Industrials M&A Report 2019 von A.T. Kearney: Konsolidierung und technologischer Wandel treiben den Markt © A.T. Kearney
Die Übernahme des Wieselburger Autozulieferers ZKW durch LG war nur ein kleiner Vorgeschmack. Die Fusionswelle, getrieben durch den technologischen Wandel, läuft auf Hochtouren.
Vor einem Jahr ging ein – für heimische Verhältnisse – spektakulärer Deal über die Bühne: Der südkoreanische Großkonzern LG übernahm um 1,1 Milliarden Euro den niederösterreichischen Licht- und Elektroniksystem-Spezialisten ZKW. Was in Österreich ein Erdbeben verursachte, war – laut dem „Industrials Executive M&A Report 2019“ der internationalen Managementberatung A.T. Kearney – bestenfalls ein leichtes Zucken. „Seit 2009 hat sich das Volumen an M&A-Deals unter Industrieunternehmen fast verdreifacht“, fasst Guido Hertel, Partner bei A.T. Kearney, die aktuelle Studie der Unternehmensberatung zum weltweiten Transaktionsgeschehen zusammen. „Wir rechnen damit, dass der M&A-Markt in Nordamerika und Westeuropa sowie auch in den Schwellenländern China und Indien weiterhin wachsen wird. Neben Konsolidierung und digitalem Wandel werden auch die Aktivitäten von Finanzinvestoren das weltweite Transaktionsgeschehen prägen.“
Anstieg von 662 auf 680 Milliarden Dollar in nur zwölf Monaten
Das Ergebnis der Studie im Detail: So stieg der Gesamtwert der abgeschlossenen Deals von 662 Milliarden Dollar im Jahr 2017 auf 680 Milliarden Dollar im Jahr 2018. Der „Industrials Executive M&A Report 2019“ von A.T. Kearney zur weltweiten M&A-Entwicklung im Industriesektor analysierte seit 2009 mehr als 76.000 Transaktionen weltweit und befragte Investoren, Investmentbanker und Führungskräfte führender Industrieunternehmen zu neuen Herausforderungen und Zukunftstrends.
Technologischer Wandel als Triebfeder
Warum die Fusionswelle nicht zu stoppen ist, erklärt Robert Kromoser, Managing Director und Büroleiter von A.T. Kearney Austria und einer der führenden Experten im Bereich Einkauf, Kostensenkung und Digitalisierung: „Konsolidierungsziele wie mehr Effizienz, aber auch Abrundung des Portfolios, treiben die Industrieunternehmen zu segmentinternen Übernahmen und Fusionen. Ein weiterer, zunehmend wichtiger Grund für Deals ist der Zugang zu neuen Technologien. Die Zahl segmentübergreifender Deals wird der Untersuchung zufolge dementsprechend deutlich wachsen.“ Besonders starken Druck, neue Technologien zu erwerben, hat die Automobilindustrie, wie Guido Hertel erläutert: „Sie steht mit dem Wandel zu autonomem Fahren und elektrischem Antrieb am Beginn einer Konsolidierungswelle, die ihre Wertschöpfungskette nachhaltig umbauen wird.“ So hat Toyota jüngst in den Mobilitäts-Dienstleister GrabTaxi investiert und der Zulieferer Calsonic Kansei hat die Übernahme des Wettbewerbers Magnetti Marelli angekündigt. Unternehmen der Elektrotechnik und Elektronik zielen dagegen auf Software und Cloud-Technologien, wie Broadcom mit der Übernahme von CA Technologies.
Trend zu Megadeals
Auch die wachsende Digitalisierung in der Industrie ist ein Grund für weitere Übernahmen. Jüngste Beispiele hierfür sind Schneider Electrics’ Akquisition des Softwareunternehmens Aveva und Siemens’ Übernahme von Mendix, dem führenden Anbieter für Low-Code-Plattformen. Schließlich zeichnen sich auch im Bereich der Medizintechnik aufgrund des demografischen Wandels Verschiebungen ab. Der Trend zu Megadeals wird sich der Untersuchung zufolge fortsetzen: Schon 2018 gab es mehr als 100 Deals, deren Wert jeweils über einer Milliarde Dollar lag. Sieben Transaktionen überschritten sogar die zehn Milliarden Dollar-Grenze. Die größte war die gut 30 Milliarden Dollar schwere Übernahme des Flugzeugzulieferers Rockwells Collins durch United Technologies. „Der M&A Markt für Industrieunternehmen ist weiterhin im Aufschwung. Allerdings könnten politische und regulatorische Interventionen die Dynamik bremsen“, kommentiert Hertel den Ausblick auf 2019. „Über 300 Milliarden Dollar allein an angekündigten Deals lassen ein dynamisches Jahr erwarten.“ (VM)
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