»Vielleicht musste ich mich einen Tick mehr beweisen bei männlichen Berufskollegen in Sachen Kompetenz und Verantwortung, aber das stört mich nicht.« © Compact Electric
Sie rockt (auch) das Business: Ulrike Haslauer, die Chefin von Compact Electric, ist eine begeisterte und zugleich begeisternde Unternehmerin.
Sie ist nicht nur eine von ganz wenigen – wenn nicht vielleicht sogar die einzige – „Schaltschrankbäuerin“ Österreichs, wie sie sich selbst bezeichnet, sondern war zu Beginn ihrer Karriere sicher auch eine der jüngsten Führungspersönlichkeiten in diesem Bereich. Schon im Alter von 20 Jahren übernahm Ulrike Haslauer, heute geschäftsführende Gesellschafterin der Compact Electric GmbH, den Familienbetrieb. Zu Beginn per Prokura gemeinsam mit ihrer Mutter, die sie immer in ihren Vorhaben unterstützt hat, später als Alleingeschäftsführerin.
Der Grund dafür war ein tragischer Schicksalsschlag. „Als mein Vater 1989 völlig unerwartet und viel zu jung verstorben ist, bin ich von einer Sekunde auf die andere in die operative Leitung der Compact Electric geschleudert worden“, erzählt sie. Erst wenige Jahre zuvor, 1986, hatte ihr Vater das Unternehmen gekauft.
Technik fasziniert sie, die sich als „ein wenig den mathematischen Typ“ beschreibt, schon immer, auch wenn Sie daneben großes Interesse und auch Talent für musische, künstlerische Beschäftigungen wie Balletttanz oder Schauspielerei an den Tag legte. Und doch stand für Ulrike Haslauer quasi von Anfang an fest, dass sie den Spezialisten für Elektrotechnik eines Tages führen würde, worauf sie auch schon in jungen Jahren mit viel Fleiß und dem ihr eigenen starken Willen hinarbeitete.
Plötzliche Führungsverantwortung
Aber dass es so früh sein würde – sein musste –, würfelte die ursprünglichen Pläne kräftig durcheinander. Sie stand noch am Anfang ihres Studiums der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien, als sie die Führungsverantwortung übernahm. Zusätzlich spezialisierte sie sich im Anschluss in einem Abendlehrgang am BFI auf den Bereich Elektronik und Mechatronik und absolvierte entsprechende Praktika. So, wie sie es schon als 16-Jährige vorgehabt hatte, nur eben unter erschwerten Bedingungen.
„Gemeinsam mit meiner Mutter und letztlich mit meiner Ausbildung, die ich an WU Wien und anschließend am BFI neben einem Fulltime-Job gemacht habe, ist es mir gelungen, das Unternehmen von damals 19 Mitarbeitern auf heute 70 Mitarbeiter zu vergrößern“, so Haslauer nicht ohne berechtigten Stolz. „Der dramatische private Verlust und das fordernde geschäftliche Leben zugleich haben mich sehr geprägt. Ich war nie zuvor so dankbar, zu Disziplin und Leistungserbringung erzogen worden zu sein – sonst hätte ich das nicht gestemmt.“
Im Laufe der Zeit kamen Ausbildungen dazu, sie übernahm Verantwortung als Funktionärin in der WKÖ und erhielt mehrere Auszeichnungen. Und sie wurde selbst Mutter. Da ist die Frage, wie sie es geschafft hat, das alles unter einen Hut zu bringen, durchaus angebracht. „Ich bin ziemlich ehrgeizig und wissbegierig. Vor allem lerne ich gerne dazu und das hat sich bis heute nicht geändert. Ständig weiterzugehen, nicht stehen zu bleiben, dabei aber ein stabiles Umfeld zu haben, ist das Wichtigste. Meine Tochter ist mein wichtigster Mensch und mein Humor ein lieber Begleiter. Lachen ist ein Erfolgsfaktor und meine Lebenseinstellung mein Erfolgsrezept“, lautet die sympathische Antwort der im Sternzeichen Skorpion geborenen Wienerin.
Viel gelernt und nichts bereut
Nach wie vor werden technische Berufe, da ist die Branche der Schaltschrankbauer keine Ausnahme, von Männern dominiert. Gerade in den Chefetagen. Doch das kann „eine Haslauer“ nicht aufhalten, ganz im Gegenteil: „Als Frau in der Technik in Führungsposition seit 34 Jahren möchte ich mich eigentlich herzlich bei allen bedanken. Ich habe viel gelernt und es nie bereut. Vielleicht musste ich mich einen Tick mehr beweisen bei männlichen Berufskollegen in Sachen Kompetenz und Verantwortung, aber das stört mich nicht.“
Die vergangenen Jahre waren generell nicht einfach, quer über alle Branchen und auch Ländergrenzen hinweg, und haben allen viel abverlangt. Wie begegnet die überzeugte und begeisterte „Vollblut-Unternehmerin“ Ulrike Haslauer solchen Herausforderungen? „Pandemie, Materialkrise, Energiekrise, Arbeitskräftemangel und so weiter. Schön langsam denke ich, dass wir ein Survival Training absolviert haben, und das schafft man nur, indem man fit bleibt! Sowohl die Unternehmung muss fit sein, sprich auf dem neuesten Stand der Technik – KI, Digitalisierung –, als auch der/die Unternehmer:in selbst. Wir haben viele Investitionen getätigt, trotz Krisen, und unser Unternehmen finanziell gestärkt. Das gilt natürlich auch für die zukünftigen Herausforderungen. Wir müssen immer am Ball bleiben!“
Jetzt könnte man sich zum Abschluss durchaus noch fragen, ob bei all diesen Aufgaben, Verpflichtungen und Herausforderungen überhaupt noch Zeit für Hobbys übrig bleibt. „Natürlich!“, kommt es da wie aus der Pistole geschossen, und mit dem ihr eigenen strahlenden, einnehmenden Lächeln fügt sie hinzu: „Ich habe zwei aktive Bands, in denen ich als Leadsängerin rocke, spiele dürftiges Golf und gehe gerne auf Partys.“ Sie sehen es selbst: Ulrike Haslauer rockt eben nicht nur das Schaltschrank-Business. Sie rockt einfach alles. (RNF)
12 FRAGEN AN ULRIKE HASLAUER
Was wollten Sie als Kind werden?
Ich wollte Schauspielerin werden. Mein Vater hat es verboten, aber irgendwie steht man sowieso jeden Tag als Unternehmerin auf einer Bühne.
Was bedeutet Glück für Sie?
Meine Tochter.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Oje, das liegt lange zurück! Peinlich!
Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Stephen Hawking – seine Intelligenz, sein Leben, seine körperliche Bürde, trotz der er viel Spaß versprühte und unglaubliche Schaffenskraft hatte!
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Verliere nie den Humor!!!
Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Meine Tochter und mein zweites Kind, die Compact Electric GmbH.
Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Eigentlich mit niemandem.
Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Ich bin für vier Tage nach Hawaii geflogen.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ein Klassiker: Über mich selbst!
Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Da gibt es wenig, was sinnvoll ist, ausprobiert zu werden, und was ich nicht schon gemacht habe. Ich denke, Frauenfußball, das wäre toll, aber ich bin nicht sicher, ob sich das konditionell noch ausgeht.
Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Freude an dem, was ich mache!
Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Eine Löwin; eine elegante Beschützerin, die sich und die Ihren verteidigen kann.
ZUR PERSON
Frühe Führungsverantwortung
Ulrike Haslauer wurde 1969 in Wien geboren und studierte Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien. Im Anschluss absolvierte sie den Lehrgang Elektrotechnik I,II am BFI Wien sowie technische Auslandspraktika in Chicago und Paris. Sie stieg schon 1987 neben dem Studium in das Familienunternehmen Compact Electric GmbH ein, das ihr Vater wenige Jahre zuvor gekauft hatte. Nach seinem plötzlichen Tod übernahm sie bereits 1989 Führungsverantwortung und ist seit 2004 Alleingeschäftsführerin des Unternehmens. Privat steht für Ulrike Haslauer ihre Tochter im Mittelpunkt, mit der sie die Liebe zum Sport teilt. In ihrer Freizeit tritt sie außerdem gerne als Leadsängerin mit ihren beiden Bands, „Suicide Blonde“ sowie der Unternehmenskombo CELO (Abkürzung für Compact Electric Light Orchestra), auf.