Durch die spezielle Spachteltechnik sieht das Endergebnis aus wie „echter“ Sichtbeton. © Einhorn Werke
Mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, ist meistens keine gute Idee. Besonders, wenn die Wand so schön ist. Das ersparen sich Industrial-Chic-Fans mit der Sichtbeton-Optik aus Kärnten.
Unter Sichtbeton versteht man Betonflächen, die nicht verputzt oder verblendet sind. Schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts wird Sichtbeton als Stilmittel in der Architektur verwendet, das einen gewissen rauen, industriellen Charme versprüht. Gerade in den letzten Jahren wünschen sich auch immer mehr Menschen Elemente im Beton-Look in ihren eigenen vier Wänden. Zum Beispiel sind Lampen in Beton-Optik auf Designmärkten immer ein Renner.
Wollte man aber zum Beispiel seinem Wohnzimmer eine dekorative Betonwand verpassen, so war das bisher kompliziert bis unmöglich – zumindest, wenn der Wunsch nicht bereits beim Bau des Hauses formuliert wurde.
Denn bei konventionellem Beton müssen Installationen umfangreich geplant und bereits während des Betoniervorganges berücksichtigt werden. Nachträgliche Installationen sind nur schwer und nur mit optischer Beeinträchtigung möglich.
Spachtel dir eine Wand
Der Kärntner Baustoffspezialist K&W solutions KG will jetzt mit einer Eigenentwicklung den Markt der Sichtbeton-Optik aufmischen. Hierzu haben die beiden Gründer Christoph Kühbacher und Andreas Wolfthaler, Absolventen der Fachhochschule für Bauingenieurswesen, ein neuartiges Spachtelsystem entwickelt, mit dem man täuschend echte Betonoberflächen gestalten kann. So soll die bisher vor allem im Industriebereich verbreitete Sichtbeton-Optik auch für Privatkunden zugänglich gemacht werden. Das Spachtelsystem ist nur für den Innenbereich anwendbar und bringt auch nur die optischen Eigenschaften von Beton mit sich. Es dient einzig der Veredelung und individuellen Raumgestaltung durch Innenarchitekten und Liebhaber von Betonoptik. Zahlreiche Anwendungsbeispiele dafür gibt es bereits im Ladenbau, Hotel und Wohnbau sowie in öffentlichen Einrichtungen. Eine Unterscheidung von konventionell hergestellten Sichtbeton-Oberflächen soll nahezu unmöglich sein.
Synergien mit Einhornwerken
Nach zweijähriger Forschung und Entwicklung an ihrem Produkt haben die Bauingenieure aus Spittal an der Drau 2018 ihr Unternehmen gegründet. Der nächste große Schritt ist die kürzlich eingegangene Partnerschaft mit dem Spachtelspezialisten „Einhorn Werke“ aus dem deutschen Heidesee in Brandenburg. Gemeinsam will man die Vermarktung schneller voranbringen. Das Produktionsunternehmen für außergewöhnliche Wandgestaltung – im Portfolio finden sich insbesondere Marmorputz, Stuccorino und Sichtbeton – sieht die Wandoberfläche selbst als Kunstprojekt und spricht Fachhändler, Malerbetriebe und Raumausstatter ebenso an wie Architekten und Bauherren.
Die beiden Partner machen bei der Entwicklung jetzt gemeinsame Sache. Die Produktion erfolgt in Deutschland, die Vermarktung für Österreich und weitere Länder von Kärnten aus. Christoph Kühbacher sieht für seine „Sichtbeton Manufaktur“, die die Gestaltung von Flächen in Sichtbeton-Optik als Dienstleistung anbietet, einen riesigen Markt. Insbesondere in den Großstädten und bei Architektur- und Baufachleuten kommt die Sichtbeton-Optik gut an. Die Vorteile sind zahlreich. Denn unter normalen Bedingungen ist der Baustoff Beton, besonders wenn er bestimmte optische Eigenschaften aufweisen soll, ein hochkomplexes Konstrukt, bei dem kleinste Einwirkungen bereits große Auswirkungen mit sich bringen. Hier setzen die Spittaler Baustoff-Entwickler an. Sie trennen die gestalterische von der tragenden Rolle und stellen die Sichtbeton-Optik mit einer eigens entwickelten Spachteltechnik her. So lassen sich auch in bereits bestehenden Gebäuden oder in fertigen Wohnungen ohne großen Aufwand eine oder mehrere Wände in Sichtbeton-Optik gestalten – sonst praktisch unmöglich respektive mit hohen Kosten verbunden.
Darüber hinaus kann die Oberfläche speziell versiegelt werden, wodurch sie quasi „abwaschbar“ wird. Das ist besonders dann wichtig, wenn die Wände für vielgenutzte Räume gedacht sind oder die Bewohner bzw. Gäste häufig wechseln. Das vereinfacht die Pflege und erhöht die Langlebigkeit.
Das Spachtelsystem ermöglicht weiters die freie Wahl in Bezug auf das Fugenbild. Es kann entschieden werden, ob Fugen sichtbar sind, und wenn ja, in welchen Abständen. Auch die Entscheidung der Sichtbarkeit der Ankerlöcher bleibt dem Kunden überlassen. So ist auch die oft gewünschte Umsetzung scharfer Kanten möglich. Freunde des „Industrial Chic“ müssen jetzt also nicht mehr mit dem Kopf durch die Wand, wenn sie sich eine Sichtbetonwand im Wohnzimmer in ebendiesen gesetzt haben. Ist auch gesünder so. (RNF)
INFO-BOX
Sichtbeton Manufaktur
Die K&W solutions KG aus Spittal an der Drau wurde von den zwei FH-Bauingenieure Christoph Kühbacher und Andreas Wolfthaler nach zweijähriger Entwicklungsarbeit im Herbst 2018 gegründet. K&W verarbeitet und realisiert unter der Marke „Sichtbeton Manufaktur“ mit dem Produkt „Torino Beton“ Sichtbetonoptik-Projekte im Ladenbau, Wohnbau, Hotel- und Schulbau.
www.sichtbeton-manufaktur.at