Der Handel durfte ausnahmsweise an einem Sonntag aufsperren © APA - Austria Presse Agentur

Das große Einkaufswochenende samt Sonntagspremiere ist in Österreich höchst unterschiedlich ausgefallen. Während mancherorts das Geschäft gut lief, blieb es anderenorts deutlich unter den Erwartungen. Einig war man sich, dass der zusätzliche Einkaufstag die Coronasorgen des Handels nicht vergessen ließ. Laut Schätzung des Handelsverband brachte der Sonntag Umsätze von 180 Mio. Euro, nach 380 Mio. Euro am Samstag.

Während der Obmann der Handelssparte in der Wirtschaftskammer, Rainer Trefelik, wie er sagte, keine Kristallkugel habe und deshalb noch nicht sagen könne, wie hoch die Sonntagsumsätze ausfielen, schätzte der Handelsverband diese auf 180 Mio. Euro. Damit übertraf die Schätzung die eigene Prognose, was den Handelsverband in einer Aussendung frohlocken ließ: Der 4. Adventsonntag habe sich als Familieneinkaufstag entwickelt. Handelsverband-Chef Rainer Will sprach von einem "sozialen Familienanlass".

"Heute hat's gepasst, die Sonntagsöffnung sollte aber eine einmalige Sache bleiben", fand Brigitte Hirschegger, Geschäftsfrau in der Linzergasse in der Salzburger Innenstadt. Als Betreiberin eines kleines Geschäfts sei sie eine große Gegnerin einer allgemeinen Sonntagsöffnung. Für kleine Geschäfte rechne es sich nur, wenn man selber drinnen stehe, dann müsse man keinem Mitarbeiter einen Sonntagszuschlag zahlen.

Für Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) steht eine generelle Sonntagsöffnung nicht zu Debatte, wie sie in der "Zeit im Bild 2" im ORF Sonntagabend sagte. Vorstellbar sei aber eine Ausweitung der Tourismuszonen, wo Geschäfte schon jetzt sonntags und abends länger offen sein dürfen. Potenzial ortet Schramböck insbesondere in der Bundeshauptstadt Wien. Wien sei das einzige Bundesland ohne Tourismuszone.

Auch Trefelik sah die außertourliche Sonntagsöffnung als absolut wichtig Botschaft in dieser schwierigen Zeit, sie sei aber keine Dauerlösung. Warum die Umsätze und Kundenfrequenzen so unterschiedlich ausfielen, habe mehrere Gründe, so Trefelik. Es gebe viele Einflussfaktoren und deshalb keine monokausale Erklärung. In Wien etwa habe diese Woche die noch geschlossene Gastronomie fehlt, ebenso wie die Hotellerie für die City-Boutiquen. Auch die Anti-Corona-Demos hätten viele potenzielle Kunden verschreckt.

In Oberösterreich, wo der Lockdown nach den hohen Infektionszahlen länger gedauert hat, dürften viele Menschen ihre Weihnachtsgeschenke woanders gekauft haben. Aber auch in anderen Bundesländer war die sonntägliche Einkaufslaune überschaubar und nicht vergleichbar mit dem Einkaufssamstag tags zuvor. Zweckoptimismus herrschte in Kärnten. Heinz Achatz vom Südpark in Klagenfurt sprach gegenüber der APA zwar von einer "nicht schlechten Kundenfrequenz".

Während etwa in Tirol und Vorarlberg das schöne Wetter offenbar eher zum Skifahren oder Spazierengehen genutzt wurde, strömten die Wienerinnen und Wiener in die Stadt. Sowohl in der Innenstadt als auch auf der Mariahilfer Straße waren viele Menschen unterwegs. Letztere war das Wochenende auf der gesamten Länge für den Verkehr gesperrt. Staus gab es dafür in so manchen Geschäften. Beachtliche Warteschlangen vor den Kassen mussten in manchen Mode-und Spielwarengeschäften oder auch in Buchhandlungen in Kauf genommen werden. Schuhe, Sportartikel und Weihnachtsdeko schienen ebenfalls begehrt zu sein. Im bekannten Wiener Kaufhaus Gerngross starteten erste Händler schon mit Schlussverkaufs-Rabatten.

Experten und der Handelsverband hatten bereits im Vorfeld damit gerechnet, dass die Geschäfte am Sonntag nicht mit einem Einkaufssamstag vergleichbar sein werden. Dennoch dürfte das Wochenende in Summe rund eine halbe Milliarde Euro Umsatz in die nach dem Lockdown leeren Kassen gespült haben. Ein Umsatz von 500 Mio. Euro entspricht laut Handelsverband mehr als 8 Prozent der gesamten Dezember-Umsätze im österreichischen Handel. "Allerdings kann ein Super-Einkaufswochenende bei weitem nicht die Umsatzverluste von 20 Lockdown-Tagen kompensieren", relativierte Handelsverband-Präsident Stephan Mayer-Heinisch.

Die heimischen Händler durften aufgrund einer Ausnahmeregelung erstmals österreichweit am Sonntag öffnen. Die einmalige Sonderregelung gilt aber nicht für Supermärkte, Drogerien und andere Geschäfte, die während des letzten Lockdown offen waren. Wegen der vierten Corona-Welle ist ein Großteil des stationären Handels heuer um drei Einkaufssamstage im Advent und den traditionell starken Marienfeiertag umgefallen. Der offene Sonntag vor Weihnachten sollte einen Teil des Lockdown-Umsatzausfalls ausgleichen.

Beschäftigte, die sich freiwillig für diesen Tag meldeten, verdienten das Doppelte und bekommen einen extra freien Tag. Ein Türöffner für die generelle Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten soll der Ausnahmesonntag nicht werden. Die Gewerkschaft lehnt weitere Sonderregelungen für die Sonntagsöffnung ab.