Ing. Franz Chalupecky © ABB
CEO aus und mit Leidenschaft.
Wohin geht die Energiereise? Eine Frage, die sich in Zeiten wie diesen nicht nur die Weltbevölkerung stellt, sondern vor allem Unternehmen, die dieser Branche seit vielen Jahren ein Gesicht geben. Allen voran die Firma ABB, welche Ziele wie die Reduktion von CO2-Emissionen bei gleichzeitig leistbarem Strom für jedermann durch eine Intensivierung von Forschung und Entwicklung bereits seit Jahren verfolgt. So konnte der auf Energie- und Automationstechnik spezialisierte Konzern, der in diesen Bereichen zu den weltweit führenden Unternehmen zählt, etwa nach mehrjähriger Forschung vor Kurzem mit der Erfindung des ersten Leistungsschalters für die Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) ein rund 100 Jahre altes Rätsel der Elektrotechnik lösen, wodurch eine effiziente Integration von erneuerbaren Energien in verlustarme HGÜ-Netze erst ermöglicht wird. Enormes Energieeinsparungspotenzial kann nicht nur im Bereich der Energieerzeugung und Verteilung, sondern auch bei den Verbrauchern z. B. im Bereich von Industriemotoren realisiert werden, wenn diese durch Antriebe im jeweils optimalen Drehzahlbereich betrieben werden. So konnten alleine durch ABB-Antriebe im Jahr 2011 weltweit rund 310 Terrawattstunden eingespart werden, was dem Energieverbrauch von rund 75 Millionen Haushalten in der EU entspricht.
Am Österreich-Standort von ABB besteht aufgrund des über die Jahre erarbeiteten und fundierten Know-hows ein Kompetenzzentrum für Wasserkraft, von dem aus Projekte des Konzerns weit über die Landesgrenzen hinaus unterstützt werden. „Aufgrund einer günstigen Topografie sind wir in Österreich in der Lage, über 60 Prozent unseres Strommixes durch Laufkraftwerke und Pumpspeicherkraftwerke zu erzeugen und wir produzieren damit bereits einen sehr hohen Anteil unseres Stroms aus erneuerbarer Energie.
Pumpspeicherkraftwerke sind ökologische Energiespeicher mit großen Kapazitäten, die innerhalb von wenigen Minuten einsatzbereit sind und damit einen wesentlichen Beitrag zur Netzstabilität leisten und so den steigenden Anteil anderer erneuerbarer Energiequellen wie Sonne und Wind ermöglichen.“
Viel Fleiß, ein Quäntchen Glück und Hausverstand
Der lateinische Begriff „pater familias“ ist heute zwar nicht mehr gebräuchlich, beschreibt aber immer noch am treffendsten das Oberhaupt eines Haushalts, den Patriarchen – eine passende Bezeichnung für Ing. Franz Chalupecky, CEO von ABB Österreich. Im Gespräch mit ihm wird schnell klar, dass Offenheit, Fairness, Vertrauen und Respekt mehr als nur Schlagwörter im ABB-Unternehmensprofil sind. Eine Position wie diese hat allerdings ihren Preis: „Geschenkt wird einem nichts!“ Viel Fleiß und Schweiß gepaart mit Talent, den richtigen Perspektiven, Wegbegleitern und einem gesunden Hausverstand ebneten seinen Karriereweg und bilden heute noch die Basis für sein Erfolgsrezept.
In seiner Laufbahn wurde ihm auch das Glück zuteil, einen gewissen Freiraum in seiner Arbeit zu bekommen, in dem er sich entwickeln konnte und die Chance nutzte, sich mit guter Leistung zu empfehlen. Der gelernte Elektrotechniker ist über sein Alltagsgeschäft hinaus engagiert und interessiert. Eigenschaften, von denen der langjährige CEO auch in seiner Führungsrolle profitiert. Chalupecky erwartet auch von seinen Mitarbeitern Leistungsbereitschaft, Eigenverantwortung und Teamgeist und bietet dafür ein spannendes Arbeitsumfeld mit internationaler Ausrichtung in zukunftsträchtigen Bereichen. Geprägt wird sein Arbeiten von Visionen, die unerlässlich für die eigene Motivation und für die des ganzen Unternehmens sind. Mit viel Gespür für den Markt setzt Chalupecky die richtigen Perspektiven und lenkt den Fokus von ABB Österreich auf die Themen erneuerbare Energien, Smart Grids, Energieeffizienz und Optimierung von Industrieprozessen. Bereiche, in denen ABB bereits heute Lösungen für zukunftsrelevante Themen bietet. Strom wird beispielsweise ein Thema sein, das nicht nur von der energietechnischen Seite immer wichtiger wird, sondern auch für Standortentscheidungen große Relevanz hat: „Wenn man der Industrie den Strom nicht zu günstigen Preisen anbieten kann, werden energieintensive Bereiche verloren gehen. Daher sind ein hoher Verfügbarkeitsgrad der Energieversorgung und Energieeffizienz Schlüsselthemen.“
Die Familie, ein Balanceakt
„Wenn die Familie nicht zu 100 Prozent mitspielt, ist dieser Beruf nicht auszuüben.“ Eine Tatsache, deren Wahrheitsgehalt die Familie Chalupecky zum Beispiel überprüfen konnte, als sogar das Weihnachtsessen aufgrund einer Auslandsreise verschoben werden musste. Mit dem Heranwachsen seiner Kinder ist auch der ABB-CEO etwas zur Ruhe gekommen. Mit mittlerweile zwei Enkelkindern konzentriert sich sein Lebensmittelpunkt mehr denn je auf sein Zuhause in Wien. Seine rare Freizeit gehört seiner Familie und lässt den erfolgreichen Unternehmer in der Rolle des Ehemanns, Vaters und Großvaters genauso aufgehen wie in der des Firmenoberhaupts.
Zehn Fragen an Franz Chalupecky.
Was wollten Sie als Kind werden?
Fußballer. Ich habe bis zu meinem 21. Lebensjahr aktiv Fußball gespielt, musste aber nach einer Verletzung dann leider aufhören. Einige meiner Wegbegleiter haben es weit gebracht: z. B. Herbert Prohaska oder Felix Gasselich, mit denen ich schon als Kind im Nachwuchs gekickt habe.
Was bedeutet Glück für Sie?
Gesundheit. In einem gesunden Zustand privat und geschäftlich eine positive Entwicklung zu erleben und diese mit Dankbarkeit und Zufriedenheit zu genießen.
Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ein Buch von Mario Simmel und das vor mehr als 20 Jahren. Warum: Mein Tag ist unter der Woche relativ lang, ab Samstag Mittag beginnt mein Wochenende und das gehört der Familie, insbesondere meinen Enkelkindern. Die Zeit, die dann noch zum Lesen bleibt, widme ich ausschließlich Fachliteratur.
Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Für die Firma: Gehe nie den Weg des Wassers (den Weg des geringsten Widerstands), denn den gehen schon zu viele. Man muss immer schneller, flexibler, beweglicher sein als der Wettbewerb, man muss sich unterscheiden! Wenn er zum Ziel führt, kann der Weg auch ruhig steiniger sein.
Privat: Die Tage leben, wie sie kommen. Jeden Tag auskosten, denn man weiß nie, wie lange die Kerze brennt.
Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Hugo Portisch. Ich schätze es sehr, wie er Dinge in seinem Weitblick beschreibt, wie konkret und verständlich er sie macht und vor allem wie er die Zusammenhänge darstellt und formuliert. Schade, dass er nie in die Politik gegangen ist. Er hätte meine Stimme gehabt.
Wenn Sie ein Tier wären, welches wäre das und warum?
Ein Löwe. Das Tier aus der Lieblingsserie meiner Enkelkinder „König der Löwen“. Ein Tier, das mir aufgrund seiner Intelligenz und Stärke imponiert.
Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Dass es uns gelungen ist, im Bereich der Wasserkraft ein Leadzentrum des ABB-Konzerns nach Österreich zu bringen.
Dass wir alle Krisen gut überwunden haben. Es gab bisher keine großen Kündigungswellen und es ist uns immer wieder gelungen, gestärkt aus schwierigen Zeiten hervorzugehen.
Gibt es etwas, das Sie schon immer mal ausprobieren wollten, sich bis dato aber nie getraut haben?
Nein. Wenn ich etwas ausprobieren wollte, habe ich das auch getan.
Was war das Verrückteste, das Sie jemals in Ihrem Leben gemacht haben?
Den Zielhang von Schladming in vereistem Zustand hinunterzufahren. Das war für mich eine unheimliche Herausforderung. Ich hätte am liebsten abgeschnallt und wäre zu Fuß hinuntergewandert.
Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Da habe ich ehrlich gesagt keine Ahnung, da ich sehr viel lache. Ich fände es traurig, wenn ich mich tatsächlich an eine Situation erinnern würde, weil es bedeuten würde, dass ich dazwischen sehr lange nicht gelacht hätte.
Zur Person
Nach Absolvierung der HTL im Fach Elektrotechnik in Wien 10 war es für die Schüler naheliegend, bei BBC berufliche Praxis zu sammeln. Nicht nur, da der damalige Sitz der BBC nur einen Steinwurf von der Lehranstalt entfernt war, sondern auch weil die Schüler bereits während der Ausbildung sehr viel mit technischen Unterlagen der Firma gearbeitet hatten. So tat es auch der junge Franz Chalupecky. Fasziniert von der Internationalität und Exportorientierung von BBC zog es ihn jedoch anfangs in die ELIN Union. Dort betreute er drei Jahre lang diverse Auslandsprojekte im Iran und Irak (z. B. Errichtung von Zementfabriken), bis er 1978 wieder bei BBC eintrat. Dort ging es gleich wieder in den Export. Zehn Jahre lang war er in arabischen und afrikanischen Ländern tätig und nahm von dort vor allem eine wesentlich liberalere Welteinstellung mit, welche ihm bis heute in seiner Rolle als CEO von ABB Österreich zugutekommt.
(BO)