Strandurlaub erfreut sich großer Beliebtheit © APA - Austria Presse Agentur
Der Strand von Capocotta südlich von Rom ist dank seines noch gut erhaltenen Dünensystems ein Küsten-Naturschutzgebiet von großer ökologischer Bedeutung. Die Küste erstreckt sich über einige Kilometer und ist mit weichem Sand bedeckt. Hier gibt es weder Strandbäder noch Liegen. Niemand muss für das Baden zahlen. Vor allem Jüngere ziehen den frei benutzbaren Strand vor, auch weil sie sich die hohen Preise der Strandbäder nicht leisten können.
Italien erlebt als Urlaubsland einen wahren Boom. Knapp 30 Millionen Italiener wollen heuer Urlaub am Strand machen, dazu kommen unzählige Touristen aus dem Ausland, nicht zuletzt aus Österreich. Die meisten Badeurlauber mieten sich in den "Stabilimenti balneari", den Strandbädern, Liege und Sonnenstuhl. Doch die Inflation belastet den Geldbeutel der Italien-Urlauber. Denn die Preise haben teils stark angezogen, wie auch die Konsumentenschutzverbände feststellen.
Preise seit Pandemie stark gestiegen
Noch vor der Pandemie kostete das Basis-Set aus zwei Liegen und einem Sonnenschirm weniger als 10 Euro am Tag, heute sind 30 bis 40 Euro fast schon üblich, mancherorts bis zu 100 Euro, von den Luxusressorts, etwa im toskanischen Forte dei Marmi, ganz zu schweigen.
Für die Woche vom 3. bis 9. August kontaktierte die italienische Verbraucherorganisation "Altroconsumo" 213 Strandbäder in elf bekannten Badeorten anonym. Die Erhebung bezieht sich auf die Kosten für einen Sonnenschirm und zwei Liegen oder Sonnenliegen. Dabei zeigte sich: Die Preise variieren stark je nach Ort und Lage des Strandplatzes, besonders zwischen erster Reihe und den hinteren Bereichen. Im Durchschnitt liegt der Preisaufschlag im Vergleich zum Vorjahr bei rund 5 Prozent. Seit 2021 sind die durchschnittlichen Wochenpreise für einen Strandplatz von 182 Euro auf 212 Euro gestiegen - ein Gesamtanstieg von 17 Prozent innerhalb von vier Jahren.
Alassio an der Riviera Liguriens ist laut der Erhebung die teuerste Destination: In den vorderen vier Reihen liegt der durchschnittliche Wochenpreis bei 340 Euro, die erste Reihe kostet sogar bis zu 354 Euro. Auch in Alghero auf Sardinien (251 Euro) und Viareggio in der Toskana (217 Euro) müssen Badegäste tief in die Tasche greifen. Die günstigste Stadt im Vergleich ist der Adria-Badeort Rimini mit durchschnittlich 150 Euro pro Woche und 166 Euro für die erste Reihe.
Sonnenschirm mit zwei Liegen kostet bis zu 55 Euro pro Tag
Neben den reinen Mietkosten für Sonnenschirm und Liegen belasten auch zusätzliche Gebühren für Duschen, Umkleidekabinen, Kinderspiele, WC-Nutzung oder Kühlschrankzugang das Urlaubsbudget. So kann ein Tag am Strand schnell bis zu 55 Euro kosten - nur für einen einzigen Sonnenschirm mit zwei Liegen. Angesichts der stetig steigenden Preise erscheint die Nutzung freier Strände als attraktive Alternative. Doch laut Altroconsumo werden auch diese zunehmend seltener. Grund dafür sei die jahrzehntelange Praxis der automatischen Verlängerung von Strandkonzessionen, die den Wettbewerb einschränkt und den Zugang zu öffentlichen Stränden für Bürger erschwert.
Der Verband hat daher eine Petition gestartet - bisher mit rund 8.000 Unterstützern -, um eine Reform des Systems zu fordern. Ziel ist es, einen fairen Zugang zu den Stränden für alle zu ermöglichen und neue Konzessionen nur noch nach transparenten Ausschreibungen zu vergeben, bei denen Qualität, Nachhaltigkeit und der zu erwartende Umsatz berücksichtigt werden.