Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer Weidmüller Österreich im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 8, OKTOBER 2020
»Ich habe gelernt, dass sich immer wieder neue Türen öffnen und man nur die Augen und Ohren offen halten muss. Manchmal sind wir einfach nur zu zögerlich oder trauen uns etwas nicht zu.« © Wolfgang R. Fürst

Ein Teamkapitän mit klarer Linie: Wolfgang Weidinger, Geschäftsführer von Weidmüller Österreich, weiß, wo es langgeht und wie er ans Ziel kommt.

Wolfgang Weidingers Wurzeln liegen in der Praxis. Als Kind wollte er Automechaniker werden, ein Beruf, der nicht unbedingt dafür bekannt ist, dass man dabei seine Zeit auf einem Bürostuhl verbringt und keine Flecken abbekommt. Schließlich ist es dann aber doch die HTL für Elektrotechnik in Wels geworden, was zwar weniger Seifen- und Waschmittelverbrauch bedeutete, aber Weidingers Hands-on-Mentalität trotzdem mindestens genauso entsprach.
Diese stellte er dann auch bei seinem Berufseinstieg 1999 als Applikations­ingenieur bei Lenze unter Beweis, wo er unter anderem mit elektrotechnischer Planung, Softwareerstellung, Inbetriebnahmen und dem Abhalten von Kundenschulungen beschäftigt war. Einige Jahre später rief wieder die Schulbank nach ihm: Zu seinem Studium der Auto­matisierungstechnik an der FH in Wels gesellten sich ein Erasmus-Auslands­semester im schwedischen Malmö sowie ein Praktikum beim Center for Advanced Power Systems (CAPS) in Tallahassee in Florida. „Die Fähigkeit, sich in ein ­Thema einzuarbeiten und sich selbst etwas zu erarbeiten, die ich dort erlernt habe, ist eine immense Bereicherung für mein jetziges Berufsleben“, so Weidinger. Es folgte ein Jahr bei der KEBA AG in Linz, bevor er 2008 zu Schneider Electric wechselte und dabei auch Erfahrung jenseits von Österreichs Grenzen, in Frankreich und Deutschland, sammelte. Die neun Monate in Pacy und ebenso viele in Lahr am Schwarzwald waren „eine enorm spannende Zeit“, so Wolfgang Weidinger, und weiter: „Speziell meine Auslands­erfahrungen haben mir neue Horizonte eröffnet. Andere Kulturen haben teilweise andere Zugänge und erreichen ihre Ziele, aber eben in anderer Art und Weise.“

Konstante Weiterentwicklung
Nach seiner Rückkehr nach Österreich wurde er von seinem Arbeitgeber als operativer Produktmanager für Antriebs-und Servotechnik eingesetzt. Doch Weidinger erkannte, dass er damit noch lange nicht am Ende seiner persönlichen Entwicklung angekommen war: „Mir wurde bewusst, dass ich, um beruflich vorwärtszukommen, eine betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung benötigte. Daher habe ich im Jahr 2012 an der FH der WK für Unternehmensführung in Wien berufsbegleitend zu studieren ­begonnen – mit den Schwerpunkten Grundlagen zu Wachstumsmanagement, Controlling und Betriebswirtschaft.“
Es sollte sich zeigen, dass er mit seiner Entscheidung goldrichtig lag, denn von da an ging es Stufe für Stufe höher auf der Karriereleiter. Erst als Vertriebs­ingenieur für den Maschinenbau in Oberösterreich und Salzburg, 2014 – ­also nach etwas mehr als einem Jahr – als Vertriebsleiter für den Bereich Industrie-Maschinenbau für Österreich und 2016 schließlich als österreichischer Sales Director für die Business Unit Industrie.
Der Umstieg vom Produktmanagement in den Vertrieb war ein Wendepunkt in seiner Karriere und für Weidinger selbst gerade am Anfang auch anspruchsvoll. Aber er hat diese Herausforderung mit Bravour gemeistert – und die Erkenntnis gewonnen, „dass der Erfolg in allererster Linie an einem selbst liegt“. Über einen „Zwischenschritt“ als Leiter der Automatisierungstechnik bei Hainzl ereilte ihn schließlich 2018 der Ruf von Weidmüller Österreich, wo er seitdem als Geschäftsführer verantwortlich zeichnet.

Raus aus der Komfortzone!
Wie er es geschafft hat, an dem Punkt anzukommen, an dem er heute steht? „Weil ich mich auch bewusst immer wieder aus meiner Komfortzone ­bewege und versuche, mich stetig weiterzu­entwickeln. Ich habe gelernt, dass sich immer wieder neue Türen öffnen und man nur die Augen und Ohren offen halten muss. Manchmal sind wir einfach nur zu zögerlich oder trauen uns etwas nicht zu. Und da sind wir wieder bei der Komfortzone.“ Für diesen Mut wurde Wolfgang Weidinger mit einem abwechslungsreichen und verantwortungsvollen Posten belohnt: „Es kommen immer wieder neue Themen und Themenfelder auf meinen Tisch, mit denen man sich befassen muss und die rasche Entscheidungen erfordern. Es liegt an einem selbst, wie man die Zukunft eines ­Unternehmens aktiv gestalten kann.“
Dabei verliert er aber seine Mannschaft nie aus den Augen, denn er weiß sehr genau, dass auch der beste Kapitän ­ohne sie kein Schiff steuern kann. „Für mich ist eine gute Führungskraft ein leistungs- und zielorientierter Teamplayer. Er gibt Ziele vor und verfolgt diese gemeinsam mit dem Team. Bei Herausforderungen stellt er seine Lösungsorientierung und Durchsetzungskraft unter Beweis. Weitere Säulen des Erfolges einer Führungskraft sind für mich Kommunikationsstärke und soziale Kompetenz sowie ausgeprägte analytische Fähigkeiten. Dazu noch eine Portion Verhandlungsgeschick“, sagt Weidinger. So steuert man als Kapitän sicher auch durch stürmische See, immer mit den Erwartungshaltungen der Eigentümer – wie Marktanteil, Umsatz, Marge –, der Mitarbeiter, der Kunden und anderer externer Anforderungen im Blick. „Die Balance und den Interessenausgleich zu schaffen, ist eine Kunst.“
Aber Weidinger bleibt auf Kurs. Dafür sorgt er unter anderem mit seinem Werte­kompass: „Dieser verändert sich mit dem Alter. Wichtig ist es für mich, sowohl privat als auch beruflich nach meinem Kompass zu leben. Auch die Balance zwischen Job und Privatleben ist immer wieder eine Herausforderung und nicht einfach zu finden.“ Zum Finden dieser Balance gehört es auch, sich die Zeit für Hobbys zu nehmen. „Speziell beim Laufen, Wandern und Bergsteigen kann ich meine Batterien wieder aufladen“, erlaubt er einen Blick in seine Freizeitgestaltung. Da trifft es sich gut, dass er mit seiner Frau kürzlich ein Haus in Wiener Neudorf gekauft hat. „Nunmehr gilt es, die Umgebung des Anninger zu erkunden“, erzählt Weidinger von seinen persönlichen Plänen für die nahe Zukunft.
Selbstverständlich hat ein ziel- und kundenorientierter Geschäftsführer wie Wolfgang Weidinger auch klare berufliche Vorhaben: „Momentan ist mein Ziel, Weidmüller in Österreich zusätzlich zum Produktanbieter auch Richtung Lösungsanbieter weiterzuentwickeln. Weiters natürlich ein kontinuierliches Wachstum am österreichischen Markt.“ Man darf davon ausgehen, dass er auch dieses Ziel erreichen wird. Denn wer Wolfgang Weidinger kennt, der weiß: Was sich dieser Mann in den Kopf gesetzt hat, das setzt er auch um! (RNF)


12 FRAGEN AN WOLFGANG WEIDINGER

Was wollten Sie als Kind werden?
Automechaniker.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Lebe begeistert und gewinne“ von Frank Bettger.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Exzellente Redner wie Barack Obama. Aber auch Persönlichkeiten wie Anthony Robbins.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Das Beste, das wir für uns selbst und andere tun können, ist, jeden Tag etwas besser zu werden.“ (Anthony Robbins)

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Als Adler in einem Nationalpark zu fliegen, wäre sicher ein cooles Erlebnis. Aber ein Tag würde reichen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Die Geschäftsführungsposition bei Weidmüller übernehmen zu dürfen.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in ihrem Leben getan haben?
Das liegt lange zurück und bleibt ein Geheimnis. ;-)

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ich lache fast täglich, weil ich ein Mensch mit einer positiven Grundeinstellung bin.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Da fällt mir spontan nichts ein.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Ich arbeite gerne und habe Spaß an meiner Arbeit. Meine Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Das ist motivierend genug.

Was bedeutet Glück für Sie?
Glück kann vielfältig sein. Das größte Glück ist es, gesund zu sein, und wenn es Momente gibt, die man genießt. Dies kann ein Urlaub, eine Bergtour, ein gutes Essen oder Glas Wein, aber auch ein Erfolg – beruflich oder privat – sein.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Ich bin vom Sternzeichen Löwe und denke, dass dieses Tier sehr gut zu mir passt.


ZUR PERSON
Praxisbezogener Vollprofi
Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Weidinger, MA, hat mit 1. September 2018 die operative Führung von Weidmüller Österreich übernommen. Er ist ein Branchenkenner mit umfangreichen Kenntnissen der Automatisierungs- und Elektrotechnik, der davor in diversen Managementpositionen und zuletzt als „Head of Automation“ für Hainzl tätig war. Neben seinem beruflichen Werdegang hat Weidinger die Studien der Automatisierungstechnik sowie Unternehmensführung an renommierten Fachhochschulen in Österreich absolviert.