Österreichische Automotive-Wirtschaftsdelegation in Neu-Delhi © APA - Austria Presse Agentur

Die demografische Entwicklung in Österreich zeigt, dass es qualifizierten Zuzug braucht. Indien gilt als eines der vielversprechendsten Länder bei der Suche nach zukünftigen Fachkräften und Studierenden. Die jungen Menschen sind großteils gut ausgebildet, strebsam und sprechen Englisch. Viele von ihnen glauben, es sei besser, in den USA oder Großbritannien zu studieren, doch genau dieses Bild wollen Österreichs Universitäten in Kooperation mit Unternehmen ändern.

Die Montanuniversität Leoben ist in Österreich eine der führenden Hochschulen, die sich um indische Studierende bewerben. Mit der Initiative "Fokus India" wurde ein Projekt zur Förderung des akademischen, kulturellen und wirtschaftlichen Austauschs zwischen Indien und Österreich ins Leben gerufen. Es soll eine strukturelle Kooperation und eine systematische Internationalisierung vorantreiben und zwar mit vorerst fünf Partner-Universitäten in Indien - darunter das Indian Institute of Technology Bombay oder auch die COEP Technological University.

"Fokus India" startet im Juli 2026

Ziel sei es, etwas aufzubauen, das bleibt, so Susanne Feiel, die zusammen mit Clemens Weihs die internationalen Beziehungen der Montanuni verantwortet. Bisher seien Kooperationen etwa mit Indien oft von einzelnen Projekten getrieben gewesen, schilderte Feiel am Rande einer österreichischen Delegationsreise in Indien. Es soll nun allerdings ein Konzept dahinterstehen. Ab Juli 2026 startet das "Fokus India"-Programm. Zunächst werde mit 30 Studierenden gerechnet, so Weihs.

"Indien ist unser Blue Print", sagte Feiel. Funktioniere das Konzept und das Programm, so könne man sich Ähnliches auch für Lateinamerika oder Äthiopien vorstellen. Das afrikanische Land wurde zuletzt von den beiden deswegen auch schon besucht. Erster Fokus bleibe aber Indien, denn "das ist wie ein Schlaraffenland für uns", schwärmte Feiel. Gut ausgebildete junge Inder und Inderinnen könnten über die Uni nach Österreich kommen, wo sie dann Praktika in Unternehmen absolvieren, die von der Montanuni vorgeschlagen werden, und letztlich vielleicht auch der Industrie als Fach- oder gar Schlüsselkräfte erhalten bleiben.

AVL als Industriepartner für Unis

"Wir finden in Europa einfach zu wenige Schlüsselkräfte", so Feiel. Indien könnte einen Teil zur Lösung des Problems beitragen, denn ein gegenseitiges Abwerben in Österreich oder Europa mache wenig Sinn. "Eine qualifizierte Zuwanderung ist nötig", unterstrich die Fachfrau. Selbst wenn die Studierenden danach wieder zurück nach Indien gehen würden, könnten sie dort dann als wichtige Verbindungsleute von österreichischer Forschung oder Industrie arbeiten. Feiel hofft ein "ganzes Ökosystem in Indien aufzubauen".

Einer der Industriepartner ist der Grazer Technologiekonzern AVL. Maria Kollmann nahm vergangene Woche an der Delegationsreise nach Indien teil und knüpfte dort Kontakte mit Hochschulen und Universitäten in Chennai. Gegenüber dem Vellore Institute of Technology (VIT) äußerte sie großes Interesse an einer Zusammenarbeit: "Wir kooperieren schon jetzt mit rund 100 Universitäten weltweit, vergeben Stipendien und Praktika für drei oder mehr Monate." Besonderes Interesse habe AVL an Studierenden der Bereiche Ingenieurwesen, IT-Fachkräfte und Data Sciences. Auch Kollmann ist überzeugt, dass es qualifizierten Zuzug braucht.