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NEW BUSINESS Bundeslandspecial - WIEN 2021
Mag. Martin Puaschitz: »Ich appelliere an alle KMU aus sämtlichen Branchen, dass sie diese ­hervorragende Chance zur Digitalisierung möglichst zeitnah nutzen.« © Fotostudio Weinwurm

Die Digitalisierungsoffensive KMU.DIGITAL wurde um weitere 15 Millionen Euro aufgestockt. Wiener IT-Dienstleister und Unternehmensberater zeigen Fördermöglichkeiten für KMU auf.

Jedes kleine und mittelgroße Unternehmen kann durch die Offensive KMU.DIGITAL bis zu 9.000 Euro an Förderungen für sein Digitalisierungsprojekt bekommen, davon bis zu 3.000 Euro für Beratung und bis zu 6.000 Euro für die Umsetzung. Vor allem klassische Handwerksbetriebe denken im ersten Moment oft gar nicht daran, wie sie den Workflow durch Digitalisierung revolutionieren können. Rüdiger Linhart, Berufsgruppensprecher der IT-Dienstleister in der Fachgruppe UBIT Wien, erklärt anhand von praktischen Beispielen, welche technischen Möglichkeiten es gibt, und zeigt zudem ein paar häufig anzutreffende Schwachstellen in der bereits vorhandenen IT-Ausstattung auf. „KMU.DIGITAL wurde vor Kurzem um weitere 15 Millionen Euro aufgestockt. Allerdings ist das Fördervolumen erfahrungsgemäß rasch ausgeschöpft. Ich appelliere daher an alle KMU aus sämtlichen Branchen, dass sie diese hervorragende Chance zur Digitalisierung möglichst zeitnah nutzen“, betont Martin Puaschitz, Obmann der Wiener Wirtschaftskammer-Fachgruppe UBIT. Den Förderkriterien entsprechend sind zertifizierte IT-Dienstleister und Unternehmensberater die perfekten Ansprechpartner und können KMU individuell beraten. Rüdiger Linhart hat einige kreative Ideen und Tipps aus der Praxis: 

Mit Onlinetermin-Tools zu ­Wettbewerbsvorteilen
Termine für einen neuen Haarschnitt sind derzeit ein besonders emotionales Thema. Frisöre, die ihren Kunden die Möglichkeit bieten, bequem per Internetmaske einen Termin zu buchen, werden nicht nur jetzt, sondern auch in der Post-Corona-Ära einen klaren Wettbewerbsvorteil haben. Dann gehört das zwischen Schultern und Ohr eingeklemmte Telefon für Terminvereinbarungen während des Haarschnitts endgültig der Vergangenheit an. Auch in anderen Branchen werden Terminbuchungen mittels Telefon oder E-Mail zunehmend als veraltet wahrgenommen – angefangen von der Pizzabestellung bis zum Arztbesuch. „Ein großer Vorteil von sicheren Weblösungen ist auch, dass Kunden ihre Kontaktdaten nicht ständig neu eingeben müssen“, erklärt Linhart. 

Digitale Systeme für Zeit- und ­Leistungserfassung einführen
Vor allem bei Handwerksbetrieben, deren Mitarbeiter Kundentermine wahrnehmen, können digitale Zeit- und Leistungserfassungssysteme wichtige Dienste leisten. „Die Mitarbeiter müssen in der Früh und am Abend nicht mehr zum Ein- und Ausstempeln in den Betrieb fahren und können zugleich die Leistungen und Anfahrtswege beim Kunden viel exakter protokollieren“, erklärt der Experte. 
Dadurch sinkt die Fehleranfälligkeit enorm. Zugleich ist damit eine punktgenaue Ressourcenplanung möglich, indem beispielsweise ein Kunde in einer Onlinemaske einen fixen Termin bei einem bestimmten Handwerker buchen kann. Eine Anbindung des Systems an das Warenwirtschaftsprogramm des Unternehmens sorgt bei der Verrechnung nochmals für eine Arbeitserleichterung. 

Sicherheit mittels Server-­Verlagerung und Zwei-Faktor-­Authentifizierung schaffen
Etliche KMU mussten zu Beginn der Pandemie binnen weniger Tage behelfsmäßig Homeoffice-Lösungen aus dem Boden stampfen, um wirtschaftlich überleben zu können. Bei einigen ist die Improvisation aber mittlerweile zum Dauerzustand geworden. „Zuweilen arbeitet der Papa am Vormittag für die Firma und die Tochter macht am selben Gerät am Nachmittag ihre Hausübungen. Da braucht es sauber getrennte Lösungen. Zudem sollten die Server nicht mehr irgendwo in einem Kammerl im Betrieb stehen, sondern in ein sicheres Rechenzentrum verlagert werden, wo es unter anderem Backup-Lösungen für den Notfall gibt“, erklärt Linhart. Ganz wichtig ist auch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung beim Login, indem man z. B. Einmalpasswörter mit biometrischen Daten kombiniert. 

Onlineshops und Websites auf ­Vordermann bringen
Mittlerweile gehören zwar auch bei KMU eine eigene Website und – je nach Branche – auch ein Onlineshop zum guten Ton. In der Praxis trifft man aber nicht selten auf veraltete Codes, nicht DSGVO-konforme Umsetzungen oder gar mangelnde bzw. nicht vorhandene Firewalls. Digitale Prozessoptimierung bedeutet allerdings noch viel mehr als die Behebung von offensichtlichen Mängeln. Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die Anbindung des eigenen Onlineshops an einen Partner, der künftig die Verpackung, Auslieferung und den Versand übernimmt. Möglich ist aber auch, dass Lebensmittelhändler oder Gastronomiebetriebe den umgekehrten Weg gehen. Statt an Lieferdienste hohe Provisionen für die Auslieferung ihrer Produkte zu zahlen, könnten sie diese Dienstleistung künftig eventuell selbst erbringen und den Webshop entsprechend adaptieren. 

An Unternehmensberater und ­IT-Experten wenden
„Damit Digitalisierungsprojekte gefördert werden, müssen sich KMU an IT-Dienstleister und Unternehmensberater wenden, die für das jeweilige Themengebiet eine Zertifizierung aufweisen. Eine ausgezeichnete Filterfunktion dafür bietet das UBIT Firmen A-Z“, erklärt Linhart. Zur Strategieberatung und Potenzialanalyse zum Schwerpunkt Geschäftsmodelle & Prozesse sind „Certified Digital Consultants“ berechtigt, für den Schwerpunkt IT- und Cybersecurity sogenannte „Certified Data & IT Security Experts“ und für E-Commerce & Online-Marketing kommen „Certified eCommerce & Social Media Consultants“ und „Certified eCommerce & Social Media Experts“ infrage. Die perfekten Ansprechpartner im Bereich Digitale Verwaltung sind wiederum „Certified Digital Public Administration Experts“. 

Finanzplanung und weitere ­Förderungen einbeziehen
Claudia Strohmaier, Berufsgruppensprecherin der Wiener UnternehmensberaterInnen, gibt abschließend noch einen anderen wichtigen Punkt zu bedenken: „KMU.DIGITAL ist eine enorm wichtige Chance für KMU, aber nicht die einzige. Vor allem in Wien gibt es ausgezeichnete Fördermöglichkeiten zu allen möglichen Spezialthemen, die unbedingt im Rahmen eines Gesamtkonzepts individuell geprüft werden sollten. Zudem braucht es ein ausgeklügeltes Finanzierungskonzept, weil die Projekte natürlich in der Regel nicht zur Gänze durch die jeweiligen Fördergeber finanziert werden.“ (VM)

INFO-BOX
Über KMU.DIGITAL
KMU.DIGITAL ist eine Initiative des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich. Das Programm unterstützt kleine und mittlere Unternehmen in Österreich dabei, Digitalisierungsprojekte zu konzipieren, umzusetzen und in den Markt überzuführen. Damit wird die Wettbewerbsfähigkeit dieser Unternehmen verbessert und es werden wichtige Wachstums- und Beschäftigungsimpulse für den Wirtschaftsstandort ­Österreich gesetzt. Förderungsgeber für KMU.DIGITAL ist der Bund, vertreten durch das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. Die ­Beratungsförderung wird durch die WKÖ umgesetzt. Die Abwicklung der Einreichung und der Umsetzungsförderung obliegt dem aws.
www.kmudigital.at