. International zählt es zu den führenden Herstellern von Spritzgießmaschinen und Peripherie sowie Systemen zur industriellen additiven Fertigung. Arburg ist Vorreiter bei den Themen Automation und Turnkey, Produktions- und Energieeffizienz sowie Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

In Österreich sind wir in unserem ATC Inzersdorf in der Schwerpunktregion für die Kunststoffverarbeitung im Kremstal angesiedelt. Über unsere Schwerpunktsetzungen hinaus helfen wir unseren Kunden auch durch viele enge Kooperationen mit landesweiten und regionalen Schulen, Universitäten, Institutionen wie der Berufsschule Steyr und dem Kunststoff-Cluster weiter. Eine besondere Verbindung besteht zum Unternehmen Haratech in Linz, mit dem wir im Bereich industrielle additive Fertigung intensiv kooperieren. Das Unternehmen ist Experte im 3D-Druck und hat unseren Freeformer im Einsatz. Haratech fertigt sowohl Prototypen- als auch Serienteile in diesem Sektor, auch in Verbindung mit Arburg-Spritzgießtechnik.

Die Intertool wartet in diesem Jahr mit den Schwerpunktthemen "Additive Fertigung, Automatisierungstechnik und Digitalisierung" auf. Was bieten Sie Ihren Kunden in diesen Bereichen? 
Im Bereich industrielle additive Fertigung und 3D-Druck kann Arburgadditive mit einem breiten Produktportfolio alle Kundenanforderungen erfüllen. Zum einen durch den Freeformer, mit dem sich belastbare, qualitativ hochwertige Kunststoffteile fertigen lassen. Das Besondere daran: Das offene System des Arburg-Kunststoff-Freiformens (AKF) bietet Interessenten maximale Freiheit in der additiven Verarbeitung qualifizierter Standardgranulate, also von Originalmaterialien, wie sie auch beim Kunststoff-Spritzgießen eingesetzt werden.

Durch Variieren der Prozessparameter lassen sich die Bauteil-Eigenschaften darüber hinaus ganz gezielt beeinflussen. Zum anderen können wir unseren Kunden auch 3D-Drucker von innovatiQ anbieten, einem zur Arburg-Familie gehörenden Unternehmen. Mit diesen Druckern lassen sich die bekannten Filamente, aber auch Flüssigsilikone über das Liquid Additive Manufacturing (LAM) verarbeiten – unser Alleinstellungsmerkmal hier. Haratech kennt die Vorteile beider Verfahren ganz genau. Deshalb kooperiert das Unternehmen im Bereich additive Manufacturing sehr eng und exklusiv mit Arburg – in Ausbildung, Anwendung und Schulung.

Das ATC Inzersdorf im Kremstal ist der zentrale Anlaufpunkt für alle Arburg-Kunden und -Interessenten. Hier sind Showroom bzw. Anwendungstechnikum (inkl. Maschinen für Versuche und Bemusterungen), Beratung, Schulung und Service an einem Ort zusammengefasst. © Arburg

 

Thema Automatisierung: Wo liegen die Vorteile von Arburg in diesem Sektor?
Grundsätzlich ist dazu zu sagen, dass der Bereich Automatisierung und Turnkey-Anlagen ein sehr kundenspezifischer und überdurchschnittlich wachsender ist. Je weiter wir uns von Serienmaschinen und Standardproduktion entfernen, desto individueller werden die Anforderungen. Hier stehen wir als Systemlieferant zur Verfügung, und zwar mit Technik und Dienstleistungen von der Idee bis zur Serienfertigung. Dazu haben wir während der letzten Jahre in Österreich ein Partnernetzwerk mit Arburg als Generalunternehmer aufgebaut, auf das man sich rundum verlassen kann. Arburg feiert in diesem Jahr "30 Jahre Automation und Turnkey". D. h., es ist ein großes Erfahrungs- und Wissenspotenzial im gesamten Unternehmen vorhanden.

Als "One-Stop-Shop" kommen Interessenten mit ihrer Produktidee auf uns zu. Wir beraten sie dann von der Auslegung ihrer Teile über die notwendige Anlagen- und Anwendungstechnik, bei der Werkzeuggestaltung, entwickeln, konfigurieren und bauen die gesamte Anlage mit unseren ausgesuchten Partnern auf, fahren sie ein, liefern sie aus und installieren sie vor Ort. "Plug and play" sozusagen. Und wenn zusätzliche Serviceleistungen notwendig werden, dann sind wir immer für unsere Kunden da. Sie bekommen also ein "Rundum-sorglos-Paket" von uns über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.

Mit Industrie 4.0 ist die Digitalisierung auch bei der breiten Masse der Spritzteilhersteller angekommen. Mit welchen Maßnahmen hilft Arburg seinen Kunden hier?
Smarte Fertigung und Digitalisierung haben sich mit Lichtgeschwindigkeit entwickelt, sie sind die Zukunft. Zur Steigerung von Effizienz und Wirtschaftlichkeit eignet sich unser Arburg Leitrechnersystem ALS als MES-System hervorragend. Ab den Technologie Tagen 2024 gibt es die neue Version ALS 8.0: Diese punktet nicht nur durch ihren modernen Look-and-Feel, sie unterstützt auch die papierlose Fertigung. ALS "denkt" bspw. mit und liefert Vorschläge für eine "Best-Fit"-Maschine. 

In unserer arburgXworld haben wir die digitalen Arburg-Produkte und Services gebündelt und bauen sie kontinuierlich weiter aus. Wer noch flexibler und wettbewerbsfähiger Kunststoffteile fertigen möchte, nutzt das Kundenportal, um direkt und schnell z. B. Ersatzteile zu bestellen, Maschinen zu konfigurieren oder Antworten auf ungeplante Produktionsunterbrechungen zu bekommen. Mit der kostenlosen Basic-Version verschaffen wir unseren Kunden einen aktuellen Überblick zu ihrem Maschinenpark, dem Ersatzteil-Shop sowie eine einfache Kommunikation mit Service oder Anwendungstechnik 24/7. Das Ausstattungspaket "Premium" enthält darüber hinaus umfangreiche Berechnungstools und Wissensdatenbanken zur Planung von Fertigungsprozessen. Und wer noch mehr will, wählt das Paket "Premium Connect", das verlässliche Onlineinformationen über Maschinen und Prozesse laufend erfasst und aufbereitet. Wer sich für diese smarte Art der Digitalisierung und Unterstützung interessiert, findet dazu mehr unter dem Suchwort "arburgXworld" auf der Arburg-Homepage.

Sie scheinen gut für die zukünftigen Herausforderungen im Kunststoffsektor aufgestellt. Hier hat aber in letzter Zeit die Nachhaltigkeitsdiskussion einen breiten Raum eingenommen. Hat Arburg auch dafür Lösungen anzubieten?
Aber natürlich. Denn solche Aktivitäten sind nicht nur im Schwarzwald angesagt, sondern auch und gerade in Österreich. Nachhaltigkeit gehört zur DNA von Arburg, und mit unserer Initiative "arburgGREENworld" bündeln wir alle Aktivitäten zu Circular Economy, CO2-Reduktion und Ressourcenschonung. Unser Ziel ist es, die Energie- und Produktionseffizienz in der Kunststoffverarbeitung zu steigern, unsere Produkte wie unsere Produktion noch nachhaltiger und unseren eigenen wie den CO2-Fußabdruck unserer Kunden noch kleiner zu machen. Dazu sparen wir Ressourcen dank hoher Eigenfertigung, meist regionaler Zulieferer und IT-vernetzter Produktion am Unternehmensstandort Loßburg.

Unsere effizienten Maschinen – ihr Anteil betrug 2021 bereits 77 Prozent – sorgen dafür, dass unseren Kunden das genauso gut gelingt. Wir sind – auch in Österreich – an zahlreichen Projekten zur Circular Economy und Ressourcenschonung beteiligt. Unsere Allrounder-Spritzgießmaschinen können dank zahlreicher Steuerungsassistenten und technischen Ausstattungen wie etwa dem RecyclatePilot auch Rezyklate problemlos verarbeiten. Denn Kunststoff, davon sind wir überzeugt, ist nicht das Problem, sondern der Umgang der Menschen damit. (red.)

www.arburg.com