Betroffen war vor allem der internationale Luftverkehr © APA - Austria Presse Agentur

Ein fehlerhaftes Software-Update hat weltweit weitreichende Störungen ausgelöst. Betroffen sind vor allem Flughäfen, aber auch Banken, Unternehmen, Telekom-Firmen, Krankenhäuser und Rundfunksender hatten mit Störungen zu kämpfen. Ursache war offenbar ein fehlerhaftes Update eines IT-Sicherheitssystems mit dem Namen "Falcon Sensor" des Herstellers Crowdstrike.

Die IT-Sicherheitsfirma bestätigte den Fehler und erklärte ihn zu Mittag bereits für behoben. Kunden würden nun auf ein Download-Portal für ein neues Update verwiesen. Der Fehler habe in einer Aktualisierung der Crowdstrike-Software für Windows-Computer gesteckt, schrieb Crowdstrike-CEO George Kurtz auf der Online-Plattform X.

Es seien auch keine Cyberattacke und auch kein Sicherheitsvorfall gewesen. "Dies ist kein Sicherheitsvorfall oder Cyberangriff. Das Problem wurde identifiziert, isoliert und ein Fix bereitgestellt," so Kurtz.

Besonders betroffen war von den Technikproblemen der Luftverkehr. Am Airport Madrid saßen beispielsweise Hunderte Fluggäste fest und warteten auf Informationen über ihre jeweiligen Flüge. In Zürich waren zeitweise keine Landungen möglich. Die niederländische Fluggesellschaft KLM stellt wegen der weltweit aufgetretenen Computerprobleme den Großteil des Betriebs ein. Auch der Flughafen in Berlin musste zeitweise den Betrieb einstellen und am Flughafen Wien kam es ebenfalls zu Störungen.

Auch die deutsche AUA-Mutter Lufthansa und ihre Tochter Eurowings waren von den weltweiten Technikproblemen betroffen. Eurowings strich heute alle Flüge bis 15 Uhr, aber auch danach wurden vor allem innerdeutsche Flüge gecancelt, um das IT-System zu entlasten. In Großbritannien konnte der Nachrichtenkanal Sky News nicht senden. Auch der französische Bezahlsender Canal+ und TF1 waren von dem Technik-Ausfall betroffen. Australiens größte Bank, die Commonwealth Bank, teilte mit, einige Kundinnen und Kunden könnten aufgrund des Ausfalls des Dienstes keine Überweisungen tätigen. Die australische Regierung berief laut Nachrichtenagentur dpa-AFX wegen der weltweiten Computerprobleme sogar kurzfristig eine Krisensitzung ein.

In der Industrie litt unter anderem der Autobauer Mercedes-Benz unter den weltweiten Computer-Problemen. Eine Sprecherin sagte, das globale Produktionsnetzwerk sei teilweise betroffen gewesen und kehre nun wieder in den normalen Schichtbetrieb zurück. Man habe mit dem IT-Dienstleister des Autobauers Maßnahmen entwickelt, die man bereits ausrolle und die diese Störungen beheben würden.

Bei "Falcon Sensor" handelt es sich um ein System, das Aktivitäten in Echtzeit überwacht und Angriffe blockieren soll. Sicherheitsexperte Jürgen Schmidt von Heise Security bezeichnet es als "eine Art Next-Generation-Antivirus-Programm", das vor allem bei großen Unternehmen zum Einsatz komme. "Endkunden nutzen solche Systeme in der Regel nicht. Dennoch treffen sie freilich die Probleme, die bei den Dienstleistern, Unternehmen und Behörden durch den Einsatz entstehen."

Wie weit verbreitet weltweit die Sicherheitslösung von Crowdstrike ist, konnte man am Freitag aber nicht sehen. Für viele Crowdstrike-Kundinnen und -Kunden lief gar nichts mehr, weil ihre Rechner nur noch die berüchtigte Fehlermeldung "Blue Screen of Death" anzeigten und nicht mehr hochfuhren. Betroffen waren auch viele Anwenderinnen und Anwender, die nicht direkt Kunde bei Crowdstrike sind, sondern etwa den Microsoft-Service 365 nutzen.

Firmenchef Kurtz wird sich in den kommenden Tagen wohl noch vielen kritischen Fragen stellen müssen. Das automatische Ausspielen eines fehlerhaften Updates, das viele tausend Rechner weltweit zum Absturz bringt, könnte auf Mängel in der Qualitätssicherung hinweisen.