Die Zukunft der Instandhaltung.

NEW BUSINESS - NR. 6, JULI/AUGUST 2017
Effiziente Instandhaltung bietet produzierenden Unternehmen einen immensen Wettbewerbsvorteil. © Fotolia/Thomas Söllner

Ein praxistauglicher Methodenkoffer soll produzierenden Unternehmen helfen, die Entwicklung von Instandhaltung 1.0 zu Instandhaltung 4.0 in nachvollziehbaren Schritten zu bewältigen.

Über Modewörter wie Industrie 4.0, IoT und smart factory wird derzeit viel diskutiert – nicht zuletzt bei einem Round Table in den NEW BUSINESS Räumlichkeiten. Dabei gilt aber: Nicht immer ist alles, was in Entwicklungslabors technisch möglich ist, in der Praxis sinnvoll. Nichtsdestotrotz durchdringen Informations- und Kommunikationstechnologien Produktion und Instandhaltung und verändern diese nachhaltig.
Eine österreichische Projektgruppe rund um Studienleiter Georg Güntner von Salzburg Research erarbeitet seit Ende 2016 im Rahmen des Forschungsprojektes i-Maintenance Methoden, die produzierende Unternehmen bei ihren nächsten Schritten hin zu einer zukunftsorientierten Instandhaltung unterstützen sollen. „Wir entwickeln mit unseren Pilotunternehmen in der Praxis anwendbare Methoden und sinnvolle Werkzeuge für die digitale Transformation der Instandhaltung“, erklärt Güntner. In produzierenden Unternehmen braucht es kompetente Instandhaltungsmitarbeiter, die neue Technologien und betriebliche Notwendigkeiten sinnvoll kombinieren können. Die vernetzte Fabrik ist zwar vielerorts eine Vision, zukunftsorientierte Organisationen setzen aber jetzt Schritte, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Rasche, unkomplizierte Orientierung
„Für produzierende Unternehmen bedeutet der Werkzeugkoffer rasche und unkomplizierte Orientierung in der Fülle an neuen Technologien, die derzeit am Markt verfügbar sind“, erklärt Instandhaltung-Spezialist Andreas Dankl. Der Werkzeugkoffer wird sowohl strategische als auch technische Aspekte behandeln. Ziel sind konkrete Aussagen zur aktuellen Situation der Organisation und den möglichen und sinnvollen nächsten Schritten hin zu einer zukunftsorientierten Instandhaltung. Nach Einschätzung von Experten werden Produktion und Instandhaltung künftig näher zusammenrücken. Grund dafür ist die zunehmende Digitalisierung der Fertigungsbereiche und Prozessketten. Vielfach halten die organisatorischen Voraussetzungen nicht mit der zunehmenden Digitalisierung Schritt. „Die vernetzte Fabrik steigert die Komplexität auch und vor allem in der Instandhaltung. Kommunikations- und IT-Kompetenzen werden immer wichtiger, weil: Wen rufen Sie, wenn Ihre Anlage einen Virus hat? Auch die Fähigkeiten, die an vielen Stellen gesammelten Daten zu kombinieren und aufgrund ihrer Analyse Handlungsempfehlungen für Instandhaltungsmaßnahmen zu geben, werden wichtiger“, so Projektleiter Georg Güntner.

Die Mischung macht’s
Das Projektteam i-Maintenance besteht aus Praktikern aus den Bereichen Asset-Management, Instandhaltungsmanagement, Condition Monitoring, Internet of Things, Software und Datenanalyse. Gemeinsam mit den Anwendungspartnern Wien Energie, Österreichs größtem Energiedienstleistungsunternehmen, und dem Mittelständler Schlotterer Sonnenschutz Systeme, Österreichs Marktführer für außenliegenden, nicht textilen Sonnenschutz, wird der Werkzeugkoffer konzipiert, angewendet und verfeinert.
Das Team ist dabei nicht zufällig gewählt: Die Zusammensetzung des Konsortiums garantiert, dass „brennende“ Fragestellungen im Bereich der Digitalisierung in der Instandhaltung kompetent behandelt und umgesetzt werden. Das von bmvit und FFG geförderte Forschungsprojekt i-Maintenance wird im Rahmen des Maintenance Competence Center abgewickelt. Das MCC ist die erste Anlaufstelle für Unternehmen, die ihre Instandhaltung zum intelligenten Partner in der vernetzten Fabrik weiterentwickeln wollen.

Qualifikation als Schlüssel
Durch die Entwicklung einer Methode für die systematische Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs und einen Leitfaden für den Wissenstransfer wird die Lücke zu den erforderlichen Kompetenzprofilen des Instandhaltungspersonals geschlossen. „Neben technischen Fragestellungen ist die gezielte Befähigung aller Mitarbeiter der Schlüssel zum Gelingen einer zukunftsorientierten Instandhaltung. Deshalb hat das Thema Qualifizierung im i-Maintenance-Forschungsprojekt zentralen Stellenwert“, richtet Jutta Isopp von Messfeld die Aufmerksamkeit auf die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse. Andreas Dankl mahnt: „Exzellente Instandhaltung ist für produzierende Unternehmen kein Kostenfaktor, sondern entscheidender Wettbewerbsvorteil. Vorausschauende Unternehmer haben das längst erkannt und arbeiten an der Instandhaltung 4.0!“ (VM)
www.salzburgresearch.at
www.dankl.com
www.messfeld.com


INFO-BOX

Maintenance Competence Center (MCC)
Das MCC koordiniert und initiiert anwendungsorientierte Forschung, Entwicklung, Innovation und Qualifikation im Bereich der Instandhaltung. Organisatorische und technologische Aspekte stehen ebenso im Fokus wie der Faktor Mensch und die veränderten Kompetenzanforderungen in der vernetzten Fabrik.
Mit der gebündelten Kompetenz erfahrener Instandhaltungs-Praktiker und Experten aus den Bereichen Forschung und Industrial Internet werden Unternehmen auf ihrem Weg zur exzellenten, zukunftsorientierten Instandhaltung 4.0 unterstützt. Das MCC findet für Unternehmen und ihre Mitarbeiter die perfekten Qualifizierungsmöglichkeiten.
Bereits mit dabei: ATOMIC, Duale Hochschule Baden-Württemberg Mannheim, Campus 02, GIS Systemtechnik, H&H Systems, LakeSide Labs, Schaeffler Austria, Schlotterer Sonnenschutz Systeme, SIEMENS AG Österreich, SCCH Software Competence Center Hagenberg, Ing. Friedrich Szukitsch EDV-Dienstleistungen, Wien Energie u. a.
www.maintenance-competence-center.at