Rewe-Österreich-Chef: "Politik argumentiert teils sehr wissensbefreit" © APA - Austria Presse Agentur
Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti hat angesichts der politischen Diskussion um die deutlich gestiegenen Lebensmittelpreise in Österreich auf die geringe Gewinnmargen der Supermarktketten verwiesen. Die durchschnittliche Marge, also der Gewinn im Lebensmittelhandel, liege bei 1 Prozent des Umsatzes, sagte der Billa/Bipa-Konzernchef auf "oe24.TV". "Die Politik argumentiert teils sehr wissensbefreit."
Haraszti führte die Kostenzusammensetzung des Lebensmittelhändlers an: "Zwei Drittel vom Regalpreis hängen von den Einkaufspreisen ab. Die werden uns diktiert." 13,4 Prozent des Preises am Supermarktregal würden die Personalkosten ausmachen, 10 Prozent die Logistik- und Energiekosten und 9,1 Prozent die Mehrwertsteuer. Zum deutschen Handelskonzern Rewe gehören in Österreich Billa, Billa Plus, Bipa, Adeg und Penny. "Wir machen zwar viel Umsatz, aber es bleibt wenig übrig. Das Geld verwenden wir, um in Österreich zu investieren", so der Rewe-Österreich-Chef.
Nahrungsmittelpreise im Juli um 5 Prozent gestiegen
Die Konsumentenpreise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke sind laut Statistik Austria im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat durchschnittlich um 5,2 Prozent nach oben geklettert. "Auch unsere Einkaufspreise sind gestiegen. Die Lieferanten haben höhere Energie- und Arbeitskosten," erklärte der Rewe-Österreich-Chef.
Die stark gestiegenen Lebensmittelpreise in Österreich haben politisch zu einer regen Debatte geführt. Das Sozialministerium hat via dem Verein für Konsumenteninformation (VKI) eine Klage gegen die marktdominierenden Supermarktketten Spar, Billa, Hofer und Lidl wegen angeblich irreführender Rabattwerbung auf den Weg gebracht. Ziel ist eine klare Preisauszeichnung. WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik wies die Vorwürfe des Sozialministeriums zurück.
ÖGB-Chef Wolfgang Katzian drängt auf einen Lebensmittelpreis-Gipfel "so schnell wie möglich." Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) sieht bei den Lebensmittelpreisen die EU gefordert. Kritik übte er am "Österreich-Aufschlag." Internationale Lebensmittelkonzerne verlangen von Supermarktketten in kleineren Ländern höhere Preise. Greift die EU nicht ein - der Kanzler will ein Verbot entsprechender Praktiken - will Stocker einen Rabatt bei Österreichs Beiträgen für das EU-Budget. Auch SPÖ-Chef Andreas Babler ist ein Kritiker des "Österreich"-Zuschlags. Er hat sich nach eigenen Angaben deswegen bereits an die EU-Kommission gewandt.