Sie befinden sich hier:  Home  |  NEW BUSINESS  |  NR. 2, MÄRZ 2018  |  Welcome to the safe side

Welcome to the safe side

NEW BUSINESS - NR. 2, MÄRZ 2018
Eine Kreditversicherung springt im Forderungsausfall für den Debitor ein und schützt dadurch die Existenz des Versicherungsnehmers. © Pixabay

In instabilen Regionen werden Zahlungsverzüge häufig zum Schadensfall mit verheerenden Folgen. Damit der Kunde nicht zum Risiko wird, sollte man sich rechtzeitig absichern.

Laut Statistik Austria verzeichnete die heimische Exportwirtschaft mit einem Plus von 8,3 Prozent auf 117,83 Milliarden Euro von Jänner bis Oktober 2017 wieder kräftigere Zuwächse. Produkte und Dienstleistungen „made in Austria“ sind weltweit gefragt und bieten lukrative Aussichten für österreichische Unternehmen. Die Kehrseite der Medaille sind jedoch zahlreiche wirtschaftliche, bürokratische, juristische und politische Risiken, die exportorientierte Unternehmen in Kauf nehmen müssen.

Aufschwung mit Risiken
Der internationale Kreditversicherer Coface erwartet für das laufende Jahr ein weiteres Wachstum der Weltwirtschaft um 3,2 Prozent. Reibungslos soll das allerdings nicht verlaufen. So warnte Coface bei der Pariser „Country Risk Conference“ im Februar besonders vor drei Risikofeldern.
In der zweiten Jahreshälfte könnten sich Anzeichen einer Überhitzung in den Industrieländern realisieren. Historisch niedrige Arbeitslosenzahlen in Deutschland, den USA und Mitteleuropa zeigten, dass die Unternehmen nah an ihrer Produktionsauslastung seien. Daraus könnten Lieferprobleme entstehen. Das trifft im Resultat auch auf Frankreich zu, wo es aber paradoxerweise einen Arbeitskräftemangel trotz hoher Arbeitslosenzahlen gibt.
2016 und 2017 wurden die strukturellen Probleme in China zeitweise durch die staatlichen Investitionen verdeckt. Nun treten sie wieder zutage: Überkapazitäten, besonders in der Stahlproduktion, und steigende Verschuldung der Unternehmen sowohl bei Banken als auch bei Schattenbanken. Die Bankrisiken steigen nach Einschätzung von Coface entsprechend stark, besonders für kleinere und mittlere Institute.
„Ein Wiederaufleben der politischen Risiken kann für 2018 nicht ausgeschlossen werden“, heißt es in einer Presseinformation zur Länderrisiko-Konferenz. In einem Jahr mit vielen Wahlen sei in aufstrebenden Ländern die soziale Spannung weiter hoch. Coface konstatiert hohe Werte beim Risikoindex für die soziale (In-)Stabilität im Iran (71 Prozent), im Libanon (65 Prozent), Russland (64 Prozent), Algerien, Brasilien und Mexiko (jeweils 61 Prozent). Im Nahen und Mittleren Osten wird das Risiko durch den volatilen Ölpreis verstärkt. Saudi-Arabien hat bei Coface ebenfalls einen hohen Risikowert für das Kriterium soziale Stabilität (65 Prozent).

Zahlungspraktiken auf dem Prüfstand
Ein Verzug oder Ausfall einer Forderung ist gerade in instabilen Ländern und Regionen keine Seltenheit. „In 75 Prozent der Fälle ist ein Verzug der Vorläufer eines Schadensfalles“, erklärt Karolina Offterdinger, Vorständin des Kreditversicherers Acredia. „Das restliche Viertel resultiert aus der Insolvenz von Abnehmern. Wenn unsere Versicherungsnehmer steigende Verzüge melden, dann ist das für uns ein wichtiger Indikator für die zukünftige Entwicklung eines Landes. Denn genau in diesen Ländern werden erfahrungsgemäß auch die Schäden steigen.“ Wie groß die Chancen für Unternehmen sind, in den 50 wichtigsten Handelsnationen der Welt das Geld für ausstehende Rechnungen zu bekommen, demonstriert ACREDIA mit dem Euler-Hermes-Inkasso-Ranking. Diesem zufolge gehört Österreich zu jenen Ländern, die eine Vorreiterrolle einnehmen und die am wenigsten Unsicherheiten bei der Zahlung fälliger Forderungen aufweisen. Dennoch können österreichische Unternehmen diese Rahmenbedingungen nicht immer eins zu eins auf ihre Exportgeschäfte übertragen. In Inkassover­fahren gilt lokales Recht, das deutlich von der österreichischen Praxis abweichen kann.

Westeuropäische Länder überzeugen
Die in dem Ranking untersuchte Komplexität ergibt sich aus der Anzahl von Insolvenzen in einem Land, lokalen juristischen Rahmenbedingungen sowie den Zahlungspraktiken. Westeuropa punktet mit den effizientesten Inkasso­verfahren: Deutschland, Schweden, die Niederlande sowie auch Österreich zählen zu jenen Ländern mit dem niedrigsten Komplexitätsgrad. Schweden und Deutschland führen das Ranking mit den besten Zahlungspraktiken, den einfachsten Gerichtsverfahren sowie dem wirksamsten Insolvenzrecht an. Griechenland und Italien zählen in der gesamteuropäischen Betrachtung übrigens zu den einzigen beiden Ländern mit hoher Inkassokomplexität.

Das Schlusslicht: der Nahe Osten
Die Nahostländer Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate bilden im Vergleich der 50 wichtigsten Handelsnationen das Schlusslicht: Das internationale Inkassoverfahren in Saudi-Arabien ist beispielsweise dreimal so kompliziert wie in Schweden. Ebenfalls mit hoher Komplexität auf der Inkasso-Skala: Malaysia, China, Russland, Mexiko, Indonesien und Südafrika.
ACREDIA-Vorständin Gudrun Meierschitz unterstreicht: „Österreichs Export-Weltmeister sind zumeist mittelständische Firmen. Unbezahlte Rechnungen können für sie schnell existenzbedrohend werden. Deswegen ist die umfassende Einschätzung der Vertragspartner von Anfang an die verlässlichste Basis, vor allem in Ländern mit komplexen Rahmenbedingungen. Allgemein gilt: Ist das Geld nach 60 Tagen noch nicht da, wird es höchste Zeit, Inkasso-Experten mit internationaler Erfahrung einzuschalten.“ (BO)