Neustart ermöglicht © APA - Austria Presse Agentur

Die österreichische Modedesignerin Lena Hoschek kann frisch durchstarten - der Entwurf für den Fortbestand ihres insolventen Betriebs steht. Die Mehrheit der 231 Gläubigerinnen und Gläubiger hat dem Sanierungsplan heute am Handelsgericht Wien zugestimmt. Von den anerkannten Schulden in Höhe von rund 5,4 Mio. Euro - angemeldet worden waren rund 5,5 Mio. Euro - erhalten sie binnen zwei Jahren 21 Prozent, wie die Kreditschutzverbände AKV, Creditreform und KSV1870 bekanntgaben.

"In den nächsten Jahren soll der Umsatz deutlich gesteigert und das Unternehmen wieder in die Gewinnzone geführt werden", teilte der Creditreform-Insolvenzexperte Stephan Mazal am Mittwoch mit.

Die Annahme des Sanierungsplans sei ein Meilenstein, der einen entscheidenden Schritt in Richtung Stabilität und langfristiger Zukunftssicherung des Traditionsunternehmens markiere, hieß es seitens der Firma. "Diese Zustimmung ist ein überwältigender Vertrauensbeweis und zeigt, wie stark die Unterstützung unserer Partner:innen ist", betonte Hoschek in einer ersten Reaktion. "Ich bin zutiefst dankbar für die großartige Zusammenarbeit mit allen Beteiligten - von unseren Mitarbeiter:innen bis hin zu unseren Lieferant:innen."

Gläubigerschaft soll 21 Prozent der Forderungen binnen zwei Jahren bekommen

Die erste Teilquote in Höhe von 7 Prozent erhält die Gläubigerschaft den Kreditschutzverbänden zufolge kurzfristig binnen 14 Tagen ab rechtskräftiger Bestätigung des Sanierungsplans. Die restlichen beiden Teilquoten von je 7 Prozent sollen dann aus dem Fortbetrieb des schuldnerischen Unternehmens in einem zweijährigen Erfüllungszeitraum erwirtschaftet werden und sind binnen zwölf und 24 Monaten zu bezahlen.

Die international bekannte Modefirma Lena Hoschek GmbH mit Sitz in Wien betreibt Boutiquen in Graz und Wien sowie einen Onlineshop. Erste Sanierungsmaßnahmen wurden bereits eingeleitet. Der Personalstand wurde laut Creditreform seit Insolvenzeröffnung im Herbst von 47 auf 42 Beschäftigte reduziert. Weiters sind dem AKV zufolge Umsatzsteigerungen "durch gezielte Vertriebs- und Marketingaktivitäten sowie durch die rechtzeitige Platzierung der Ware in den jeweiligen Saisonen" geplant.

Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hätten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lena Hoschek GmbH in den vergangenen Monaten "die operative Leistungsfähigkeit des Unternehmens sicherstellen und die Erwartungen übertreffen" können, so die Grazer Modedesignerin. "Jede und jeder hat mit vollem Einsatz dazu beigetragen, diese herausfordernde Zeit zu meistern - das ist keine Selbstverständlichkeit und macht mich unglaublich stolz und dankbar." Die Herausforderungen der letzten Zeit hätten dank der enormen Wertschätzung und des Vertrauens der Kundinnen und Kunden gemeistert werden können.

Hoschek auf Partnersuche

Mit der Annahme des Sanierungsplans starte die Lena Hoschek GmbH nun in die nächste Phase: Das Unternehmen habe nun die Aufgabe, die Betriebsmittel langfristig sicherzustellen und eröffne Gespräche mit potenziellen Partnerinnen und Partnern. "Wir sind zuversichtlich, dass wir durch gezielte Kooperationen und ein starkes Fundament die Zukunft unseres Unternehmens nachhaltig sichern können", erklärte Hoschek.

"Wenn die vereinbarte Gesamtquote von insgesamt 21 Prozent erfüllt wird, ist das Unternehmen endgültig von seinen finanziellen Altlasten befreit", sagte KSV1870-Experte David Schlepnik. "Mit der Annahme des Sanierungsplans ist der Grundstein für eine erfolgreiche Sanierung des Unternehmens gelegt."

Grazerin gründete Unternehmen vor 20 Jahren

Die Firma, welche die gebürtige Grazerin Hoschek 2005 als Einzelunternehmen gegründet hatte, musste Mitte Oktober 2024 Insolvenz anmelden. Es wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eröffnet. Trotz erster Restrukturierungsmaßnahmen im Sommer hatte dieser Schritt nicht mehr abgewendet werden können. Die Zahlungsunfähigkeit ausgelöst hatten laut Creditreform neben Altlasten aus der Coronapandemie und Problemen in Lieferketten, verschlechterte Finanzierungskonditionen und Belastungen durch notwendige Vorauszahlungen.

Unter der Marke Lena Hoschek ist das Unternehmen in den Bereichen Design, Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Bekleidung, Wäschewaren, Accessoires, Geschenkartikel und Papierwaren sowie mit einer eigenen Schneiderei mit Maßanfertigung aktiv. Aktuell wird das Unternehmen unter Aufsicht der Insolvenzverwalterin Ulla Reisch fortgeführt.