Online-Bank N26 von Österreichern in Deutschland zur Milliardenfirma © APA - Austria Presse Agentur
Während in Österreich zuletzt von einem Einbruch bei der Start-up-Finanzierung im ersten Halbjahr berichtet und seitens der ÖBAG die Einrichtung eines Fonds für Erstfinanzierungen ausgeschlossen worden ist, kommen deutsche Start-ups wieder leichter an Geld. Eine Rekordzahl junger Firmen steigt sogar zum Milliardenunternehmen auf.
Im zweiten Quartal sammelten deutsche Wachstumsfirmen 2,4 Mrd. Euro frisches Wagniskapital ein - 45 Prozent mehr als im Vorquartal, wie neue Zahlen der Förderbank KfW zeigen. Die Investitionen lagen damit im ersten Halbjahr bei vier Mrd. Euro und stiegen das dritte Halbjahr in Folge.
Gerade angesichts des Zollstreits mit den USA sei der Anstieg erfreulich, sagte KfW-Chefvolkswirt Dirk Schumacher. Insbesondere die Börsenturbulenzen im Frühjahr hätten das Investitionsumfeld belastet.
Mehr Finanzierungsrunden, mehr "Einhörner"
Das frische Geld führte zu einem Rekord bei der Zahl der Start-ups, die von Investoren mit mindestens einer Mrd. Dollar bewertet werden ("Einhörner"): Sie stieg laut KfW um zwei auf 32. Zu den wertvollsten deutschen Start-ups zählen der Fernbusbetreiber Flix, der Neobroker Trade Republic, die Rüstungsfirma Helsing und die von Österreichern in Berlin gegründete Smartphone-Bank N26.
Den KfW-Zahlen zufolge gab es allein im zweiten Quartal 208 Finanzierungsrunden von Start-ups in Deutschland, davon 98 mit einem Volumen von 1 Mio. Euro und mehr. Mit Wagniskapital beteiligen sich Investoren an Start-ups in der Hoffnung, dass diese sich durchsetzen.
US-Geldgeber sind zurück
Für deutsche Start-ups sind die frischen Gelder hochwillkommen. Nach dem Ende des Corona-Booms hielten sich Investoren wegen gestiegener Zinsen und Konjunktursorgen zurück. Viele Start-ups strichen aus Geldnot Jobs. Nun helfen der Branche unter anderem die gesunkenen Leitzinsen.
Zudem seien ausländische Geldgeber, gerade aus den USA, wieder aktiver und hätten für große Finanzierungsrunden gesorgt, schrieb die KfW. Generell sei das Interesse ausländischer Investoren an deutschen Start-ups groß: Zwischen 2020 und 2024 hätten sie etwa 37 Mrd. Euro in die Wachstumsfirmen investiert.
Das spreche einerseits für die Qualität deutscher Start-ups, sagt Steffen Viete, KfW-Experte für Wagniskapital. Andererseits sei die hiesige Gründerbranche stark vom Ausland abhängig. "Die Förderung des deutschen Markts für Wagniskapital bleibt eine wichtige wirtschaftspolitische Aufgabe."
Einbruch in Österreich: "Wachstumsstory" fehlt
Die Finanzierung von Start-up-Unternehmen in Österreich hingegen ist wie berichtet in der ersten Jahreshälfte eingebrochen. Von Jänner bis Juli wurden nur mehr 110 Mio. Euro an neuem Kapital in österreichische Jungunternehmen investiert. Laut einer am Donnerstag veröffentlichten EY-Studie sind das 64 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2024. Die Zahl der Finanzierungsrunden ging gleichzeitig nur minimal von 74 auf 70 zurück. Es fehle an einer "Wachstumsstory". Die ÖBAG will aber keinen Fonds für Start-ups sondern gegebenenfalls erst für spätere Finanzierungsrunden einrichten.