Paola Kosch, Gründerin Das Künstlerkollektiv © Paola Kosch
Digital- und AI-Transformationsexperte Nahed Hatahet im Gespräch mit Paola Kosch, Gründerin des Künstlerkollektivs.
Die Wiener Moderne war eine künstlerische Revolution, die neue Ausdrucksformen schuf und Disziplinen verschmelzen ließ. Gustav Klimt und seine Zeitgenossen prägten eine Epoche des Aufbruchs – ein Geist, der heute durch digitale Technologien und künstliche Intelligenz neu entfacht wird. Doch wie verändert sich Kunst im digitalen Zeitalter? Und wie lassen sich Tradition und Zukunft verbinden?
In diesem inspirierenden Gespräch mit Paola Kosch, Gründerin des Künstlerkollektivs, tauchen wir ein in die Welt der digitalen Kunst. Wir sprechen über die Synergien zwischen analoger Kunsttradition und neuer Technologie, über die Herausforderungen und Chancen von KI in der Kunst – und darüber, warum Klimts Visionen auch im digitalen Zeitalter nichts von ihrer Strahlkraft verloren haben.
Paola, kannst du uns erzählen, wie es zur Gründung des Künstlerkollektivs kam und was dich persönlich dazu motiviert hat und was das mit künstlicher Intelligenz zu tun hat?
Als ich zwölf war, starb mein Vater und dieser Verlust legte eigentlich den Grundstein für meinen kreativen Weg. Diese Erfahrung prägte mich und ließ meine Leidenschaft für Kunst und Technologie erblühen. Inspiriert von Videospielen und Science-Fiction stellte ich mir vor, dass Kunst mehr sein kann als etwas rein Visuelles – sie sollte interaktiv und erlebbar sein. 2017 in Kroatien kam mir die Idee, und am 21. November 2020 gründete ich unser Künstlerkollektiv. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz verbinden wir traditionelle Kreativität mit moderner Technologie und schaffen so einen lebendigen Dialog zwischen Mensch und Maschine.
Was genau ist das Künstlerkollektiv – eine Plattform, eine Bewegung oder etwas ganz anderes? Und welche Vision verfolgst Du mit diesem Projekt, insbesondere in der Verbindung von Kunst, Gemeinschaft und neuen Technologien?
Das Künstlerkollektiv ist für mich weit mehr als nur eine Plattform – es ist eine lebendige Bewegung, in der Kunst, Gemeinschaft und Technologie auf innovative Weise miteinander verschmelzen. Unsere Vision ist es, Kunst als eine dynamische Erfahrung zu gestalten, bei der traditionelle Kreativität durch die Zusammenarbeit mit künstlicher Intelligenz völlig neue Wege geht.
Wir schaffen einen Raum, in dem jeder – unabhängig von seinen künstlerischen Fähigkeiten – sein Innerstes zum Ausdruck bringen und an sich entwickelnden Kunstwerken teilhaben kann. Unser Ziel ist es, den Dialog zwischen Mensch und Technologie zu stärken und eine neue Form der Kunst zu fördern, die die Zukunft aktiv mitgestaltet und niemanden ausschließt. Dabei geht es nicht nur um das fertige Werk, sondern um den kreativen Prozess selbst – ein Spiel aus Experiment, Reflexion und Interaktion, das ständig neue Impulse setzt und Grenzen herausfordert.
Unsere Wanderung vor ein paar Jahren war voller Ideen zu Kunst und Digitalisierung. Hat dieses Gespräch deine Sicht darauf verändert oder sogar die Idee zum Künstlerkollektiv und Ein Traum von Klimt beeinflusst?
Diese herbstliche Wanderung im Wienerwald war ein besonderer Moment – vor allem, weil du als Kunstliebhaber so begeistert warst. Die goldenen Blätter und das warme Licht erinnerten uns beide an Klimts Landschaften, und genau dort kamen wir ins Gespräch über Kunst, Digitalisierung und neue Ausdrucksformen.
Deine Leidenschaft und dein Blick als Kunstgenießer haben mich noch einmal bestärkt, meine Ideen weiterzuverfolgen. Es hat mir gezeigt, wie inspirierend der Austausch sein kann, wenn jemand so viel Freude an Kunst hat – und wie viel Potenzial darin liegt, Kunst und Technologie auf neue Weise zu verbinden.
Kunst lebt von Emotion und Ausdruck. Wie gelingt es euch im Kollektiv, individuelle Handschriften zu bewahren und gleichzeitig eine gemeinsame künstlerische Sprache zu entwickeln?
Kunst ist nie nur ein Produkt, sondern ein Erleben – ein Spiegel der eigenen Emotionen. Im Kollektiv geht es uns genau darum: Jeder bringt seine individuelle Welt, seine eigene Handschrift mit. Diese Vielfalt ist kein Nebeneffekt, sondern die Quelle unserer Kreativität.
Durch den Austausch, das Zuhören und das Integrieren der Ideen anderer entsteht etwas Gemeinsames, das die Unterschiede nicht verwischt, sondern sie zu einer neuen, lebendigen Sprache vereint. Dank digitaler Werkzeuge und künstlicher Intelligenz erweitern wir unsere Ausdrucksmöglichkeiten, ohne die Authentizität des Einzelnen zu verlieren. So schaffen wir einen Raum, in dem jede Emotion zählt und jede Idee ihren Platz findet – und die zugleich im kollektiven Werk einen eigenen, unverwechselbaren Ausdruck erhält.
Viele Künstler haben Bedenken, dass Technologie und KI den kreativen Schaffensprozess ersetzen könnten. Siehst du diese Entwicklung als Bedrohung oder als Chance für die Kunstwelt?
Ich persönlich sehe KI nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung. Natürlich verändert Technologie den kreativen Prozess, doch letztlich bleibt die künstlerische Vision immer in menschlicher Hand. Für mich ist KI ein Werkzeug, das neue Perspektiven eröffnet und kreative Grenzen verschiebt. Sie kann uns dabei helfen, Ideen zu entwickeln, auf die wir allein vielleicht nie gekommen wären.
Doch die Essenz der Kunst – unsere Emotionen, unser Blick auf die Welt – kann keine Maschine ersetzen. Genau hier liegt das Potenzial: Indem wir KI klug einsetzen, erweitern wir unsere Möglichkeiten, ohne unsere individuelle Handschrift zu verlieren.
Vielen Dank für den künstlerischen und charmanten Austausch liebe Paola, wie immer sehr bereichernd mit Dir und wir sehen uns dann „im“ Traum von Klimt, ich darf schon vorweg verraten, dass ich ein Teil der Performance sein darf. Ich freue mich sehr darauf.
Lieber Nahed, vielen Dank für dieses inspirierende Gespräch! Ich freue mich riesig darauf, dich in „Ein Traum von Klimt“ an meiner Seite zu haben und gemeinsam diese Performance zum Leben zu erwecken. Bis dahin wünsche ich dir – und allen, die uns gelesen haben – eine kreative Zeit voller neuer Ideen. Es wird ein unvergesslicher Moment, in dem digitale Kunst und menschliche Präsenz zu etwas ganz Neuem verschmelzen.
Das Interview wurde vom Digital- und AI-Transformationsexperten Nahed Hatahet für seinen Blog geführt.
www.nahedhatahet.eu
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