Mit dem Bestellerprinzip besteht die Gefahr, dass KMU der Immobilienbranche zunehmend vom Markt verschwinden. © bongkarn thanyakij/Pexels
Die Maklerprovision ist ein heiß diskutiertes Thema in Österreich. Künftig soll sie vom Auftraggeber bezahlt werden, doch was bedeutet die Einführung des Bestellerprinzips für die Branche?
Immobiliensuche 2020: Wer heutzutage eine Immobilie mieten will, muss häufig eine Maklerprovision von zwei Monatsmieten einkalkulieren. Anders als in Österreich herrscht in Ländern wie Deutschland oder den Niederlanden das Bestellerprinzip. Hier wird der Makler vom sogenannten Besteller, vorwiegend dem Vermieter, bezahlt. Die Politik ist sich einig – eine Änderung der Maklerprovision soll auch am heimischen Markt kommen. Diese Pläne sorgen immer wieder für Debatten und stoßen in der Immobilienbranche auf wenig Gegenliebe. Die vermeintlichen Gründe dafür sowie die Folgen einer Kostenverschiebung auf die Branche, erklären die Gründer und Geschäftsführer der Immobilienplattform FindMyHome.at, Bernd Gabel-Hlawa und Benedikt Gabriel.
Gefahr von Transparenzverlust und Preissteigerungen
Ein heiß diskutiertes Thema in der Wohnbranche sowie Politik: Die Maklerprovision soll sich ändern und die Mieter entlastet werden. Die Immobilienbranche steht der Debatte hingegen kritisch gegenüber und weiß, dass dies nicht unbedingt einen Nutzen für den Mieter bringen wird. Denn: Mit der Einführung des Bestellerprinzips besteht die Gefahr einer einseitigen Interessensvertretung. „Die aktuelle Gesetzeslage im Falle einer Doppelmaklertätigkeit sieht vor, dass der Makler die Interessen beider Seiten schützt und sich an maßgebliche Hinweispflichten halten muss. Bei Inkrafttreten dieser Änderung würde der Makler hingegen nur noch im Sinne des Auftraggebers arbeiten – sprich des Vermieters“, erklärt FindMyHome.at-Gründer und -Geschäftsführer Bernd Gabel-Hlawa und ergänzt: „Zudem gäbe es einen Transparenzverlust des Immobilienangebots. Der Immobilienmarkt würde zu erheblichen Teilen wieder zu einem „Wer kennt wen?“- und „Wer zahlt mehr?“-Markt werden, wie man es beispielsweise bereits in Berlin beobachten kann. Im begehrten Mietenmarkt von Ein- und Zweizimmerwohnungen führte dies erneut zu Preissteigerungen. Damit wird leistbares Wohnen heutzutage nahezu unmöglich.“
Wirtschaftliche Folgen durch eine Kostenverschiebung?
„Sollte es tatsächlich zu dieser Kostenverschiebung kommen, rechnen wir auch mit wirtschaftlichen Folgen“, betont Gabel-Hlawa. „Mit dem Bestellerprinzip besteht die Gefahr, dass KMU der Immobilienbranche zunehmend vom Markt verschwinden. Auch hier hat sich in Deutschland gezeigt, dass mit den neuen Regelungen viele klassische KMU-Makler, die den Fokus auf den ohnedies unrentableren Mietenmarkt gelegt haben, bereits aufgrund von Konkurs von der Bildfläche verschwunden sind. Dies schadet der Wirtschaft im Allgemeinen, schließlich ist Bauen und Wohnen einer der führenden Wirtschaftsmotoren des Landes.“
Qualitätsverlust bei der Immobiliensuche
Vor einem großen Fragezeichen stehen in dieser Debatte vor allem die Immobilienanbieter, allen voran die Makler. Die ins Spiel gebrachte Verschiebung der Provisionskosten wirft die Frage auf, welchen Mehrwert ein Immobilienanbieter hat. Soll ich als Vermieter einen Makler engagieren? Ist es in Zeiten von Internet, Social Media und Co. überhaupt notwendig? Und werden Qualität und Transparenz in Zukunft noch ein größeres Kriterium werden? „Wenn der Besteller zukünftig zahlen muss, werden viele Eigentümer auf einen Makler verzichten. Ein Großteil der Vermieter unterschätzt jedoch den Zeitaufwand im Falle einer privaten Vermietung. Es bedarf in den meisten Fällen vieler Besichtigungstermine und Gespräche vor Ort, um eine erfolgreiche Vermietung durchzuführen. Ganz zu schweigen von den rechtlichen und haftungsthematischen Aspekten. Denn: Der Makler übernimmt eine detaillierte Prüfung der Immobilie und haftet damit auch. Daher sind gerade in unserem digitalen Zeitalter professionelle Anbieter von enormer Wichtigkeit. Private Angebote auf Social Media und ähnlichen Plattformen sind mit Vorsicht zu genießen. Die Qualität sowie Transparenz bei der Immobiliensuche werden dadurch erheblich leiden“, analysiert FindMyHome.at-Gründer Benedikt Gabriel. (VM)