Schlüsselfaktor Daten

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Strukturierte ESG-Reports erfordern auch eine solide Datenbasis und effizientes Datenmanagement. © Gerd Altmann/Pixabay

Mit der Neuregelung der ESG-Reporting-Vorschriften auf EU-Ebene ­stehen viele Unternehmen vor der Frage, ob sie Software-Tools einführen sollen.

Anne Marchal gibt Einblick in zentrale Herausforderungen des Datenmanagements und zeigt, welcher Weg zum Erfolg führt.

Nicht nur börsennotierte, sondern auch andere, größere wie kleinere Unternehmen müssen schon bald einen strukturierten ESG-Report erstellen. Grund sind regulatorische Änderungen, durch die das ESG-Reporting – sprich die Dokumentation der Einhaltung bzw. Weiterentwicklung von Unternehmensstandards im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – für zahlreiche Firmen zur Verpflichtung wird.

Vor dem Hintergrund der deutlich steigenden Anforderungen stellt sich für Unternehmen rasch die Frage, ob man weiterhin die notwendigen Daten in einem mühsamen Prozess manuell zusammenträgt oder ob man ein skalierbares System einführt, um die Daten unternehmensweit zu sammeln und auszuwerten.

Der größte Treiber für Verbesserungen in dem Prozess ist nicht die Regulatorik an sich. Vielmehr sind es die Informationen, die nötig sind, um Unternehmen entsprechend ihren ESG-Zielen und Verpflichtungen steuern zu können. Die Daten werden also nicht mehr nur einmal pro Jahr benötigt, sondern monatlich, wenn nicht sogar wöchentlich oder gar täglich.

Expertin Anne Marchal von Tietoevry Austria, einem österreichischen IT-Dienstleister mit nordischen Wurzeln, dazu: „Die regulatorischen Anforderungen erfordern auditierbare ESG-Daten, weshalb eine solide Datenbasis und effizientes Datenmanagement unerlässlich sind.“

Fünf zentrale Herausforderungen bei den Daten
Bei der Umsetzung eines effizienten ESG-Reportings gibt es – aus Expertinnensicht – bereits im Vorfeld fünf zentrale Herausforderungen im Zusammenhang mit den Daten, die beachtet werden müssen. Dabei geht es um die:

1. Vollständigkeit: Vollständige und genaue Daten sind entscheidend für eine Unternehmenssteuerung, die nicht nur auf rein finanziellen Zahlen beruht. Deshalb ist die Einführung oder die Verbesserung von Prozessen, wie diese Daten erfasst werden, ein zentrales Element bei der Implementierung eines ESG-Reporting-Tools.

2. Quellen: Da die für das Reporting notwendigen Daten häufig dezentral aus verschiedenen Ländern oder Geschäftseinheiten stammen, ist ein effizienter Datenintegrationsprozess für die Konsolidierung dieser Daten ein absolutes Muss.

3. Qualität: Unterschiedliche Datenformate und -strukturen erschweren die Vergleichbarkeit und Analyse der ESG-Daten. Um dies zu verhindern, ist eine Standardisierung erforderlich. Dies ist mit Investitionen in Datenmanagement, Technologie und Datengovernance verbunden.

4. Verfügbarkeit: Die permanente Verfügbarkeit von ESG-Daten kann durch externe Faktoren wie Lieferanten begrenzt sein, was die regelmäßige Berechnung von KPIs und Umsetzungsfortschritten erschwert.

5. Aufbereitung der Daten: Manuelle Datenaufbereitung ist zeitaufwendig und fehleranfällig. Investitionen in Automatisierungstechnologien und -prozesse reduzieren den Aufwand und minimieren Fehler.

Aus Sicht der Tietoevry-Expertin Anne Marchal ist die Bewältigung dieser Herausforderungen von entscheidender Bedeutung, um ein zuverlässiges und aussagekräftiges ESG-Reporting bzw. eine erweiterte Unternehmenssteuerung zu gewährleisten: „Man muss sich aber auch bewusst sein, dass es eigentlich nicht um die Einführung geht, sondern darum, die Unternehmenssteuerung zu erweitern. Das bedeutet notwendigerweise signifikante Verbesserungen im Datenfluss.“

Eine Entscheidungshilfe
Um die erfolgreiche Umsetzung der ESG-Initiative sicherzustellen, sollte man bei der Konzeption eines Projekts folgende Schlüsselparameter unbedingt berücksichtigen:
• Die Lösung sollte es dem Unternehmen ermöglichen, die Datenhoheit zu behalten und sicherzustellen, dass die sensiblen Informationen angemessen geschützt sind. Das ist besonders wichtig, da ESG-Daten in der Regel vielfältig und sensibel sind.
• Um die Verlässlichkeit und die Vertrauenswürdigkeit der gelieferten Informationen zu gewährleisten, sollte die Lösung Mechanismen zur Überprüfung der Datengenauigkeit und Validierung bieten.
• Der Anbieter des ESG-Reporting-Tools sollte über nachgewiesene, positive Referenzen verfügen.
• Die Skalierbarkeit ist von entscheidender Bedeutung, da die Anforderungen an die ESG-Berichterstattung in Zukunft weiter steigen könnten. Zusätzliche Nutzer:innen, Geschäftseinheiten, Prozesse oder zukünftige Regelungen sollten problemlos integriert werden können.
• Die Automatisierung der Datenerfassung und -verarbeitung soll Zeit und Ressourcen einsparen und nicht zu einem Mehraufwand für das Unternehmen werden.
• Die Lösung sollte einfach zu bedienen sein und eine intuitive Navigation bieten, damit Mitarbeiter:innen ohne umfangreiche Schulungen damit arbeiten können.

„Die Abbildung der ESG-Standards im Reporting-Tool ist nur ein Teil der Reise. Wesentliche Informationen für die Unternehmensführung verfügbar zu machen, bietet unglaubliche Verbesserungschancen für Unternehmen. Die Anbindung relevanter Datenquellen sowie eine hochqualitative Datensammlung sind Resultate dieser Reise. Dabei ist die Umsetzung eines ESG-Projekts oft nur der erste Schritt für mehr Nachhaltigkeit, Effizienz und ein verbessertes Risikomanagement im Unternehmen. ESG ist nicht nur ein ethisches Gebot, sondern auch eine strategische Notwendigkeit, die Unternehmen proaktiv angehen sollten“, meint Marchal. (RNF)


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Über Tietoevry Austria
Die Österreich-Tochter des größten nordeuropäischen IT-Dienstleisters Tietoevry betreibt drei Standorte in Wien, Linz und Graz sowie ein Büro in Zürich (Schweiz) mit insgesamt rund 300 Beschäftigten. Der Spezialist für Technologien rund um Daten, Software und Cloud ist einer der größten Implementierungspartner von u. a. SAP, Microsoft und Salesforce. Zu den namhaften Kunden in Österreich zählen u. a. ÖBB, ­Asfinag, ÖAMTC, Semperit, Wienerberger, Stadt Wien oder Bawag. 

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