Gewappnet gegen jede Krise

NEW BUSINESS Innovations - NR.11, NOVEMBER 2024
Mit Cable proD von Eplan lassen sich Kabelwege im 3D-Modell definieren.

Optimismus zeichnet die Schaltschrank-Branche seit jeher aus. Das ist trotz der international getriebenen Krisen auch heuer nicht anders.

Wie die Gegenmaß­nahmen, die Konzepte in Sachen Energiewende und die Trends 2025 aussehen – wir haben wieder einmal nachgefragt.

4 Fragen an die Top-Entscheider der Branche
1. Krise oder alles gut? Wie geht es Ihnen aktuell?
2. Welche Anforderungen stellt die Energiewende an Ihr ­Unternehmen?
3. Welche Ihrer Neuheiten/Innovation macht Ihnen am meisten Freude und warum?
4. Welche Trends erwarten uns 2025?

Martin Berger
Geschäftsführer Eplan GmbH

1.  Wir merken bei unseren Kunden und Interessenten, dass die aktuelle Situation am Markt herausfordernd ist. Das betrifft jedoch nicht alle Branchen. Gerade aber im Umfeld der Automobilindustrie wie auch im Maschinen- und Anlagenbau ist die Lage angespannt. Firmen, die gerade in Richtung Eplan Plattformtechnologie wechseln, sehen die Chance, die alten Engineering-Strukturen aufzubrechen und die neuen Möglichkeiten entlang der Eplan Plattform zu nutzen. Daher begleiten wir aktuell zahlreiche Optimierungsprojekte sowohl bei bestehenden Kunden als auch bei Neukunden. Durch diese Optimierungsmaßnahmen kann die Qualität im gesamten Unternehmensworkflow gesteigert werden, Kostenreduktion und Zeitersparnis beim Durchlauf bestehender Projekte sind das positive Ergebnis. Unsere Consultants sind hier sehr erfahren und daher auch gut ausgelastet, die Trainings für unsere Produkte laufen gut. 

2.  Einerseits achten wir als Unternehmen auf Nachhaltigkeit und verantwortungsbewussten Umgang bei Energie im Gebäude und auch bei Dienstreisen. In unserem Geschäftsumfeld merken wir, dass Unternehmen mit starkem Bezug zu Energieerzeugung, Energieverteilung und auch Speicherung von Energie momentan großen Bedarf an professionellen Engineering- und Instandhaltungslösungen haben. Hier greift dann wieder die Eplan Plattform mit den Lösungen in der Eplan Cloud.

3.  Beim Usermeeting 2024 vor ein paar Wochen haben wir unser neuestes Produkt für ein professionelles Kabel­engineering vorgestellt. Eplan Cable proD ist eine Lösung zur schnellen und einfachen Verkabelung von Maschinen. Die Software digitalisiert die entsprechende Planung und stellt benötigte Informationen für Fertigung und Montage bereit. Damit können auch vorkonfektionierte Kabel eingesetzt werden. Was früher per Hand mühevoll ermittelt werden musste, ist heute im 3D-Format inkl. Auswertelisten auf Knopfdruck verfügbar.

4.  Wir haben 2025 neben neuen Funktionen für unsere Produkte eventuell auch neue Produktlaunches vor uns. Was da kommt, werden wir bei den nächsten Messen wie der SPS in Nürnberg bzw. der HMI in Hannover zeigen. 

Andreas Chromy
Managing Director Cluster CEE, ­Murrelektronik GmbH

1.  Die Automatisierungsbranche steht aktuell vor komplexen Herausforderungen. Einerseits sorgen die fortschreitende Digitalisierung und die Nachfrage nach effizienteren Lösungen für kontinuierliches Wachstum. Andererseits bremst die wirtschaftliche Abschwächung branchenweit die Innovationsbereitschaft. Murrelektronik hat sich auf diese Faktoren gut eingestellt und setzt verstärkt auf maßgeschneiderte und flexible Automatisierungslösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten sind. 

2.  Die Energiewende bringt eine tiefgreifende Transformation in der Automatisierungsbranche mit sich. Energieeffizienz und Ressourcenschonung sind essenzielle Bausteine, die berücksichtigt werden müssen. Kunden verlangen verstärkt nach nachhaltigen Produkten und energieeffizienten Lösungen. Die Technologieentwicklung ist damit zunehmend komplexer geworden. Folglich steigen die Produktionskosten, während sich der Bedarf verringert. Mit innovativen und flexiblen Produkten und Services kann auf die wandelnden Anforderungen reagiert und daraus sogar erhebliches Potenzial geschöpft werden.

3.  Mit der Automatisierungsplattform Vario-X setzt Murrelektronik neue Maßstäbe in den Bereichen Energieeffizienz, Flexibilität und Zukunftssicherheit. Kosten können durch reduzierten Energieverbrauch gesenkt, CO₂-Emissionen verringert und der Fachkräftemangel durch vorgefertigte Softwarebausteine überwunden werden. Vario-X ermöglicht eine dezentrale Installation ohne Schaltschrank – Zero Cabinet, was maximale Flexibilität im Anlagendesign bietet. Dank der modularen Bauweise lassen sich Komponenten nach Bedarf hinzufügen oder austauschen – einfach und ohne lange Still­standszeiten. Der digitale Zwilling ermöglicht es, Maschinen bereits vor der Inbetriebnahme virtuell zu testen und zu optimieren. Das integrierte Condition Monitoring überwacht kontinuierlich den Zustand der Anlage, sodass frühzeitig Maßnahmen ergriffen werden können, bevor es zu Ausfällen kommt. So bleibt die Wettbewerbsfähigkeit gesichert, und es ist möglich, schnell auf neue Anforderungen zu reagieren – mit Vario-X immer einen Schritt voraus.

4.  Angesichts der steigenden Herausforderungen in der Industrie gewinnt die Automatisierung zunehmend an Bedeutung. Die fortschreitende Digitalisierung in allen Geschäftsbereichen ist unerlässlich. Murrelektronik testet bereits den Einsatz von KI in den Bereichen Entwicklung und Logistik und arbeitet kontinuierlich an neuen Lösungen. Zukunftsweisende, vernetzte Systeme erfassen Daten in Echtzeit und ermöglichen schnellere und einfachere Entscheidungen. Durch Predictive Maintenance werden Fehler erkannt, bevor sie auftreten, was ungeplante Stillstandszeiten reduziert und die Effizienz steigert. Mit dem Einsatz von KI lassen sich Entscheidungsprozesse automatisieren. Unternehmen setzen verstärkt auf modulare Systeme, die flexibel angepasst und konfiguriert werden können. Murrelektronik setzt auf Dezentralisierung im Gesamtsystem, wobei Hardware, Software und Installationskonzept Hand in Hand arbeiten, um die Industrie für die Herausforderungen von morgen zu rüsten. 


Thomas Lutzky
Geschäftsführer, Phoenix Contact GmbH

1.  Die aktuelle Konjunkturentwicklung bietet weiterhin keinen Rückenwind. Darauf haben wir uns eingestellt und fokussieren uns auf die Schaffung von Wettbewerbsvorteilen durch ein perfekt abgestimmtes Portfolio in Kombination mit tollem Service. 

2.  Die Energiewende bringt riesige Chancen. Zu ihrer erfolgreichen Umsetzung braucht es ein perfektes Zusammenspiel aller Player entlang der Wertschöpfungsketten. Unser Angebot reicht dabei von Schnellanschlusstechniken bei Reihenklemmen über ganzheitliche Markierungslösungen bis zu grundlegenden Prozessoptimierungen in der Schaltschrankfertigung mittels Digitalisierung und Automatisierung.

3.  Das sind unsere individuellen Beratungsleistungen! In einem partnerschaftlichen Ansatz betrachten wir den gesamten Prozess, vom Engineering bis zum fertigen Schaltschrank. Meist vor Ort und im Rahmen von Workshops in einem unserer Application Center. Auf Basis langjähriger Erfahrungen mit praxisorientierten Lean-Production-Methoden optimieren unsere Experten die innerbetriebliche Leistungserbringung. Modulare und skalierbare Lösungen ermöglichen signifikante Einsparungen durch schnell umsetzbare Prozessveränderungen bei gleichzeitig geringem finanziellem Aufwand.

4.  Die fortschreitende Digitalisierung in Kombination mit Automatisierung, wo sinnvoll und möglich, wird den Schaltschrankbau schneller, kosteneffizienter und resilienter machen. Damit stärken wir unseren österreichischen Produktionsstandort gegen außereuropäische Konkurrenz. 


Armin Pehlivan
Geschäftsführer,
Beckhoff Automation

1.  Natürlich spürt auch Beckhoff einen Rückgang bei den Auftragseingängen. Dieser ist zum einen dem enormen, teilweise durch die Halbleiterkrise getriebenen Wachstum der vergangenen Jahre geschuldet, zum anderen den rückläufigen wirtschaftlichen Entwicklungen in einigen Branchen wie der Automobilindustrie. Allerdings hat es solche Phasen in der Industrie in den letzten Jahrzehnten schon einige Male gegeben und jedes Mal ist Beckhoff als innovationsgetriebenes Unternehmen gestärkt daraus hervorgegangen.

2.  Der größte Beitrag, den wir als Unternehmen zum Schutz unseres Planeten leisten, sind unsere Innovationen. Viele dieser Innovationen werden daher auch in der Erzeugung „grüner Energien“ eingesetzt, sei es in Windkraft-, Solar- oder Biogasanlagen. Insbesondere im Bereich der Windenergie werden Beckhoff-Steuerungen in einem großen Teil der weltweiten Windanlagen zur optimierten Steuerung der Windturbinen eingesetzt. Doch auch abseits unserer produktbezogenen Technologieprojekte engagieren wir uns mit einem aktiven Klimaschutzbeitrag für den Schutz unserer Umwelt und einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Rohstoffen.

3.  Aufgrund seines immensen Anwendungs- und Effizienzpotenzials macht mir unser MX-System, die steckbare Systemlösung für die schaltschranklose Automatisierung, besondere Freude. Die vielfältigen Vorteile haben sich inzwischen in ersten Maschinenprojekten bewiesen und bewährt. Als vollständiger Ersatz für den konventionellen Schaltschrank vereinfacht und verkürzt das MX-System deutlich die Engineering-Phase. Zudem reduzieren sich der Maschinen-Footprint und die erforderlichen Kabelwege. Eine große Hilfe für den Maschinenbauer ist auch, dass das UL/CSA- und IEC-zertifizierte MX-System weltweit einsetzbar ist und bei der Anlagenkonstruktion somit nicht mehr von vornherein der spätere Einsatzort feststehen muss. Bei der Inbetriebnahme und aus Endanwendersicht ergeben sich ebenfalls deutliche Effizienzvorteile: Die Montage durch einfaches Aufstecken der Funktionsmodule auf eine Baseplate und anschließendes Verschrauben erleichtert den Aufbau, verhindert die sonst häufigen Verdrahtungsfehler und ermöglicht zudem als Reaktion auf den Fachkräftemangel den Einsatz auch von weniger qualifiziertem Personal. Für einen reibungslosen Betrieb sorgt die durchgängig EtherCAT-basierte Lösung durch schnelle und eindeutige Systemdiagnosen.

4.  Der bekannte Trend zur konsequenten Maschinenmodularisierung wird sicher weiter an Fahrt zunehmen. Einen Teil dazu beitragen wird auch der verstärkte Einsatz des MX-Systems mit all seinen Vorteilen – und umgekehrt wird der Wunsch nach Modularisierung den Weg für diese schaltschranklose Automatisierung schneller ebnen. Weiterhin ein nicht mehr zu übersehender Trend wird die industrielle Nutzung der künstlichen Intelligenz sein. Mit TwinCAT Machine Learning und insbesondere dem TwinCAT Machine Learning Creator für das automatisierte Trainieren neuronaler Netze kann der Automatisierer dies mit PC-based Control von Beckhoff auch auf möglichst einfache Weise und nahtlos in die Steuerungstechnik integriert nutzen. 


Marcus Schellerer
Geschäftsführer, Rittal GmbH

1.  Schaltschränke und IT-Racks werden eigentlich in so gut wie jeder Branche gebraucht. Das ist ein echter Vorteil für uns, gerade wenn es in manchen Bereichen, wie im Maschinenbau, mal nicht so gut läuft. Für uns umfasst der Maschinenbau übrigens weit mehr als nur die Ausrüstung, die Maschinenbauer zur Steuerung und zum Betrieb ihrer Maschinen benötigen. Wir bieten zusätzlich Plug-and-play-Lösungen für Edge-Datacenter, die insbesondere für produzierende Unternehmen von großer Bedeutung sind. Während der Maschinenbau also schwankt, boomen andere Sektoren, wie die erneuerbaren Energien und High-Performance Computing. Aber: Es reicht natürlich nicht, sich bei diesen Trends einfach mittreiben zu lassen. Nein, wir sind ambitionierte „Schwimmer“ und legen uns richtig ins Zeug. Für den Energiesektor haben wir z. B. bereits vor drei Jahren eine eigene Business Unit mit dem klingenden Namen „Energy & Power Solutions“ gegründet. Unsere Experten entwickeln hier mit viel Know-how und größtmöglichem Einsatz maßgeschneiderte Lösungen für den Markt, wie zum Beispiel platzsparende und geprüfte Verteilerschränke für Photovoltaikanlagen. Aber auch im IT-Bereich brauchen wir uns nicht zu verstecken: Hier haben wir kürzlich einen echten Durchbruch beim IT-Cooling geschafft. Als erster Anbieter überhaupt erreichen wir jetzt in einer Cooling Distribution Unit mit den Maßen 600/2286/1068 mm (B/H/T) für In-Row-Kühlung eine Kühlleistung bis ein Megawatt für High-Performance-Anwendungen. Mit unserem breiten Angebot an Lösungen rund um Stromverteilung, Klimatisierung, maschinelle Bearbeitung und vor allem IT-Infrastruktur sind wir sehr gut aufgestellt und können uns flexibel an wandelnde Marktbedingungen anpassen.

2.  Die Energiewende verlangt von Rittal in Österreich, wegweisende Lösungen für eine „All Electric Society“ zu entwickeln – eine Zukunft, in der alle Lebensbereiche, von Verkehr über Industrie bis hin zu Haushalten, vollständig auf elektrische Energie setzen, um Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu fördern. Unsere innovativen Lösungen im Bereich Energy & Power Solutions bieten hierbei klare Vorteile. Durch die enge Zusammenarbeit mit unserer Schwesterfirma Eplan und der Nutzung des digitalen Zwillings ermöglichen wir eine durchgängige Standardisierung in der Niederspannungshauptverteilung. Unser VX25-Ri4Power-System überzeugt dabei durch hohe Effizienz und Modularität und schafft so flexible, zukunftssichere Lösungen. Mit unserer langjährigen Expertise leisten wir einen entscheidenden Beitrag zur erfolgreichen Umsetzung des Übergangs in eine vollständig elektrifizierte und nachhaltige Gesellschaft.

3.  Eine besondere Freude bereiten mir Innovationen, die wir gemeinsam mit Eplan im digitalen Umfeld entwickeln. Unter dem Begriff „Schaltschrankbau 4.0“ treiben wir die Digitalisierung der Arbeitsprozesse im Schaltanlagen- und Steuerungsbau voran. Gerade jetzt ist es entscheidend, in die Digitalisierung der Workflows zu investieren. Dazu gehören zum einen innovative Softwarelösungen wie die von Eplan und zum anderen Maschinen, die zeitaufwendige, manuell durchgeführte Tätigkeiten automatisieren. Besonders wichtig ist es, die gesamte Prozesskette digital abzubilden – und genau hier haben wir uns ein klares Alleinstellungsmerkmal erarbeitet. Es ist ein äußerst spannendes Innovationsfeld, in dem wir unsere Stärken voll ausspielen können. Ein weiteres, nicht weniger faszinierendes Innovationsfeld ist das derzeit viel diskutierte Thema der künstlichen Intelligenz. KI verspricht einen revolutionären Nutzen, doch ist die IT-Infrastruktur bereits darauf vorbereitet? Betreiber von Rechenzentren und ihre Technologiepartner betreten hier technologisches Neuland. Rittal hat als Vorreiter eine neue Kühllösung präsentiert, die über ein Megawatt Kühlleistung erbringt und damit den Weg für KI-Anwendungen ebnet. Der rapide wachsende Bedarf an Rechenleistung erfordert neue Dimensionen in Skalierbarkeit, Kühlung, Stromverteilung und Energieeffizienz. Mit dieser Innovation stößt Rittal in ein wachsendes und zukunftsweisendes Feld der IT-Kühlung vor – sowohl in Bezug auf Leistung als auch auf Technologie.

4.  In diesem Jahr haben wir uns intensiv mit den Potenzialen der Zukunft auseinandergesetzt und dabei einige bedeutende Megatrends identifiziert, die es gilt, aktiv mitzugestalten. Einer dieser Trends ist die eMobility, die zusammen mit den erneuerbaren Energien eine enorme Herausforderung für alle Stromanbieter darstellt. Stellen Sie sich vor, für einen E-Lkw-Parkplatz wird eine Leistung von einem Megawatt benötigt. Das geht nur mit wassergekühlten Kabeln. In diesem Bereich bieten wir intelligente und zuverlässige Lösungen an. Ein weiterer Trend, der unsere Aufmerksamkeit verdient, ist die fortschreitende Digitalisierung im Engineering und in der Produktion. Obwohl dieser Prozess nicht neu ist, wird er in den kommenden Jahren zunehmend an Bedeutung gewinnen und sämtliche Branchen nachhaltig beeinflussen. Wir sehen hier enormes Potenzial, durch innovative Lösungen die Effizienz und Flexibilität in der Produktion zu steigern. Darüber hinaus setzen wir bereits heute auf Lösungen im Bereich der Smart Connectivity, also der intelligenten und effizienten Vernetzung von Geräten und Systemen in einem Netzwerk. Als eines von vielen Beispielen können wir hier die Gebäudeleittechnik nennen, in der wir eine energieeffiziente und vernetzte Steuerung von Gebäuden ermöglichen, die wiederum zu einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Zukunft beiträgt.  


Christoph Ungersböck
Geschäftsführer Sick Österreich 

1.  
Unsere Geschäftsentwicklung ist „in Ordnung“. Es gibt Luft nach oben – sich zu beklagen würde aber bedeuten, auf hohem Niveau zu jammern. Ausgezeichnete Produkte und ein breiter Branchenmix kommen uns zugute. Ich weiß aber, dass etliche unserer Kunden aktuell stark vom Umfeld und der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung gefordert sind. „Alles gut“, möchte ich das nicht nennen. Ich sehe aber auch positive Impulse, sodass ich vorsichtig optimistisch für das kommende Jahr bin.

2.  Neue Lösungen, neue Partnerschaften – das bringt es auf den Punkt. Unsere Zusammenarbeit mit Endress+Hauser ist ein anschauliches Beispiel dafür. Viele Unternehmen wollen ihren Energie- und Ressourceneinsatz senken und langfristig auf nichtfossile Energieträger sowie Rohstoffe wechseln. Die dafür benötigten, neuen Prozesstechnologien müssen durch intelligente Sensoren und Systeme überwacht bzw. gesteuert werden. Sick und Endress+Hauser sehen hier eine Marktdynamik mit interessanten Möglichkeiten. Daher haben wir uns entschlossen, unsere Kräfte in diesem Bereich zu bündeln. Ein Bestandteil der Partnerschaft ist die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens, in dem die Forschung, Entwicklung und die Herstellung von Prozesslösungen für die Dekarbonisierung künftig gemeinsam erfolgen soll. 

3.  Neben den rasanten Fortschritten im Bereich der angewandten künstlichen Intelligenz entwickeln sich auch „Standardsensoren“ weiter – sie können immer mehr und das oft zu einem unglaublichen Preis. Es gibt Lösungen, für die man früher komplizierte Aufbauten oder Schaltungen gebraucht hätte, die sich heute – dank integrierten Features – mit nur einem Sensor im Handumdrehen realisieren lassen. Beispiele dafür sind die Reflexionslichtschranke WLG4, die mit „ClearSens“ für die Detektion transparenter Materialien ausgelegt ist, oder unser WTT12 in der „Shiny Version“, mit dem stark glänzende Objekte zuverlässig erfasst werden können. Ich weiß von den Schwierigkeiten, die das früher in der Praxis oft gemacht hat. Solche „herkömmlichen“ Sensoren können mich als Techniker daher echt begeistern. 

4.  Die industrielle Digitalisierung nimmt immer mehr Fahrt auf. Wir sehen einen klaren Trend in Richtung softwarebasierter Sensorlösungen mit KI. Sie eröffnen ganz neue Möglichkeiten und machen vieles einfacher. Darum investieren wir hier auch intensiv in die Forschung und Entwicklung (2023: 11,7 Prozent des Umsatzes). Das Ergebnis sind viele neue, marktfähige Produkte und 137 Patent­anmeldungen allein im Jahr 2023. Softwarebasierte Lösungen machten dabei rund 70 Patente aus – ein Anteil, der künftig sicher weiter wachsen wird.  


Radoslav Vassilev
Geschäftsführer Wago Österreich

1.  Die anhaltenden Kriege in der Ukraine sowie im Nahen Osten, die anstehenden Wahlen in den USA und die angespannten Beziehungen mit ökonomischen Schwergewichten wie China sorgen weltweit für Unsicherheit. In dieser Gemengelage bleiben Herausforderungen wie Lieferkettenprobleme, Konsumzurückhaltung und intensiver Wettbewerb trotz sich abflachender Inflation und sinkenden Zinssätzen bestehen, werden sich aber hoffentlich zukünftig positiv entwickeln. Wago verzeichnet – wie derzeit viele Unternehmen – einen anhaltenden Rückgang des Ordervolumens. Wir investieren aber auch in diesem Jahr in ähnlicher Höhe wie im Vorjahr und bereiten uns so auf den nächsten Aufschwung vor. 

2.  Als Wago sind wir in der glücklichen, aber zugleich anspruchsvollen Position, Nachhaltigkeit über zwei Hebel treiben zu können. Indem wir als praxisnaher Lösungsanbieter unsere Kunden befähigen, Energie intelligent zu planen, effizient zu steuern und ressourcenschonend zu nutzen, wollen wir vor allem im Energie- und Gebäudesektor den Wandel mitgestalten und zum Gelingen der Energiewende beitragen. Und natürlich denken wir selbst unsere Prozesse und Produkte neu, passen an oder stellen diese um, so dass wir in Zukunft vor allem energieeffizienter und ressourcenschonender wirtschaften. Unser Ziel ist es, unsere kurzfristigen wissenschaftsbasierten Klimaschutzziele für die Hauptproduktionsstandorte bis 2030 und den Net-Zero-Standard bis spätestens 2045 zu erreichen, und wir treten dafür der „Science Based Target initiative“ (SBTi) bei.

3.  Wago plant für 2025 eine Reihe innovativer Lösungen. Ein besonders wichtiges Thema sind die Cybersecurity-Bedrohungen in den Bereichen Smart Factory, Smart Building und Smart Energy, die immer mehr zunehmen. Um dem entgegenzuwirken, arbeiten Länder und die EU an Richtlinien wie der NIS-2­- Direktive, während Branchenexperten Standards wie die IEC 62443 entwickeln. Die Umsetzung dieser Vorgaben stellt Unternehmen jedoch oft vor Herausforderungen. Wir bieten unseren Kunden Unterstützung durch zertifizierte Produkte und unser Wago Cyber Security Consulting. Mit unserem neuen Intrusion Detection System, dem Wago Cyber Security Network Sight, können Kunden ihr OT-Netzwerk in Echtzeit überwachen und Bedrohungen frühzeitig erkennen. Unsere Consultants nutzen die Wago Cyber Security Analysis, um Handlungsempfehlungen zur Risikominderung zu erarbeiten. Im Smart-Energy-Bereich verbessern wir unsere Fernwirktechnik gemäß IEC 62351. Darüber hinaus präsentieren wir Neuheiten in der Fabrik- und Anlagenautomation sowie im Schaltschrankbau. Dazu gehören die Erweiterung der Wago Solutions Platform für eine zentralisierte Asset-Verwaltung und die Einführung des neuen PFC300, der leistungsstärkere Anwendungen unterstützt. Auch unsere Wago-Edge-Computer-Serie wird erweitert, um mehr Leistung und flexible Erweiterungsmöglichkeiten zu bieten.

4.  Die Zukunft des Schaltschrankbaus wird zunehmend durch die Integration von „Cobots“ (Collaborative Robots) geprägt sein. Im Gegensatz zu herkömmlichen Industrierobotern sind Cobots darauf ausgelegt, sicher und ohne Schutzeinrichtungen direkt neben Menschen zu arbeiten. Diese Form der Mensch-Roboter-Kollaboration wird insbesondere in der werkstattorientierten Fertigung von Vorteil sein, wo derzeit viele zeitaufwendige manuelle Montageprozesse, wie die Klemmleistenmontage, dominieren. Mit der wachsenden Vielfalt an Schaltschränken steigen die Produktionskosten. Der Einsatz von Cobots kann hier Abhilfe schaffen, indem sie sich wiederholende oder körperlich anspruchsvolle Aufgaben übernehmen. Dies ermöglicht es den menschlichen Mitarbeitern, ihre kreativen Fähigkeiten auf komplexere Aufgaben zu konzentrieren. Zudem helfen Cobots, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, da sie nach einmaliger Programmierung kontinuierlich verfügbar sind. Bis 2025 erwarten wir, dass die Teilautomatisierung durch Cobots ein neues Level an Effizienz und Produktivität erreicht. Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Roboter wird die Produktivität, Qualität und Ergonomie im Schaltschrankbau steigern, ohne dass grundlegende Prozessanpassungen notwendig sind. Auf der SPS in Nürnberg präsentieren wir innovative Lösungen, die diese Trends unterstützen und vorantreiben. 


Wolfgang Weidinger
Geschäftsführer Weidmüller ­Österreich 

1.  Derzeit herrscht eher Krisenstimmung im industriellen Bereich. Wir leben aktuell in turbulenten Zeiten mit viel Unsicherheit. Sieht man sich das Wachstum der letzten Jahre an, ist es aus meiner Sicht eher eine Konsolidierung nach zwei außergewöhnlichen Jahren. Als Unternehmen können wir nur dafür werben, den vielen Innovationen in unserer Industrie offen gegenüberzustehen. Lösungen in den Bereichen Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung haben großes Potenzial auch in Richtung Klimaneutralität. Wir entwickeln als Pionier in unserer Industrie die richtigen Produkte, gehen mit neuen Konzepten voran und leisten so unseren Beitrag für eine lebenswerte Welt von morgen. Wir haben dieses Jahr Projekte erfolgreich umgesetzt und weitere begonnen. Damit erarbeiten wir uns eine gute Ausgangsposition für die Zukunft. Wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern und sich die Märkte erholen, werden wir bereit sein.

2.  Günstige Energie wird ein Wettbewerbsfaktor sein und bleiben. Auch das Thema erneuerbare Energien, wie PV und Windkraft, wird weiterhin ein Thema sein. Bei der Energiewende geht es für uns nicht nur darum, Lösungen und Produkte für unsere Kunden anzubieten. Für uns heißt es hier auch, Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit zu zeigen. Für dieses Engagement sind wir letztes Jahr zum Beispiel mit der EcoVadis-Goldmedaille ausgezeichnet worden. Mit diesem Ergebnis gehört Weidmüller zu den besten drei Prozent der von EcoVadis bewerteten Unternehmen seiner Branche. Darauf können wir stolz sein. 

3.  Neben den Neuheiten im Bereich erneuerbare Energie und Automatisierung steht nach wie vor unsere neue Anschlusstechnologie ganz oben auf der Liste. Mit Snap In haben wir eine neuartige Anschlusstechnologie erfunden, die Ressourcen, Zeit und Material einspart. Sie macht Prozesse im Schaltschrankbau schnell, einfach, sicher und ist jetzt schon ready-to-robot – also bereit für die automatisierte Verdrahtung von morgen. Damit schaffen wir die Voraussetzungen, die für eine nachhaltige Zukunft der Industrie entscheidend sind. Im Bereich Automatisierung im Schaltschrankbau sind wir Vorreiter, und dies schlägt sich mittlerweile auch in Projekten nieder. Der Fachkräftemangel wird aufgrund des demografischen Wandels stärker und schneller wieder spürbar werden, als sich dies viele Unternehmen vorstellen können. Einige dieser Unternehmen automatisieren daher ihre Fertigung gezielt.

4.  Wir erwarten weiterhin ein herausforderndes industrielles Umfeld mit schwacher konjunktureller Entwicklung. Wir werden aber auch im kommenden Jahr Lösungen und Produkte präsentieren, die unseren Kunden effizientere Prozesse ermöglichen.