Spitz-CEO Walter Scherb © APA - Austria Presse Agentur

Mineralwasser (mit Geschmack) in Dosen hat für den Getränke- und Lebensmittelhersteller Spitz aus Attnang-Puchheim Zukunftspotenzial. Dosenwasser entspreche nicht nur dem Trend - so designte Parov Stelar eine Limited-Edition - sondern es gebe auch Qualitätsgründe, sagt CEO Walter Scherb im APA-Gespräch. Mit Blick auf den Fachkräftebedarf hofft er, dass "Österreich die Augen offen hält für wirklich qualifizierte Migration". Der Umsatz 2024/25 war mit fast 300 Mio. Euro stabil.

2007 erwarb Spitz die Mehrheit von Gasteiner Mineralwasser. Der Absatz von Wasser in Dosen entwickle sich vielversprechend. Das Gebinde sei "global weiterhin massiv auf dem Vormarsch. Die Dose hat ein sehr, sehr positives Image, vor allem bei jungen Leuten. In vielen Märkten ist Wasser in der Dose schon viel etablierter als bei uns in Österreich, hier ist es noch ein bisschen moderner, neuer", meinte der CEO. Marketing-seitig wolle man mit der Infinity-Water-Dose vor allem auf Musikevents präsent sein. Im per 31. März abgelaufenen Geschäftsjahr habe man mit den Dosen ein Umsatzplus von 60 Prozent erreicht, mehr als 2 Mio. Stück wurden verkauft. "Und wir erwarten auch im aktuellen Geschäftsjahr eine ähnliche Steigerung", fügte der 35-Jährige an.

Parov Stelar designte Dose

Dieses Jahr vertiefte man eine Kooperation mit Parov Stelar. Der DJ, Producer und Künstler hat Dosen designt - etwa mit "dem Bild einer Frau, die Holunder als Haare hat und die Limette als Kopfhörer trägt", so der CEO. Diese Holunder-Limette-Variante wurde als Stelar Limited-Edition herausgebracht.

Auf das Gebinde Dose zu setzen, habe aber auch einen pragmatischen Grund. Da die Getränke "alle 100 Prozent" natürlich seien, "haben wir festgestellt, dass die Produkte in PET und Glas nicht so stabil sind, wie wir es uns wünschen würden". Durch Oxidation und UV-Licht würden die Getränke "leider einfach nach drei bis vier Monaten nicht mehr so schmecken wie sie sollten", stellte das Unternehmen fest. In der Dose bleibe die Qualität erhalten.

Seit Mai kommen größere Mengen Pfandmaterial zurück

Erst seit Mai, fünf Monate nach Einführung der Pfandpflicht für PET-Flaschen und Alu-Dosen, merkt Scherb, dass "größere Mengen an Pfandmaterial" zurückkommen. Tatsächlich gebe es derzeit noch Annahme-Probleme bei den Rückgabeautomaten. "Ich glaube, man kann die Sensibilität der Automaten ein bisschen kalibrieren", führte Scherb aus.

Spitz hat im abgelaufenen Geschäftsjahr beim Umsatz "keine großen Sprünge nach vorne gemacht", aber auch nicht nach unten. In Zeiten, in denen "die Preise so volatil sind", zeigt sich Scherb mit einem Gesamtumsatz von 298 Mio. (2023/24: 297,4 Mio.) Euro aber zufrieden. 65 Prozent kamen vom Getränkesektor, 20 Prozent steuerten die Backwaren bei und 15 Prozent der Bereich "Süß und Sauer". Im jetzigen Geschäftsjahr erwartet sich Scherb ein leichtes Wachstum im Umsatz, vor allem im Export.

Nicht direkt von Trumps Zollpolitik betroffen

Insgesamt macht die Exportquote um die 53 Prozent vom Umsatz und 45 Prozent vom Absatz aus. Größter Exportmarkt ist der DACH-Raum aber auch der mittlere Osten. Spitz sei daher nicht direkt von US-Präsident Donald Trumps Zollpolitik betroffen, "aber wir merken durch die US-Zölle natürlich schon massive Verwerfungen auf der Währungsseite. Der Dollar verliert im Gegensatz zum Euro stark, was natürlich für exportierende Länder immer schwieriger ist".

Das Familienunternehmen zählt zu den größten Nahrungsmittelherstellern in Österreich. 2019 wurde Scherb, Mitglied der dritten Generation der Eigentümerfamilie, CEO. Außer Gasteiner Mineralwasser gehören zu der Gruppe seit 2013 auch die Marke Blaschke-Auer und seit 2017 die Salzburger Honigmanufaktur Honigmayr. 2021 wurde die Tochter Alpine Brands gegründet, die für die Markenorganisation zuständig ist.

Ungefähr 90 Prozent des Business macht der Bereich Eigenmarkenerzeugung und Lohnabfüllung aus. Drei Viertel davon entfallen auf die Produktion für Handelsmarken wie Aldi, Spar und Rewe, ein Viertel auf die Herstellung für Markenhersteller, die das aber nicht publik machen wollen. Jüngste Ausnahme: Stroh Rum. Ab 2026 soll laut Scherb das gesamte Stroh-Volumen in Attnang-Puchheim produziert werden. Die restlichen 10 Prozent des Geschäfts betreffen das eigene "Brand Business" von Gasteiner bis Honigmayr.

885 Einzelartikel im Sortiment

In Summe umfasst das Spitz-Sortiment 885 Einzelartikel, die auf mehr als 40 Produktionslinien an drei Standorten - Attnang-Puchheim, Gastein, Tenneck im Pongau - produziert werden. Spitz hat gut 200 Kunden in ca. 20 Ländern weltweit. Im abgelaufenen Geschäftsjahr zählte die Unternehmensgruppe 800 Mitarbeitende, der Großteil ist am Standort Attnang in der Produktion beschäftigt.

Beim Thema Fachkräfte hofft der CEO, dass Österreich aufgrund der demografischen Entwicklung auch "die Augen für wirklich qualifizierte Migration offen hält. Wie können wir an die besten Leute kommen, die arbeitswillig und auch lernfähig sind, um weiterhin unseren Fachkräftebedarf zu erfüllen?", lautet für ihn die zentrale Frage. "Die Anforderung an die Leute, die wir brauchen, wird immer höher. Denn Maschinen sind komplexer, Prozesse ebenso und die Verantwortung ist höher", listete er auf.