Hans Harrer, Vorstandsvorsitzender SENAT DER WIRTSCHAFT, im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 12, DEZEMBER 2022
»Wenn du bereit bist, ausgetretene Pfade zu verlassen und auf dem neuen Pfad nicht weißt, was dich erwartet, dann passieren auch Fauxpas. Wichtig ist nur, dass man aus diesen Fehlern lernt und gleich wieder aufsteht.« © SENAT DER WIRTSCHAFT/wildbild

„Ich habe immer alles gewagt“: Ausgetretene Pfade haben Hans Harrer nie angezogen. Er wollte etwas bewegen – und dazu muss man Neues tun.

Jede Geschichte hat einen Anfang. Unsere beginnt diesmal im November 1948, als Hans Harrer im Bundesland Salzburg, genauer in Saalfelden, geboren wurde. Er wuchs in sehr einfachen Verhältnissen, aber glücklich auf. Schon mit zehn Jahren hatte er seinen ersten „Ferienjob“. Eine Tante betrieb rund 20 Kilometer entfernt in Bruck an der Glocknerstraße, vorbei am schönen Zeller See, ein Gasthaus und einen Bauernhof. Sie ließ ihn mithelfen und so verdiente „der kleine Hans“ sein erstes eigenes Geld, mit dem er sich das Gewand für ein ganzes Jahr selbst kaufen konnte.

Das erfüllte ihn mit Stolz und sollte prägend für sein späteres Leben werden, in dem der Mut, sich neuen Herausforderungen zu stellen, ebenso eine Rolle spielte wie finanzielles Geschick. Jedoch immer mit Bedacht darauf, Erfolg nicht auf Kosten anderer Menschen zu erreichen.

Als „etwas holprig“ beschreibt Harrer dann den Beginn seines beruflichen Werdegangs: „Ich wusste nicht, ob ich Leistungssportler in der Nordischen Disziplin werden wollte, oder eine Berufsausbildung mache.“ Er entschied sich zunächst für den Sport und wurde Teil des Heeres-Nationalteams der ­„Nordischen“. Nach diesen sportlichen „Höhenflügen“ ging Hans Harrer noch einmal „in die Luft“ und trat zur Aufnahmeprüfung zum Berufspiloten an, die er auch bestand.

Er wollte bei der Lufthansa anheuern. Doch eine seltene Blutkrankheit machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „So habe ich mich einem Bereich zugewendet, der mich immer schon fasziniert hat – dem Financial Engineering und dem Finanz­management für unternehmerische Finanzierungen. Hier habe ich eine ­Reihe von Ausbildungsprogrammen absolviert, mich aber in der Zwischenzeit als Finanzkonsulent in diesen Bereichen selbständig gemacht.“ 

Rückblickend betrachtet, hätte es wahrscheinlich nicht viel besser kommen können, denn nicht nur die Auftragslage gab ihm recht, sondern auch seine Gefühls­lage. Hans Harrer hatte damit nicht nur seinen Beruf gefunden, sondern zugleich auch seine Berufung, wie er selbst sagt.

Wendepunkte am laufenden Band
Was nicht bedeutet, dass sein Leben von da an in fixen, vorgezeichneten Bahnen verlaufen wäre. „Wendepunkte in meinem beruflichen Werdegang hat es am laufenden Band gegeben, da ich ein ewig neugieriger Gestalter war, der immer versucht hat, aus ausgetretenen Pfaden wieder herauszusteigen, um das Neue und Nicht-Vorhandene zu suchen“, erzählt Harrer.

Er war immer bereit, über den Tellerrand zu blicken, anzupacken und sich neuen Herausforderungen zu stellen: „So habe ich sehr früh mit Finanzierungs-Engineering in Österreich begonnen, als keine der bestehenden Institutionen hingreifen wollte – wie zum Beispiel bei der Filmfinanzierung der Bockerer-Filme. Dann war ich der Finanzierer und Gründungskommanditist der Lauda-Air, bei der wir drei Fokker F-27 über den freien Kapitalmarkt finanziert haben.“

Dazu gesellten sich im Laufe der Zeit zahlreiche ­weitere Projekte in den verschiedensten Bereichen, die meistens eines gemeinsam hatten: Sie waren Neuland. „Bis heute fasziniert mich an meiner Tätigkeit, dass ich die Freiheit habe, das zu tun, wofür ich stehe, und meinem Antrieb, täglich zu gestalten, nachkommen kann.“

Nicht Zahlen, sondern Menschen
Was ihn von vielen anderen „Finanz-Ingenieuren“ und ganz sicher den meisten „Finanz-Jongleuren“ unterscheidet, ist, dass Hans Harrer nicht nüchterne Zahlen und Bilanzen in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit stellt. „Der größte Wert eines Unternehmens bzw. einer Organisation sind die Menschen, die sich gemeinsame mit der Führungskraft auf den Weg machen, Exzellenz, und damit verbunden auch die größtmögliche Effizienz, zu erreichen“, sagt er aus ganzer Überzeugung. Er steht für „die Werte eines ökosozialen Dialoges für Wirtschaft und Gesellschaft“.

So ist denn auch sein Engagement im SENAT DER WIRTSCHAFT, der 2006 als Teil des Global Economic Network gegründet wurde, kein Wendepunkt, sondern vielmehr die logische Fortsetzung seines bisherigen Tuns. Seit der Gründung ist er Mitglied des Vorstands und seit 2016 Vorstandsvorsitzender dieser parteiunabhängigen Unternehmensorganisation mit ihren hunderten Mitgliedern in Österreich, den Nachbarländern und weiteren Ländern des Donauraums. 

In dieser Funktion liegt ihm eines besonders am Herzen. „Dass die Führungspersönlichkeiten mehr Verantwortung für die Entwicklung unserer Gesellschaft übernehmen. Denn sie sind die Gestalter einer Gesellschaft, wenn es darum geht, Arbeitsplätze zu schaffen, sozialen Reichtum zu sichern und mit Mut und nachhaltigem Denken unsere Gesellschaft zu formen. Wir brauchen wieder mehr Persönlichkeiten, die weniger abgerundet, sondern vielmehr kantiger auftreten und zielgerichtet mit Politik, den Institutionen, den bürokratischen Mechanismen ihre Positionen durch- und umsetzen. Wir brauchen mehr Solidarität unter den Unternehmern, die Hand in Hand – wie in einer Organisation wie dem SENAT DER WIRTSCHAFT – zum Wohle des Souveräns da sind. Unser Souverän ist unsere Gesellschaft, und diese Gesellschaft braucht den Rückhalt von Weitblickern, Innovatoren, Chancenmachern und Treibern, für eine werteorientierte Generationen-Allianz für unser Österreich. Denn Wirtschaft – das sind wir alle!“ (RNF)


12 FRAGEN AN HANS HARRER

Was wollten Sie als Kind werden?
Als Kind wollte ich Koch werden, da ich in den Ferien im Gasthof meiner Tante aushelfen und mein erstes Geld verdienen durfte.
    
Was bedeutet Glück für Sie?
Glück bedeutet für mich, jeden Tag aufzustehen, in den Spiegel zu schauen und dafür zu danken, dass ich den Tag wieder voller Motivation angehen darf, um am Abend wieder ein paar Mosaiksteinchen für mein Leben mitnehmen zu dürfen.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Momentan lese ich schon zum wahrscheinlich x-ten Mal das Buch „Gier“ von Anselm Grün.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Es gibt viele Persönlichkeiten, die mich auf meinem Lebensweg inspiriert haben, aber keine bestimmte. Die Vielfalt der Persönlichkeiten ist es, die mir Kraft gibt und meinen Horizont und meine Sichtweisen ermöglicht.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Verlange von deinem Gegenüber nicht mehr, als du selbst bereit bist zu geben.“ Damit eine Ausgewogenheit und Balance für beide Seiten gegeben ist.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Meine Tage und mein Tun sind mit dem Glück erfüllt, das zu tun, was mir Spaß macht.

Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Damit könnte man einige Seiten füllen. Ich habe einmal am Kitzsteinhorn vom Gipfel direkt in die Felswand eine Tiefschneeabfahrt gemacht und bin mit der gesamten Lawine hinunter – aus der sie mich dann ausgraben mussten. 

Eine zweite Geschichte wäre die, als ich als Generalkonsul von Sierra Leone im Grenzgebiet zwischen ­Liberia und Sierra Leone mit einem Buschpiloten eine Not­landung machen und wir zu Fuß unser Heil suchen mussten, da wir uns in einem Kriegsgebiet befanden. Meine Sichtweise auf diese Dinge ist nicht, das Spektakuläre zu sehen, sondern dass diese Dinge alle in ein sehr bewegtes, sehr offenes und sehr suchendes Leben passen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Ich habe viele kleinere und größere Erfolge gehabt. Am meisten Spaß machen mir jedoch Erfolge, wenn ich sie gemeinsam erleben darf. Ich halte nicht besonders viel davon, das ICH in den Vordergrund zu stellen, denn am Ende ist Erfolg immer im WIR entstanden.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Bei mir gibt es jeden Tag viel zu lachen. Denn ich kann auch mit mir selbst ins Lachen kommen und das ist wahrscheinlich oft die beste Energie, die wir uns selbst zuführen können. 

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Alles was ich ausprobieren wollte, habe ich auch immer gemacht. Egal ob es Extremes im Sport war, wie Fallschirmspringen, oder andere extreme Herausforderungen – ich habe immer alles gewagt.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Dass ich die Chance habe, wieder einen Tag zu beginnen und mit meinen Mitmenschen, meinen Kolleg:innen und Mitarbeiter:innen, aber auch den Mitgestaltern aus Unternehmen Zukunft für unser Land zu gestalten – ja, Zukunft mit Weitblick voranzutreiben.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie und warum?
Wenn ich ein Tier wäre, würde ich mir die Biene aussuchen. Sie passt am besten zu meinem Lebensbild: Fleißig zu sein und im Team Werte zu schaffen.


ZUR PERSON
Aus Salzburg in die weite Welt
Hans Harrer ist geboren und aufgewachsen in Saalfelden, Land Salzburg. Der ­ausgebildete Finanzkaufmann, Immobilienkaufmann und Projektentwickler war im Laufe seiner Karriere an vielfältigen Projekten im In- und Ausland – von West- bis Osteuropa und Afrika – beteiligt, ­unter anderem in den Bereichen Finanz- und Unternehmensbeteiligung, Betriebs­ansiedlung, erneuerbare Energien, im ­Wellness- und Gesundheitsbereich sowie in der Hotellerie und ist auch als Business Angel tätig. Außerdem ist Harrer seit der Gründung Vorstandsmitglied sowie seit einigen Jahren Vorstandsvorsitzender vom SENAT DER WIRTSCHAFT.