Neue Assets und Währungen wie Bitcoin und Co. machen ein Nachdenken über den digitalen Euro notwendig. © Michal Jarmoluk (c) Pixabay
Es ist keine Frage, ob, sondern nur wann digitales Zentralbankgeld – der digitale Euro – kommt. Schon 2026 könnte es so weit sein. Unklar ist, wie er aussehen soll.
Gut zwanzig Jahre nach Einführung der Euro-Starterkits im Jahr 2002 arbeitet die Europäische Zentralbank (EZB) bereits seit Ende 2019 an der möglichen Einführung eines sogenannten digitalen Euros. Den Anstoß dafür gab unter anderem die zunehmende Popularität und Verbreitung digitaler Bezahlmethoden bei breiten Bevölkerungsschichten im Euroraum.
Im Vorfeld des Payment Festival 2021, das wegen der aktuellen Lage im Herbst auf Jänner 2022 verschoben wurde, stellte Martin Sprengseis, Initiator des Festivals, die Fragen: „Wie genau soll ein solcher digitaler Euro aussehen? Und was bringt er? Wie kann das Bezahlverhalten von Kund:innen geändert werden?“ Bei einer Veranstaltung diskutierte Sprengseis gemeinsam mit Peter Kerstens von der Europäischen Kommission sowie Petia Niederländer von der Österreichischen Nationalbank, die Pläne und Entwicklungen sowie die Auswirkungen des geplanten digitalen Euros.
Rolle der nationalen Zentralbanken
Die Österreichische Nationalbank ist ein wichtiger Partner für die heimische Wirtschaft. Sie sichert den Bargeldzugang der Bevölkerung und steht für den Werterhalt des Geldes. In vielen Finanzbereichen gibt es neue Entwicklungen, zum Teil bedingt durch die Digitalisierung. Die Europäische Zentralbank beschäftigt sich mit vielen Themen, u. a. mit dem Zahlungsverkehr unter dem Aspekt der Digitalisierung.
Das hat zu den Überlegungen rund um den digitalen Euro geführt: Die Digitalisierung schreibt in vielen Fällen den Konsumenten und den Händlern vor, welche Bezahllösungen sie nutzen sollen; das Bankengeld spielt eine wichtige Rolle, und das Aufkommen von Kryptowährungen ist ein Faktum. „Wir von der Österreichischen Nationalbank stehen für Sicherheit und Werterhalt des Geldes. Die Initiative der Europäischen Zentralbank zum digitalen Euro unterstützen wir“, sagte Petia Niederländer, Hauptabteilungsdirektorin der Österreichischen Nationalbank (OeNB).
Sicherheit durch Deckung der EZB
Der digitale Euro ist eine von der Europäischen Zentralbank (EZB) gedeckte digitale Währung, was ein hohes Maß an Sicherheit für Konsument:innen ergibt. Zweck der Initiative ist es, Kund:innen mehr Convenience und Sicherheit zu bieten und darüber den Wirtschaftsraum zu stärken. Der wesentliche Unterschied zwischen dem digitalen Euro und dem Geld auf einem Bankkonto ist, dass Letzteres von der eigenen Bank und der digitale Euro von der EZB – also für alle zugänglich, sicher und ohne Gewinnorientierung – gestellt wird.
Die EZB betont, dass die Währung des digitalen Euros aufgrund der Deckung durch die Europäische Zentralbank sehr sicher sei und neue Möglichkeiten für Europa und den Wirtschaftsraum eröffne.
Zukunftsweisender Schritt
Die Initiative der EZB ist ein zukunftsweisender Schritt, der den europäischen Wirtschaftsraum stärken soll. Aufgrund der Digitalisierungsentwicklungen und des Aufkommens neuer Assets und Währungen wie Bitcoin und Co. ist es wichtig, dass sichere neue Optionen im digitalen Bereich der Zukunft entstehen.
„Der digitale Euro ist eine europäische Währung, die über die Europäische Zentralbank gesichert ist. Ab wann der digitale Euro den Alltag der Menschen verändern wird, ist derzeit unklar“, so Peter Kerstens von der Europäischen Kommission. „Die Überlegungen sind wichtig und sinnvoll, wenn wir den europäischen Wirtschaftsraum stark halten wollen.“ Die Entscheidung, ob ein digitaler Euro kommen wird, lässt auf sich warten: frühestens 2023 soll eine Entscheidung getroffen werden, die den Weg für die Umsetzung ab 2026 freimachen würde. (RNF)
INFO-BOX
Wo liegen die Unterschiede?
Ein digitaler Euro wäre eine elektronische Form von Zentralbankgeld und könnte von der breiten Bevölkerung genutzt werden, genauso wie Bargeld, nur in digitaler Form: als schnelles, einfaches und sicheres Zahlungsmittel. Er würde unser Bargeld ergänzen, aber nicht ersetzen. In jedem Fall wird das Eurosystem auch weiterhin Bargeld ausgeben. Das unterscheidet eine Euro-Münze in der Geldbörse von einem Euro auf dem Konto und dem digitalen Euro:
• 1 Euro Bargeld: Zentralbank steht für den Wert gerade, der Nutzer ist für die Aufbewahrung oder Weitergabe (= Bezahlvorgänge) verantwortlich.
• 1 Euro auf dem Bankkonto: Geschäftsbank steht für den Wert gerade (jederzeit 1:1-Behebung in bar) und übernimmt Aufbewahrung und Weitergabe (= Bezahlvorgänge) im Kundenauftrag.
• 1 digitaler Euro: Zentralbank steht für Wert gerade. Nutzer und/oder private elektronische Brieftaschenbetreiber (z. B. Banken) übernehmen Aufbewahrung und Weitergabe (= Bezahlvorgänge) im Kundenauftrag.