2024 ersten Normaljahr nach Corona © APA - Austria Presse Agentur

Die Corona-Pandemie, Kriegswirren und die hohe Inflation haben auch der Tourismusbranche zugesetzt. Bei den Reisebüros entspannt sich die Lage heuer merklich. "Trotz der sehr schwierigen Corona-Jahre ist die Branche ganz gut durch die Krise gekommen", resümiert der Reisebürosprecher in der Wirtschaftskammer, Gregor Kadanka. Die Zahl der Gewerbeberechtigungen sei in den vergangenen Jahren um etwa 7 Prozent zurückgegangen. "Aber von einem Reisebürosterben kann keine Rede sein."

Es habe viele Fusionen bzw. Zusammenlegungen gegeben. Kleine Betriebe hätten da und dort keinen Nachfolger gefunden. "Was es nicht gab, sind spektakuläre Konkurse - die Branche hat sich sehr resilient gezeigt", so Kadanka.

Es habe sich heuer gezeigt, dass die Reiselust "wieder da ist, wieder erstarkt ist". Die Kundinnen und Kunden haben für heuer erstmals seit der Pandemie wieder "deutlich früher gebucht", beginnend mit Dezember 2023 und Jänner 2024. Im Vorjahr hätten sie erst ab März die Reisebüros gestürmt. "Dieses Jahr sind wir zum Buchungsverhalten vor Corona zurückgekommen", so der Touristiker.

Diesen "Nachfrageschock" vom letzten Jahres gebe es heuer nicht. 2023 hatte die Nachfrage nach Reisen im März plötzlich angezogen - "und die Veranstalter hatten keine Kapazitäten am Markt". Heuer sei die Branche schon darauf vorbereitet gewesen, das Angebot war größer gewesen. "Diese Jahr war das erste normale Jahr nach Corona - das hat richtig lang gedauert", blickte der Branchensprecher zurück. "2020, 2021 und 2022 waren 'Hardcore' und 2023 war es noch nicht ganz vorbei."

Die Preise seien auch heuer "sehr unterschiedlich, aber doch gestiegen". Während sich die Urlaubsreisen, die Österreicherinnen und Österreicher im In- und Ausland gemacht haben, 2023 noch bis zu 20 Prozent verteuert hätten, betrug die Steigerung heuer 4 bis 5 Prozent, schätzt Kadanka. "Das entspricht ungefähr der allgemeinen Inflation." Am meisten nach oben gegangen seien die Personalkosten, die Energiepreise und die Zinsen. Daher hätten sich auch die Reisen verteuert. Österreich sei im internationalen Ländervergleich "ein Spitzenreiter in der Inflation" gewesen. "Das hat natürlich die Rahmenbedingen schwieriger gemacht."

Ganz über den Berg sind die Reisebüros trotz reger Nachfrage und hoher Preise noch nicht. "Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr die Umsatzzahlen von vor der Krise wieder erreicht werden - die Anzahl der Passagiere noch nicht", räumte der Obmann des Fachverbands der Reisebüros in der Wirtschaftskammer Österreich ein. Einer Umfrage unter den WKÖ-Mitgliedern zufolge erwarten heuer zwei Drittel, also der Großteil der Betriebe, eine Umsatzsteigerung gegenüber 2023, "teilweise sogar merklich", so Kadanka. Etwas über die Hälfte rechnet mit einem Zuwachs von 10 bis 20 Prozent, allerdings nur nominell. Die immense Inflation der vergangenen Jahre ist dabei nicht berücksichtigt. "Zwei Drittel sind mit der Entwicklung sehr oder eher zufrieden", fasste der Fachverbandsobmann zusammen.

Speziell für den Sommer rechnen laut WKÖ-Umfrage 50 Prozent der Reisebüros, für 2024 mit Umsatzzuwächsen, ein Viertel erwartet gleichbleibende Zahlen, unter 20 Prozent sehen einen Rückgang.

Die beliebtesten Ziele der heimischen Reisbürokundinnen und -kunden im Badetourismus sind heuer Österreich, Kroatien und Italien. Dahinter folgen laut Buchungen Deutschland und Slowenien. Auf der Kurzstrecke fliegen die Urlauberinnen und Urlauber heuer auf Griechenland, Spanien und die Türkei, auf der Langstrecke in Richtung Thailand, Malediven und USA.

Weltweit die stärksten Zuwächse bei den Ankünften erlebt laut Wirtschaftskammer Albanien. Das "Trendziel", das sich erst seit ein paar Jahren entwickelt, startet freilich von einem niedrigen Niveau aus.