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Startklar für die Zukunft

NEW BUSINESS - NR. 1, FEBRUAR 2021
EdTechs sorgen für revolutionäre Entwicklungen im Bildungsbereich. © Adobe Stock/pickup

Ob Schule, Universität, Lehre oder Erwachsenenbildung – sogenannte EdTechs sind in Österreich auf dem Vormarsch und bringen eine saftige Prise Digitalisierung und Innovation ins Lernen und Lehren

Die Klassen sind phasenweise leer, die Kinderzimmer provisorisch für Distance Learning umgestaltet und die Eltern versuchen den Spagat zwischen Homeoffice und Homeschooling zu meistern. Die Corona-Krise stellt nicht nur das Gesundheitswesen und die Wirtschaft vor große Herausforderungen, sondern auch die Schulen und Ausbildungsstätten: Ihre vielerorts unzureichende Digitalisierung tritt jetzt so deutlich wie nie zuvor zutage. Die Bereitschaft der Regierung, den SchülerInnen Laptops und Tablets zur Verfügung zu stellen, wird bereits als großer Coup einer 200-Millionen-Euro-Digitalisierungsstrategie gefeiert. Kritik hagelt es von vielen Seiten: zu wenig, zu langsam, zu kurz gegriffen. Um das österreichische Bildungswesen zu unterstützen, sprießen seit Jahren sogenannte EdTechs aus dem Boden – Education Technology Start-ups. EdTechs nutzen neue Technologien, um Lehrinhalte und Methoden der Vermittlung auf individuelle Lernbedürfnisse zuzuschneiden und damit Lernergebnisse zu verbessern. Dieses Angebot findet derart großen Anklang, dass man sich in Österreich auch schon über EdTech-Hubs zusammentut, die Bildungsakteure und innovative Unternehmen vernetzen sollen mit dem Ziel, die Entwicklung, Anwendung und Produkte der EdTechs zu fördern. Eine Studie von McKinsey geht davon aus, dass langfristig in ganz Österreich mehr als 1.700 Arbeitsplätze und eine Bruttowertschöpfung von etwa 75 Milliarden Euro durch EdTech-Investitionen entstehen könnten. NEW BUSINESS hat sich in Österreich nach vielversprechenden EdTechs umgeschaut und stellt sechs heimische und ein deutsches Bildungs-Start-up vor. (VM)

SchuBu Systems GmbH
Digitale Schulbuchlösungen von LehrerInnen für LehrerInnen
SchuBu möchte die Art, wie Kinder in der Schule lernen, mit attraktiven digitalen Bildungsinhalten verbessern. In den nächsten Jahren möchte das in Wien gegründete Start-up die gesamten Inhalte des Lehrplans der Sekundarstufe 1 digital aufbereiten und um ergänzende Services für LehrerInnen zur Lernfortschrittskontrolle, für persönliche Förderung etc. erweitern. Das Besondere am Projekt: Das Team besteht aus UnternehmerInnen, SoftwareentwicklerInnen, GamedesignerInnen, GrafikerInnen und PädagogInnen – aber vor allem sind sie Eltern von schulpflichtigen Kindern, die wissen, wo es Verbesserungspotenzial gibt.
Derzeit arbeitet SchuBu mit ausgewählten Pilotschulen in ganz Österreich zusammen, um die Umsetzung direkt mit den tatsächlichen Aufgaben von LehrerInnen und SchülerInnen in der Schule abzugleichen. Die PädagogInnen geben – gemeinsam mit den SchülerInnen – wertvolles Feedback, das in der Testphase des Prototyps direkt in die Umsetzung von SchuBu einfließt.
Außerdem hat SchuBu den SchuBulender entwickelt: Einen Onlinekalender, der in Zeiten der Schulschließungen durch die Corona-Krise das Problem der vielen unterschiedlichen Kommunikationskanäle, Plattformen und Termine, die plötzlich miteinander koordiniert werden müssen, lösen will. Damit sieht man auf einen Blick, was bis wann, über welchen Kanal oder welche Plattform zu erledigen ist.
2020 hat SchuBu bereits zwei Preise gewonnen: Im August den „Innovationsaward 2020 powered by A1 & den Regionalmedien Austria“, der an innovative KMU überreicht wurde, die mit kreativen neuen Geschäftsfeldern Erfolgsgeschichte schreiben und eine Vorreiterrolle in Österreich übernehmen. Und im Oktober den „WSA-Austria“ (World Summit Award Austria) in der Sektion „Learning & Education“.
Zudem hat das Bildungs-Start-up im August mit einem sechsstelligen Investment aufhorchen lassen: Der private Investor Editors’ Choice unterstützt mit bis zu 500.000 Euro, zusätzlich gab es Förderungen von Wirtschaftsagentur Wien sowie Austria Wirtschaftsservice (AWS).
www.schubu.at

Robo Wunderkind
Programmieren für Kinder von 5 bis 12 Jahren
Das junge Wiener Unternehmen Robo Wunderkind, hat einen programmierbaren Roboter entwickelt, der mit seinem Baukastensystem Kindern zwischen fünf und zwölf Jahren eine Tür in die Welt der Robotik und des Programmierens öffnet. Das EdTech-Unternehmen ist bereits in mehr als 500 Schulen in über 20 Ländern im Einsatz. Das Spieleset der beiden GründerInnen Anna Iarotska und Yuri Levin besteht aus Würfeln mit Prozessoren, Sensoren, Motoren und Verbindungstechnik. Die farbenfrohen Bausteine lassen sich zu multifunktionalen kleinen Robotern zusammenbauen. Mit einer einfach zu bedienenden App können bereits Kinder im Vorschulalter ihre eigenen modularen Roboter programmieren und mit Legosteinen kombinieren.
„Unser Ziel ist es, Kindern zu ermöglichen, spielerisch in die Welt des Programmierens einzutauchen. Auf kreative Art und Weise sollen sie die Fähigkeiten entwickeln, um die digitale Welt von morgen verstehen und prägen zu können. Die Preise und Auszeichnungen unseres Konzepts zeigen, dass das Thema digitales Lernen mittlerweile als besonders wichtig angesehen wird – von Eltern ebenso wie von der öffentlichen Hand. Jetzt geht es darum, wie wir digitale Innovationen in alle Schulen und zu den PädagogInnen bringen“, erklärt Geschäftsführerin und EdTech-Expertin Anna Iarotska.
Im Dezember 2020 wurde Robo Wunderkind von Digitalisierungs- und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck mit dem Siegerpreis „Digitale Innovation aus und für Österreich“ ausgezeichnet. Das Unternehmen konnte sich dabei unter mehr als 100 Einreichungen durchsetzen. Eine Jury hat insgesamt drei Top-Innovationen ausgewählt, die aus ihrer Sicht die spannendsten Potenziale haben, um den öffentlichen Sektor bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Es war bereits die zehnte internationale Auszeichnung in diesem Jahr für das Start-up. 
www.robowunderkind.com

Studo
Digitale Organisation des Studierenden-Alltags
Im Herbst 2015 gründeten fünf Studierende das Grazer Unternehmen Moshbit, um gemeinsam an Projekten für das „digitale Morgen” zu arbeiten. Eines dieser Projekte war Studo, die App für Studierende, die aus einer spontanen Idee von CTO Valentin Slawicek entstanden ist. Damals verbreitete sich die sogenannte „MyUni”-App vor allem durch Mundpropaganda von einer österreichischen Hochschule zur nächsten. Mit weiteren EntwicklerInnen an Bord wurde im April 2016 die Studo Version 1.0.0 veröffentlicht. Zu den bisherigen Features – Kalender, Kurse und Raumplan – kam im Dezember 2016 der native Mailclient, der in zahlreichen Entwicklungsstunden und im Rahmen einer Bachelorarbeit entwickelt wurde. Mit diesen neuen Features ausgestattet, war Studo schließlich im Januar 2017 an allen österreichischen Hochschulen verfügbar. Keine drei Monate später wurde ein erster großer Meilenstein erreicht: 50.000 aktive User der App. Doch nicht nur die Studierenden entdeckten die Studo-App für sich, auch Hochschulen sahen das Potenzial des jungen Grazer Teams: Mit der Medizinischen Universität Graz wurde im Juli 2017 die Workload-Erhebung, ein Tool zur Messung der ECTS-Äquivalenz und Studierbarkeit, entwickelt. Mit der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz, der FH Burgenland und der Montanuniversität Leoben konnten im selben Monat die ersten drei Hochschulpartnerinnen gewonnen werden. Diese Hochschulen stellten ihren Studierenden als erste die PRO-Version der Studo-App kostenlos zur Verfügung.
Mittlerweile hat die Organisations-App in Österreich und Deutschland über 250.000 aktive User, die Großteils Studierende, mittlerweile aber auch HochschulmitarbeiterInnen sind. 24 Hochschulen sind bereits KooperationspartnerInnen. Die aktuelle App organisiert Kurse, Stundenplan und Mails und bietet mit dem inte­grierten Chat und Newsfeed eine Plattform für Studierende an den jeweiligen Hochschulen.
„Gerade in Zeiten des Distance Learning ist es uns als Fachhochschule ein großes Anliegen, unsere Studierenden bei der Organisation ihres Studienalltags bestmöglich zu unterstützen sowie über wichtige Neuigkeiten zu informieren. Mit Studo haben wir einen kompetenten und erfahrenen Partner gefunden, der uns dabei unterstützt, unser digitales Angebot weiter zu optimieren““, erklärt Eva Schiessl-Foggensteiner, Geschäftsführerin der FH des BFI Wien – Kooperationspartner von Studo. 
www.studo.com

Acodemy
Vom passiven Konsumieren zum aktiven Gestalten
Acodemy hat es sich zum Ziel gesetzt, Kindern und Jugendlichen im Alter von fünf bis 17 Jahren im deutschsprachigen Raum das Programmieren nahezubringen.
Ganz spielerisch vermittelt das Jungunternehmen die wichtigsten Fähigkeiten des 21. Jahrhunderts – digitale Kompetenzen und Problemlösungsskills. Im Vordergrund soll dabei der Spaß am Denken und Gestalten stehen. Dabei gilt es, Spaß in Stärken zu verwandeln, sodass Kinder und Jugendliche mit Begeisterung wachsen können. Das Ganze passiert in verschiedenen Programmierkursen, Workshops oder Feriencamps – derzeit ist der Betrieb auf Fernunterricht umgestellt. Der Vorteil: Auf diese Weise können Kinder aus allen Bundesländern, aber auch aus Deutschland und Südtirol von zu Hause aus weitere Schritte in ihrer digitalen Bildung machen.
Gegründet wurde das Wiener EdTech-Unternehmen von Anna Relle und Elisabeth Weißenböck vor fünf Jahren, mittlerweile ist das Team 21-köpfig. Im Oktober 2020 konnten sich die beiden Geschäftsführerinnen über den Gesamtsieg beim A1 Innovationsaward freuen: „Unsere Vision für die Erwachsenen von morgen ist, dass sie mit acodemys Hilfe ihre Chancen nutzen und ihr Potenzial in der digitalen Welt verwirklichen können. Daher freuen wir uns sehr über die Auszeichnung, die uns auf unserem Weg bestärkt, Kindern digitale Kompetenzen nahezubringen, während sie gleichzeitig Spaß am Denken und Gestalten haben.“
www.acodemy.at

Three Coins
Fit für den Kapitalmarkt
Der dritthäufigste Grund für Überschuldung ist laut Homepage des Wiener EdTech-Start-ups Three Coins irrationales Konsumverhalten. Überhaupt sieht das Unternehmen große Mängel in der Vermittlung von nachhaltigem und bewusstem Umgang mit Geld. Und genau dort setzt Three Coins an: Als Entwicklungsschmiede für Bildungsformate im Bereich der Finanzkompetenz wurde das Sozialunternehmen bereits mehrfach ausgezeichnet. Die Formate sind divers und reichen von Smartphone-Apps über klassische Schulungen bis hin zu multimedialen Videos. Die Arbeit des Start-ups zielt auf positive Verhaltensänderungen: „Damit wir uns alle eines Tages frei und selbstbestimmt durchs Leben bewegen, ganz ohne Geldsorgen“, wie es auf der Homepage heißt. Die Inhalte werden durch digitale sowie nichtdigitale Anwendungen oder von MultiplikatorInnen wie JugendbetreuerInnen, LehrlingsausbildnerInnen, LehrerInnen, Eltern oder auch BankberaterInnen verbreitet, um möglichst viele Menschen in der Zielgruppe zu erreichen und die größte Wirkung zu entfalten. Verhaltens- und erfahrungsbasiertes Lernen steht für Three Coins dabei im Vordergrund.
Das Angebot umfasst Beratung, Produktentwicklung und die Lizenzierung der Bildungsformate in der Überzeugung, dass gesteigerte Finanzkompetenz einer der größten Hebel für Selbstbestimmung, Armutsprävention und eine gesunde Volkswirtschaft ist.
Ein Beispiel für ein Projekt ist die Smartphone-App MoneyBubble, die einen Überblick über die eigenen Finanzen verschafft. Sie nimmt den Stress aus dem Thema Geld und macht so jeden spielerisch und niederschwellig zum Finanzkompetenz-Helden. NutzerInnen werden dabei Schritt für Schritt durch ein ­gamifiziertes Finanzbildungsprogramm begleitet und durch Herausforderungen animiert, zu lernen und ihr Verhalten anzupassen. Zusätzlich begeistern ein überzeugendes und neuartiges Design sowie eine einfache, motivierende Sprache die bisherigen TesterInnen.
www.threecoins.org

Leaders21
Digitale Plattform zur Aus- und Weiterbildung von Führungskräften
Es sind nicht Firmen oder Ideen, die erfolgreich sind, es sind die Menschen dahinter, die diese erst erfolgreich machen. Das Start-up Leaders21 ist genau davon überzeugt und möchte ermöglichen, dass jeder Mensch die Leadership-Prinzipien des 21. Jahrhunderts erlernen und verstehen kann. Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner und sein ehemaliger Leiter des Produkt-Teams Thomas Kleindessner haben selbst erlebt, wie wichtig die richtigen MitarbeiterInnen in der passenden Rolle, mit der dazugehörigen Aus- und, viel mehr noch, Weiterbildung sind. Leaders21 bietet daher Leadership-Training, 1-on-1-Coaching, aber auch Consulting für Unternehmen an, während parallel eine digitale Lern-&-Community-Plattform entwickelt wird, die es auch allen anderen Interessierten ermöglicht, sich im Bereich Leadership weiterzuentwickeln.
„Es gibt unzählige Menschen, die Consulting anbieten“, erklärt Gschwandtner, ​„aber nur ganz wenige, die die ganze Reise auch in der Praxis durchgemacht haben. Mit Runtastic sind wir von 0 auf über 250 MitarbeiterInnen gewachsen, von 1 auf 42 Nationen und von 0 auf über 300 Millionen User. All das wäre nicht möglich gewesen ohne ein hohes Maß an Agilität, intensive Schulung des Teams und vor allem einen klaren Fokus auf die Weiterbildung unserer Führungskräfte.”
Passend zu ihrem Credo starten Leaders21 ihr Abenteuer mit Jahresbeginn 2021. Aktuell arbeitet das Team bereits mit voller Power an verschiedenen Leadership-Trainings und Beratungsprojekten für Kunden wie Audi, das bekannte Scale-up Adverity, Start-ups wie hello again und das Medizintechnikunternehmen Mositech. Das Produkt- und Tech-Team rund um Christian Kaar und René Giretzlehner konzipiert währenddessen die digitale Lern- & Community-Plattform, die im Herbst dieses Jahres online gehen soll. ​„Mit dieser Plattform wollen wir Menschen rund um den Globus auf deren Leadership-Reise begleiten, in der Weiterentwicklung unterstützen und sie miteinander vernetzen”, beschreibt Gschwandtner. ​„Unser Ziel ist es, Unternehmen und die Menschen, die dahinterstehen, langfristig und nachhaltig erfolgreich zu machen.”
www.leaders21.com

Tomorrow’s Education
Digitaler Wissensvermittler für berufsbegleitende Masters
Das junge EdTech-Unternehmen Tomorrow’s Education versteht sich als digitale Lernplattform, die neueste Technologien wie KI und datenbasiertes Feedback integriert. Lerninhalte können somit auf die Ziele und Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zugeschnitten und kontinuierlich angepasst werden. In kurzen Lernsequenzen werden die Studierenden mit praxisorientierten Herausforderungen konfrontiert, die sie überall und jederzeit erledigen können. So entsteht ein völlig neues Lernumfeld, das es erleichtert, komplexe Sachverhalte zu verstehen und nachhaltig umzusetzen.
Über die Plattform werden berufsbegleitende Master-Studiengänge angeboten, die auf vollständig personalisiertes digitales Lernen ausgerichtet sind. Gegründet wurde die Plattform von Seriengründer Christian Rebernik und Bildungsinnovator Thomas Funke. Das erste Angebot von Tomorrow’s Education ist ein berufsbegleitender Masterstudiengang in „Sustainability, Entrepreneurship and Technology (SET)“ in Kooperation mit der WU Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien. Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, ist überzeugt: „Der Master ist das erste Programm, das Führungskräfte mit umfassenden technischen Fähigkeiten und unternehmerischen Werkzeugen sowie einem zukunftsorientierten Mindset ausstattet. Studierende werden auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts vorbereitet und dazu befähigt, in Wirtschaft und Gesellschaft etwas zu bewegen. Ich freue mich sehr, mit Tomorrow’s Education zusammenzuarbeiten und die Ausbildung dieser Change­maker von morgen zu unterstützen.“
Das Bildungs-Start-up wurde 2020 gegründet, hat seinen Hauptsitz in Berlin und beschäftigt aktuell 15 Mitarbeiter. 
www.tomorrows.education