Pierer Mobility ist die Mutter der KTM © APA - Austria Presse Agentur
Die börsennotierte KTM-Mutter Pierer Mobility hat nach dem Abschluss des Sanierungsverfahrens den Aufsichtsrat umgebaut. Der bisherige Vorsitzende Stephan Zöchling verlässt das Kontrollgremium, ebenso sein bisheriger Stellvertreter Rajiv Bajaj sowie Friedrich Roithner. Neu in den Aufsichtsrat wurden Dinesh Thapar, der CFO der Bajaj Auto Limited, sowie die Rechtsanwälte Ernst Chalupsky und Ewald Oberhammer gewählt.
Die Insolvenz der Pierer-Mobility-Tochter KTM ist mittlerweile rechtskräftig abgeschlossen. Der indische Miteigentümer Bajaj Auto International Holdings B.V. - eine niederländische Tochter des indischen Familienimperiums Bajaj - hat 525 Mio. Euro zugeschossen, um die Quote für die Gläubiger zu bedienen. Dafür will Bajaj aber, vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigungen, die 100-prozentige Mehrheit an der Pierer Bajaj übernehmen. Dieses Gemeinschaftsunternehmen von Stefan Pierer und den Indern/Niederländern hält derzeit 74,9 Prozent an der KTM-Mutter Pierer-Mobility.
Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Zöchling war erst im Jänner zum Chef des Kontrollgremiums gewählt worden. Zwischenzeitlich war er auch als möglicher Investor im Gespräch, zuletzt soll es aber ein Zerwürfnis mit Stefan Pierer gegeben haben, der sich mittlerweile aus der operativen Führung von KTM zurückgezogen hat und das auch bei der Pierer Mobility heuer tun wird.
Zahlreiche Kontokorrentkredite vor Insolvenz
CEO Gottfried Neumeister nannte in der Hauptversammlung neben verlustbringenden Geschäftsbereichen durch Pierer New Mobility und MV Augusta, der Händlervorfinanzierung von bis zu 360 Tagen, gestiegenen Produktionskosten und hohen Lagerständen bei Händlern auch eine instabile Finanzierungsstruktur mit Kontokorrentkrediten als Insolvenzursache, berichtete der Interessenverband für Anleger (IVA). Im Zuge der Restrukturierung wurden Produktionsvolumen und Personalstand in Mattighofen reduziert, Lagerbestände verkauft, das Fahrradsegment heruntergefahren, das Closing für den Verkauf von MV-Augusta ist im Sommer geplant und die X-Bow-Aktivitäten gehen an eine internationale Investorengruppe. Insgesamt würden sich die Bestände besser abbauen als erwartet, berichtete der CEO, ab 2027 rechnet er mit einem positiven Ebit.
Der IVA stellte den Antrag auf Einzelentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Dabei gab es für CEO Neumeister deutlich weniger Gegenwind als für seinen Vorgänger Stefan Pierer: Bei 2,17 Mio. abgegebenen Stimmen waren bei Pierer rund 489.000 gegen eine Entlastung, bei Neumeister waren es bei 1,8 Mio. gültigen Stimmen nur 85.450 Ablehnungen - für IVA-Vorstand Florian Beckermann war dieses Ergebnis angesichts Pierers Rolle in der Insolvenz naheliegend. Auch sonst brachte die HV wenig Überraschendes zutage. "Es war mehr eine Pflichtübung mit wenig Neuigkeiten", so Beckermann. "Die Gesellschaft muss nun in die Zukunft schauen. Die gesellschaftsrechtliche Abbildung des weiteren Einstiegs von Bajaj ist noch offen".