Insider: Nissan-Großaktionär Renault ist offen für Deal © APA - Austria Presse Agentur

In der Autoindustrie bahnt sich womöglich eine Mega-Fusion an: Die japanischen Autobauer Honda und Nissan wollen Insidern zufolge enger zusammenarbeiten und loten auch eine mögliche Fusion aus. Ziel sei, sich in der angespannten Branchensituation besser gegen Marktführer Toyota zu behaupten, erklärte eine mit der Sache vertraute Person am Mittwoch.

Die Unternehmen sprechen nach Angaben einer anderen Person über eine vollständige Fusion und prüfen auch eine Zusammenarbeit mit Mitsubishi Motors, an dem Nissan mit einem Anteil von 24 Prozent der größte Anteilseigner ist. Die drei japanischen Unternehmen werden voraussichtlich am Montag in Tokio eine gemeinsame Pressekonferenz abhalten, wie ein Insider sagte.

Durch den Zusammenschluss von Honda und Nissan würde ein Unternehmen mit einem Marktwert von 54 Mrd. Dollar (51,4 Mrd. Euro) und einer jährlichen Produktion von 7,4 Millionen Fahrzeugen entstehen. Damit wäre der neue Konzern gemessen am Absatz weltweit der drittgrößte Automobilhersteller nach Toyota und Volkswagen. Ein solcher Deal wäre zudem der größte in der Branche seit der 52 Milliarden Dollar schweren Fusion zwischen Fiat Chrysler und PSA im Jahr 2021, aus der Stellantis hervorging.

Absichtserklärung erwartet

Laut der japanischen Zeitung "Nikkei" wollen die Konzerne künftig unter einer einzigen Holdinggesellschaft agieren. Eine Absichtserklärung könnte schon bald unterzeichnet werden. Honda, Nissan und Mitsubishi erklärten, bis jetzt keine Vereinbarung offiziell gemacht zu haben. Nissan und Mitsubishi wiesen jedoch darauf hin, dass die drei Automobilhersteller bereits zuvor erklärt hatten, Möglichkeiten für eine künftige Zusammenarbeit zu prüfen.

Der französische Autobauer und Nissan-Großaktionär Renault ist grundsätzlich offen für Fusionsgespräche zwischen den Unternehmen, wie zwei mit der Sache vertraute Personen sagten. Zuerst hatte "Bloomberg" darüber berichtet. "Grundsätzlich unterstützt die Renault-Gruppe die Bemühungen von Nissan, die geschäftliche Situation wiederherzustellen", sagte ein Renault-Sprecher. Darüber hinaus äußerte er sich nicht.

Wirtschaftliche Probleme bei Nissan

Honda und Nissan hatten bereits im März eine strategische Partnerschaft für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen geschlossen. Die wirtschaftlichen Probleme bei Nissan haben die Notwendigkeit einer engeren Zusammenarbeit mit dem größeren Rivalen Honda jedoch erhöht. Nissan kündigte im vergangenen Monat ein Sparprogramm in Höhe von 2,6 Mrd. Dollar an, das den Abbau von 9.000 Arbeitsplätzen und 20 Prozent der globalen Produktionskapazität vorsieht. Dies folgt auf einen Einbruch des Gewinns im zweiten Quartal um 85 Prozent, ausgelöst durch sinkende Verkäufe in China und den USA.

"Dieser Deal wirkt wie eine Rettungsaktion für Nissan, doch auch Honda kann sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen", urteilte der Autoexperte Sanshiro Fukao vom Think-Tank Itochu Research Institute. "Der Cashflow von Honda wird im nächsten Jahr voraussichtlich schlechter werden, und ihre Elektrofahrzeuge laufen nicht so gut." Die Aktien von Nissan schlossen am Mittwoch in Tokio mit einem Plus von fast 24 Prozent, während die Aktien von Honda - deren Marktwert mit 43 Mrd. Dollar mehr als viermal so hoch ist wie der von Nissan - um drei Prozent fielen. Die Aktien von Mitsubishi Motors stiegen um fast 20 Prozent.

Herausforderungen auf globaler Ebene

Der anhaltende Preiskrieg bei Elektrofahrzeugen, ausgelöst durch Tesla und BYD, zwingt traditionelle Hersteller wie Honda und Nissan, Kosten zu senken und die Entwicklung neuer Modelle zu beschleunigen. Fusionen könnten dabei eine wichtige Rolle spielen. "Mittel- bis langfristig ist dies positiv für die japanische Autoindustrie, da es eine zweite Achse gegen Toyota schafft", sagte Analyst Seiji Sugiura vom Tokai Tokyo Intelligence Laboratory. Allerdings könnten Fusionen auf erhebliche regulatorische Hürden in den USA stoßen. Der designierte US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, mit Zöllen von 25 Prozent auf importierte Fahrzeuge aus Kanada und Mexiko eine harte Linie zu verfolgen. Branchenvertreter erwarten, dass Trump Zugeständnisse von Honda und Nissan fordern könnte, um einer Fusion zuzustimmen. Beide Unternehmen produzieren Fahrzeuge in Mexiko für den Export in die USA.

Ein weiterer Stolperstein könnte die Integration der unterschiedlichen Unternehmenskulturen sein. "Honda verfügt über eine einzigartige, technologiezentrierte Kultur mit Stärken bei Antriebssträngen. Daher könnte es innerhalb des Unternehmens Widerstand gegen eine Fusion mit Nissan geben, einem wirtschaftlich angeschlagenen Konkurrenten", erklärte Tang Jin von der Mizuho Bank.