Nach dem Untergang der Credit Suisse (CS) werden die Karten im Schweizer Firmenkundengeschäft neu gemischt. Eine ganze Reihe von ausländischen Großbanken wittert gute Geschäfte und stockt ihre Teams auf, darunter die Deutsche Bank, BNP Paribas, Citi und Bank of America. "Wenn ein Akteur ausscheidet, beginnt die `Reise nach Jerusalem` und das schafft Gelegenheiten", erklärt Enna Pariset, die das Geschäft der französischen BNP in der Schweiz leitet. "Manchmal hat man Glück."

Angesichts der Umwälzung im Markt sei die Nachfrage groß, so BNP. Doch obwohl die ausländischen Institute ihre Dienstleistungen ausweiten, ist umstritten, ob die Marktmacht der neuen Megabank UBS gerade bei kleineren Firmen damit gebrochen wird.

"Kurz nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse haben die Unternehmen sofort Gespräche mit ausländischen Banken wie uns aufgenommen", erzählt Citi-Manager Jürg Hobi. Die Firmen hätten handeln müssen, weil eine so große Abhängigkeit von nur einer Bank riskant sei. Zudem bestehe die Gefahr, dass das Kreditangebot schrumpfe. Nachdem Citi im September 2022 die Betreuung von lokalen mittelständischen Firmen mit internationalem Geschäft aufgenommen habe, beschäftige der Konzern in dem Bereich jetzt acht Mitarbeiter, erklärte Hobi. "Die Ereignisse bei der Credit Suisse haben unsere Initiative im Commercial Banking beschleunigt." Bis 2028 will Citi den Personalbestand im Commercial Banking in dem Land verdoppeln.

Auch die Deutsche Bank ist im Expansionsmodus. Im Schweizer Firmenkundengeschäft arbeiteten rund fünfzig Personen - zehn Prozent mehr als Anfang 2023, erläutert Veronique Voser, die den Bereich in Deutschland, der Schweiz und Österreich verantwortet. "Die Bewegung im Schweizer Markt hat dazu beigetragen, dass wir uns 2023 dazu entschlossen haben, unseren Zielmarkt auszuweiten und auch größere Mittelstandsunternehmen mit Umsätzen ab 500 Millionen Franken (rund 525 Mio. Euro) direkt aus der Schweiz heraus zu betreuen. Dafür haben wir ein neues Team aufgebaut." Viele Firmenkunden hätten begonnen, die Bankbeziehungen neu zu verteilen. "In diesem Zusammenhang konnten wir sowohl Neugeschäft gewinnen als auch unser Geschäftsvolumen mit bestehenden Kunden vergrößern." Die Erträge seien 2022 und 2023 jeweils prozentual zweistellig gewachsen.

Die Credit Suisse galt lange Zeit als der Primus im Schweizer Firmenkundengeschäft. Doch eine lange Reihe von Skandalen und Fehlschlägen sorgte dafür, dass vor allem Privatkunden ab Herbst 2022 Reißaus nahmen und erst die Notübernahme durch die UBS den Bankensturm stoppte. Inzwischen ist die UBS mit großem Abstand die Nummer eins des Landes. Während das Geschäft mit privaten Kleinkunden, mit Reichen oder auch mit Konzernen wie Nestle oder Novartis umkämpft bleibt, befürchten kleinere Firmen, dass das Kreditangebot schrumpfen und die Preise anziehen könnten. "Im Corporate Banking stehen für diverse Kundensegmente aktuell keine vollwertigen Alternativen zur fusionierten UBS zur Verfügung, was in diesen Segmenten Raum für Margenausweitung eröffnet", hieß es in einem kürzlich veröffentlichten Gutachten der Schweizer Wettbewerbshüter (Weko).

"Was die Kreditfinanzierung betrifft, so habe ich Fälle erlebt, in denen Wettbewerber die Preise erhöht haben und die Kunden uns gebeten haben, als Alternative einzuspringen", beschreibt BNP-Managerin Pariset den Markt. BNP habe keinen Grund gesehen, selbst die Preise zu erhöhen.

Nicola Tettamanti, Präsident des Maschinenbauerverbands Swissmechanic, begrüßt den Schritt der ausländischen Banken. "Als Anhänger des Wettbewerbs fühle ich mich mit mehr Akteuren auf dem Markt wohl. Das wird zu besseren Dienstleistungen und besseren Preisen führen." Er denke, dass sich die Institute zuerst auf die großen Unternehmen konzentrierten, aber danach dürften auch kleinere Firmen profitieren.

Die UBS wird nicht müde zu betonen, dass der Wettbewerb immer noch funktioniert. Schweiz-Chefin Sabine Keller-Busse sagte kürzlich in einem Interview zur Frage, ob sie spüre, dass andere Banken der UBS Firmenkunden abjagen wollten: "Extrem, und zwar seit die Credit Suisse in Schieflage geraten ist."

Bei kleineren Firmen sieht die französische BNP, die selbst vor allem Unternehmen ab einem Umsatz von 200 Millionen Franken bedient, dennoch einen Engpass und will gegensteuern. Pariset zufolge arbeiten die Franzosen daran, mittelständischen Firmen im Exportgeschäft zu helfen. BNP habe im Firmenkundengeschäft und im Investmentbanking seit 2022 rund 50 Mitarbeiter eingestellt und beschäftige derzeit etwa 220. Rund ein Dutzend sei von der Credit Suisse gekommen. Nachdem das Institut das Franken-Anleihen-Geschäft 2023 ausgebaut habe und inzwischen zur Nummer zwei aufgestiegen sei, wolle BNP nun auch in das Geschäft mit Aktienrückkäufen für Unternehmen und Finanzinstitute einsteigen, sagt Pariset.

Auch für die Bank of America war der Marktumbruch ein Katalysator, um das Wachstum anzukurbeln. Die Leiterin des Schweizer Firmenkundengeschäfts, Brooke Wachtel, sieht nur ein begrenztes Zeitfenster, um die Gelegenheit zu nutzen: "Die Unternehmen suchen nach neuen Bankpartnern und werden diese Lücke in den nächsten zwölf bis 18 Monaten voraussichtlich füllen."

(APA)