Die Sortieranlage in Enns hat eine Jahreskapazität von 100.000 Tonnen © APA - Austria Presse Agentur
Die EU hat den Mitgliedsstaaten beim Recycling von Verpackungen und Altpapier ehrgeizige Vorgaben gemacht. Die Altstoff Recycling Austria (ARA) übertraf die bisherigen Ziele und wird auch die ab heuer geltenden, strengeren Vorgaben erreichen, teilte die ARA bei einem Hintergrundgespräch vor Journalisten mit. Andere Mitgliedsstaaten fielen mit unglaubwürdigen Angaben beim Europäischen Rechnungshof auf. Die ARA sieht noch Potenzial, die heimischen Recyclingquoten zu erhöhen.
Die österreichischen Haushalte sammelten im Vorjahr rund 1,02 Mio. Tonnen an Verpackungen und Altpapier und damit etwas mehr als im Jahr zuvor. Während es bei Glas und Papier leichte Rückgänge gab, wurde bei Leicht- und Metallverpackungen mehr gesammelt. Österreich erwies sich bisher als Musterschüler bei den Recyclingquoten und steht auch in Hinblick auf die EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation - PPWR) gut da: Bei Papier lag die Vorgabe bisher bei 60 Prozent, für heuer wird sie auf 75 Prozent hinaufgesetzt - und Österreich kommt auf 80 Prozent. Bei Kunststoff lag Österreich mit einer Quote von 30 Prozent über der EU-Vorgabe von 22,5 Prozent ab 2020. Im Bereich der ARA Lizenzmengen lag man bei 38 Prozent. Und bei der ARA ist man optimistisch, die für heuer festgelegte Quote von 50 Prozent zu schaffen. Bei Eisenmetallen, Aluminium und Glas liegt Österreich mit 83 Prozent bereits jetzt deutlich über den EU-Vorgaben für 2030. Bei Verpackungen und Siedlungsabfall liegt man nur geringfügig unter den Recyclingzielen für 2030.
Das heuer eingeführte Pfandsystem für Pet-Flaschen und Getränkedosen drücke einerseits auf die Lizenzeinnahmen, andererseits entfallen damit auch Rohstoffe. Die ARA hat daher die Gebühren angehoben - im Vergleich zu anderen Anbietern jedoch moderat, wie ARA Vorstandssprecher Harald Hauke anmerkte. Für Kunststoffverpackungen stiegen die Gebühren um 15 Prozent, jene für Metallverpackungen sogar um 50 Prozent, wie FPÖ-Umweltsprecher Thomas Spalt in einer Aussendung anmerkte. "Gerade diese eklatanten Gebührenerhöhungen markieren einen denkbar unrühmlichen Start dieses neuen Pfandsystems", so Spalt.
Potenzial bei Gewerbebetrieben
Während die Haushaltssammlung von Verpackungen und Altpapier gut funktioniere, gebe es bei der Gewerbesammlung noch Potenzial, merkte ARA Vorstand Thomas Eck an. Zwar seien Gewerbebetriebe seit Anfang 2023 verpflichtet, ihre Verpackungsabfälle getrennt zu sammeln und sortenrein an Sammel- und Verwertungssysteme zu übergeben. Aber der Transportkostenzuschuss, der ihnen zugestanden wird, ist offensichtlich kein entsprechender Anreiz. Von den 100.000 Tonnen Kunststoffverpackungen des Gewerbes wird laut ARA nur rund ein Drittel getrennt übergeben, der Rest landet im unsortierten Gewerbemüll und wird thermisch verwertet. "Hier müssen die Bestimmungen überarbeitet werden", so Eck. Viele Gewerbebetriebe hätten nicht den Platz, um die Verpackungen getrennt zu lagern, merkte der ARA Vorstand an.
Derzeit werden die von den Mitgliedsstaaten gemeldeten Recyclingquoten unzureichend auf Plausibilität geprüft, verwies die ARA auf eine entsprechende Kritik des Europäischen Rechnungshofs. Bei einem Land mit einer Recyclingquote von 37 Prozent und einer Kunststoff-Recyclingquote von 32 Prozent seien mafiöse Strukturen zu verorten, merkte der Rechnungshof an. Hier könnten fiktive Abfälle als recycelt gemeldet worden sein.
Prüfung der Recyclingquoten
"Die Wirtschaft hat hierzulande in den letzten Jahren massiv investiert, um die rechtlichen Vorgaben zu erfüllen und die 50 Prozent Recyclingquote im Kunststoffbereich ab 2025 zu erreichen", sagte Hauke. Dies dürfe aber kein Wettbewerbsnachteil sein. "Darum fordern wir, dass die gemeldeten Recyclingquoten von der EU geprüft werden."
Ab 2030 ist in Kunststoffverpackungen der Mindesteinsatz von Rezyklaten im Ausmaß von 10 bis 35 Prozent vorgeschrieben. Bis 2040 steigen diese Werte auf 25 bis 65 Prozent an. Die ARA bereitet sich mit einer neuen Sortieranlage sowie einer Polyolefin-Aufbereitungsanlage auf diese neuen Bestimmungen vor. Mit der Aufbereitungsanlage bei Pöchlarn können jährlich 20.000 Tonnen Sortierreste aus Kunststoff verarbeitet werden, die bisher nur mehr als Ersatzbrennstoff Verwendung fanden.