Andreas Mandl, CEO der LTE-group im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 6, JULI/AUGUST 2020
»Das Berufsleben beziehungsweise der Job ist eine Routine. Wenn man sich darauf eingestellt hat, kommt es aber – meistens – ganz anders.« © Privat

Das Leben ist voller Überraschungen. Andreas Mandl, CEO der LTE-group, weiß das sehr genau. Trotzdem: Dieser Mann bleibt auf Schiene.

Die LTE-group zählt heute, im 20. Jahr ihres Bestehens, zu den großen privaten Schienenverkehrsunternehmen Europas und betreut das Netz mit neun Tochterunternehmen und zwei Schwesterfirmen in Zentral- und Ost­europa. Seit rund 13 Jahren steht dort Andreas Mandl als Geschäftsführer am Ruder – oder in diesem Fall besser im Führerstand.
Seine Kindheit verbrachte Mandl am Fuße des malerischen Benediktiner­stiftes Göttweig in der schönen Wachau. Wie gerne würden wir schreiben, dass er dem Ruf seiner kindlichen Faszination für Dampflokomotiven folgend früh auf eine Karriere im Eisenbahnsektor hingearbeitet hat. Das wäre zwar aus­gesprochen romantisch, aber nicht die Wahrheit.
Vielmehr wollte Andreas Mandl als Bub lieber Tischler werden. Doch wie so oft ist aus diesem Bubentraum nichts ­geworden, nach einer Ausbildung zum Leistungselektroniker lernte er lieber Nachrichtentechnik an der HTL-Abendschule und kam nur durch Zufall zu einem Job bei den ÖBB. Von da an haben ihn die Gleise, die die Welt bedeuten, allerdings nicht mehr losgelassen. Bei den ÖBB blieb Mandl 16 Jahre lang, erhielt eine fundierte Ausbildung zum Eisenbahner, absolvierte Stationen in der Werkstätte sowie der Produktion und kam schließlich zum Gütertransportunternehmen Rail Cargo Austria, einer Teilgesellschaft der ÖBB-Holding. 2014 wechselte er zum Eisenbahnverkehrsunternehmen TX Logistik Austria GmbH und war dort federführend am Aufbau der damals frisch gegründeten Österreich-Tochter der TX Logistik AG beteiligt. Im September 2007 stellte er seine Karriereweichen neu, nunmehr als CEO der LTE-group. Und irgendwann zwischendurch schaffte er es sogar noch, ein Studium der Betriebswirtschaft und Unternehmensführung zu absolvieren sowie sich als Vorsitzender des Ausschusses Güterverkehr des Fachverbands Schienenbahnen der Wirtschaftskammer Österreich für seine Branche zu engagieren.

Erstens kommt es anders ...
So schön diese Analogie zwar ist, folgt das Leben dennoch keinen vorgegebenen Schienen. Als „Mann vom Fach“ weiß Andreas Mandl vielleicht noch besser, als andere: „Das Berufsleben beziehungsweise der Job ist eine Routine. Wenn man sich darauf eingestellt hat, kommt es aber – meistens – ganz anders.“ Oder in anderen Worten und einer anderen Sprache ausgedrückt: „Life is what happens to you while you are busy making other plans.“ Insofern ist der Chef der LTE-group ein Bruder im Geiste des französischen Naturwissenschaftlers und Philosophen Blaise Pascal, der einmal gesagt haben soll: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähle ihm von deinen Plänen.“
Unbedingt zu vermeiden ist es allerdings, das mit Planlosigkeit zu verwechseln! Davon kann keine Rede sein – ganz im Gegenteil: Mandl behält gerne den Überblick. Seine Maxime: „Wenn die kleinen Dinge nicht funktionieren, kann das Große auch nichts werden.“ Daran hält er sich und das funktioniert ganz offensichtlich: Im Jahr 2019 hat die LTE-group schließlich rund 7,5 Mio. Tonnen Güter befördert und das mit zum heutigen Stand rund 80 Lokomotiven, der jährliche Umsatz ist zuletzt auf mehr als 135 Mio. Euro angewachsen – kein ­Pappenstiel. Was kann die Zukunft da noch bringen? Andreas Mandl bleibt realistisch: „Mit 50+ stehst du am Beginn deiner zweiten Lebenshälfte. Da zwickt es mal hier, mal da. Sei es körperlich oder, wegen der Position und Verantwortung im Unternehmen, auch mal im Beruf.“ Doch auch dafür hat er ein Rezept parat: „Wenn man auf die Signale achtet und mit Augenmaß reagiert, bleibt man(n) auf Schiene.“
Das gilt auch für die derzeitige Lage, in der die ganze Welt virusbedingt eine Abzweigung genommen hat. Mandl dazu: „Die aktuelle Situation ist eine echte Herausforderung und trifft jedes Unternehmen mehr oder weniger stark. Andererseits ist es ‚nur‘ eine Wirtschaftskrise, aus der man hoffentlich mit einem blauen Auge herauskommt. Wir haben eventuell ein paar Einschnitte und ­Einschränkungen in der persönlichen Freiheit, aber das Leben geht weiter. Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben.“
Sie lesen es selbst: Dieser Mann bleibt wirklich auf Schiene – komme, was da wolle! (RNF)


ZWÖLF FRAGEN AN ANDREAS MANDL

Was wollten Sie als Kind werden?
Tischler.

Was bedeutet Glück für Sie?
Mit dem Motorrad eine schöne Kurve fahren, ein gutes Glas Wein in einer einsamen Bucht nach einem sonnigen Tag am Segelboot, ein interessantes Gespräch mit einem netten Menschen – das Leben besteht aus so vielen glücklichen Momenten.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Die Kinder der Zeit“ von Adrian Tchaikovsky.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Georg Danzer und Bruno Kreisky.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Nein, ich habe kein Motto, weil: „Life is what happens to you while you are busy making other plans!“ Aber vielleicht ist das ja ein Motto …

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit unserem Kater.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Keine Ahnung – wie definiert sich Erfolg? Ist es „Ziele setzen – Ziele erreichen“ oder ist es „Chancen nutzen“?

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Dafür reicht der Platz nicht aus …

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über diesen Fragebogen. :)

Gibt es etwas, das Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Nein. Wenn ich etwas wirklich will, dann mache ich es auch.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Ich habe immer etwas vor.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Unser Kater – er hat das „perfect life“. 


ZUR PERSON
Seit über 30 Jahren am Zug
Der Niederösterreicher Andreas Mandl ist in der Gemeinde Furth nahe Krems aufgewachsen. Er machte eine Ausbildung zum Leistungselektroniker und besuchte später eine HTL-Abendschule für Nachrichtentechnik. Von 1988 bis 2004 war er für die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) tätig, zuletzt beim Tochterunternehmen Rail Cargo Austria. Von 2004 bis ins Jahr 2007 widmete er sich dem Aufbau der TX Logistik Austria. Seit 2007 zeichnet er als Geschäftsführer für die Geschicke der LTE-group verantwortlich, die im Jahr 2000 von der Graz-Köflacher Bahn als Tochtergesellschaft für den internationalen Güterverkehr gegründet wurde.