Neue Märkte erschließen

NEW BUSINESS Export - NB EXPORT 1/2024
Europa ist nicht mehr der Hoffnungsmarkt Nummer eins, sondern Südostasien. © Alicja/Pixabay

Laut einer Kundenumfrage der OeKB planen 84 Prozent der Unternehmen, in den nächsten drei Jahren neue Märkte zu erschließen.

Dabei werden zunehmend Regionen außerhalb Europas als Hoffnungsmärkte gesehen.

Österreichs Exportwirtschaft konnte im Jahr 2023 laut vorläufigen Ergebnissen der Statistik Austria den Wert der Warenexporte trotz eines überaus herausfordernden konjunkturellen und geopolitischen Umfelds um drei Prozent steigern. 68 Prozent der heimischen Exporte gingen in die EU, insgesamt stellt Europa einen Anteil von rund 80 Prozent. Was aber haben die österreichischen Exportunternehmen für die kommenden Jahre geplant, und wohin orientieren sie sich? 

Dazu hat die Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) im Jänner und Februar 2024 ihre Kunden im Geschäftsbereich Export Services befragt – wie schon im Mai und Juni 2022 – und fünf besonders relevante Themenfelder in den Fokus gestellt. Die von Integral Markt- und Meinungsforschung durchgeführte Onlinebefragung zeigt, dass 84 Prozent der Exportunternehmen planen, in den nächsten drei Jahren neue Märkte zu erschließen (50 % „sehr“, 34 % „eher wahrscheinlich“), was gegenüber 2022 eine Steigerung von elf Prozentpunkten (Pp.) darstellt. Drei von vier Unternehmen planen zudem, den Ausbau der bestehenden Auslandspräsenz weiter voranzutreiben (49 % „sehr“, 26 % „eher wahrscheinlich“).

Breitere Diversifikation der Märkte
Im Hinblick auf die regionale Verteilung zeigen sich signi­fikante Veränderungen: Wurde Europa 2022 noch von 60 Prozent der befragten Exportunternehmen als Hoffnungsmarkt gesehen, so sind es 2024 nur mehr 38 Prozent. Südostasien wird bei einem deutlichen Zuwachs mit 51 Prozent am häufigsten genannt (+ 14 Pp.), knapp gefolgt von Nordamerika mit 50 Prozent (+ 3 Pp.). Mit jeweils 28 Prozent rücken auch die Regionen Mittel- und Südamerika (+ 9 Pp.) sowie Zentralasien (+ 12 Pp.) zunehmend in den Fokus.

Dazu OeKB-Vorstandsmitglied Helmut Bernkopf: „Europa war 2023 von den Auswirkungen des Ukrainekriegs besonders stark betroffen. Das Wachstum in der Euro-Zone lag laut dem Internationalen Währungsfonds 2023 bei 0,4 Prozent. In seiner Anfang April veröffentlichten Pro­gno­se erwartet er auch für heuer einen Anstieg um lediglich 0,8 Prozent. In Schwellen- und Entwicklungsländern wird hingegen ein stabiles Wachstum von 4,2 Prozent prognostiziert.

Der Blick über den europäischen Tellerrand und eine breitere Diversifikation der Märkte sind somit ein Gebot der Stunde für die heimische Exportwirtschaft, was sich auch in den Ergebnissen unserer aktuellen Kundenbefragung widerspiegelt. In vielen Schwellenländern ergeben sich durch den zunehmenden Umwelt- und Klimaschutz, die Urbanisierung und Industriemodernisierung oder den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur enorme Potenziale für österreichische Unternehmen.“

Attraktivierung von Exportgarantien
Mit Exportgarantien des Bundes können auch höhere wirtschaftliche und politische Risiken im Auslandsgeschäft abgesichert werden. Das Bundesministerium für Finanzen und die OeKB haben im letzten Sommer ein Maßnahmenpaket zur Attraktivierung der Exportgarantien vorgestellt, um heimische Unternehmen noch besser im Auslandsgeschäft zu unterstützen bzw. noch mehr Geschäft zu ermöglichen.

So erfolgte u. a. eine generelle Anhebung der politischen Deckungsquote auf 100 Prozent, die wirtschaftliche Deckungsquote wurde bei bankmäßig besicherten Geschäften sowie bei Abnehmern mit guter Bonität mit 98 Prozent festgelegt. Im Einzelfall kann der Bund jeweils eine höhere Risikoeinbindung des Garantienehmers festsetzen. Zudem wurden bei den Wertschöpfungsregeln und der Anrechnung von Zulieferungen weitere Liberalisierungsschritte gesetzt.

Internationale Finanzierungskooperationen
Neben den klassischen Finanzierungen von Exporten und Auslandsinvestitionen kann die OeKB durch ihre Zusammenarbeit mit Finanzinstituten in vielen Ländern auch internationale Großprojekte finanzieren, bei denen nur ein Teil der Lieferungen und Leistungen aus Österreich stammt. Für regelmäßige Zukäufe von Investitionsgütern aus Österreich bietet die OeKB weiters flexible Shopping-Lines:

Ausländische Geschäftspartner können damit Lieferungen mehrerer österreichischer Hersteller in einem Kredit bündeln, womit gerade auch KMU verstärkt ins internationale (Projekt-)Geschäft gebracht werden können. Zudem haben heimische Unternehmen damit auch die Möglichkeit, gemeinsam und proaktiv komplementäres Equipment mit einer günstigen langfristigen Gesamtfinanzierung anzubieten. Die OeKB hat eine Reihe von Schwerpunktländern definiert, darunter Brasilien, ­Mexiko, Indien, Indonesien oder die Türkei. (RNF)


INFO-BOX
Über die Umfrage
Diese Kundenbefragung wurde durch die Integral Markt- und Mei­nungs­for­schungs­ges.m.b.H. im Auftrag der OeKB durchgeführt. Zwischen 17. Jänner und 22. ­Februar 2024 wurden im Rahmen einer Online­befragung 70 Exportunternehmen zu den Themenfeldern Energieversorgung und Energiesicherheit, Lieferketten, Umwelt und Nachhaltigkeit, Regulatorik sowie Hoffnungs- und Risikomärkte befragt. Alle Angaben wurden ausschließlich aggregiert ausgewertet.