Die OeNB erwartet, dass die Wirtschaft heuer wieder wächst © APA - Austria Presse Agentur
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) ist für das heurige Wirtschaftswachstum wieder optimistischer. Sie erwartet ein Ende der Rezession und rechnet nun mit einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 0,2 Prozent für 2025, nachdem sie im März noch ein Minus von 0,1 Prozent vorausgesagt hatte. In den kommenden Jahren wird ein weiteres Wachstum erwartet, stärkere Aufholeffekte wie bei vergangenen Krisen sind jedoch nicht zu erwarten.
"Wir erreichen mit diesem Jahr die Talsohle des Wirtschaftswachstums, ab jetzt geht es zart bergauf", sagte Birgit Niessner, Direktorin der Hauptabteilung Volkswirtschaft der OeNB am Freitag. Mit ihrer BIP-Schätzung für heuer sind die Notenbanker zuversichtlicher als das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS). Bei ihrer jüngsten Prognose im März haben Wifo und IHS einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,3 bzw. 0,2 Prozent prognostiziert. Auch die OECD hat in ihrer jüngsten Prognose einen BIP-Rückgang von 0,3 Prozent.
Österreich hatte besseren Start ins Jahr 2025
Getragen würden die etwas besseren Aussichten für 2025 von der zuletzt positiven Entwicklung bei der Industrieproduktion sowie von aufgehellten Vertrauensindizes. Zudem zeigten die heute veröffentlichten Daten der Statistik Austria zum ersten Quartal 2025 einen BIP-Anstieg von 0,1 Prozent im Vergleich zum vierten Quartal 2024. "Damit hatte die österreichische Wirtschaft einen besseren Startwert", so Niessner. Für die kommenden Quartale sieht die Notenbank eine "weiterhin schwache, aber positive Dynamik". In den beiden Jahren darauf soll sich das BIP-Wachstum dann laut OeNB auf 0,9 Prozent (2026) und 1,1 Prozent (2027) beschleunigen, so die OeNB am Freitag.
Gedämpft würde die Entwicklung jedoch von der US-Zollpolitik, die das internationale Umfeld belastet. Die Unternehmen würden zudem unter einem zunehmenden Verlust der preislichen Wettbewerbsfähigkeit leiden und der private Konsum sei schwach. Zusätzlich würden Budgetmaßnahmen der Regierung wie die Abschaffung des Klimabonus oder Steuererhöhungen die Konjunktur hemmen.
Der laufende Handelskonflikt mit den USA stellt generell ein Risiko für die aktuelle Prognose dar. In einem Negativszenario, also im Falle, dass die US-Zölle im Sommer weiter steigen, könnte das BIP-Wachstum im Zeitraum 2025 bis 2027 um insgesamt 1 Prozentpunkt schwächer ausfallen, sagte Klaus Vondra vom Referat Konjunktur. Auf der anderen Seite könnte im Falle eines Positivszenarios - wenn sich die USA und Europa einigen und alle Zölle vollständig zurückgenommen werden - das BIP im Zeitraum 2025 bis 2027 um einen halben Prozentpunkt höher ausfallen.
Langer Rezession folgt langsamer Aufschwung
Unterm Strich erwartet die Notenbank aber, dass die Rezession, die mit 10 Quartalen die längste der Zweiten Republik ist, heuer zu Ende geht. Der 2026 und 2027 folgende leichte Aufschwung sei jedoch im Vergleich zu früheren Krisen ungewöhnlich verhalten, so Vondra. Das Wachstum werde lediglich zu seinem Potenzialwachstum zurückkehren, einen Aufholeffekt wie nach dem Wirtschaftseinbruch in der Coronakrise erwartet er dagegen nicht.
Das Wachstum in den kommenden Jahren sei von auslaufenden Effekten getragen, die in den vergangenen Jahren stark gewirkt hätten. Dazu zählen die Entwicklung der Energiepreise, aber auch die sinkende Inflation und sinkende Refinanzierungskosten.
Nachfrageseitig dürfte sich der private Konsum in den kommenden Jahren verbessern, wenn auch nicht so stark wie ursprünglich erhofft. Die Entwicklung der Investitionen sei zudem von Unsicherheiten aufgrund der internationalen Lage und wegen schwachen Baubewilligungen gebremst. Bei den Exporten wird sogar erst nach 2027 wieder mit einer Stabilisierung gerechnet. Ein Hemmnis sei hier die "unvorteilhafte Entwicklung der Lohnstückkosten", sagte Vondra.
Inflation bleibt hoch, Defizit weiter über 3 Prozent
Die Inflation wird mit 3,0 Prozent für 2025 auf einem erhöhten Niveau gesehen. Grund seien vor allem eine höhere Dienstleistungsinflation und gestiegene Energiepreise wegen ausgelaufener staatlicher Entlastungen wie der Strompreisbremse. Erst für 2026 rechnet die Notenbank mit einem Rückgang der Teuerung auf 1,8 Prozent, für 2027 wird wieder eine leichte Steigerung auf 2,1 Prozent erwartet.
Das Budgetdefizit dürfte trotz der Sparmaßnahmen der Regierung heuer deutlich über der Maastricht-Grenze von 3 Prozent bleiben. "Der österreichische Staat ist am Anfang des richtigen Weges", sagte Niessner. Für 2025 wird eine Verbesserung des Budgetsaldos auf minus 4,2 Prozent des BIP prognostiziert. 2026 wird eine weitere Verbesserung auf minus 3,8 Prozent des BIP erwartet. Für 2027 rechnet die OeNB wieder mit einer Verschlechterung des Budgetdefizits auf 4,0 Prozent - allerdings unter der Annahme, dass die Regierung keine weiteren Konsolidierungsmaßnahmen trifft.
Das Budgetdefizit führt auch zu einem Anwachsen der Schuldenquote. Diese wird für heuer bei 84,2 Prozent des BIP gesehen (2024: 81,8 Prozent). In den beiden Jahren darauf dürfte die Quote auf 85,8 Prozent (2026) bzw. 86,6 Prozent (2027) anwachsen.