Volker Libovsky, CTIO Magenta Telekom, präsentiert die beeidruckenden Werte des Glasfaser-Kabelnetzes. © Magenta Telekom/Karo Pernegger
Unter realen Bedingungen stellte Magenta in Wien einen neuen EU-Rekord auf: Mehr als 2 Gbit/s Download und über 500 Mbit/s Upload in seinem Kabelnetz ...
... Das bringt aktuelle Hardware teilweise an ihre Grenzen.
Magenta zeigte Anfang September, wohin sich die Geschwindigkeit der Internetzugänge in den nächsten Jahren – zumindest in Ballungsgebieten wie Wien – entwickeln wird. Mit rund 2,2 Gbit/s Download sowie 550 Mbit/s Upload unter realen Bedingungen wurde über das unternehmenseigene Glasfaser- und Koaxial-Kabelnetz, wiederholt gemessen in einem normalen Wohnhaus, ein neuer EU-weiter Rekord aufgestellt.
Die Speedtests erfolgten in dem Gemeinschaftsraum eines von dem Immobilienunternehmen SIGNA entwickelten Wohngebäudes, den BEL & MAIN Residences im 10. Bezirk in der Nähe des Hauptbahnhofs. Es handelt sich um eines der ersten Häuser, welches Magenta an sein „Multi-Gigabit-Netz“ angeschlossen hat. Enthusiasten müssen sich aber noch gedulden, denn weitere Wohnhäuser und Bürostandorte sollen erst im Laufe der Zeit folgen. Auch die kommerzielle Verfügbarkeit lässt noch auf sich warten und wurde für die kommenden Jahre angekündigt, ausgehend von Wien und später dann im österreichweiten Magenta-Netz. Die Preisgestaltung entsprechender Tarife ist ebenfalls noch offen.
Der gemessene Wert bedeutet vor allem im Upload eine deutliche Verbesserung. So bietet beispielsweise der aktuelle Magenta-Tarif zwar bereits bis zu 1 Gbit/s Download – jedoch lediglich bis zu 50 Mbit/s Upload. Gerade während der Pandemie ist allerdings die Bedeutung des Uploads, etwa wegen Videokonferenzen oder dem Hochladen großer Dateien aus dem Homeoffice auf Firmenserver, in den Köpfen auf breiter Front präsenter geworden.
„Vor zwei Jahren haben wir Wien zu den ersten Gigabit-Städten Europas gemacht. Mit dem heutigen Tag läuten wir die Aufrüstung unseres Gigabit-Netzes ein und starten erneut in der Hauptstadt. Aus dem heutigen Gigabit-Netz wird für unsere Kundinnen und Kunden ein Multi-Gigabit-Netz werden. Unsere Verbindlichkeit zu Wien und Österreich bleibt ungebrochen. Wir werden weiterhin in den Ausbau und die Aufrüstung unserer Netze investieren. Eine moderne, leistungsstarke Infrastruktur stärkt den Wirtschaftsstandort“, sagte Volker Libovsky, CTIO bei Magenta Telekom.
Glasfaser rückt näher
Die Basis des Magenta-Netzes ist eine Mischung aus Glasfaser und Koaxialkabeln. In der österreichischen Hauptstadt verfügt Magenta über eine hohe Dichte an Glasfaserkabeln, nicht zuletzt durch die Übernahme des Kabelnetzbetreibers UPC im Jahr 2019. Mehr als 1.000 km Kabellänge wurden möglichst nahe an den Häusern vergraben. Die letzten Meter bis in die Wohnung oder das Büro führt ein Koaxialkabel. Um Kapazität und Bandbreite zu erhöhen, werden laufend neue Glasfaserstrecken hinzugefügt. „Unsere Glasfaser rückt immer näher an unsere Kunden heran. Derzeit im Schnitt auf 250 Meter, in Zukunft auf maximal 100 Meter. Das bedeutet mehr Bandbreite für Kunden und eine technologische Vorreiterrolle für Magenta in Österreich. Wir werden zukünftig verstärkt auf eine Kombination von Glasfaserstrecken und verkürzten Koaxialstrecken setzen. Schonend für Kunden und Gemeinden, ohne größere Grabungsarbeiten oder neue Verkabelungen“, so Libovsky.
Der aktuelle Rekord wurde unter dem Standard DOCSIS 3.1 (Data Over Cable Service Interface Specification; Spezifikation für Schnittstellen von Kabelmodems und dazugehörigen Peripheriegeräten) erreicht, der theoretisch bis zu 10 Gbit/s Down und 1 Gbit/s Up erlaubt. Die Nachfolgespezifikation DOCSIS 4.0 soll bei gleicher Downloadrate dann sogar bis zu 6 Gbit/s Upload ermöglichen. Doch bereits jetzt ist der Flaschenhals nicht die Spezifikation. „Wir sind an der Grenze der Technologie, in einem realen Setting“, sagte Libovsky. So sind heute noch Komponenten, etwa Router und Netzwerkkarten, die ohne „Tricks“ mit mehr als einem Gbit/s überhaupt umgehen können, selten. Und auch wenn Gigabit draufsteht, ist nicht immer ein ganzes Gigabit „drin“. Teilweise tröpfelt beispielsweise beim Computer nur ein Bruchteil dessen durch die Ethernet-Schnittstelle, was die Spezifikation eigentlich verspricht.
Kupfer oder Glas?
Überhaupt bestehe heute und bis zum Erreichen des 10-Gbit/s-Meilensteins kein signifikanter Unterschied zwischen Fiber to the home (FTTH, Glasfaser bis in die Wohnung) und einem Koaxialnetz. „Entscheidend ist, wie viel Bandbreite beim Kunden ankommt. Hierbei ist Magenta heute schon mit seinem Gigabit-Netz führend in Österreich. Selbst das Umwandeln von Koaxialstrecken zu Glasfaser bis in die Wohnung wäre für Magenta in Zukunft schnell möglich. Unsere Glasfaserinfrastruktur liegt bereits vor und wird in Kombination mit Koaxialtechnologie betrieben. Mit 10-Gigabit-Anwendungen ist jedoch erst nach 2030 zu rechnen.“
Während es also noch einige Jahre dauern wird, bis Otto Normaluser in seinem Wohnzimmer einen höchstauflösenden 48K-Virtual-Reality-Streifen über seine 10-Gbit-Leitung und den Streaminganbieter seines Vertrauens genießen kann, kommen die Upgrades, die Magenta seinem Glasfaser-Kabelnetz im Hintergrund spendiert, den Kunden schon deutlich früher zugute – beispielsweise durch mehr Bandbreite während der Spitzenzeiten am Abend, wenn sich halb Österreich zum „bingen“ im heimischen Wohnzimmer versammelt. (RNF)
INFO-BOX
Der Datenhunger steigt
Die Regulierungsbehörde RTR veröffentlichte kürzlich eine österreichweite Auswertung der Internetnutzung. Insgesamt wurden im Jahr 2020 7.162 Petabyte (7.162.000 Terabyte) konsumiert, um 26 Prozent mehr als 2019.