Neben technologischen Fragen beschäftigt die Branche der Mangel an Fachkräften. © pvproductions/Freepik
Der österreichische Schaltanlagenbau steht im Zeichen des technologischen Wandels.
Digitalisierung, Automatisierung und neue Fertigungsmethoden treffen auf Erfahrung, Qualität und den Mut zur Innovation.
Der österreichische Schaltanlagenbau befindet sich im Wandel. Digitalisierung und Automatisierung verändern die Branche grundlegend – und eröffnen gleichzeitig neue Chancen. Während früher handwerkliche Präzision und jahrzehntelange Erfahrung im Vordergrund standen, zählen heute Effizienz, digitale Prozesse und intelligente Fertigung zu den entscheidenden Erfolgsfaktoren.
„Wir haben die perfekte Größe für kleine und große Aufträge, darüber hinaus spielt die Flexibilität eine sehr große Rolle“, beschreibt Robert Hörtner, Geschäftsführer der RHG – Robert Hörtner GmbH, die Stärken seines Unternehmens. Die Verbindung aus Kundennähe, Handschlagqualität und durchgängiger digitaler Planung sieht er als Alleinstellungsmerkmal. Digitale Tools ermöglichen eine präzise Abbildung der gesamten Wertschöpfungskette – von der Planung bis zur Fertigung.
Effizienz durch Technologie
In vielen österreichischen Betrieben übernehmen inzwischen CNC-gesteuerte Maschinen oder automatisierte Drahtkonfektionierung Aufgaben, die früher mühsame Handarbeit waren. Diese technologische Entwicklung spart Zeit, reduziert Fehler und verbessert die Qualität. Gleichzeitig zeigt sich: Auch im Zeitalter der Automatisierung bleibt Erfahrung unersetzlich. Elisabeth Zottl, Bereichsleiterin Schaltschrankbau bei Spörk Antriebssysteme, weiß, wo die Grenzen der Digitalisierung liegen: „Als Prototypen-Schaltschrankbauer stehen wir vor der großen Herausforderung ‚Losgröße 1‘. Viele angepriesene Tools sind da nicht umsetzbar – vieles bleibt Handarbeit.“ Um den Spagat zwischen digitaler Effizienz und handwerklicher Qualität zu meistern, setzt Spörk auf einen laufend modernisierten Maschinenpark. Das Ziel: mehr Zeit für die Mitarbeiter:innen und damit mehr Qualität in der Fertigung.
Zwischen Fachkräftemangel und Flexibilität
Neben technologischen Fragen beschäftigt die Branche ein altbekanntes Problem: der Mangel an Fachkräften. „Im Bereich Elektrotechnik gibt es nach wie vor Personalprobleme“, betont Robert Hörtner. Frühauf Electric hat hingegen einen Weg gefunden, mit dieser Herausforderung umzugehen. Geschäftsführer Josef Frühauf erklärt: „Wir sehen aktuell nicht das Problem beim Personal. Wir haben in den letzten Jahren viel investiert, um unsere Mitarbeitenden langfristig zu halten.“
Digitalisierung mit Augenmaß
Ob automatisierte Fertigung oder papierlose Prozesse – die Digitalisierung im Schaltanlagenbau schreitet unaufhaltsam voran. Doch nicht jede Innovation ist für jedes Unternehmen sinnvoll. Gerade kleinere Betriebe oder Spezialisten wie Spörk oder RHG müssen genau abwägen, welche Technologien wirklich Mehrwert bringen. Zottl sieht etwa in künstlicher Intelligenz ein großes Zukunftspotenzial: „Mit KI habe ich bereits erste Erfahrungen gemacht. Dieses Tool wird künftig sehr wertvoll werden – viele Aufgaben lassen sich damit effizienter lösen.“
Partnerschaft auf Augenhöhe
Auch die Zusammenarbeit mit Komponentenherstellern bleibt ein entscheidender Erfolgsfaktor. Während Hörtner vor allem die digitale Bereitstellung von Bauteildaten für Planungstools einfordert, legt Frühauf Wert auf Verlässlichkeit und Servicequalität: „Wir bevorzugen Lieferanten, die uns auf Augenhöhe begegnen und termingetreu liefern. Ein großes Sortiment nützt nichts, wenn die Produkte nicht verfügbar sind.“
Handwerk, Hightech und Haltung
So unterschiedlich die Ansätze der Unternehmen auch sind – eines eint sie alle: der Wille, Qualität, Präzision und Innovation miteinander zu verbinden. Ob mit modernster Fertigungstechnologie, neuen digitalen Tools oder jahrzehntelanger Erfahrung – Österreichs Schaltanlagenbauer beweisen, dass Fortschritt und Tradition kein Widerspruch sind. (BS)