Die Autoindustrie will den Verbrennungsmotor nicht völlig abschreiben © APA - Austria Presse Agentur

Vertreter der Autoindustrie fordern erneut, bei der Dekarbonisierung des Mobilitätssektors auf verschiedene Antriebstechnologien zu setzen. "Wir sind überzeugt, dass es nicht die eine Alternativtechnologie gibt, die uns zu Netto-null-Emissionen bringt." Es brauche eine Kombination aus verschiedenen Technologien und alternativen Kraftstoffen, um die Klimaziele zu erreichen, sagte Ingo Scholten, Technologievorstand von Horse Powertrain, am Montag.

Trotz einer Transformation der Branche dürfe man den Verbrennungsmotor weiterhin nicht abschreiben. "In der Euphorie rund um die Elektrifizierung wurde der Verbrennungsmotor voreilig für tot erklärt", so der Manager beim Pressegespräch im Vorfeld des 46. Internationalen Wiener Motorensymposiums, das im Mai stattfinden wird. Horse Powertrain ist ein Gemeinschaftsunternehmen der Automobilhersteller Geely (China) und Renault (Frankreich). Laut Scholten bleiben Verbrennungsmotoren fester Bestandteil der Mobilität. Die Zukunft gehöre "Seite an Seite mit den Elektrofahrzeugen" einer Kombination aus Verbrennern, hybriden Batterien und Brennstoffzellen. "Das gemeinsam mit einer Vielzahl an Kraftstoffen: Ethanol, Methanol, LPG (Autogas), CNG (Erdgas), E-Fuels und natürlich auch Wasserstoff", prognostizierte Scholten. Automobilhersteller, die technologisch breit aufgestellt sein möchten, müssten ihre Investitionen in ihre Produktionsstätten vervielfachen. Laut Scholten ist das in einer Zeit "beispielloser Konkurrenz praktisch nicht möglich".

Transformation bei Lkw erwartet

Die Diskussion über alternative Antriebsarten für Autos wird längst breit geführt. Ähnliches sieht der MAN-Entwicklungsvorstand, Frederik Zohm, für Lkw kommen. "Im Lkw-Bereich beginnt die Transformation." Alle Hersteller hätten sich auf den Weg gemacht, entsprechende Antriebskonzepte anzubieten, so Zohm. Er gehe davon aus, dass bei den Lkw bis 2030 eine "sehr große Transformation" stattfinden wird. Dennoch betonte auch Zohm die bleibende Relevanz von fossilen Antriebstechnologien. "Wichtig ist aber immer: Diesel ist das Rückgrat, damit verdienen unsere Kunden heute das Geld und damit werden sie auch morgen noch verdienen", sagte der MAN-Manager.

Insbesondere Lkw sind sehr viel auf der Straße unterwegs und haben somit auch einen hohen Kraftstoffverbrauch. Laut Zohm fährt ein Lkw rund 100.000 bis 200.000 Kilometer pro Jahr. Durchschnittlich würden seine Kunden so rund 30.000 Liter Diesel pro Jahr für einen Lkw kaufen. Somit seien die Kraftstoffkosten ein wesentlicher Faktor für die Abnehmer. Diese Dimensionen würden gleichzeitig auch eine Chance zur Dekarbonisierung bieten, so Zohm angesichts der Menge an fossilen Antriebsstoffen, die reduziert werden kann. Zugute komme den batterieelektrisch betriebenen Lkw die vorgeschriebene Pause für Lkw-Fahrerinnen und Lkw-Fahrer, während dieser das Fahrzeug aufgeladen werden kann.

Im Hinblick auf Alternativen im Mobilitätssektor bremste Zohm jedoch gleichzeitig die Hoffnungen. Beim Wasserstoffantrieb habe es in den letzten fünf Jahren zwar Fortschritte gegeben, diesen kostengünstiger zu gestalten, aber man sei "bei Weitem" noch nicht in einem wettbewerbsfähigen Preisbereich. Auch bezüglich der Brennstoffzelle seien die Fortschritte "nicht groß genug", um diese Alternative preislich attraktiv anbieten zu können. Er beobachte die Entwicklung hier jedoch sehr genau, da ein Durchbruch ein "Gamechanger" sein könnte, so Zohm.