++ ARCHIVBILD ++ USA wollen ab 1. Oktober 100 Prozent Zoll auf Medikamente © APA - Austria Presse Agentur

Laut einer Mitteilung von US-Präsident Donald Trump wird ab dem 1. Oktober 2025 ein US-Zoll von 100 Prozent auf importierte Marken-Arzneimittel gelten. Der Zoll entfalle jedoch, wenn ein Pharmaunternehmen mit dem Bau einer Fabrik in den USA begonnen habe, schreibt Trump auf seiner Online-Plattform. Nach Einschätzung der EU-Kommission schützt jedoch das Zollabkommen mit den USA europäische Pharmaunternehmen vor den neu angekündigten US-Zöllen auf Arzneimittel.

In der gemeinsamen Erklärung vom August sei eine "eindeutige und umfassende Obergrenze von 15 Prozent für EU-Exporte" festgehalten, teilte ein Kommissionssprecher am Freitag mit. Dies stelle "eine Art Absicherung dar, dass für europäische Wirtschaftsakteure keine höheren Zölle eingeführt werden", erläuterte er.

Ebenfalls ab dem 1. Oktober 2025 werden die USA laut Trump einen Zoll von 25 Prozent auf alle importierten schweren Lastwagen erheben. Er wolle die heimischen Hersteller vor unfairem Wettbewerb aus dem Ausland schützen, schreibt Trump. Die Maßnahme werde US-Herstellern wie Peterbilt, Kenworth und Freightliner zugutekommen. Zudem sei es aus Gründen der nationalen Sicherheit notwendig, dass die Transportunternehmer in den USA finanziell gesund und stark seien. Gleichzeitig kündigt Trump Zölle in Höhe von 30 Prozent für Polstermöbel und von 50 Prozent für Küchenmöbel und Badezimmerausstattung an. Auch diese sollen ab dem 1. Oktober gelten. Ob die neuen Regelungen auf bereits geltende Abgaben - etwa länderspezifische Sätze - draufgeschlagen werden, war zunächst unklar.

Mögliche Folgen für heimische Pharmaindustrie

Neue Zölle würden auch die Pharmaindustrie in Österreich treffen. Pharmazeutische Produkte waren im vergangenen Jahr eine der am stärksten wachsenden Warengruppen für den Export in die USA. Laut Daten der American Chamber of Commerce (AmCham) betrugen die Pharmaexporte 2024 rund 4,5 Mrd. Euro, ein Plus von gut 83 Prozent zu 2023. Medikamente waren demnach nach "Maschinen und Geräten" die zweitwichtigste Produktgruppe.

Auch die deutsche Pharmaindustrie hatte Zölle gefürchtet: Die USA sind ihr wichtigster Exportmarkt, knapp ein Viertel der deutschen Pharma-Exporte geht dahin. Aber die Zölle sind auch für Indien schmerzhaft: Das südasiatische Land exportiert vor allem Arzneimittel in die USA.

Die deutsche Pharmabranche hat rund 130.000 Beschäftigte. 2024 gingen dem Statistischen Bundesamt zufolge Waren im Wert von 27 Mrd. Euro in die USA. Damit ist die deutsche Pharmabranche wesentlich stärker vom US-Markt abhängig als etwa der Maschinenbau und die Chemieindustrie. Besonders gefragt waren etwa Impfstoffe.

Auch Schweizer Pharmabranche enttäuscht

Die Schweizer Pharmabranche zeigte sich ebenfalls enttäuscht. Man habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den "Paradigmenwechsel", auf Pharmaprodukte Zölle zu erheben, zu verhindern, sagte René Buholzer, der Geschäftsführer von Interpharma, dem Verband der 23 forschenden Pharmaunternehmen, im Schweizer Radio SRF. Historisch habe es bisher weltweit keine Zölle auf Medikamente gegeben, sagte er. "Weil es ja nicht Sinn macht, schwer kranke Menschen noch mit verteuerten Produkten zu versorgen, wo der Staat davon profitiert."

Die beiden größten Schweizer Pharmafirmen, Novartis und Roche, kommentierten die Zollankündigung auf Nachfrage zunächst nicht. Sie könnten aber mit besseren Konditionen davonkommen. Trumps Ankündigung gilt nur für Produkte von Firmen, die nicht in den USA produzieren. Beide hatten aber bereits im Frühjahr große Investitionen in den USA über die nächsten fünf Jahre angekündigt.

Die Schweizer Wirtschaft ist seit August bereits durch 39 Prozent Zölle auf US-Exporte belastet. Einige exportierende Firmen haben deshalb Kurzarbeit angemeldet. Die Pharmaindustrie war davon ausgenommen. Pharmaprodukte machen 50 Prozent der Exporte in die USA aus. Das trägt zum großen Handelsbilanzüberschuss bei, der Auslöser für die Verhängung der hohen Zölle war. In der Schweiz trägt Pharma zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.

USA als lukrativer Markt für Pharmakonzerne

Die USA sind auch deshalb so wichtig für die deutsche Pharmabranche, weil Amerika ein sehr lukrativer Absatzmarkt ist: Dort gibt es keine so strenge Preisbindung für Medikamente wie in Deutschland, wo der Gesetzgeber in den Markt für verschreibungspflichtige Medikamente eingreift.

In den USA sind die Arzneipreise in der Regel deutlich höher als in anderen Industrieländern. Das kritisiert Trump und sieht ein Ungleichgewicht im internationalen Vergleich. Er ist der Ansicht, dass die Amerikaner mit den höheren Preisen die Forschung mitbezahlen, wovon dann auch andere Länder profitieren.

Auch auf andere Importe gibt es ab Oktober neue Zölle

Doch nicht nur Arzneimittelimporte sollen mit neuen Zöllen belegt werden: Ab Oktober will Trump auf Möbel wie Küchenschränke und Badezimmerausstattung einen Aufschlag von 50 Prozent erheben, wie er in einem weiteren Post bekannt gab.

Polstermöbel sollen zusätzlich mit einem Zoll von 30 Prozent belegt werden. Viele Möbel im niedrigeren Preissegment kommen aus Südostasien. Auf große, schwere Lastwagen will Trump indes Zölle in Höhe von 25-Prozent verhängen.

Der US-Präsident begründet sein Vorgehen mit der "nationalen Sicherheit". Trump sieht die US-Wirtschaft in großer Gefahr, weil sie seiner Meinung nach von anderen Ländern über Jahre hinweg betrogen wurde. Mit seinen Zöllen - so argumentiert er - werde die heimische Wirtschaft gestärkt: Denn wenn Importe aus dem Ausland teurer werden, könnte sich die Bevölkerung verstärkt für US-Produkte entscheiden.