Forschung im Rückenwind der EU

NEW BUSINESS - NR. 11, DEZEMBER 2017/JÄNNER 2018
Österreich befindet sich im EU-weiten Forschungsprogramm Horizon 2020 auf Erfolgskurs. © Pixabay

Exzellente Forschung, wettbewerbsstarke Unternehmensstandorte, mehr innovative Produkte und Dienstleistungen sowie ein vereinfachtes Regelwerk ...

... sind die wichtigsten Ziele des EU-Forschungs- und Innovationsprogrammes Horizon 2020. Wie schneidet Österreich EU-weit ab, was bringt die letzte Förderungsetappe?

Das 2014 gestartete EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 biegt auf die Zielgerade ein: Die letzte und zugleich größte Ausschreibungsrunde mit einem Volumen von 30 Milliarden Euro hat begonnen und bietet Anlass für einen Rück- und Ausblick. Neue Daten belegen das erfolgreiche Abschneiden der in Österreich tätigen Forscher und sind gleichzeitig Auftrag, die Rahmenbedingungen im Forschungs- und Innovationsbereich gezielt weiter zu verbessern. Österreich wird dabei während des österreichischen EU-Ratsvorsitzes im zweiten Halbjahr 2018 eine wichtige Rolle bei der Ausgestaltung des neunten EU-Forschungsrahmenprogrammes und damit bei der Weiterentwicklung des europäischen Forschungsraumes zukommen.

Zwischenbilanz: 780 Millionen an Österreichs Forscher
Insgesamt stehen im Zeitraum 2014 bis 2020 knapp 75 Milliarden Euro für Forschung und Innovation auf EU-Ebene zur Verfügung. Die Finanzierungs- und Förderformen reichen von der Grundlagenforschung bis zur innovativen Produktentwicklung. Einzelforscher, Unternehmen und Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft sind die zentralen Zielgruppen der Initiative. Österreich schneidet im Länderranking besonders gut ab: „Die neuesten Daten belegen den anhaltenden Erfolgskurs Österreichs bei der Teilnahme an Horizon 2020 – Österreich liegt im Länderranking erstmals auf Platz 3 bei den erfolgreichen Beteiligungen“, so Barbara Weitgruber, Sektionsleiterin im Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Auf die nationalen Hochschul- und Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen entfallen 778,6 Millionen Euro an Förderzusagen.
Auch wenn Österreich gut abschneidet, sollte nicht vergessen werden, die Rahmenbedingungen im Forschungs- und Innovationsbereich weiter zu verbessern. „Europa ist am Weg zur Innovationsunion und Forschung ist dabei der zentrale Motor für Wachstum, Wissen und Wohlstand“, sind der stv. Generaldirektor Wolfgang Burtscher (Europäische Kommission), FFG-Geschäftsführerin Henrietta Egerth, Infineon-Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka und Sektionsleiterin Barbara Weitgruber (BMWFW) überzeugt. In einem gemeinsamen Pressegespräch informierten sie über aktuelle Zahlen zum bisherigen österreichischen Abschneiden in Horizon 2020, die letzte und mit 30 Milliarden Euro zugleich größte Ausschreibungsrunde sowie den aktuellen Diskussionsstand zum neunten EU-Forschungsrahmenprogramm. Dieses soll als zentrales Instrument des europäischen Forschungsraumes weiter gestärkt werden, insbesondere auch auf Basis und mithilfe der drei Schlüsselkriterien Exzellenz, Openness und Impact.

Österreich liegt über EU-Durchschnitt
Die bis Ende September vorliegenden Daten zum österreichischen Abschneiden zeigen jedenfalls, dass sowohl die Wissenschaft als auch die Wirtschaft trotz des gestiegenen Wettbewerbs das hohe Niveau halten können und sehr gut abschneiden:
• Bei den bewilligten Förderungen liegt Österreich aktuell bei 778,6 Millionen Euro, das ist ein Anteil von 2,8 Prozent.
• Die Erfolgsquote der Beteiligung liegt für Österreich bei 16,5 Prozent und damit deutlich über dem Durchschnitt aller Länder (14,5 Prozent) sowie der EU-28 (14,4 Prozent). Österreich zählt hiermit zu den Top 3.
• Österreich verzeichnet 1.952 bewilligte Beteiligungen, das ist ein Anteil von 2,8 Prozent.
• Die bewilligten Koordinationen für Österreich liegen bei 376, das ist ein Anteil von 2,5 Prozent.
• Die österreichischen Unternehmen können die Innovationsorientierung in Horizon 2020 sehr gut nutzen, auch die Hochschulen schneiden entsprechend ab: Bei der Aufschlüsselung nach Organisationstypen zeigen die Unternehmen (Anteil von 39 Prozent bei den bewilligten Beteiligungen und 36 Prozent bei bewilligten Förderungen) und Hochschulen (Anteil von 28 Prozent bei den bewilligten Beteiligungen und 36 Prozent bei bewilligten Förderungen) stark auf.

Verstärkte Kooperation zwischen Wirtschaft und Forschung
„Die Zwischenevaluierung weist Horizon 2020 als überaus erfolgreiches, europäisches Forschungsrahmenprogramm aus“, betont Wolfgang Burtscher, stv. Generaldirektor Forschung und Innovation der Europäischen Kommission. „Das Interesse am Programm ist mit über 140.000 eingereichten Förderanträgen ungebrochen groß, und auch im Hinblick auf die zentralen Zielsetzungen liegt das Rahmenprogramm auf Kurs“, so Burtscher. Die wissenschaftliche Exzellenz der geförderten Projekte sei hervorragend, wie unter anderem aus zahlreichen internationalen Preisen und dem Zitationsindex der im Rahmen von Horizon 2020 veröffentlichen Publikationen hervorgeht. „Aber das Rahmenprogramm wird auch seinem Anspruch gerecht, Forschung und Innovation nahtlos zu fördern und damit Wachstum und Arbeitsplätze zu schaffen und einen Beitrag zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu leisten“, sagt der stv. Generaldirektor. Dies zeige sich unter anderem in der verstärkten Einbindung von „Newcomern“, der Zunahme der Beteiligungen aus der Wirtschaft, insbesondere von KMU, und der verstärkten Kooperation zwischen Wirtschaft und Forschung. „Vor diesem Hintergrund freut es mich besonders, dass österreichische Forscher und Unternehmen in Horizon 2020 so erfolgreich sind. Mit 89 ERC Grants an österreichische Forschungseinrichtungen und einer intensiven und zunehmenden Beteiligung von österreichischen Unternehmen am Rahmenprogramm beweisen Forschung und Unternehmen, dass sie zu den Besten in Europa zählen. Großer Dank gebührt auch den Einrichtungen in Österreich, die wie die FFG potenzielle Bewerber kompetent und umfassend beraten.“

Ziel: 1,5 Milliarden Euro für heimische Spitzenforschung
„Österreich kommt damit dem ambitionierten Ziel, 1,5 Milliarden Euro aus dem siebenjährigen Programm zu lukrieren, ein bedeutendes Stück näher“, betont Barbara Weitgruber. Dem Spitzenforschungsprogramm ERC komme dabei eine zentrale Rolle zu – ist es doch mit 150,4 Millionen Euro an bisher lukrierten Fördermitteln das bedeutendste Einzelprogramm. „Österreich profitiert maßgeblich vom europäischen Forschungsraum und kann sich dabei als wichtiger Partner und attraktiver Wissenschafts- und Forschungsstandort positionieren“, führt die Sektionsleiterin aus.
Sabine Herlitschka, Infineon-Vorstandsvorsitzende und Mitglied der europäischen High-level Strategy Group on Industrial Technologies, betont die wichtige Rolle der Unternehmen im europäischen Innovationssystem, die in Europa den Großteil der gesamten F&E-Investitionen leisten. „Ohne die innovativen Unternehmen und KMU wäre dieser beeindruckende Wert nicht erreichbar“, so Herlitschka. „Österreichische Unternehmen sind für rund 36 Prozent der gesamten eingeworbenen EU-Rückflüsse aus dem Rahmenprogramm verantwortlich. Dieser Wert liegt deutlich über dem Durchschnitt aller beteiligten Länder von zuletzt rund 30 Prozent“, zitiert Sabine Herlitschka die neuesten Zahlen. Gerade F&E-intensive und international tätige Unternehmen wirken durch ihre hohe Vernetzung mit Wissenschaft und Wirtschaft als Innovationslokomotiven am Standort und bewirken damit positive Spill-Over-Effekte auf das gesamte Innovationssystem. Es ist daher wichtig, auch im künftigen 9. Rahmenprogramm eine hohe Unternehmensbeteiligung zu ermöglichen und dies durch attraktive Ausgestaltung für Europas Betriebe sicherzustellen. Wesentlich ist dabei auch ein starker Fokus auf europäische Stärkefelder. „Wir müssen insbesondere das kommende Forschungsrahmenprogramm für die Stärkung der globalen Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit Europas nützen. Nur dadurch können Wohlstand und Beschäftigung in Europa gesichert und ausgebaut werden.“ (VM)

WICHTIGE ADRESSEN
Zentrale Wirtschaftsservice-, Wirtschaftsförder- und ­For­schungsförderstellen sowie Inno­vations- & Forschungszentren:

• Austrian Cooperative Research – Vereinigung der Forschungseinrichtungen der ­österreichischen Wirtschaft: www.acr.at
•  Österreichische Forschungsförderungs­gesellschaft mbH: www.ffg.at
•  Kärntner Betriebsansiedlungs- und Beteiligungs GmbH: www.babeg.at
•  Know-Center GmbH: www.know-center.at
•  Steirische Wirtschaftsförderung: www.sfg.at
• Standortagentur Tirol: www.standort-tirol.at
•  Land Salzburg – Zentrum für betriebliche F & E: www.salzburg.gv.at
•  Land Oberösterreich: www.ooe.gv.at
•  Business Upper Austria OÖ Wirtschaftsagentur GmbH: www.biz-up.at
•  NÖ Wirtschaftsförderung: www.wirtschaftsfoerderung.at
• Land Niederösterreich: www.noe.gv.at
•  ECO PLUS NÖ Regionale Entwicklungs­agentur: www.ecoplus.at
• Wirtschaft Burgenland GmbH: www.wirtschaft-burgenland.at
•  Wirtschaftskammer Österreich – Kreativwirtschaft: www.creativwirtschaft.at
•  Zentrum für Innovation und Technologie Wien: www.zit.co.at
•  Science Park Graz GmbH: www.sciencepark.at
•  Austrian Institute of Technology (AIT): www.ait.ac.at
•  Softwarepark Hagenberg: www.softwarepark-hagenberg.com
•  Joanneum Research Forschungs­gesmbH: www.joanneum.at
• Salzburg Research Forschungsgesellschaft mbH: www.salzburgresearch.at
•  Ludwig Boltzmann Ges.: www.lbg.ac.at
•  TU Wien: www.tuwien.ac.at
•  Karl-Franzens-Universität: www.uni-graz.at
•  Wirtschaftsuniversität Wien – Forschungsförderung-Forschungsportal: www.wu-wien.ac.at/forschung/fofoe
•  Continuing Education Center – TU Wien: www.cec.tuwien.ac.at
• AMS Österreich: www.ams.at
•  Außenwirtschaft Österreich – WKO: www.wko.at/awo
•  Oesterr. Kontrollbank: www.oekb.at
•  OÖ Kreditgarantiegesellschaft: www.kgg-ubg.at
•  Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH: www.wisto.at
• Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft mbH: www.awsg.at
•  accent Gründerservice GmbH: www.accent.at
•  Upper Austrian Research GmbH: www.uar.at
•  Fachhochschulstudiengänge Burgenland Ges.m.b.H.: www.fh-burgenland.at
•  V-Research: www.v-research.at
• Campus 02/Innovationsabteilung: www.campus02.at
•  Kammer der Wirtschaftstreuhänder: www.kwt.or.at
• FH Wien: www.fh-wien.ac.at
•  Fachhochschule Technikum Wien: www.technikum-wien.at
•  Vienna Airport Business Park: www.viennaairport.com
•  Businessparks Burgenland GmbH: www.businessparks-burgenland.at
•  AUVA Österreich: www.auva.at/veranstaltungen
•  Hohe Warte Ausbildungseinrichtung für Wirtschaft und Ethik GmbH: www.hohe-warte.at