30 Jahre Wirtschaftsgeschehen in der Retrospektive: Multiplee Krisen, technologische Revolutionen und historische Paukenschläge © Adobe Stock/Proxima Studio
NEW BUSINESS wird 30 und wie es bei runden Geburtstagen so üblich ist, schauen wir zurück und überprüfen, welche Ereignisse in den vergangenen drei Jahrzehnten nachhaltig Spuren hinterlassen haben.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen – je weiter die Reise, desto mehr, erst recht, wenn sie durch die Zeit und drei Jahrzehnte führt. Zum 30. Jubiläum blickt der NEW BUSINESS Verlag auf ereignisreiche Zeiten zurück: Es gab Höhen und Tiefen, Willkommen und Abschiede, Diskussionen und Kompromisse, Probleme und Lösungen, Lob und Anerkennung, seitenweise Ideen und alle Hände voll zu tun.
Prägende Jahre
Während die Publikationen aus dem unermüdlichen Hause NEW BUSINESS immer mehr, besser und umfangreicher wurden, hat sich auch in der Weltgeschichte viel getan – von multiplen Krisen über technologische Revolutionen bis hin zu historischen Paukenschlägen. Aus gegebenem Anlass hat sich die versammelte Redaktion auf die Suche nach den spannendsten Momenten und Entwicklungen der vergangenen 30 Jahre gemacht, von denen viele, Wirtschaft und Gesellschaft bis zum heutigen Tag prägen.
Wie Sie sich sicher vorstellen können ist uns die Auswahl angesichts der enormen Zeitspanne nicht gerade leichtgefallen, das Endergebnis hat unsere Entscheidung aber mehr als bestätigt. Davon möchten wir nun auch Sie auf den folgenden Seiten überzeugen.
Zu einem denkwürdigen Anlass wie diesem sei es uns aber auch gestattet, alle bisherigen und aktuellen Mitglieder unserer Mannschaft gebührend hochleben zu lassen. NEW BUSINESS hat in den vergangenen drei Jahrzehnten vielen einzigartigen Menschen ein berufliches Zuhause geschenkt, die allesamt ihren Beitrag zum heutigen Erfolg dieses unverwüstlichen Verlags beigetragen haben.
Und weil wir im Laufe der Jahre gelernt haben, dass wir gemeinsam so gut wie alles schaffen können, haben wir diese ganz besondere Coverstrecke auch in brüderlich-schwesterlicher Koproduktion zu Papier gebracht.
Persönliche Einblicke
Ihre professionelle Arbeit ist Ihnen sicher bekannt, persönlich kennen Sie das eine oder andere Teammitglied aber vielleicht noch nicht. Darum gewähren wir in dieser Coverstory auch ein paar Einblicke in unsere Vergangenheit und liefern anhand kurzer Anekdoten Antworten auf Fragen wie diese:
Wo ist meine Wenigkeit, Bettina Ostermann, in die gymnasiale Schulzeit gestartet? Wann ist das redaktionelle Allroundtalent Albert Sachs endgültig der Medienbranche verfallen? Welches Erlebnis verbindet unser Porträtist und Guid(e)ing Light in Branchenfragen, Rudolf Felser, mit dem Jahr 1996? Wann hat der einmalige Lorin Polak zu seiner Sylvia für immer „Ja“ gesagt? In welchem Jahr hat die grandiose Lektorin Caroline Klima ihre Berufung offiziell zum Beruf gemacht? Woran erinnert sich unsere wunderbare Kollegin und Chefredakteurin Victoria Morgan, wenn sie an das Jahr 2004 zurückdenkt? Vor wievielen Jahren hat der begeisterte Mediaberater Marcus Kellner seinen Traumberuf gefunden? Was hat sich 2010 im Leben der fantastischen Barbara Sawka ereignet? Und last but definitely not least: Welche Entscheidung haben die geniale Artdirektorin Gabriele Sonnberger und unser brillanter Coaching-Kolumnist am amerikanischen Unabhängigkeitstag 2014 getroffen? (BO)
1993
Der Digitaldruck revolutioniert eine Branche
Drucker und Schriftsetzer waren lange Zeit die ungekrönten Könige der Zeitungsbranche, bis sich bereits in den 1980er-Jahren ein Umbruch abzuzeichnen begann, dessen Tragweite sich damals allerdings nicht einmal in Ansätzen absehen ließ. Beiträge für Zeitungen und Magazine wurden bis dahin auf Manuskriptpapier verfasst, die Manuskripte dann gesammelt von einem Mitglied der Redaktion oder bestenfalls von einem Redaktionsboten in die Druckerei gebracht, um dort von Schriftsetzern für den Bleisatz in eine Linotype-Maschine getippt zu werden. Für passende Wortabstände, Satzfluss und ähnliches mehr sorgten die Schriftsetzer, ehe die Drucker ans Werk gingen, händisch die Platten aufzogen, die Maschinen einstellten, im Andruck die Qualität prüften und die Druckmaschinen immer wieder nachjustierten.
Das war einmal. Schon seit den 1950ern verdrängte der Foto- oder Lichtsatz immer mehr den Bleisatz. Statt mit Blei gegossen, wurde nun auf Filmmaterial bzw. Druckplatten belichtet. Die sich entwickelnden EDV- und EBV-Systeme (elektronische Bildverarbeitung) führten Ende der 1980er-Jahre auch zum Ende der Fotosatzära und löschten den Berufsstand der Schriftsetzer aus.
Desktop Publishing hieß das neue Schlagwort. Texte und Bilder wurden gemeinsam verarbeitet und per Datenträger oder gar (teurer) Standleitung in die Druckereien übertragen. Die Zeit des Digitaldrucks dämmerte langsam herauf.
Der amerikanische Physiker und Patentanwalt Chester Floyd Carlson hatte mit der Erfindung der Elektrofotografie schon 1938 den Grundstein für den Digitaldruck gelegt. Ab nun ging es ziemlich rasch. 1950 kam der erste Fotokopierer auf den Markt, neun Jahre später lancierte Xerox den ersten Bürokopierer für Normalpapier. Doch erst ab etwa 1970 begann sich dieser Markt wirklich zu entwickeln. Zunächst dominierten Schwarzweiß-Kopierer, ehe erneut Xerox 1973 den ersten Normalpapier-Farbkopierer auf den Markt brachte und IBM 1975 den ersten Laserdrucker vorstellte.
Mit Postscript eignet sich 1984 erstmals ein Verfahren auch für die Druckindustrie, Apple schießt 1985 den ersten Postscript-fähigen Laserdrucker nach. Tintenstrahl- (HP) und Bubble-Jet-Drucker (Canon) folgen im selben Jahr, 1987 der erste Farb-Tintenstrahldrucker (HP). QMS stellt wieder ein Jahr später den ersten Postscript-Farbdrucker vor, ehe Indigo und Xeikon auf der IPEX 1993 die ersten „echten“ digitalen Farb-Produktionsdruckmaschinen präsentieren. Mit Xeikon ist der Digitaldruck auch im Rollendruck angekommen.
Das ORF-Monopol bröckelt, aber es fällt nur sehr langsam
Medienalbanien nannten viele Branchenbeobachter Österreich zu jener Zeit immer wieder, als in anderen Märkten längst die Monopole aufbrachen. Denn sowohl ORF-Vertreter als auch die Politik verstanden es lange Zeit, jeglichen Liberalisierungsversuch zur elektronischen Medienlandschaft in Österreich abzuschmettern.
Medienpolitik existierte in Österreich lange nur in Form von Verhinderungsstrategien. Selbst österreichische Piratensender funkten wie Tele Uno aus Italien oder wie Radio CD International aus Bratislava. Der Sender hatte allerdings sein Studio in der Wiener Lugner City angesiedelt. Andere wichen – bestenfalls geduldet und halblegal – in Kabelnetze aus.
In der letzten Sitzung des Nationalrats vor der Sommerpause beschloss dieser 1993 mit den Stimmen der damaligen Regierungsparteien SPÖ und ÖVP das Ende des öffentlich-rechtlichen ORF-Rundfunkmonopols. Mit klaren Auflagen sollten künftig auch in der Alpenrepublik privates Radio und Fernsehen erlaubt sein, allerdings fehlte ein entsprechendes Gesetz. Noch immer funktionierten die Verhinderungsstrategien und auch die Politik bremste mehr, als sie den Start förderte.
Als erster Privatsender ging im September 1995 das von den ehemaligen ORF-Redakteuren Ferdinand Wegscheider und Christian Jörgner gegründete Salzburg TV auf Sendung. Das Programm wurde über das Kabelnetz der damaligen SAFE (heute Salzburg AG) verbreitet und erreichte zum Start 15.000 Haushalte im Salzburger Pinzgau.
Gar erst am 25. Oktober 2000 – ganz bewusst einen Tag vor dem österreichischen Nationalfeiertag – nahm Salzburg TV als erster privater TV-Sender in Österreich einen terrestrischen Sender – per Haus- oder Zimmerantenne zu empfangen – in Betrieb. Fünf Tage nach Sendestart auf dem Untersberg wurde Salzburg TV mangels einer gesetzlichen Grundlage von der Funküberwachung aber wieder abgeschaltet.
Ein Privatfernsehgesetz existierte erst ab dem 1. August 2001. Tatsächlich gingen Privat-TV-Sender mit ATV (2003), Puls 4, das 2004 als Puls TV gestartet war, und Servus TV, das mit Jahresbeginn 2007 das desolate Salzburg TV übernommen hatte, erst wesentlich später auf Sendung.
Auch der Start von Privatradios verlief ähnlich zäh: Antenne Steiermark ging im September und Radio Melody (heute Antenne Salzburg) im Oktober 1995 on Air, ehe nach diversen Einsprüchen mit 1. April 1998 schließlich eine ganze Reihe privater Radiosender in Österreich starten konnte.
Die Gründung der Europäischen Union
Die Bedeutung und die Auswirkungen von so einem wichtigen Ereignis wie der Gründung der Europäischen Union in wenigen Sätzen zusammenzufassen, ist nicht gerade einfach. Denn es war wohl das ambitionierteste politische Vorhaben des 20. Jahrhunderts und ist auch 30 Jahre sowie eine Jahrtausendwende später noch lange nicht vollendet.
Schon die Vorbereitung brauchte Jahrzehnte, begonnen mit so wichtigen Meilensteinen wie der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) im Jahr 1952, der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft (EURATOM) 1958 und schließlich dem Vertrag von Maastricht, der 1993 in Kraft trat und damit den „Geburtstag“ der EU und des europäischen Binnenmarkts darstellt. Schon seit 1995 ist auch Österreich mit von der Partie – aber davon später mehr. Aus den anfänglich zwölf Mitgliedsstaaten sind in der Zwischenzeit ansehnliche 27 geworden. Hätte Großbritannien sich nicht für den sogenannten „Brexit“ entschieden, dann wären es sogar 28. Na ja! Shit happens, wie der Engländer sagt.
Die Staaten Island, Norwegen und Liechtenstein bilden gemeinsam mit der EU außerdem den Europäischen Wirtschaftsraum (EWR), und durch bilaterale Verträge mit der EU hat zudem die Schweiz Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Heute umfasst dieser Markt etwa 450 Millionen Einwohner und ist neben China und den Vereinigten Staaten einer der drei größten globalen Akteure im internationalen Handel.
Der EU-Binnenmarkt zeichnet sich im Wesentlichen durch die vier sogenannten Grundfreiheiten aus: freier Warenverkehr, Personenfreizügigkeit, Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit sowie die Freiheit des Kapital- und Zahlungsverkehrs. Diese Errungenschaften werden heute von vielen als Selbstverständlichkeit angesehen, doch sie sind es nicht. Ihr Wert kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Der Wegfall der Grenzkontrollen innerhalb der EU resultierte etwa in einer deutlichen Kostenersparnis für Exporteure – und rund 70 Prozent des österreichischen Außenhandels finden aktuell innerhalb der EU statt. Österreichs Exporte in die EU haben sich seit dem Beitritt mehr als verdreifacht. Auch die Investitionen in Österreich sind in dieser Zeit deutlich gestiegen. Ganz zu schweigen von der Zeit, die sich Urlauber ersparen, weil sie nicht mehr stundenlang an den Grenzen im Stau stehen. Dafür staut es sich dann vielleicht anderswo – im wortwörtlichen wie im übertragenen Sinne. Es ist nun mal so: Nobody is perfect, nicht einmal die EU.
Apple schlittert fast in die Pleite
Die mittlerweile wertvollste Marke der Welt stand in den 1990er-Jahren beinahe vor der Pleite. Der Macintosh hat Apple in den 1980er-Jahren populär gemacht. Bei vielen Usern galt die Marke sogar als Kult, speziell bei Grafikern und in Werbeagenturen waren die Geräte beliebt. Der Apple II prolongierte zunächst den Erfolg des Unternehmens. Doch Apple geriet zunehmend in die Defensive. Nach den erfolgreichen 1980er-Jahren zogen mit Beginn des folgenden Jahrzehnts über dem Unternehmenssitz im kalifornischen Cupertino zunehmend dunkle Wolken auf. Apple-Mitbegründer Steve Jobs hatte das Unternehmen schon 1985 verlassen, die Leitung übernahm nun John Sculley allein, der von Jobs 1983 an Bord geholt worden war.
Mit fortschreitender Computerisierung der Wirtschaft und dem zunehmenden eigenen Erfolg weitete Apple seine Produktpalette deutlich aus. Bis in die 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts kamen u. a. der Mac Plus, der Mac SE, der Mac Classic und der Mac LC auf den Markt. Besonders erfolgversprechend schienen die PowerBooks, die 1991 auf den Markt kamen und im Wesentlichen das Segment der heutigen Laptops begründeten. Doch die vielen verschiedenen Modelle, einige davon zu besonders günstigen Preisen, und eine unklare Strategie manövrierten den Konzern in die Krise.
Zudem gingen die Margen beim eigenen Betriebssystem deutlich nach unten. Hingegen floss in die Entwicklung neuer Projekte viel Geld, allein 100 Millionen US-Dollar in den Newton MessagePad, einen Personal Digital Assistant mit Handschrifterkennung. Doch der 1993 lancierte Newton wurde zum Flop und Apple fuhr 1993 erstmals seit Jahren einen Quartalsverlust ein. Im Juni musste CEO Sculley schließlich an Michael Spindler übergeben. Doch die Lage blieb schwierig, Apple verlor mit seinem eigenen Betriebssystem Mac OS gegenüber Windows klar an Bedeutung, der Kundenkreis wurde immer kleiner. 1997 war Apple, verriet Jobs einmal, nur noch 90 Tage von der endgültigen Pleite entfernt.
Im Sommer 1997 zieht Jobs in das Board ein, wird Interims-CEO, will die Funktion aber nicht behalten, doch 1999 übernimmt er die Führungsrolle auf Dauer. Der Rest ist Erfolgsgeschichte: iMac (1998), iPod (1999), iPhone (2007), iPad (2010). Im August 2011 geht der schwerkranke Jobs und übergibt an Tim Cook. Unter dessen Führung überspringt der Aktienwert des Unternehmens im August 2018 erstmals die Marke von einer Billion US-Dollar. Als erstes US-Unternehmen, als zweites nach dem Energieriesen Petrochina. Die Chinesen verloren wieder deutlich, Apple blieb im Hoch.
STATEMENT Bettina Ostermann, Chefredaktion
Gelernt ist gelernt!
"1993 bin ich ans Gymnasium der Dominikanerinnen in Wien Hietzing gewechselt. Lieblingsfächer: Deutsch und Englisch. Dass ich ab der Oberstufe dennoch den wirtschaftskundlichen dem neusprachlichen Zweig vorgezogen habe, erschien mir zunächst als purer Leichtsinn. Aus heutiger Sicht war die Entscheidung gar nicht so verkehrt."
1994
Eine „Brücke“ unter dem Ärmelkanal
Nur 35 Minuten benötigt man für die 50,5 Kilometer lange Strecke zwischen Großbritannien und Frankreich. Der auch als „Chunnel“ bekannte Tunnel unter dem Ärmelkanal ermöglicht seit seiner Eröffnung am 6. Mai 1994 den schnellen und effizienten Warentransport zwischen der Insel und dem europäischen Kontinent. Jedes Jahr nutzen fast zwanzig Millionen Passagiere den Tunnel.
Die Idee eines Tunnels unter dem Ärmelkanal geht schon zurück auf das 19. Jahrhundert. Bereits im Jahr 1802 skizzierte der französische Bergbauingenieur Albert Mathieu-Flavier erstmals die Vision einer festen Verbindung zwischen den beiden Ländern. Doch erst Jahrzehnte später, in den 1980er-Jahren, begannen auf Drängen der Premierministerin Margaret Thatcher die Bauarbeiten am Eurotunnel.
Der Bau war von zahlreichen technischen Herausforderungen geprägt. Unter anderem mussten spezielle Tunnelbohrmaschinen entwickelt werden, um durch die geologischen Schichten unter dem Ärmelkanal zu kommen. Zudem wurde der Tunnel in drei parallelen Röhren errichtet: eine für den Personenverkehr, eine für den Frachtverkehr und eine als Sicherheitspuffer. Das Ergebnis kann sich aber sehen lassen: Mit einem Streckenanteil von 37 km unter der Straße von Dover wurde der Eurotunnel zur weltweit längsten Unterwasserverbindung.
Die Baukosten waren mit 15 Milliarden Euro doppelt so hoch wie ursprünglich geplant. Daraus folgten auch für der Betreiberfirma Getlink (ehemals Groupe Eurotunnel) in den Jahren nach der Eröffnung des Tunnels erhebliche Schulden, die auf die hohen Investitionskosten für den Bau und die Instandhaltung des Tunnels zurückzuführen waren. Dies führte im Jahr 2006 zu einer Restrukturierung der Schulden, bei der die Gläubiger einen Teil der Schulden gegen Beteiligungen an der Gesellschaft eintauschten.
In den folgenden Jahren unternahm die Betreibergesellschaft Schritte zur Verbesserung ihrer finanziellen Situation, darunter Kostenreduzierungen und die Steigerung der Effizienz des Betriebs. Zudem konzentrierte sie sich darauf, den Passagier- und Frachtverkehr zu steigern, um ihre Einnahmen zu erhöhen. Im ersten Quartal 2023 stiegen die Umsätze um 122,52 Prozent gegenüber dem Vorjahresviertel. Dementsprechend wurde der jüngste Umsatz mit 506,9 Millionen Euro ausgewiesen.
Netscape kam, sah, siegte und verschwand
Es gab eine Zeit vor dem Internet, als man sich mit seinem Computer unter dem obligatorischen Kreischen des Modems mit einer Telefonnummer in ein Mailboxsystem einwählte und dort in Text-basierten Oberflächen – das höchste der Gefühle waren ASCII-Grafiken – stöberte. Und auch das Internet bzw. das World Wide Web waren am Anfang weit weg von dem, was wir heute kennen. Textwüsten dominierten den weltweiten Rechnerverbund, es ging um Information, nicht um Unterhaltung.
Der erste grafikfähige Webbrowser – Mosaic – wurde zwar bereits 1993 veröffentlicht, doch der richtige Durchbruch folgte im Oktober 1994 mit dem Marktstart von Netscape Navigator, damals unter dem Namen Mosaic Netscape 0.9. Der neue Browser nutzte teilweise Code, der von Mosaic lizenziert wurde. Das verwundert kaum, stand doch hinter beiden Programmen der Informatiker Marc Andreessen. Mosaic programmierte er in seiner Zeit am National Center for Supercomputing Applications (NCSA) an der University of Illinois Urbana-Champaign, bevor er gemeinsam mit dem Computerunternehmer James H. Clark die Mosaic Communications Corporation gründete, die noch im Jahr der Gründung in Netscape Communications Corporation umbenannt wurde.
Der Netscape Navigator machte dann erstmals das Internet einem Massenpublikum zugänglich, was zu rasanten Fortschritten und einer gewaltigen Verbreitung führte. Immer mehr wurde im WWW möglich. Über die Phase der bunt blinkenden Texte sehen wir an dieser Stelle großzügig hinweg. Neben Bildern kamen auch Audiodateien hinzu, später bewegte Bilder und es ging Schlag auf Schlag.
Der sogenannte Browserkrieg (streng genommen der erste Browserkrieg) zwischen Netscape und Microsofts Internet Explorer beflügelte die Entwicklung weiter, führte aber am Ende zum Untergang des Netscape Navigators, der in der Zwischenzeit bei AOL eine neue Heimstatt gefunden hatte, bevor die Weiterentwicklung eingestellt wurde und 2008 dann das endgültige Aus kam. Microsoft hatte seine damalige Marktmacht gut genutzt und ließ dem Konkurrenten keine Chance.
Aber irgendwie hat der Netscape Navigator trotzdem überlebt, denn er ist der Vorfahre von Mozilla Firefox. Und wer weiß, was aus dem Internet geworden wäre, wenn es den Netscape Navigator damals nicht gegeben hätte. Er hat es unzähligen Menschen ermöglicht, auch ohne Informatikstudium in den schier unendlichen Informationsweiten des Word Wide Web zu surfen, und damit die Internetwelle mit ins Rollen gebracht.
Erstes GSM-netz Österreichs bereitet den weg für mobile Telefonie der breiten Masse
1994 begann mit der Aufschaltung der ersten GSM-Mobilfunkstationen durch die Post- und Telegraphenverwaltung (PTV) eine neue Ära der mobilen Telekommunikation in Österreich. Die Umstellung von analog auf digital wurde notwendig, da die analoge Übertragung von Telefonaten und Daten – was sich zur damaligen Zeit übrigens auf das Senden von Telefaxen beschränkte – ihre Kapazitätsgrenze erreichte.
GSM steht für „Global System for Mobile Communication“, das erste digitale System, das erhöhte Übertragungssicherheit, verbesserte Sprachqualität und eine Kostensenkung bei den Endgeräten zur Folge hatte. Damit wurde die Grundlage für ein späteres flächendeckendes mobiles Telefonieren gelegt. Mit der Einführung des digitalen Mobilfunknetzes wurden später auch die Endgeräte und die Tarife deutlich günstiger. Damit war Mobilfunk nicht mehr der Elite vorbehalten.
Heute sind Handy, Smartphone und die dazu notwendigen Mobilfunknetze aus dem Alltagsleben nicht mehr wegzudenken. Mit insgesamt rund 18.500 Mobilfunkanlagen verfügt Österreich mittlerweile über eine nahezu flächendeckende Mobilfunkversorgung. Mehr als 9.000 dieser Anlagen sind inzwischen schon mit modernen 5G-Systemen ausgestattet. Damit stieg der Anteil aller Österreicherinnen und Österreicher, der über zumindest einen Netzbetreiber mit 5G-Mobilfunk versorgt ist, von 67 Prozent im Jahr 2021 auf 90 Prozent 2022.
Laut der Ausbauverpflichtung, die mit dem Kauf der Mobilfunkfrequenzen verknüpft ist, müssen bis Ende 2025 mindestens 93 Prozent der Bevölkerung und 98 Prozent aller Hauptverkehrswege mit mobilem Internet mit einer Download-Geschwindigkeit von mindestens 30 Mbit/s versorgt sein. Davon profitieren auch über 1.700 österreichische Katastralgemeinden, die heute noch über gar keine – oder zumindest keine mobile – Breitbandanbindung ans Internet verfügen.
Im Jahr 2022 machte sich das Forum Mobilkommunikation (FMK) übrigens auf die Suche nach dem ältesten noch genutzten Handy Österreichs, bei der über 200 Nutzer Geräte aus den 1990ern einreichten. Eine Überraschung erlebte die Experten-Jury, als sich der Gewinner Horst Willingshofer meldete. Sein Handy, ein Ericsson GH 198, kam 1993 auf den Markt und wird von ihm seit 1995 ununterbrochen genutzt. Dass der Akku des Gerätes noch immer durchhält, liegt auch an seinem handwerklichen Geschick. Er hat die Akkuzellen selbst erneuert und wurde dafür mit der Übernahme seiner Mobilfunkkosten für die nächsten zwei Jahre durch das FMK belohnt.
1995
(Keine) Internet-Geheimwissenschaften
Rastergrafikformat klingt irgendwie kompliziert. Dabei kennt es heutzutage beinahe jede und jeder. Portable Network Graphics zum Beispiel ist ein Rastergrafikformat. Sogar mit verlustfreier Datenkompression. Okay, die Fragezeichen hinter diesen Schlagwörtern werden immer mehr. Aber simpel erklärt: Portable Network Graphics (deutsche: portable Netzwerkgrafik) steht für nichts anderes als die Abkürzung PNG. Und mit dieser sind Computer-User:innen beinahe täglich konfrontiert, denn PNG steht als Kürzel für einen Bilddateityp. Eine PNG-Datei ist eine Pixeldatei, die aus kleinen quadratischen Blöcken besteht, ohne Qualitätsverlust komprimiert werden kann und dabei bis zu 16 Millionen Farben unterstützt.
Entwickelt wurde PNG von der Development Group, die es offiziell mit Juli 1996 auch auf den Markt brachte. Gedacht war das Dateiformat u. a. als Konkurrenz- oder Ersatzprodukt für das etablierte GIF-Format (Graphics Interchange Format), das bis zum Jahr 2006 mit Lizenzgebühren belastet und daher für viele Unternehmen teuer war. Allerdings hatten anfangs viele Internetbrowser Schwierigkeiten, PNG-Dateien richtig darzustellen, dazu sind PNG-Fotos wesentlich größer als Dateien in dem noch immer populäreren und auch nach wie vor wesentlich weiter verbreiteten JPG- oder JPEG-Format. Aber eine brauchbare Alternative zu GIF- und TIFF-Dateien liefert PNG allemal, zumal es vom World Wide Web Consortium anerkannt ist. Unter den verlustfreien Grafikformaten für das Internet hält PNG die unangefochtene Spitzenposition.
Mit der Programmiersprache JavaScript bereicherte ab 1994/1995 noch eine Entwicklung die Internetwelt, die der Internetgemeinschaft das Leben seither wesentlich erleichtert. Der Webbrowser-Anbieter Netscape hatte JavaScript 1995 entwickelt, um auf dynamischen HTML-Seiten das Verhalten von User:innen auszuwerten, Seiteninhalte leicht verändern oder auch erst generieren zu können. JavaScript ermöglichte aber tatsächlich auch erst wirklich Animationen und Interaktionen auf Websites, auch Videos lassen sich dank JavaScript problemlos abspielen.
Was ursprünglich nur als ein Hilfsmittel gedacht war, sorgte im Internet für eine Art Revolution, indem es die Benutzerfreundlichkeit der Websites dramatisch verbesserte. JavaScript gilt noch heute als eine unerlässliche Kerntechnologie des World Wide Web, wird für viele Anwendungen und Onlinespiele, aber auch in Datenbanken und Microcontrollern eingesetzt.
Windows 95 – Die Revolution, die Microsoft die Zukunft sicherte
Vor knapp drei Jahrzehnten wagte Microsoft einen großen Schritt und veröffentlichte im August 1995 mit Windows 95 ein Betriebssystem, das nicht nur die IT-Landschaft umwälzte, sondern auch die Grundlage für den späteren Erfolg des Unternehmens legte.
Eine der beeindruckendsten Neuerungen war die Einführung des Startmenüs. Zum ersten Mal konnten Benutzer ihre Anwendungen und Dateien über eine intuitive grafische Benutzeroberfläche organisieren und aufrufen. Das Plug-and-play-System von Windows 95 revolutionierte die Art und Weise, wie Hardware mit dem Betriebssystem interagierte.
Vorherige Versionen erforderten oft mühsame Treiberinstallationen und Neustarts. Windows 95 hingegen erkannte neue Hardware automatisch und installierte die notwendigen Treiber ohne großen Aufwand. Die 32-Bit-Architektur von Windows 95 verbesserte die Stabilität und Leistung erheblich. Das Betriebssystem führte auch das lang erwartete Feature der „Taskleiste“ ein, die eine einfache Navigation zwischen laufenden Anwendungen ermöglichte.
Medien, Technologieexperten und Anwender waren gleichermaßen gespannt auf das, was das neue Betriebssystem bieten würde. Microsoft setzte auf eine geschickte Marketingkampagne, die den Song „Start Me Up“ von den Rolling Stones als Hintergrundmusik verwendete und die Aufregung weiter anheizte. Die Erwartungen der Anwender waren hoch. Sie hofften auf eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit, schnellere Leistung und eine nahtlosere Integration von Hardware. Die Möglichkeit, lange Dateinamen zu verwenden, stellte eine willkommene Verbesserung dar, da frühere Versionen von Windows auf das begrenzte 8.3-Format beschränkt waren.
Die Meinungen der Anwender über Windows 95 waren gemischt, aber insgesamt überwiegend positiv. Allerdings war die erste Version von Windows 95 auch nicht frei von Fehlern. Einige Benutzer beklagten sich über Abstürze und Instabilität. Microsoft reagierte jedoch schnell mit Service Packs und Updates, um diese Probleme anzugehen und die Stabilität des Betriebssystems zu verbessern.
Die technischen Innovationen und Verbesserungen, die in diesem Betriebssystem eingeführt wurden, setzten den Standard für zukünftige Windows-Versionen. Die Einführung des Startmenüs, die Taskleiste, das Plug-and-play-System und die 32-Bit-Architektur beeinflussten nicht nur die Computersoftware, sondern prägten auch die Art und Weise, wie Menschen weltweit ihre Computer nutzen.
STATEMENT
Rudolf Felser, CR Guides Lang, lang ist’s her.
"Der junge Mann auf diesem Foto lebte in einer Zeit, in der er sich mit dem Modem in Mailboxsysteme einwählen musste (das Fiepen höre ich noch heute), gehörte zu denen, die den Start von Windows 95 gar nicht erwarten konnten, surfte mit Netscape und hat mit Altavista im Internet gesucht. Wonach, das weiß ich nicht mehr. Aber es hat Spaß gemacht."
Ein Meilenstein in der Wirtschaftsgeschichte
Seit dem historischen EU-Beitritt Österreichs im Jahr 1995 hat sich die Alpenrepublik zu einem lebendigen Beispiel für den wirtschaftlichen Aufschwung und die Integration in den europäischen Markt entwickelt. Der Prozess der Beitrittsverhandlungen, der Beitrag von Alois Mock, die Verbesserungen für Österreich und die heutige Meinung der Österreicher zur Europäischen Union bilden zusammen eine faszinierende Erfolgsgeschichte.
Die Beitrittsverhandlungen zwischen Österreich und der Europäischen Union begannen offiziell 1989, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Diese Verhandlungen waren anspruchsvoll und dauerten mehrere Jahre, da Österreich umfassende wirtschaftliche, rechtliche und politische Reformen durchführen musste, um den EU-Standards gerecht zu werden. Die Öffnung des Marktes, die Modernisierung der Industrie und die Harmonisierung von Gesetzen waren Kernpunkte dieser Bemühungen.
Eine herausragende Figur in diesem Prozess war Alois Mock, ein österreichischer Politiker und Diplomat. Als Außenminister spielte Mock eine entscheidende Rolle bei der Förderung der europäischen Integration Österreichs. Seine diplomatische Geschicklichkeit und sein Engagement waren von unschätzbarem Wert bei der Überwindung politischer Hürden und der Gewinnung von Unterstützung für den EU-Beitritt im In- und Ausland.
Der EU-Beitritt brachte zahlreiche Vorteile für Österreich. Der Zugang zum europäischen Binnenmarkt eröffnete neue Handelsmöglichkeiten, förderte Investitionen und führte zu einem erhöhten Wirtschaftswachstum. Die Angleichung der Gesetzgebung an EU-Standards stärkte die Rechtsstaatlichkeit und verbesserte die Wettbewerbsfähigkeit des Landes. Zudem wurden EU-Fördermittel genutzt, um in Infrastruktur, Bildung und Innovation zu investieren.
Über zwei Jahrzehnte nach dem Beitritt ist die Meinung der Österreicher zur EU ambivalent. Einerseits schätzen viele die wirtschaftlichen Vorteile, die die Mitgliedschaft im gemeinsamen Markt mit sich gebracht hat. Andererseits gibt es Bedenken hinsichtlich der Souveränität und der nationalen Identität. Diskussionen über Themen wie Migration, Umweltschutz und EU-Integration haben zu einer Vielzahl von Meinungen geführt. In Umfragen zeigt sich, dass die Mehrheit der Österreicher nach wie vor die Vorteile der EU-Mitgliedschaft anerkennt, aber auch eine verstärkte Rolle nationaler Interessen innerhalb der EU fordert. Dies spiegelt die allgemeine Debatte über die Balance zwischen Integration und nationaler Autonomie in der europäischen Politik wider.
Unbestritten ist, dass der EU-Beitritt Österreichs ein Meilenstein in der wirtschaftlichen Geschichte des Landes war und die Mitgliedschaft im gemeinsamen Markt ein wichtiger Faktor für Wohlstand und Stabilität in Österreich.
STATEMENT Albert Sachs, Redaktion
Der Medienbranche verfallen
"Mit dem Jahr 1995 endete meine erste Orientierungsphase in der Medienwelt: Volontariate, Studium, Zivildienst und eine erste mehr oder weniger fixe Position bei einem kleineren Fachmagazin hatte ich hinter mir. Mit dem Jahreswechsel 1995/1996 heuerte ich beim Horizont/Manstein Verlag in Perchtoldsdorf an und war damit endgültig der Medienwelt und Werbebranche verfallen."
1996
Der Wendepunkt des Denkens
In einer unerwarteten Wendung der Geschichte des Schachs und der Technologie hat sich ein Schachweltmeister erstmals einer neuen Konkurrenz stellen müssen – einem Schachcomputer. Am 11. Mai 1997 besiegte der Deep-Blue-Computer die Schachlegende Garri Kasparow im Duell. Dieser Moment markierte nicht nur einen Meilenstein in der Mensch-Maschine-Beziehung, sondern warf auch ein Licht auf die schnell fortschreitende Entwicklung der Computertechnologie und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Vorstellung, dass ein Computer fähig sein könnte, das komplexe und strategische Denken eines Schachmeisters zu übernehmen, wurde von vielen als utopisch betrachtet. Auch von Kasparow selbst, der IBM unterstellte, dass Deep Blue während des Spiels von Menschen unterstützt worden sei. Die geforderte Revanche lehnte das Unternehmen ab. Erst 20 Jahre später revidierte auch Kasparow seine Meinung und war nun überzeugt, dass nur ein Computer sein Gegner war.
Die Partie zwischen Kasparow und Deep Blue hat die Potenziale von Computern aufgezeigt, die über bloße Rechenfähigkeiten hinausgehen. Die Technologie hatte einen Punkt erreicht, an dem sie in der Lage war, Millionen von Schachstellungen in Sekunden zu analysieren und mühelos die besten Züge zu identifizieren. Die Debatte über die Rolle von Computern in intellektuellen Bereichen wurde damit eröffnet, und es begann eine Ära der Koexistenz und Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Die Einführung von künstlicher Intelligenz (KI) in den Diskurs verstärkte diese Dynamik noch weiter.
Viele sahen voraus, dass Computer in der Lage sein könnten, nicht nur wiederkehrende Aufgaben zu übernehmen, sondern auch bei der Lösung komplexer Probleme und der Unterstützung von Entscheidungsprozessen zu helfen. Die Idee von selbstlernenden Systemen eröffnete Perspektiven für eine verbesserte Effizienz und Produktivität. Es gab aber auch Bedenken. Die Angst vor Arbeitsplatzverlusten aufgrund von Automatisierung und KI war real.
Rückblickend war die Begegnung zwischen Kasparow und Deep Blue ein Katalysator für einen neuen Blick auf Technologie. Sie läutete eine Ära ein, in der Computer nicht nur als Werkzeuge, sondern als Partner im Denken und Handeln gesehen wurden, in der künstliche Intelligenz nicht nur als ein abstraktes Konzept, sondern als eine realisierbare Möglichkeit betrachtet wurde.
Heute sind Teile von Deep Blue in der Smithsonian Institution in Washington, D. C., sowie im Computer History Museum im Silicon Valley zu sehen.
Cobots sorgen für Entlastung
Kollaborierende Roboter, kurz Cobots, stellen eine vergleichsweise junge Gattung der Industrieroboter dar. Wie der Name schon sagt, steht bei Cobots die direkte Zusammenarbeit mit Menschen im Vordergrund. Im Gegensatz zu herkömmlichen Industrierobotern müssen Cobots im Produktionsprozess nicht durch Schutzeinrichtungen von ihren „menschlichen Kollegen“ getrennt werden.
Ihre Geburtsstunde schlug im Jahr 1996 an der US-amerikanischen Northwestern University. Die Professoren James Edward Colgate und Michael A. Peshkin machten sich an die Entwicklung eines Roboters, der sicher genug war, um ihn mit den Arbeitern in einer Fabrik interagieren zu lassen.
Finanziert wurde das Forschungsprojekt von der General Motors Foundation. Der Hintergrund war, dass es in den Fabriken von General Motors immer wieder zu Verletzungen der Mitarbeiter:innen kam, die auch Auswirkungen auf die Produktivität hatten. Zwar waren schon viele Aufgaben automatisiert, aber noch immer war es notwendig, dass Menschen den Robotern schwere Werkstücke übergaben. Das Ziel der Forschungsarbeit war es, Wege zu finden, um die Mitarbeiter von den schweren und verletzungsintensiven Tätigkeiten zu entlasten.
Was Cobots heute charakterisiert, sind einerseits ihre Sensoren, die darauf ausgelegt sind, Zusammenstöße mit Hindernissen blitzschnell zu erkennen oder sogar im Vorfeld zu verhindern und so Schäden zu vermeiden. Außerdem bewegen sie sich langsamer als ihre „großen Brüder und Schwestern“, um ihre Aufprallenergie zu verringern. Zudem sind sie zumeist kleiner und leichter, damit sie an verschiedenen Orten eingesetzt werden können, und können außerdem leichter programmiert werden, was wechselnde Tätigkeiten erlaubt. Die Mitarbeiter können sie auch selbst anpassen, um sie an verschiedenen Stellen des Produktionsprozesses als Unterstützung zu nutzen.
Diese Vorteile in gewissen Bereichen haben dazu geführt, dass Cobots mittlerweile nicht mehr nur im industriellen Umfeld, sondern auch in Labors, Werkstätten, Büros oder sogar Bäckereien Anwendung finden. Ihre spezifischen Fähigkeiten erlauben es, sie auch an Orten und bei Tätigkeiten einzusetzen, für die ein normaler Industrieroboter gänzlich ungeeignet wäre.
Das trägt zu ihrem wachsenden Erfolg, gerade in der jüngeren Vergangenheit, bei, und erlaubt die (Teil-)Automatisierung von Prozessen, in denen so etwas bislang nicht vorstellbar war. Es ist auch davon auszugehen, dass sich die Welten der Cobots und der Industrieroboter künftig immer mehr vermischen werden, indem beispielsweise Industrierobotern mittels zusätzlicher Sensorik beigebracht wird, noch mehr auf ihr Umfeld „aufzupassen“.
Österreichs zweite Megapleite: Maculan
Mehr als 10.000 betroffene Mitarbeiter:innen und 806 Millionen Euro an Verbindlichkeiten. Das sind die Eckdaten zur Pleite des Baukonzerns Maculan im Jahr 1996. Bis dahin der zweitgrößte Konkurs der österreichischen Geschichte. Insgesamt waren von der Insolvenz der Maculan-Gruppe 25 angeschlossene Unternehmen betroffen, darunter auch Hofman & Maculan, deren Wurzeln bis in das Jahr 1936 zurückreichten und so etwas wie das Kernunternehmen des mächtigen, letztendlich zweitgrößten Baukonzern des Landes.
Rudolf Maculan, Vater des späteren Konzernlenkers, war 1936 in die Baugesellschaft Hofman eingestiegen, die ab 1938 unter Hofman & Maculan firmierte. Maculan übernahm 1941 die Geschäftsführung des Unternehmens mit zwölf Mitarbeitern, das er bis 1955 leitete, ehe er bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Sein Sohn Alexander erbet im Alter von 18 Jahren die Firma und übernahm mit 21 Jahren deren Führung.
In weiterer Folge agierte Hofman & Maculan als solide Baufirma, die in einer ARGE mit Mayreder, Kallinger sowie Kraus & Co. u. a. am Bau eines Renommierobjekts der Zweiten Republik beteiligt war: dem ORF-Zentrum auf dem Küniglberg (1968–1976).
Ende der 1980er-Jahre ließ sich Alexander Maculan von der Aufbruchsstimmung im ehemaligen Ostblock und der Euphorie nach der deutschen Wiedervereinigung 1989 anstecken und expandierte nach Osteuropa. Vor allem in der ehemaligen DDR, aber auch in der zerfallenden UdSSR ortete Maculan das große Geschäft und lancierte 1990 die Maculan Holding AG an der Wiener Börse. Die neue AG war als Dachgesellschaft für die internationalen Projekte zuständig und verzeichnete zunächst Wachstumsraten von bis zu 20 Prozent. Doch Preisverfall, hohes Risiko und die Übernahme ehemaliger DDR-Unternehmen führten zum Desaster.
Nur die Insolvenz des Konsum im Jahr 1995, von der knapp mehr als 15.000 Arbeitnehmer:innen, 3.350 Lieferanten und 700.000 Genossenschaftsmitglieder betroffen waren, fiel dramatischer aus als der Maculan-Absturz. Der sogenannte „Rote Riese“ wurde mit einem Schuldenstand von gesamte 17,4 Milliarden Schilling (1,26 Mrd. Euro) in Form eines Ausgleichs abgewickelt, die Handelskette verschwand von der Bildfläche.
Konzernchef Alexander Maculan verarbeitet die Pleite seines Konzerns 1997 in dem Buch „Mein Fall: Traum und Alptraum eines Unternehmers“ (Ibera Verlag, ISBN 978-3-900436-40-7). Als das Handelsgericht Wien das Verfahren gegen das bis dahin operative Teilunternehmen Hofman & Maculan im Sommer 2008 beendete, war der Konkursfall Maculan nach knapp zwölf Jahren endgültig abgeschlossen.
1997
Rückenmassage für das Web: Googles Geburt
Wer bis Mitte der 1990er-Jahre etwas im Internet finden wollte, von dem er nicht GANZ GENAU wusste, wo es zu finden war, der hatte ein Problem. Es gab zwar sogenannte Linkverzeichnisse bzw. Webkataloge, aber was dort nicht aufgeführt war, das war für Uneingeweihte quasi unsichtbar. Doch dann kam das Zeitalter der Volltext-Suchmaschinen, die das Netz durchforsteten, unangefochten angeführt von … Altavista. Einige Zeit führte kein Weg an dem ursprünglichen Demo-Projekt der Digital Equipment Corporation vorbei, das 1995 das Licht der digitalen Welt erblickte.
Doch etwa zur gleichen Zeit trafen sich zwei junge Studenten an der Stanford University in Kalifornien. Ihre Namen waren Larry Page und Sergey Brin. Ihre revolutionäre Idee: Sie durchsuchten das Web nicht nur nach Begriffen, sondern gewichteten die Ergebnisse. Dazu bezogen sie die Anzahl der „Backlinks“, also die Verweise auf eine Webseite, mit ein. Je öfter eine Seite verlinkt wurde, desto wichtiger war sie und desto weiter nach oben rutschte sie in der Trefferliste. Und das war die Geburtsstunde von … BackRub, was soviel bedeutet wie Rückenmassage und als Wortspiel gedacht war. Zum Glück ließen sich die beiden wenig später einen neuen Namen einfallen: Google. Dieser Name geht wiederum auf die Zahl Googol zurück, eine Eins mit hundert Nullen, was auf die riesige Menge an Daten im Internet anspielt.
Wieso dann Google und nicht Googol? Angeblich ist daran ein Vertipper bei der Registrierung der Domain schuld. Und so wurde am 15. September 1997 die Domain google.com registriert. Das Unternehmen dazu wurde jedoch erst 1998 gegründet, nach der großzügigen Finanzspritze eines Investors. Das ermöglichte es dem damaligen Start-up, aus dem Studentenwohnheim auszuziehen. Das erste Büro war in der Garage von Susan Wojcicki (Mitarbeiterin Nr. 16, Mit-Erfinderin von Google AdSense und zuletzt bis Februar 2023 CEO von YouTube) beheimatet. Doch mit dem sich rasch einstellenden Erfolg wurde die Garage zu klein und Google zog in seinen derzeitigen Unternehmenssitz, den Googleplex im kalifornischen Mountain View, um.
Schon im Jahr 2000 hatte Google alle seine Vorgänger überholt und war Marktführer bei den Suchmaschinen. Das hat auch mit der Qualität der Suchtreffer zu tun, aber nicht zuletzt damit, dass die Internetseite – damals wie heute – auf jeden überflüssigen Schnickschnack verzichtete und somit viel schneller geladen war als jene der Mitbewerber. In Zeiten behäbiger Datenleitungen ein unschlagbarer Vorteil. Und der Rest ist Geschichte.
Startschuss für die Autobahn-Maut und Aufregung um die Krankenscheingebühr
„Haha, Schurkenpack!“ Ö3-Moderator Robert Kratky hatte zur Einführung der Autobahnmaut und -vignette in Österreich die Kunstfigur „Vignettenman“ erfunden. Die tägliche Comedy im Ö3-Wecker bescherte dem 1997 eher noch am Beginn seiner Karriere stehenden Radiomoderator, der damals in erster Linie als Programmgestalter für die Radiosendung aktiv war, einen Popularitätsschub und sogar einen Auftritt bei Thomas Gottschalk in „Wetten, dass …?“
Die vom Parlament beschlossene Einführung der Autobahnmaut mit 1. Jänner 1997, mit der die Vignettenpflicht einherging, hatte nicht nur in Österreich heftige Proteste, die von den beiden Autofahrer-Organisationen ÖAMTC und ARBÖ angeführt wurden, ausgelöst, sondern vor allem auch im benachbarten Deutschland. Bewohner der Grenzregionen, Pendler und Touristen, die in Österreich oder in südlicheren Ländern urlaubten, sprachen von Abzocke.
Vermutlich hatte auch die Protestwelle in Deutschland dem Vignettenman seinen Auftritt in „Wetten, dass …?“ beschert. Zur besten Hauptabend-Sendezeit saßen damals bis zu 16 Millionen Zuschauer vor den TV-Geräten.
Pkws mit einem höchstzulässigen Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen, Motorräder und Lkws bis zwölf Tonnen (mit einem eigenen, höheren Tarif) waren ab 1. Jänner bei der Benützung von Autobahnen mautpflichtig. Die Kosten für die Jahresvignette, die deutlich sichtbar an der Windschutzscheibe angebracht werden musste, wurde zum Start mit 550 Schilling (220 Schilling für Motorräder), umgerechnet knapp 40 Euro, festgesetzt.
Die erste Vignette war rot und erinnerte mit ihrer Gestaltung auch ein bisschen an die Landesfarben. Zur besseren Unterscheidbarkeit war beschlossen worden, die Farben der Vignette alljährlich zu ändern. Neben der Jahresvignette gibt es auch Vignetten für zehn Tage und zwei Monate. Mit Jahresbeginn 2004 wurde schließlich das Mautsystem für Lkw geändert. Seit November 2017 existiert zudem die „Digitale Vignette“, eine sichtbare Plakette an der Windschutzscheibe ist damit nicht mehr zwingend erforderlich.
Die Jahresvignette 2023 kostet 96,40 Euro und damit deutlich mehr als das Doppelte des „Autobahnpickerls“ in dessen Premierenjahr. Die Farbe 2023: Purpur.
Noch ein finanzieller Aufreger: Mit Jahresbeginn 1997 wurde die Krankenscheingebühr für jeden ausgestellten Schein von 50 Schilling (rund 3,6 Euro) fällig. Diese musste vom Arbeitgeber einbehalten werden. 2005 löste die E-Card den Krankenschein ab. Für sie ist eine jährliche Servicegebühr (2024: 13,35 Euro) fällig.
STATEMENT Lorin Polak, Eigentümer und Geschäftsführer
Glücksdatum für die Ewigkeit.
"Am 07.07.1997 hat meine Sylvi endlich Ja gesagt. Sie begleitet mich untrennbar auf meinem Weg. Seit 2004 ist sie auch die beste Seele von NEW BUSINESS, kümmert sich um die Administration und das Wohl der Kolleg:innen. Ohne Sylvia würde vieles nicht so perfekt funktionieren. (Abwerbung ausgeschlossen ;)"
1999
Handel im Wandel: Österreichische Website Amazon.at geht online
Eine Garage in Seattle, eine alte Tür als Schreibtisch und ein Mann mit einer Vision. Als Jeff Bezos im Jahr 1994 das Unternehmen Amazon.com gründete, konnte man die Erfolgsgeschichte der kommenden Jahre kaum erahnen. Zunächst hat er mit seinem Internetportal „nur“ den Buchhandel auf den Kopf gestellt. Heute gilt Amazon als größter Onlinehändler der Welt.
Den Namen leitete Bezos vom Amazonas ab, dem längsten Fluss der Welt, um die große Auswahl zu symbolisieren. „Fluid Concepts and Creative Analogies“ war übrigens der Titel des ersten verkauften Buches, das sich immer noch im Besitz des Käufers befinden soll. Das erste Amazon-Paket nach Österreich wurde im Oktober 1998 geliefert. Auch dabei handelte es sich traditionellerweise um ein Buch. Das literarische Werk über eine Bildhauerin wurde als Geschenk verpackt und nach Wien verschickt. Ein Jahr später, 1999, ging die österreichische Website Amazon.at online.
2002 wurde dann der Amazon Marketplace für Verkaufspartner eröffnet. 2022 setzten heimische Unternehmen laut Amazon Österreich mehr als 20 Millionen Produkte über den Marketplace ab und erwirtschafteten über 550 Millionen Euro an Exportumsätzen.
Ein Betrieb, der seinen Onlinevertrieb in den letzten Jahren erfolgreich aufgebaut hat, ist das Familienunternehmen Walser aus Hohenems in Vorarlberg. „Der Verkauf unseres Autozubehörs bei Amazon hilft enorm, unserer Marke zu mehr Bekanntheit zu verhelfen“, so der Geschäftsführer Hans-Karl Walser. Dank laufender Investitionen in das EDV-System, die Lagerwirtschaft und in vielen anderen Bereichen, zeigt die Erfolgskurve konstant nach oben: „Im digitalen Bereich können wir Wachstumsraten von 40 bis 50 Prozent pro Jahr verbuchen“, sagt der Unternehmer in zweiter Generation.
Auch das auf den Vertrieb von Lego spezialisierte Unternehmen Brickcomplete aus Gleisdorf in der Steiermark kann dank seiner erfolgreichen Onlinestrategie auf eine erfreuliche Entwicklung zurückblicken. Das KMU erzielt seinen Umsatz zu 98 Prozent online und verkauft weltweit. „Wir haben schon Pakete in 170 Länder verschickt. Die zweite Bestellung, die wir nach unserem Start bekommen haben, kam bereits aus Australien“, verrät Gründer und Geschäftsführer Martin Buritsch. Dadurch entstehen immer wieder neue Arbeitsplätze für Menschen aus der Umgebung. „In den letzten Jahren haben wir jeweils etwa zwei oder drei neue Mitarbeiter:innen angestellt.“
UMTS: Ein bisschen Internet für unterwegs
Zuerst stand das Internet eigentlich nur herum, meistens auf einem Schreibtisch. Als es dann laufen lernte, da war es erstmal ziemlich langsam. Mit dem Mobiltelefon zu surfen, war ein Geduldspiel, noch dazu ein kostspieliges. Der Mobiltelefonie-Standard GSM war einfach nicht für die Übertragung von größeren Datenmengen gedacht. Als „Killerapplikation“ wurde damals SMS angesehen, und ihr Erfolg war für die Mobilfunker eine Überraschung. Doch das Internet feierte Erfolge, die Verbreitung wuchs und in gleichem Maße auch die Vision des mobilen Internets.
Die GSM-Erweiterung GPRS (General Packet Radio Service) war dann ein großer Schritt nach vorne, ebenso wie später EDGE (Enhanced Data Rates for GSM Evolution). Doch so richtig in Schwung kam die Sache erst mit UMTS (Universal Mobile Telecommunications System), dem Mobilfunkstandard der dritten Generation. 3G sollte alles möglich machen, von dem technikbegeisterte Handynutzer träumten, zum Beispiel die sagenumwobene Videotelefonie oder mobiles interaktives Fernsehen.
Doch wie so oft ging nicht alles ganz glatt über die Bühne. Die Einführung von UMTS war beispielsweise auch die Geburtsstunde der Frequenzauktionen. Sie sollten den Wettbewerb fördern, hatten aber eher den gegenteiligen Effekt. Am Ende der Auktionsverfahren in Europa konnten sich nur die finanzkräftigsten Mobilfunkanbieter die sauteuren Lizenzen leisten und mussten obendrein noch riesige Summen in den Netzausbau investieren. Irgendwoher musste das Geld dafür kommen, deswegen waren die Gebühren für die Endkunden zu Beginn ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
Der Netzausbau ging schleppend voran, besonders abseits der Ballungszentren, und entsprechende Endgeräte waren ebenfalls weder günstig noch im Überfluss vorhanden. Das dämpfte den Enthusiasmus der Kundschaft vorerst. Österreich tat sich in dieser Zeit mehrfach als Vorreiter hervor. So startete die damalige Mobilkom Austria etwa im September 2002 das erste nationale UMTS-Netz Europas und Hutchison Drei Austria machte 2023 als erster Anbieter mobiler Videotelefonie über ein UMTS-Netz im deutschsprachigen Raum von sich reden – man hatte sogar ausreichend viele passende Endgeräte im Angebot.
Heute steht vor dem „G“ bereits eine „5“ und auch von Version 6 ist bereits zu hören. Deswegen wird 3G langsam in die Pension geschickt. In Österreich wollen A1 und Magenta UMTS 2024 abstellen. GSM wird es aber weiterhin geben, damit man weiterhin flächendeckend … Wie heißt das doch gleich? Ach ja! … telefonieren kann.
2000
Y2K: Zeitsprung mit folgen?
Der Jahreswechsel von 1999 auf 2000 war auf der ganzen Welt ein besonderes Ereignis, zum Glück ohne gröbere Zwischenfälle – trotz der Angst vor dem berühmt-berüchtigten Jahr-2000-Problem. Die Befürchtung: Der Millennium- oder Y2K-Bug (Y2K für Year Two Kilo) wird durch Chips – die für die Steuerung eines Computers und der darauf vorhandenen Software verantwortlichen Bauteile – verursacht.
Um Speicherplatz zu sparen, wurde in Softwareprodukten der 60er- und 70er-Jahre bei der Datumsverarbeitung die Jahresangabe nicht vierstellig (1999), sondern zweistellig (99) programmiert. Daher ging man davon aus, dass viele der damals im Einsatz befindlichen Produkte beim Datumssprung auf den 1.1. 2000 die Jahresangabe „00“ automatisch als 1900 interpretieren und damit weitreichende Probleme verursachen würden.
„Rund 65 Prozent der Betriebe haben sich bereits auf die Jahrtausendwende vorbereitet bzw. sind zurzeit aktiv damit beschäftigt. Weitere 27 Prozent sind Kleinstunternehmen ohne eigene EDV-Technik, die noch Sicherheitsschritte setzen müssen“, erklärte Christian Dosek, Jahr-2000-Experte vom WIFI Österreich, anlässlich der Y2K-Veranstaltung im Palais Ferstel „Ist Österreich fit für das Jahr 2000?“ im August 1999. „Die meisten Probleme erwarten die Unternehmen bei der weltweiten Sicherheit, der öffentlichen Verwaltung sowie bei Kunden und Lieferanten“, stellte Dosek die Ergebnisse einer Umfrage der Wirtschaftskammer vor. Die WKÖ stand bereits seit 1996 als Informationspartner der heimischen Firmen zu diesem Themenbereich zur Verfügung.
Im Mai 1997 wurde die erste Fassung der WIFI-Broschüre „Zeitsprung mit Folgen“ gedruckt und an Betriebe verteilt. Dies war auch der Startschuss für zahlreiche weitere Aktionen wie die Erstellung der ersten österreichischen Internetplattform zum Jahr 2000, die Durchführung von Fachgruppeninformationen, Vorträgen, Seminaren oder Firmensprechtagen.
Nach dem gefürchteten Jahrtausendwechsel konnte im Jänner 2000 endlich Entwarnung gegeben werden: „Die Betriebe meldeten bis jetzt durchwegs einen positiven Verlauf des Datumssprunges auf 2000“, berichtete der damalige Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich, Günter Stummvoll.
„Die Lebensmittel-Handelsketten, die Banken sowie Betriebe aus dem Verkehrsbereich, mit denen wir am vergangenen Wochenende über unser Jahr-2000-Kommunikationszentrum rund um die Uhr direkt in Verbindung standen, haben das Jahr-2000-‚Problem‘ exzellent gemeistert. Die gute Vorbereitung hat sich wirklich ausgezahlt.“
Als die Dotcom-Blase platzte
Irgendwas mit Internet. Das war die Grundlage vieler Geschäftsideen, die in der Mitte der 1990er-Jahre geboren wurden. Und nicht selten war das schon die ganze Geschäftsidee. Aber in dieser Zeit der Aufbruchsstimmung reichte das manchmal auch schon. Denn die ganze Welt war fasziniert von den neuen technologischen Möglichkeiten und die Zukunft schien zum Greifen nahe. Start-ups schossen aus dem Boden wie Pilze und wurden von den Anlegern mit Geld überhäuft. Es war die Zeit des Dotcom-Booms, der Anfang der New Economy, der aufgehende Stern der Internetwirtschaft. Nicht nur erfahrene Großinvestoren hatten Dollarzeichen in den Augen, auch viele Kleinanleger lösten ihre Sparbücher auf und witterten das große Geld.
Durch die hohe Nachfrage explodierten die Unternehmenswerte an den Börsen. Junge Unternehmen, die eigentlich nur aus ein paar Schreibtischen und Computern in kleinen Büros, aber mit großen Ideen und Visionen in den Köpfen ihrer Gründer und Mitarbeiter bestanden, waren plötzlich millionenschwer, wenn auch nur virtuell. Die Börsen richteten neue Märkte für die „New Economy“ ein, wie den US-amerikanischen NASDAQ-Index oder den NEMAX in Deutschland.
Es kam, was kommen musste: Eine Blase wächst so lange, bis sie platzt. Im März 2000 war es dann so weit. Im Vordergrund standen Klicks, für deren Monetarisierung fehlten die Ideen. Nachdem immer mehr Technologieunternehmen ihre unrealistischen Gewinnerwartungen stark nach unten schrauben mussten oder sogar Insolvenz anmeldeten, weil sich ihre Geschäftsmodelle als instabil erwiesen, stiegen erst die erfahrenen Anleger aus – meist mit noch immer satten Gewinnen – und später auch die unerfahreneren und kleineren Investoren. Letztere oft unter hohen Verlusten.
Auch Österreich blieb von der Krise nicht verschont. Hier standen damals etwa die spektakulären Crashs von ehemaligen Vorzeigeunternehmen wie YLine oder dem „heimischen Amazon“ Lion.cc im Scheinwerferlicht. Die Spirale drehte sich nach unten und zog für Jahre die ganze Branche mit sich. Das Vertrauen der Anleger war in seinen Grundfesten erschüttert, viele wendeten sich vermeintlich sichereren Werten wie Immobilien zu.
Das begünstigte im späteren Verlauf die Immobilienblase, die wiederum ebenfalls platzte und eine Finanzkrise mitverursachte, was die ganze Welt in eine Wirtschaftskrise schlittern ließ. Es hängt am Ende eben alles irgendwie zusammen. Die Technologiebranche hat sich aber erholt und zählt heute wieder einige der wertvollsten Unternehmen der Welt zu ihren Mitgliedern.
Eine Volksaktie für Österreich – Das auf und Ab des Telekom-Austria-Papiers
9 Euro pro Stück – das war der Ausgabekurs, der am 20. November 2000 für den Börsengang der Telekom Austria AG bekannt gegeben wurde. Umgerechnet 123,84 Schilling, denn als offizielles Zahlungsmittel war damals in Österreich noch der Schilling im Umlauf. Insgesamt 128,8 Millionen Aktion, bis dahin im Besitz der österreichischen Staatsholding ÖIAG, sollten auf dem freien Markt lanciert werden, nach Abschluss des IPO sich 25,8 Prozent der Telekom Austria-Gruppe in Streubesitz befinden.
Ab dem 21. November war die Telekom-Aktie an der Wiener und New Yorker Börse verfügbar. Die ÖIAG hält damit nur noch 44,4 Prozent des einstigen vollverstaatlichten Unternehmens. Aufgrund einer Vereinbarung mit der ÖIAG war zu diesem Zeitpunkt zudem die Telekom Italia mit 29,8 Prozent Großaktionär.
Der Börsengang der Telekom Austria erwies sich zwar vom Publikumsandrang als Erfolg – mit rund 91.000 (Klein-)Aktionären avancierte das Unternehmen zur größten Publikumsgesellschaft Österreichs –, doch die Rahmenbedingungen waren alles andere als erstklassig. Die gerade platzende Dotcom-Blase hatte das ÖIAG-Management sowie die beteiligten Banken vorsichtig werden lassen. Mit neun Euro war der Ausgabekurs an der untersten Grenze der zuvor kolportierten Bandbreite von 9 bis 13 Euro angesiedelt. Die ÖIAG hatte mit 1,6 Milliarden Euro gerechnet, die aus der Transaktion in die Staatskasse fließen sollten. Tatsächlich sickerten dann nur 1,16 Milliarden auf die Konten der Republik.
Auch die zahlreichen Investoren, die sich nach einer 100 Millionen Schilling (7,3 Mio. Euro) schweren Werbe- und Informationskampagne für die „Volksaktie“ begeistern ließen, mussten schon am ersten Handelstag ein Minus von 7,22 Prozent in Wien und sogar von knapp zwölf Prozent in New York hinnehmen.
Die TA-Aktie, die am 24. November 2000 auch in den österreichischen Börsenindex ATX aufgenommen wurde, erholte sich von ihrem anfänglichen Tief. Zeitweise setzte das Papier sogar zu einem wahren Höhenflug an kletterte 2004 auf 11,70 Euro und erreichte 2007 sogar einen sagenhaften Höchststand von 21,35 Euro. Doch rasch ging es wieder bergab, der Kurs bewegte sich lange an der 10-Euro-Marke entlang, reichte 2010 sogar kurz wieder einmal an die elf Euro-Hürde heran.
Doch diverse Skandale im Umfeld der Telekom Austria beschädigten auch deren Aktienwert. Dennoch begannen sich internationale Konzerne für das Unternehmen zu interessieren. Die mexikanische América Móvil stieg 2012 ein und hält nach einer aktuellen Aufstockung im Sommer 2023 von 5,5 Prozent mittlerweile 56,55 Prozent an der TA. Kurs am 10. August: 6,58 Euro.
2001
Jimmy Wales startet das Wikipedia-Projekt und revolutioniert den freien Zugang zu wissen
Am 15. Jänner 2001 stellte Jimmy Wales unter der Adresse „wikipedia.com“ eine Plattform zur gemeinschaftlichen Erstellung von Enzyklopädieartikeln ins Internet. Diese sollten nach redaktioneller Bearbeitung in die Onlineenzyklopädie „Nupedia“ übernommen werden. Die Inhalte der Wikipedia sollten für jedermann frei verwendbar sein, dafür wurden sie ausschließlich von Freiwilligen geschrieben – als Hobby, oder wie es Wikipedia-Mitgründer Larry Sanger bezeichnete: als Spaßprojekt. Zwei Jahre später hatte das Spaßprojekt seine Mutter überholt. Wikipedia verfügte im Jahr 2003 über 130.000 Artikel in 28 Sprachen. Aus Nupedia kopierte man rund 2.000 Artikel aus vier Sprachen in die Wikipedia und gab Erstere auf.
Seitdem wurden über 60 Millionen Wikipedia-Artikel veröffentlicht und der freie Zugang zu Wissen revolutioniert. Die spendenfinanzierte und werbefreie Enzyklopädie lag zum 20-jährigen Jubiläum 2021 weltweit auf Rang 12 der am meisten abgerufenen Websites, in Österreich auf Rang 6. Zur aktiven Community in Österreich – mit monatlich mindestens fünf Bearbeitungen in der deutschsprachigen Wikipedia – zählen etwa 575 Menschen. Davon leisten rund 70 mehr als 100 Bearbeitungen im Monat. Zur englischsprachigen Wikipedia, der größten Sprachversion, tragen weltweit rund 40.000 Menschen regelmäßig bei, davon etwa 160 von Österreich aus.
Fast 40.000 deutschsprachige Wikipedia-Artikel trugen 2020 einen Warnhinweis, dass ihre Inhalte nicht ausreichend belegt sind. Über 6.000 Wikipedia-Artikel waren 2020 als „veraltet“ markiert, tatsächlich dürften es weit mehr sein. Um inhaltliche und formale Mängel zu verringern, hat sich die deutschsprachige Wikipedia-Community im Laufe der Jahre einiges einfallen lassen. Automatisiert erstellte Listen helfen beim Abarbeiten möglicher formaler Fehler, etwa bei der Deklination von Adjektiven vor Substantiven oder bei falsch gesetzten Leerzeichen nach Bindestrichen. Änderungen von unangemeldeten oder neuen Beitragenden werden seit 2008 nur als Entwurf veröffentlicht und müssen bei Annahme von erfahrenen Community-Mitgliedern „gesichtet“ und freigegeben werden.
Die Wikipedia-Community zeichnet aber auch beispielhafte Einträge als „exzellente Artikel“, „lesenswerte Artikel“ und „informative Listen“ aus. Am 28. Dezember 2017 wurde Eadweard Muybridge als 2500. exzellenter Artikel aufgenommen. Über 100 Artikel mit Österreich-Bezug sind „exzellente Artikel“, darunter Großglockner, Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus, Österreichische Fußballnationalmannschaft, Salzburg und Semmeringbahn.
STATEMENT Caroline Klima, Lektorat
Immer etwas Neues!
"Als ich 2001 meinen Gewerbeschein für Schreiben, Übersetzen und Lektorieren löste, schuf ich mir meinen Traumberuf: Ich lerne ständig etwas dazu und darf überall meinen Senf dazugeben. Perfekt! Seit 2015 serviert mir das Team von NEW BUSINESS nun Monat für Monat meinen (Lese)Stoff – und es ist jedes Mal wieder spannend!"
2002
Eine Währung für alle: Der Euro wird eingeführt und ersetzt den Schilling
13,7603 Schilling sind ein Euro. Das wurde Ende 1998 festgelegt, und ab 1. Januar 1999 war er da, der Euro. Vorerst allerdings nur als Buchgeld. Es dauert noch bis zum 1. Januar 2002, bis der Euro in Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Portugal, Spanien und Österreich als Bargeld-Währung eingeführt wurde – so wie auch in Andorra, Monaco, San Marino und dem Vatikan, die eine Währungsunion mit Staaten der neu geschaffenen Eurozone bildeten. Eine angemessene Zeit, um sich daran zu gewöhnen, auch wenn es im Vorhinein unzählige, teils hitzig geführte Diskussionen dazu gab. Frau und
Herr Österreicher hatten ihren Schilling gern. Und oft ertappten sie sich dabei, wie sie noch viele Jahre später im Kopf überschlugen, wie viel Schilling sie jetzt eigentlich für dieses oder jenes Produkt berappen müssen oder wie hoch ihr aktuelles Gehalt eigentlich in der alten Währung wäre. Kleiner Tipp: Diese Gewohnheit sollte man so gut es geht abstellen, denn die Summe in Schilling fühlt sich immer deutlich höher an und bedingt einen sofortigen Sentimentalitätsschub. Wobei das manchmal auch ganz nett sein kann. Außerdem verklärt man gerne die Vergangenheit und vergisst auch oft, die Inflation einzurechnen.
Der Euro selbst war damals – und ist noch heute – ein Experiment. Denn normalerweise gehört eine Währung zu einem Staat. Nicht, wie in diesem Fall, zu einem Staatenverbund. Doch es ist nur konsequent, einem gemeinsamen Binnenmarkt auch ein gemeinsames Zahlungsmittel zu verpassen. Trotzdem haben bis heute nicht alle EU-Mitgliedsstaaten den Euro eingeführt. Warum ist das so?
Nun, der Zeitpunkt für die Einführung des Euro als Bargeldwährung ist nicht zwingend vorgeschrieben und außerdem an gewisse Bedingungen gekoppelt. Manche EU-Länder haben die Einführung bisher verschoben, ausverhandelt, dass sie nicht teilnehmen müssen (Dänemark), andere Länder haben die notwendigen Kriterien noch nicht erfüllt. Diese sogenannten „Konvergenzkriterien“ wurden 1992 im Vertrag von Maastricht vereinbart und werden daher auch als „Maastricht-Kriterien“ bezeichnet.
Dazu zählen unter anderem Preisstabilität, gesunde und auf Dauer tragfähige öffentliche Finanzen, Wechselkursstabilität sowie langfristige Zinssätze. Sie sollen gewährleisten, dass ein Mitgliedstaat bereit ist, den Euro einzuführen, und dass durch seinen Beitritt zum Euroraum keine wirtschaftlichen Risiken für den Mitgliedstaat selbst oder den Euroraum insgesamt entstehen. Grundsätzlich dazu verpflichtet sind aber alle EU-Mitgliedstaaten mit Ausnahme Dänemarks.
2003
iTunes Store – Ein neuer Weg des Konsums
Mit der Nachfrage nach Musik und Filmen in digitalen Formaten war das Herunterladen und Kopieren von Musik und Filmen aus illegalen Quellen weit verbreitet. Der iTunes Store von Apple sollte ab 2003 dieses Problem lösen, indem er eine benutzerfreundliche Plattform bot, auf der Nutzer legal Musik und Filme erwerben konnten.
Was den iTunes Store besonders machte, war das Konzept des Einzelstück-Verkaufs. Anstatt ganze Alben kaufen zu müssen, konnten Nutzer nur einzelne Songs herunterladen, was die Flexibilität und Auswahl erheblich erhöhte. Dieses „À-la-carte“-Modell ermöglichte es den Nutzern, gezielt ihre Lieblingssongs auszuwählen, ohne sich an das traditionelle Albumformat binden zu müssen. Diese Idee legte auch den Grundstein für den späteren Erfolg von Streamingdiensten.
In den folgenden Jahren weitete der iTunes Store sein Angebot aus. Nach dem anfänglichen Fokus auf Musik wurden auch Filme, TV-Shows, Podcasts und sogar Apps in das Sortiment aufgenommen. Dies führte zu einem noch breiteren Publikum und festigte den Store als einen zentralen Marktplatz für digitale Unterhaltung. Mit der Einführung von iOS-Geräten wie dem iPhone und dem iPad wurde der iTunes Store in das Apple-Ökosystem integriert. Nutzer konnten nun nahtlos zwischen ihren Geräten wechseln und Inhalte überallhin mitnehmen.
Trotz seines Erfolgs blieb der iTunes Store nicht von rechtlichen und urheberrechtlichen Herausforderungen verschont. Die Frage des Digital Rights Managements (DRM) spielte eine zentrale Rolle. DRM-Technologien sollten die unbefugte Verbreitung von heruntergeladenen Inhalten verhindern, wurden jedoch oft als hinderlich empfunden, da sie die Nutzung auf bestimmte Geräte oder Plattformen beschränkten. Dies führte zu Kritik von Nutzern und Datenschützern.
Darüber hinaus gab es auch Auseinandersetzungen mit Künstler:innen und Plattenlabels über die Preisgestaltung und den Anteil der Einnahmen, den sie von Verkäufen erhielten. Im Jahr 2020 verkündete Apple schließlich das Ende des iTunes Stores in seiner bisherigen Form und ersetzte den Store durch die voneinander getrennten Applikationen Apple Music, Apple Podcasts, Apple TV App und Apple Books. Das markierte einen Wendepunkt in der digitalen Unterhaltungslandschaft.
Die Ära des Streamings hatte begonnen, und Dienste wie Apple Music, Spotify, Netflix und Disney+ übernahmen die Führung. Nutzer bevorzugten vermehrt den Zugang zu einem umfangreichen Katalog von Inhalten gegenüber dem Kauf einzelner Stücke.
Rückblickend bleibt der iTunes Store ein Meilenstein in der Geschichte der digitalen Unterhaltung. Er hat den Weg für legale digitale Inhalte geebnet, das Konsumverhalten der Menschen verändert und die Grundlage für das moderne Streaming-Ökosystem gelegt.
2004
Die Evolution der Sozialen Medien
Es war das Jahr 2004, als der Harvard-Student Mark Zuckerberg den Grundstein für das gründete, was sich später zu einem der einflussreichsten Unternehmen der Welt entwickeln sollte: Facebook. Ursprünglich als eine Möglichkeit konzipiert, Harvard-Studenten online miteinander in Kontakt zu bringen, erweiterte sich die Plattform schnell auf andere Universitäten und schließlich auf die ganze Welt.
Zuckerbergs Vision war es, eine globale Gemeinschaft zu schaffen, in der Menschen Ideen, Informationen und Erfahrungen teilen konnten. Instagram, eine Plattform zur gemeinsamen Bildbearbeitung und -freigabe, wurde 2010 gegründet und avancierte schnell zu einer der beliebtesten Plattformen für visuellen Austausch.
Seit 2012 gehört Instagram wie auch seit 2014 der Messengerdienst WhatsApp zu Facebook. 2021 wollte Zuckerberg seinem Konzern dann eine neue Identität geben. Der Namen „Meta“ soll die Absicht unterstreichen, sich verstärkt auf die Entwicklung von Technologien und Plattformen für das Metaversum – eine erweiterte Realität – zu konzentrieren.
Die Erfolgsgeschichte von Facebook inspirierte viele weitere Unternehmer dazu, ähnliche Plattformen zu schaffen, die auf spezifische Nischen oder Formen der Kommunikation abzielten. Twitter führte 2006 das Konzept des Mikrobloggens ein, bei dem Nutzer kurze Nachrichten – mittlerweile 280 Zeichen – in Echtzeit teilen können. LinkedIn fokussierte sich auf berufliche Vernetzung und ermöglichte es Fachleuten, Geschäftskontakte zu knüpfen und berufliche Informationen auszutauschen.
Die jüngste Plattform ist TikTok, die 2016 eingeführt wurde, um das Teilen von kurzen, kreativen Videos zu ermöglichten. Die App wurde schnell zur beliebtesten Plattform unter jungen Menschen weltweit und zählt 2023 weltweit 1,5 Mrd. Nutzer:innen.
Die Sozialen Medien haben es den Menschen ermöglicht, in Kontakt zu bleiben, unabhängig von räumlichen Distanzen. Doch die Plattformen nutzen komplexe Algorithmen, um Benutzern Inhalte zu präsentieren, die ihren Interessen und Vorlieben entsprechen. Während dies die Nutzererfahrung personalisiert, birgt es auch die Gefahr der Bildung von Informationsblasen. Menschen werden eher mit Inhalten konfrontiert, die ihre vorhandenen Ansichten bestätigen, was zu einer begrenzten Sichtweise führen kann.
Ebenso haben diese Algorithmen zur Verbreitung von Fake News beigetragen. Daher rief Bundespräsident Alexander van der Bellen in seiner Eröffnungsrede zu den heurigen Salzburger Festspielen dazu auf, seine eigene Bubble einmal zu verlassen: „Besuchen Sie einmal die benachbarte Blase. Followen Sie den Menschen, denen Sie nicht folgen würden.“ Jetzt folgt er dem Instagram-Auftritt seines früheren Mitbewerbers um den Einzug in die Hofburg Norbert Hofer.
STATEMENT Victoria E. Morgan, Chefredaktion
Impossible is nothing!
"Mein Herz tanzt, wenn das Leben Überraschungen parat hat. So etwa im Sommer 2004, als ich in einem Fischerörtchen auf Kreta der griechischen Fußballnationalmannschaft im TV dabei zusah, wie sie gegen den EM-Gastgeber Portugal gewann und somit als völliger Außenseiter Europameister wurde. Seither weiß ich: Feiern können sie, die Griechen!"
2006
Tesla – Pionier der Elektromobilität
So modern E-Mobilität klingt, so ist sie doch ein alter Hut. Ab den 1830ern gab es schon erste Elektromobile. Der Schotte Robert Anderson fertigte bereits 1832 einen elektrischen Karren. Aber erst Anfang der 2000er-Jahre gelangte das Thema in die Breite der Wahrnehmung. Verantwortlich dafür ist ein Name: Tesla.
2003 gründeten Martin Eberhard und Marc Tarpenning ihr Unternehmen und benannten es nach dem Physiker und Entdecker des Zweiphasenwechselstroms, Nikola Tesla. Sie wollten Elektrofahrzeuge produzieren, die nicht nur umweltfreundlich, sondern auch hinsichtlich Leistung, Design und Technologie mit konventionellen Verbrennungsfahrzeugen konkurrieren können.
Unter der Führung von Elon Musk, der im Jahr 2004 als Investor und Vorsitzender bei Tesla eintrat, begann eine Metamorphose, die die Automobilbranche wachrütteln sollte. Der Tesla Roadster hatte 2006 schon eine Reichweite von rund 350 Kilometern und war damit auch für den Einsatz auf Autobahnen geeignet. In Folge überzeugte das Model S auch weitere Käuferschichten, die keinen Kompromiss mehr in Sachen Leistung und Komfort machen mussten.
Bis heute hat Tesla eine breite Palette von Elektrofahrzeugen entwickelt, die nicht nur die Wahrnehmung von Elektromobilität verändert, sondern auch die etablierten Hersteller dazu gedrängt haben, ihrerseits verstärkt in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen zu investieren. So bieten mittlerweile alle etablierten Hersteller E-Varianten an. Und die kommen auch in Österreich gut an. Mit Ende Juli 2023 gibt es in Österreich 135.626 rein elektrisch betriebene Pkws. Das sind allerdings nur 2,6 Prozent des gesamten Pkw-Bestands in Österreich.
Die E-Mobilität gilt als ein Schlüssel zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Verkehrssektor, der einen erheblichen Anteil am Gesamtausstoß von Treibhausgasen hat. Daher hat die EU Anfang des Jahres das Aus für Verbrennermotoren bis 2035 beschlossen. Ab dann dürfen keine Pkw und Kleintransporter mehr neu zugelassen werden, die noch Kohlendioxid ausstoßen. Eine Ausnahme vom Verbrennerverbot soll es für E-Fuels geben. Diese sogenannten synthetischen Kraftstoffe werden mittels elektrischer Energie aus Wasser und Kohlendioxid hergestellt.
Was als gute Alternative zu fossilen Treibstoffen klingt, ist nicht ganz unproblematisch. Zu diesem Ergebnis kommt auch ein Diskussionspapier des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI: Es gäbe günstigere Alternativen, die Herstellung benötige einen hohen Energiebedarf, die Umweltbilanz ist fragwürdig und sie sind ein mögliches Hindernis für die Verkehrswende. Und die erfordert einen vielschichtigen Ansatz, der auf einer Kombination verschiedener Maßnahmen beruht.
Groß, kleiner, größer: Die Wachstumstrends bei den Mobiltelefonen
84,36 cm2 Bürofläche neu eröffnet. Mit dieser Headline bewarb Nokia im Jahr 2004 seinen Communicator 9500. Nicht gerade die zarteste Konstruktion, seit es Mobiltelefone gibt. Ein ziemlicher Prügel, aber auch ziemlich leistungsfähig: Das Gerät verfügte nicht nur über einen stylischen, aufklappbaren Bildschirm mit darunterliegender Tastatur, sondern war auch E-Mail, Fax- und MS-Office-kompatibel, zeigte Fotos und Videos an, die sogar bearbeitet werden konnten, erlaubte das Surfen im WWW und fungierte mit einer Freisprecheinrichtung sogar als eine Art Konferenzraum. Das vielfältigste Mobiltelefon, das Mitte der 2000er-Jahre auf dem Markt zum bekommen war.
Bestenfalls der 1999 erstmals vorgestellte Blackberry konnte da mithalten. Mit diesem war es erstmals möglich, unterwegs E-Mails über eine mobile Internetverbindung abzurufen und Termine drahtlos zu synchronisieren. Der 2002 vorgestellte Blackberry 5810 mit einem integrierten Mobiltelefon gilt immerhin als das erste Smartphone der Geschichte. Auch wenn das Gerät nicht ausgereift war, zeigte es im Gegensatz zum Nokia Communicator, wohin die Reise gehen sollte.
Die mobile Telefonie wurde nicht nur immer leistungsstärker, sondern die Geräte auch immer kleiner und handlicher. Längst hatten sich die Geräte als alltäglicher Begleiter in allen Lebenslagen, zu jeder Tages- und Nachtzeit etabliert. Ein Handy musste daher problemlos in die Hosentasche oder jede noch so kleine Handtasche passen.
Die Mobilfunkhersteller steckten in einem Dilemma. Die Geräte sollten von ihren Abmessungen her immer kleiner werden, mit jeder neuen Generation deutlich an Gewicht verlieren. Doch auf der anderen Seite entwickelten sich die technischen Möglichkeiten immer rasanter, die mobilen Services präsentierten sich immer vielfältiger.
Kaum noch ein Mobilfunkgerät konnte auf einen Bildschirm verzichten. Klapphandys schienen einen Ausweg zu bieten. Dabei ließen sich nicht nur die Gerätedimensionen annähernd halbieren, sondern in einen der Klappenflügel auch problemlos ein Bildschirm integrieren. Als höchst willkommenen Zusatznutzen schützen derartige Geräte auch noch die Tastatur und den kleinen Screen. Allerdings ließ der Bedienkomfort der Tasten mit schwindender Gerätegröße deutlich nach und die User:innen forderten größere Displays, um die neuen Services bequem nutzen zu können.
„Klein, aber fein“ war ab Mitte der 2000er-Jahre plötzlich kein Kriterium mehr, das beim Handykauf angelegt wurde. Ausgerechnet Apple, das 2007 das iPhone präsentierte, gilt auch als Beleg für diesen Trend. Denn die Mini-Modelle des iPhone erwiesen sich gegenüber ihren ausgewachsenen Verwandten stets als Flop.
Die Österreichische Post wird aufgespalten und geht an die Börse
Lange Diskussionen auf politischer Ebene gingen der Teilprivatisierung der Österreichischen Post voraus. Seit 2004 war ein Börsengang der Post jedenfalls auch ein Thema, das in den Medien und der Öffentlichkeit präsent war. Am 12. Jänner 2006 war es dann allerdings so weit, der Ministerrat hatte beschlossen, die Staatsholding ÖIAG zu einer Privatisierung von 49 Prozent der Österreichischen Post über die Börse zu ermächtigen.
Schon am 16. Mai begann daraufhin die Zeichnungsfrist für die insgesamt 34,4 Millionen Aktien, die mit 31. Mai an der Wiener Börse platziert wurden. Die mögliche Preisspanne wurde im Vorfeld des IPO (Initial Public Offering) mit 15 bis 20 Euro kolportiert. Der tatsächliche Ausgabe-Preis lag dann bei 19 Euro.
Im Gegensatz zur Aktie der Telekom Austria war das Post-Papier im Vorfeld nicht als „Volksaktie“ vermarktet worden. Generell lief der gesamte Post-Börsengang vergleichsweise ruhig und unspektakulär ab. Beispielsweise gab es weder einen fünfprozentigen Frühbucherbonus wie beim Börsengang der Telekom Austria noch Gratisaktien als Belohnung für eine längere Behaltefrist. Dennoch verlief der Börsengang unter dem damalige Generaldirektor Anton Wais erfolgreich, die Aktie bewegte sich rasch in Richtung der 25 Euro-Marke.
Die österreichische Post war nach den nationalen Postdienstleistern in Deutschlands und den Niederlanden der dritte europäische Postanbieter, der den Schritt an die Börse gewagt hatte. Vor der Aktienemission musste die Post aber neu strukturiert werden. Schon 1996 mit der Gründung der Post und Telekom Austria (PTA) wurde die Post auch in die Geschäftszweige „Gelbe Post“ und „Postautodienst“ geteilt. Im Jahr 1998 erfolgte die Abspaltung von der Telekom, im Folgejahr wurde die „Gelbe Post“ als Österreichische Post AG selbstständig und übertrug wiederum ein Jahr später den Postautodienst an die Österreichischen Bundesbahnen.
Seitdem konzentriert sich die Post auf ihr Kerngeschäft. Geführt wird das Unternehmen seit 1. Oktober 2009 vom gebürtigen Grazer Georg Pölzl. Der frühere Manager von T-Mobile Austria und Sprecher der Geschäftsführung von T-Mobile Deutschland fungiert bei der heimischen Post als Vorstandsvorsitzender. Pölzl baute die Post zu einem auch in internationalen Märkten agierenden, dynamischen Konzern um, dessen Aktienkurs sich solide in einer schmalen Bandbreite zwischen 30 und 35 Euro bewegt, allerdings mit einzelnen Tagesspitzen, die auch schon knapp vor der 50-Euro-Schallmauer standen. Der aktuelle Kurs (August 2023) liegt deutlich über 32 Euro.
STATEMENT Marcus Kellner, Mediaberatung
Definitiv eine der besten Entscheidungen!
"Echt krass, wie die Zeit vergeht. Vor 17 Jahren – mein erster Tag bei NEW BUSINESS, ich und mein Nokia 6230, silber, der Akku hat 5 Tage ohne Aufladen gehalten. Heute bin ich mit NEW BUSINESS tief verwurzelt. Von Anfang an war mir klar, das wird meine letzte Station im Berufsleben. Rückblickend kann ich sagen, ein tolles Betriebsklima, die Menschen die ich kennenlernen durfte – phänomenal!"
2007
Die Revolution der mobilen Telefonie
Die Vorstellung des iPhones 2007 war begleitet von großen Versprechen seitens Apple. Steve Jobs präsentierte das iPhone als ein Produkt, das nicht nur ein Telefon war, sondern einen neuen Standard für Mobilgeräte setzten sollte. Mit seinem revolutionären Design, dem berührungsempfindlichen Bildschirm und der intuitiven Benutzeroberfläche versprach das iPhone ein nahtloses und reibungsloses Nutzungserlebnis.
Die Kombination aus Telefon, iPod und Internetkommunikation in einem Gerät war eine Idee, die die Menschen faszinierte. Musik, Fotos, E-Mails und das Internet in einer Handheld-Einheit zu haben, begeisterte. Das iPhone versprach, die Lücke zwischen Arbeit und Freizeit zu schließen, und wollte ein Werkzeug sein, das das Leben einfacher, unterhaltsamer und effizienter gestalten würde. Seit September 2022 ist das iPhone 14 am Markt und die Begeisterung ist ungebrochen. Das beweisen die langen Warteschlangen weltweit vor den Apple-Stores beim Verkaufsstart.
Die Einführung des iPhones legte auch den Grundstein für ein umfassendes Ökosystem von Apple-Geräten und -Diensten. Ein Schlüsselmerkmal ist die reibungslose Vernetzung zwischen verschiedenen Geräten wie iPhones, iPads, Macs und Apple Watches. Diese Geräte teilen Informationen, Einstellungen und sogar Aktivitäten miteinander, sodass Nutzer nahtlos zwischen ihnen wechseln können, ohne den Workflow zu unterbrechen.
Die Apple Cloud, auch bekannt als iCloud, ist eine wichtige Komponente dieses Ökosystems. Sie ermöglicht es Nutzern, ihre Fotos, Videos, Dokumente, Kontakte und andere Daten sicher in der Cloud zu speichern und von jedem ihrer Apple-Geräte darauf zuzugreifen. Die Integration von Apple-Geräten und der Apple Cloud erstreckt sich auch auf Dienste wie Mail, Kalender, Notizen und Erinnerungen.
Die Art und Weise, wie wir kommunizieren, arbeiten und Informationen konsumieren, hat sich seit der Einführung des iPhones stark gewandelt. Instant Messaging, soziale Medien, mobile Apps und mobiles Internet sind heute integraler Bestandteil unseres Alltags. Die Ära des ständigen Zugriffs auf Informationen hat auch unsere Arbeitsweise transformiert, indem sie Remote-Arbeit und mobile Produktivität ermöglicht hat. Ein Phänomen, das sich in den Zeiten der Coronapandemie mehr und mehr durchgesetzt hat. Das iPhone hat die Grenzen zwischen persönlicher und beruflicher Nutzung verwischt und eine neue Ära der ständigen Konnektivität eingeläutet.
2008
Die Dunklen Tage der Finanzwelt
Im Jahr 2008 erlebte die Welt eine der schwersten Finanzkrisen der Geschichte, die weitreichende Auswirkungen auf die globale Wirtschaft hatte und auch in Österreich tiefe Spuren hinterließ. Ausgelöst wurde sie durch eine Vielzahl von Faktoren, die sich bereits über Jahre hinweg aufgebaut hatten. Eine zentrale Ursache war eine Immobilienblase in den USA. Banken vergaben leichtfertig Hypothekendarlehen an wenig kreditwürdige Kunden, wobei viele dieser Kredite zu riskanten Finanzprodukten gebündelt und an Investoren weltweit verkauft wurden. Als die Immobilienpreise sanken und die Zahlungsausfälle stiegen, führte dies zu massiven Verlusten im Bankensektor.
Die Pleite von Lehman Brothers im September 2008 spielte eine entscheidende Rolle bei der Verschärfung der Finanzkrise. Als die Bank insolvent wurde und keine Rettungsaktion durch die Regierung erfolgte, wurde ein gefährlicher Präzedenzfall geschaffen. Die Folge: Panik auf den Finanzmärkten. Das Vertrauen in die Stabilität des gesamten Finanzsystems war erschüttert.
Auch Österreich blieb von den Auswirkungen der Krise nicht verschont. Als Exportnation war das Land stark von der weltweiten Nachfrage abhängig, die durch die Krise gedämpft wurde. Das reale Bruttoinlandsprodukt schrumpfte 2009 um fast vier Prozent. Österreichs Regierung unter Kanzler Alfred Gusenbauer stellte Bankenhilfen in der Höhe von 100 Milliarden Euro zur Verfügung, davon wurden in den folgenden zehn Jahren „nur“ zwischen zehn und elf Milliarden Euro ausgegeben. Das war zwar weniger als ursprünglich erwartet, lag aber deutlich über dem Europaschnitt. Zusätzlich wurde ein „Konjunkturbelebungspaket“ beschlossen: Mittelgroße Betriebe, ÖBB und Asfinag sollten über eine Laufzeit von zwei Jahren mit rund einer Milliarde Euro unterstützt werden.
Die Krise von 2008 führte zu weitreichenden Veränderungen in der Finanzregulierung und -aufsicht weltweit. Die G20-Länder arbeiteten an Maßnahmen, um die Stabilität des Finanzsystems zu erhöhen und das Risiko von künftigen Krisen zu verringern. Neue Regelungen wie das „Basel III“-Abkommen wurden eingeführt, um die Kapitalanforderungen für Banken zu erhöhen und die Risikomanagementpraktiken zu verbessern.
In Österreich verstärkte die Krise die Bemühungen um eine strengere Finanzregulierung. Die Banken wurden zu einer höheren Eigenkapitalausstattung verpflichtet, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Schocks zu erhöhen. Die Aufsichtsbehörden intensivierten die Überwachung der Finanzinstitute, um frühzeitig auf mögliche Probleme reagieren zu können.
Der App Store bringt den Stein ins Rollen
Es sind oft die kleinen Dinge, die Details, die über Erfolg oder Misserfolg entscheiden und die der zündende Funke sind, die ein Strohfeuer entfachen – im positiven Sinne gemeint. Nehmen wir als Beispiel das Smartphone. Auch schon vor dem iPhone gab es Handys mit einem großen, berührungsempfindlichen Display, auf denen man herumwischen und allerlei Dinge anstellen konnte, die nichts mit Telefonieren zu tun hatten. Und auch für diese ersten Smartphones gab es Programme, die man sich herunterladen und installieren konnte. Wenn man wusste, von wo und wie.
Aber der richtig große Wurf, der gelang Apple mit dem App Store. Das Unternehmen schaltete am 10. Juli 2008 seinen Marktplatz mit 500 Apps scharf und löste damit ein Phänomen aus, das alles veränderte. Zum Beispiel, dass man seit diesem Zeitpunkt nicht mehr von Programmen oder Applikationen spricht, sondern von Apps. Seit diesem Zeitpunkt kann jeder, der dazu in der Lage ist, halbwegs vernünftig seinen Finger über eine kleine Glasscheibe zu bewegen, in einem Katalog nach einem Symbol suchen, es sich auf den Bildschirm seines Gerätes pinnen und sich von den dahinterliegenden Codezeilen bei Alltagsproblemen helfen oder unterhalten lassen.
Dieser Marktplatz für Programme machte aus einem imposanten Stück Hightech mit einem zu Beginn aber überschaubaren Funktionsumfang erst das nützliche Allzweckwerkzeug, das heute in fast jeder Hosen- oder Handtasche steckt und in jeder möglichen und unmöglichen Lebenslage ein digitales Helferlein parat hat.
Diese Idee war so einfach wie genial und wurde rasch von allen anderen Anbietern kopiert. Nur wenigen ist es aber gelungen, sich dabei einen Platz neben Apple zu sichern. Dass es aber quasi alle Anbieter mit der Möglichkeit dazu zumindest versucht haben oder weiterhin versuchen, liegt nicht nur am unbestreitbaren Nutzen für die Nutzer, sondern auch daran, dass sich Apple damit eine hochattraktive Erlösquelle gesichert hat und außerdem ein hohes Maß an Kontrolle – Stichwort geschlossenes Ökosystem.
Heute findet man App Stores nicht nur auf Smartphones, sondern auch auf PCs, Fernsehern oder Smartwatches und mittlerweile umfasst alleine Apples App Store beinahe zwei Millionen Apps. Und immer, wenn jemand eine Applikation kauft, eine Funktion kostenpflichtig freischaltet oder innerhalb der Grenzen des Marktplatzes auf irgendeine andere Art und Weise Geld vom einen zum anderen fließt, schneidet Apple mit. Dieses Konzept leuchtet ein, oder?
STATEMENT Barbara Sawka, freie Redakteurin
Selbst und ständig!
"Ein mehr als glücklicher Zufall hat mich 2010 in die Selbstständigkeit und zur Gründung meiner Agentur „marketing on demand“ geführt. Eine Entscheidung, die ich in den letzten 13 Jahren keinen einzigen Tag bereut habe. Anfang 2020 hat die Redaktion des NEW BUSINESS bezüglich Unterstützung angeklopft. So durfte ich Teil eines wundervollen Teams werden."
2011
Fukushima und die Atomenergie – Eine Zwiespältige Haltung
Der 11. März 2011 war nicht nur die größte Atomkatastrophe nach Tschernobyl im Jahr 1986, sondern auch ein Wendepunkt in der globalen Wahrnehmung und der Bewertung der Atomenergie. Die Ereignisse im Kernkraftwerk Fukushima Daiichi haben nicht nur die Einstellungen Japans und anderer Länder zur Atomkraft verändert, sondern auch die Debatte über ihre Vor- und Nachteile sowie über die Endlagerung radioaktiver Abfälle neu entfacht. Bisher gibt es weltweit keine langfristig akzeptierte Lösung für die Endlagerung hochradioaktiver Materialien, was zu erheblichen ethischen und politischen Debatten führt.
Japan war ein Vorreiter in der Atomenergie und nutzte Kernkraftwerke, um den Energiebedarf eines dicht besiedelten Landes zu decken. Nach Fukushima hat sich Japans Einstellung zur Atomkraft kurzzeitig geändert. Die Katastrophe führte zu einer Überprüfung der bestehenden Sicherheitsstandards und zur schrittweisen Abschaltung von Atomkraftwerken im ganzen Land. Mittlerweile hat das Parlament in Tokio ein Gesetz verabschiedet, das AKW-Laufzeiten von mehr als 60 Jahren erlaubt, um eine stabile Stromversorgung zu gewährleisten und gleichzeitig die Nutzung von CO2-freien Stromressourcen zu fördern, so das japanische Wirtschaftsministerium.
Der 2002 begonnene Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie nahm nach der Katastrophe von Fukushima einen neuen Anlauf. Am 15. April 2023 ist die Ära der Kernkraftnutzung in Deutschland mit der Netzabschaltung von Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim 2 zu Ende gegangen. Während Länder wie Deutschland nach Fukushima entschieden haben, sich endgültig von der Atomenergie zu verabschieden, handhaben andere Staaten den Ausstieg vorsichtiger oder wählen unterschiedliche Wege.
China etwa hat sich zu einem der größten Befürworter der Atomenergie entwickelt. Ähnlich wie China verfolgt auch Indien eine Erweiterungsstrategie. Beide Länder betonen die Bedeutung der Atomenergie für die Emissionsreduktion und die Sicherung einer zuverlässigen Stromversorgung in einer wachsenden Volkswirtschaft. Und um ihre Abhängigkeit von Öl zu mindern, haben die Vereinigten Arabischen Emirate Mitte 2030 sogar ihr erstes Atomkraftwerk in Betrieb genommen.
Auch die EU ist der Atomenergie gegenüber nicht ganz so negativ eingestellt. Sie hat mittlerweile Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke als klimafreundlich oder sogar grün eingestuft. Umweltschutzorganisation haben das als inakzeptables Greenwashing von Gas und Atomkraft in der Taxonomie bezeichnet.
Die Katastrophen und Höhenflüge Niki Laudas
Dreifacher Formel-1-Weltmeister, dreifacher Airline-Gründer: Niki Lauda. Ende September 1979 wollte Formel-1-Pilot Niki Lauda mit einem der Konkurrenz unterlegenen Rennboliden nicht mehr länger „wie ein Trottel im Kreis fahren“ und trat während des Trainings zum Großen Preis von Kanada überraschend von seiner sportlichen Karriere zurück. Ob Lauda 2011 nicht mehr in die Luft gehen, sich vor allem mit Konzern- und Luftfahrt-Bürokraten herumärgern wollte, ist nicht verbürgt.
Am 8. November wurde jedenfalls veröffentlicht, dass Lauda die noch von ihm gehaltenen, restlichen Kapitalanteile an NIKI, der dritten von ihm gegründeten Fluglinie, an die Air Berlin übertragen habe. Für Lauda war das ein erster vorläufiger Rückzug aus dem Airline-Business. Denn bei der AirBerlin hatte er noch ein Mandat als Verwaltungsrat und kaufte nach dem Konkurs und der Zerschlagung dieser ehemals zweitgrößten Fluglinie Deutschlands deren Tochter Niki zurück, um sie in die Laudamotion einzugliedern. Dafür ging Lauda eine Kooperation mit der irischen Billigfluglinie Ryanair ein, der er im März 2018 einen Anteil verkauft hatte. Bis Ende 2018 übernahm Ryanair das Unternehmen komplett. Im März 2019 zog sich Lauda auch als Geschäftsführer zurück.
Niki Lauda hatte neben seinen zwei F1-Weltmeistertiteln für Ferrari (1975 und 1977) schon 1979 unter dem Namen Lauda Air eine Fluglinie mit zwei Fokker F-27 gegründet. Allerdings war der Airline kein dauerhafter Erfolg beschieden. Lauda stieg 1982 bei McLaren wieder in die Formel 1 ein, um das Kapital für seine neue Fluglinie aufzutreiben, und wurde 1984 zum dritten Mal Weltmeister. Die Lauda Air wurde 1988 neu gegründet, Lauda bot u. a. Charter- sowie auch Linienflüge in den Fernen Osten an. Am 26. Mai 1991 stürzte eine Boeing 767 der Lauda Air in Thailand ab, 223 Todesopfer waren zu beklagen.
Nachdem sich 1997 die Austrian Airlines (AUA) an der Lauda Air beteiligt hatten, stieg Lauda 2000 bei der Fluglinie aus. 2003 wurde die Lauda Air Teil der Austrian Airlines Group. Niki Lauda gründete gleichzeitig die Fluglinie Niki, bei der 2004 die Air Berlin einstieg.
Ab 2016 betrieb Lauda dann in Wien das Bedarfsflugunternehmen Amira Air, später unter Laudamotion und ab 2019 unter dem Markennamen Lauda aktiv.
Nach drei F1-WM-Titeln, einem schrecklichen Feuerunfall auf dem Nürburgring (1976), der Absturzkatastrophe in Thailand, seinen Erfolgen als Unternehmer stieg Niki Lauda auch noch als Berater beim F1-Team von Mercedes ein und führte es zu Titeln in Serie.
Am 20. Mai 2019 versagten in Zürich die Nieren des Rastlosen. Auch eine Spätfolge seines Unfalls.
Hannovermesse 2011: Die Geburtsstunde der Industrie 4.0
In einer nach wie vor von der Finanzkrise geprägten Zeit veröffentlichten Henning Kagermann, Vorsitzender des acatech-Kuratoriums, Wolfgang Wahlster, Mitglied von acatech und des Forschungsbeirats der Plattform Industrie 4.0, sowie Wolf-Dieter Lukas, Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung mit dem Artikel „Industrie 4.0: Mit dem Internet der Dinge auf dem Weg zur 4. industriellen Revolution“ ein innovatives Konzept, um die deutsche Wirtschaft widerstands- und wettbewerbsfähiger zu machen. Sie entwickelten ein Leitbild für die vierte industrielle Revolution im Kontext der Digitalisierung der Produktion, das auch heute noch hochaktuell ist.
Die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel war sofort von dem Thema überzeugt und griff die neue Wortmarke „Industrie 4.0“ am 3. April 2011 in ihrer Eröffnungsrede zur Hannover Messe auf. Im gleichen Jahr initiierte die Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft das Zukunftsprojekt Industrie 4.0.
Inzwischen ist Industrie 4.0 weitreichend im unternehmerischen Kontext bekannt und wird als ein Schlüssel zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit erachtet. Obwohl viele deutsche Anbieter einen Vorsprung gegenüber der internationalen Konkurrenz haben, sind noch nicht einmal zehn Prozent der industriellen Produktion auf Industrie 4.0 umgestellt. In der zweiten Halbzeit von Industrie 4.0 werden daher neueste Entwicklungen wie die industrielle künstliche Intelligenz oder Edge-Computing im Fokus stehen, um die technische Souveränität in Deutschland und Europa langfristig sicherstellen zu können.
Seit acht Jahren setzt sich die Plattform Industrie 4.0 Österreich auch hierzulande mit Nachdruck dafür ein, die Digitalisierung der heimischen Industrie voranzutreiben und deren Chancen für Unternehmen, Institutionen und Beschäftigte aufzuzeigen. Dabei kann der Verein auf das Fachwissen der knapp 70 Mitglieder aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite zurückgreifen, die sich in derzeit neun Expert:innengruppen der wichtigsten künftigen Aufgabenstellungen annehmen: 700 Köpfe widmen sich hier Themen wie Künstliche Intelligenz in der Produktion, Mensch in der digitalen Fabrik oder Ressourcen- und Energieeffizienz, um nur einige zu nennen. Kontinuierlich ist man dabei, neue Handlungsfelder zu erschließen und die internationale Zusammenarbeit auszubauen.
Auch ESG-Themen für die betrieblichen Standards Umwelt, Soziales und Unternehmensführung sollen künftig noch tiefgreifender adressiert werden – so wurde als neueste Expert:innengruppe eine zu kreislauforientierter Produktion etabliert.
2013
Whistleblower Edward Snowden, seine Enthüllungen und ihre Folgen
Am 23. Juni 2023 beging man den internationalen „World Whistleblowing Day“. Der Gedenktag, der ursprünglich von einer Gruppe von Nichtregierungsorganisationen im Jahr 2019 ins Leben gerufen wurde, soll das weltweite Bewusstsein für die Bekämpfung von Korruption schärfen und die wichtige Rolle, die Whistleblower dabei spielen, würdigen. Zehn Jahre zuvor erschütterten die Enthüllungen des Whistleblowers Edward Snowden die ganze Welt. Der US-Amerikaner brachte 2013 die weltweiten Überwachungs- und Spionagepraktiken des US-Geheimdienstes NSA ans Licht.
„Wörtlich übersetzt ist ein ‚Whistleblower‘ jemand, der eine Trillerpfeife bläst“, erklärt Martin Eckel, Compliance- und Whistleblowing-Experte bei der internationalen Sozietät Taylor Wessing. „Mit der Redewendung ‚to blow a whistle‘ ist das Aufdecken von Fehlverhalten bzw. das Beenden einer Tätigkeit gemeint. Dies lässt sich womöglich auch aus dem Ballsport ableiten, wonach mit dem Blasen der Trillerpfeife ein Fehlverhalten eines Spielers angezeigt wird. Der Begriff ‚Whistleblowing‘ heißt daher übersetzt so viel wie ‚verpfeifen‘. Obwohl es den Begriff im deutschen Sprachgebrauch bereits seit Mitte der 1980er-Jahre gibt, ist er spätestens seit der medialen Berichterstattung zu Edward Snowden und des Wikileaks-Gründers Julian Assange auch den meisten Menschen bekannt.“
Am 23. Oktober 2019 haben das Europäische Parlament und der Rat die sogenannte ‚Whistleblower-Richtlinie‘ zum Schutz von Personen, die Verstöße gegen das Unionsrecht melden, verabschiedet. Bisher haben 25 der 27 EU-Länder die Richtlinie umgesetzt. Polen und Estland sind noch säumig. In Österreich ist das nationale HinweisgeberInnenschutzgesetz (HSchG) mit 25. Februar 2023 in Kraft getreten. Mehr als 6.000 österreichische Unternehmen sind von der Richtlinie betroffen.
Laut Eckel ist das HSchG allerdings nicht gelungen, „da insbesondere die gesetzlich definierten Meldebereiche nicht das gesamte Strafrecht umfassen. Vielmehr konzentrieren sich diese lediglich auf die Korruptionstatbestände. Es muss daher jedenfalls eine Betriebsvereinbarung abgeschlossen werden, um den Schutz auch auf Meldungen, die z. B. das allgemeine Strafrecht betreffen, auszuweiten. Hinzu kommt, dass in diesen Fällen auch eine sogenannte ‚Datenschutzfolgeabschätzung‘ erforderlich sein wird.“
Die Erste Folge von „2 Minuten 2 Millionen“
600 Start-ups und 74 Millionen Euro Investment. In ihren zehn Jahren blickt die Puls-4-Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“, die am Montag, dem 25. November 2013, um 20:15 Uhr erstmals ausgestrahlt wurde, auf eine erstaunliche Bilanz zurück. Der deutsche Gynäkologe Dr. Frank Hoffmann präsentierte in der 1. Staffel im Jahr 2013 seine Idee, den überlegenen Tastsinn blinder und hochgradig sehbehinderter Frauen in der Brustkrebsfrüherkennung einzusetzen. Schon damals war die gesamte Jury von der Idee begeistert. 2020 wurde discovering hands mit Platz 1 aller bisherigen 226 in der Show präsentierten Start-up-Ideen ausgezeichnet.
In den bisherigen neun Staffeln haben insgesamt 19 Investoren auf den Stühlen im Puls-4-Studio Platz genommen. Einer von ihnen ist Müsli-Millionär Heinrich Prokop: „Wichtig ist mir seit Beginn meiner Tätigkeit als Investor, wertschätzendes, aber auch ehrliches Feedback zu geben. Gründer vertragen die Wahrheit. Sie haben vielmehr auch ein Recht darauf“, verrät Heinrich Prokop. Der Clever-Clover-Geschäftsführer weiß genau, worauf es im Business ankommt. Er zählt schließlich zu den erfolgreichsten Cerealien-Produzenten Europas und stellte sein Wissen über Fertigung, Produktion und Finanzmanagement bereits bei unzähligen Start-ups unter Beweis. „Die ‚Pace & Schlagzahl‘ wird immer schneller – wir müssen darauf auch mit Weitblick und Visionen reagieren. Lösungen von ‚gestern‘ haben heute weniger Relevanz. Daher ist ‚2 Minuten 2 Millionen‘ eine ideale Gelegenheit, um neue Konzepte zu sehen.“
Die TV-Sendung hat Unternehmensgründer erstmals ins mediale Rampenlicht gerückt und war am folgenden Start-up- und Investitionsboom sicherlich nicht ganz unschuldig. Das EY Start-up-Barometer verzeichnete im Jahr 2021 einen neuen Rekord: Risikokapitalinvestitionen im Wert von 88,1 Milliarden Euro flossen in europäische Jungunternehmen. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von satten 141 Prozent – und die größte Summe, die jemals innerhalb eines Jahres investiert wurde. Zum Vergleich: Von 2018 bis 2020 kam die Branche insgesamt auf 88,9 Milliarden Euro. In Österreich gab es 2022 einen Rückgang der Finanzierungssumme um 18 Prozent von 1,23 auf 1,0 Milliarden Euro. Das ist immer noch das zweithöchste Investmentvolumen, das je innerhalb eines Jahres in österreichische Start-ups investiert wurde.
Der Start-up-Hype hat auch den NEW BUSINESS Verlag nicht kalt gelassen. Seit einigen Jahren können sich Leser:innen Ausgabe für Ausgabe in einer eigenen Rubrik über die neuesten Entwicklungen der Szene informieren.
2014
2020 am Horizont der Innovationsförderung
Im Jahr 2014 fiel der Startschuss für ein beispielgebendes Förderungsprogramm. Im Rahmen von Horizon 2020 standen auf EU-Ebene bis 2020 77,2 Milliarden Euro für Forschung und Innovation zur Verfügung. Über 280.000 Projekte mit knapp einer Million Beteiligungen wurden eingereicht. Rund 34.000 Projekte wurden zur Förderung ausgewählt.
Horizon 2020 hatte zum Ziel, durch innovative F&E Lösungen für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen zu finden, mithilfe exzellenter Grundlagenforschung neue Wege aufzuzeigen, die Wirtschaft zu stärken und neue Jobs zu schaffen. Horizont 2020 sollte außerdem einen Beitrag zum Gelingen des Europäischen Forschungsraums (EFR) und der Innovationsunion sowie zu weiteren Europa-2020-Flagship-Initiativen (zum Beispiel die Digital Agenda) leisten.
Österreich kann auf eine erfolgreiche Beteiligung an Horizon 2020 zurückblicken. Die Gesamtsumme der Bewilligungen für Österreich lag bei 1,95 Mrd. Euro. Mit einer Erfolgsquote von 17,3 Prozent auf Ebene der Beteiligungen liegt Österreich deutlich über der durchschnittlichen Horizon-2020-Erfolgsquote von 15,3 Prozent und nach Belgien (19,0 %) und Frankreich (17,5 %) an dritter Stelle unter den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Mit über 1,65 Milliarden Euro an Rückflüssen und rund 2.700 geförderten Projekten mit heimischer Beteiligung ist Österreich ein Nettoempfänger.
Die meisten österreichischen Beteiligungen in Horizon 2020 stammen aus dem Unternehmenssektor (36,8 %), fast die Hälfte der Beteiligungen kamen dabei von KMU. Unternehmen konnten in der Laufzeit von Horizon 2020 Fördermittel in Höhe von insgesamt 584,5 Mio. Euro einwerben. Hochschulen konnten 771,8 Mio. Euro, die außeruniversitären Forschungseinrichtungen 482,4 Mio. Euro einwerben. An der Spitze der Top 20 der österreichischen Institutionen in Horizon 2020 nach Anzahl der Beteiligungen standen die Universität Wien (251), die TU Wien (230) sowie das AIT (191) als erfolgreichste außeruniversitäre Forschungseinrichtung.
Das achte EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 wurde im Herbst 2021 vom Nachfolgeprogramm Horizon Europe abgelöst. Mit 95,5 Milliarden Euro für sieben Jahre ist es das größte transnationale Forschungs- und Innovationsprogramm der Welt – und ein wichtiges Signal zur richtigen Zeit. Das neu aufgelegte EU-Forschungsrahmenprogramm deckt den gesamten Innovationszyklus – von der Grundlagenforschung bis zur Innovation und Überführung in die Märkte – ab und soll die Erfolgsgeschichte der Forschungs- und Innovationsprogramme der EU fortsetzen.
STATEMENT Gabriele Sonnberger, Artdirektion
Beste Entscheidung ever!
"Die Amerikaner feiern am 4. Juli traditionell ihren Unabhängigkeitstag. Mein Zustand zu diesem Datum ist ein etwas anderer. Ich habe nämlich am 4. Juli 2014 zu meinem Hannes laut ›Ja!‹ gesagt. Und seither habe nicht nur ich, sondern auch NEW BUSINESS Grund zur Freude. Mit seinen Kolumnen sorgt Hannes für interessante Einblicke in sein Leben als Business-Coach."
2018
Die EU-DSGVO tritt in Kraft
Lange Zeit ging ein Gespenst um in Europa. Das Gespenst der EU-DSGVO und der hohen Geldstrafen bei Verstößen gegen sie. Aber weil Gespenster fast unsichtbar, kaum greifbar und generell in der heutigen Zeit abseits der Lichtspielhäuser nicht von großer Bedeutung sind, haben sich die meisten Menschen kaum bis wenig darum gekümmert.
Erst als es laut und deutlich „BUH!“ gemacht hat, sind plötzlich alle ordentlich erschrocken. Dabei wurde die „Verordnung (EU) 2016/679 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. April 2016 zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten, zum freien Datenverkehr und zur Aufhebung der Richtlinie 95/46/EG (Datenschutz-Grundverordnung)“ doch bereits am 4. Mai 2016 kundgemacht.
Offiziell in Kraft getreten ist die EU-Datenschutz-Grundverordnung dann am 25. Mai 2018. Sie sollte die Regeln zur Verarbeitung personenbezogener Daten EU-weit vereinheitlichen und so den Schutz dieser Daten – also beispielsweise Name, Adresse oder Geburtsdatum einer natürlichen Person – innerhalb der EU sicherstellen sowie außerdem den freien Datenverkehr innerhalb des europäischen Binnenmarktes gewährleisten.
Grundsätzlich ist von der EU-Datenschutz-Grundverordnung jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Größe, in der EU betroffen, das in irgendeiner Form personenbezogene Daten speichert, Kundendateien führt, Rechnungen ausstellt oder auch Lieferdaten speichert. Dabei gilt die DSGVO auch für Unternehmen, die ihren Unternehmenssitz außerhalb der EU haben, sofern sich ihre Angebote auch an Bürger der EU richten.
Besonders zu Anfang hat sie aber vor allem für Verwirrung gesorgt, wer denn jetzt welche Daten von wem zu was auf welche Art und Weise wofür verwenden darf. Teilweise hält diese Verwirrung bis heute an. Darf man auf einer Hochzeit Fotos machen, ohne von jedem Gast eine schriftliche Einwilligung zu verlangen? Oder fällt das wieder in eine andere gesetzliche Regelung? Darf der Lehrer den Eltern der Schüler eine E-Mail schicken, in der auch alle anderen E-Mail-Adressen sichtbar sind? Welche Art von Einwilligung brauche ich als Unternehmen, wenn ich einem Kunden einen Newsletter schicken möchte? Und was genau sind jetzt überhaupt schützenswerte, personenbezogene Daten?
Dazu kommt, dass die DSGVO zwar eine EU-Verordnung ist, sie aber den Gesetzgebern einen gewissen Spielraum bei der Implementierung in nationales Recht offenlässt. In Österreich wurde dieser u. a. durch den Beschluss des „Datenschutz-Anpassungsgesetzes 2018“ und des „Datenschutz-Deregulierungs-Gesetzes 2018“ ausgenützt. So viel zur Einheitlichkeit.
2019
Erster weltweiter Klimastreik von Fridays for Future
Am 15. März 2019 fanden sich über 25.000 Menschen zum Klimastreik am Wiener Heldenplatz ein, um ihre Anliegen an die Regierung zu verdeutlichen. Am gleichen Tag protestierten junge Menschen in über 120 Ländern und mehr als 2.000 Städten weltweit für den Klimaschutz. Die Klimabewegung „Fridays for Future“, die von der schwedischen Schülerin Greta Thunberg inspiriert wurde, erlebte damit ihren bisherigen Höhepunkt.
Fünf Demozüge formten unter dem Motto „Die Zukunft in die Hand nehmen“ eine symbolische Hand und trafen sich schließlich in deren Mitte, am Heldenplatz. Dort machten vier Schüler:innen im Alter von 12 bis 18 Jahren ihrem Unmut über die Aussichten einer weltweiten Klimakatastrophe in ihren Ansprachen Luft. „Wir alle hier stellen keine unmöglichen Forderungen, wir wollen lediglich die Einhaltung von euren Versprechen. Ihr habt dem Pariser Klimaabkommen zugestimmt, also haltet euch dran!“, mahnte die 18-jährige Lena Schilling.
Der laute Unmut der Jugendlichen hat seitdem auch die heimischen Chefetagen erreicht. 2020 setzte eine Gruppe von 22 Manager:innen einen nachhaltigen Akzent und stellte dabei den Generationendialog ins Zentrum. „Jetzt ist es Zeit, die Weichen für die zukünftige Wirtschaft zu stellen und damit der Klimakrise entgegenzuwirken“, so Karl Kienzl, Mitbegründer der Initiative economy4future und ehemals in der Geschäftsführung des Umweltbundesamtes. Das Hauptaugenmerk der Initiative bestand darin, den Dialog von Manager:innen verschiedenster Branchen mit der Jugend zu etablieren und gemeinsam die wirtschaftliche Zukunft in Einklang mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten zu gestalten.
Als Leitlinien dafür haben sich die Manager:innen auf folgende Grundprinzipien festgelegt: Unterstützung des Pariser Klimaabkommens und des European Green Deals der EU-Kommission; Etablierung von Steuerungsmechanismen, die erneuerbare und nachhaltige Business Cases für Unternehmen profitabel machen; Berücksichtigung der biophysikalischen Grenzen unserer Erde; Aus- und Weiterbildung sowie die Anerkennung der 17 UN-Sustainable Development Goals.
2020
Die Coronapandemie und ihre Folgen
2020 ist die Welt, wie wir sie kennen, für eine Weile komplett zum Stillstand gekommen. Ein Virus und die daraus folgende Pandemie hat unser Leben in den folgenden drei Jahren in nahezu allen Aspekten beeinflusst. Die Arbeitswelt bildete dabei keine Ausnahme. Mit den Lockdowns und der sozialer Distanzierung wurde das Homeoffice zum neuen Bürostandard. Unternehmen, die zuvor skeptisch waren, sahen sich gezwungen, flexible Arbeitsmodelle zu implementieren. Das führte zu einer Veränderung der Arbeitskultur, in der die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben auch schon einmal verschwammen.
Videokonferenzen avancierten zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Kommunikation und Zusammenarbeit. Plattformen wie Zoom oder Microsoft Teams wurden zu digitalen Konferenzräumen und virtuellen Büros. Geschäftsreisen erwiesen sich als plötzlich nicht mehr zwingend nötig. Mittlerweile hat sich das Wort „remote“ in vielen Bereichen der Arbeitswelt durchgesetzt. Ganze Produktionsanlagen können aus der Ferne in Betrieb genommen und gewartet werden. Digitale Nomaden arbeiten von wo immer aus. Bilder von aufgeschlagenen Laptops mit dem Meer im Hintergrund sind zum Renner in den sozialen Medien geworden, während andere ihre Arbeit etwa im Tourismus oder der Gastronomie komplett verloren haben.
Während Homeoffice und digitale Kommunikation blühten und sich manch einer zu Hause produktiver fühlte als zwischen den Ablenkungen des Büroalltags, erlitt die Produktionsbranche weltweit einen herben Rückschlag. Die Lockdowns und die Unterbrechung vieler Transportwege wie z. B. durch geschlossene chinesische Häfen und natürlich die große Zahl an kranken Mitarbeiter:innen führte häufig zu einem kompletten Stillstand der Produktion. Ein besonders markantes Beispiel ist die sogenannte „Chipkrise“.
Die Knappheit der Halbleiter wirkte sich auf eine breite Palette von Branchen aus. Die Krise entstand aus einem Zusammenwirken von Faktoren, darunter die schon erwähnte gestörte Produktion, die steigende Nachfrage nach Elektronikprodukten sowie geopolitische Spannungen. Laut einer Studie von Capgemini Research hielten 89 Prozent der Unternehmen weltweit noch Anfang 2023 Unterbrechungen der Lieferketten für das größte Risiko für das Wirtschaftswachstum, noch vor den steigenden Rohstoffpreisen und der Energiekrise.
Um das Risiko zu minimieren, planen fast die Hälfte der Unternehmen Investitionen in Technologien, um die Lieferketten zu optimieren. Zu den vorrangigen Maßnahmen zählt die Diversifizierung der Lieferketten mittels On- oder Nearshoring, um Produktionsstätten in größerer Nähe zu den Absatzmärkten zu schaffen.
2021
Nein! Doch! Ohh! Brexit ist durch
„Bin ich schon drin?“, fragte sich 1999 der ehemalige Tennisspieler Boris Becker in einem Werbespot. „Sind wir schon raus?“, fragte sich wiederum zwischen 2016 und Februar 2020 ein ganzes Land, nämlich das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland. Die Rede ist vom Austritt des UK aus der Europäischen Union. Etwas, das bis dahin undenkbar und auch nicht vorgesehen war, wofür Präzedenzfälle und erprobte Vorgehensweisen fehlten.
Den Anfang machte ein EU-Mitgliedschaftsreferendum am 23. Juni 2016, bei dem 51,89 Prozent der Teilnehmer für den EU-Austritt stimmten. Die damalige Premierministerin Theresa May leitete daraufhin im März 2017 den Austritt aus der EU in die Wege, wodurch eine ursprünglich für zwei Jahre anberaumte Verhandlungsphase begann, die im Jahr 2019 noch dreimal verlängert wurde. Das Ziel war der Ausstieg aus dem europäischen Binnenmarkt, der Zollunion und aus der Jurisdiktion des Europäischen Gerichtshofs. Praktischerweise war das UK noch gar nicht Mitglied der Eurozone, aus der Währungsunion musste man also nicht aussteigen.
Es gestaltete sich als ausgesprochen kompliziert, die sehr engen Verflechtungen des UK und der Europäischen Union aufzulösen. Es gab viel zu besprechen und ausgiebig zu diskutieren. Wie sollte man beispielsweise mit der Grenze zu Irland verfahren? Die Iren blieben schließlich in der EU, eine harte Grenze wollte man aber vermeiden. Die Schotten wiederum waren sich nicht sicher, ob sie nicht lieber das UK anstatt der EU verlassen wollten, was auch historisch bedingt war.
Nach diversen Fristen und Übergangsperioden wurden Realitäten (und ein Präzedenzfall) geschaffen. Am 1. Januar 2021 trat ein Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem Vereinigten Königreich in Kraft, damit war der Brexit endgültig vollzogen.
2022
Fassungslose Blicke in die Ukraine
Seit dem 24. Februar 2022 blicken wir mit Schrecken und großer Sorge in die Ukraine. Mit der Invasion der russischen Truppen ist einmal mehr ein Kriegsgeschehen in greifbare Nähe gerückt. Heimische Hilfsorganisationen waren mit einer humanitären Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes konfrontiert und leiteten umgehende Maßnahmen ein. Auch viele Privatpersonen aus Österreich konnten nicht tatenlos zusehen und zeigten ihre Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung. Gelb und blau, die Farben der ukrainischen Flagge, dominierten wochenlang die Stadtbilder. Neben dem unfassbaren menschlichen Leid waren auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Angriffskriegs enorm – und sind es nach wie vor.
Schon in den vorigen beiden Jahren gab es durch die Coronapandemie massive Probleme in den weltweiten Lieferketten. Eine Entspannung der Situation war kaum erfolgt, bevor sich durch den Krieg in der Ukraine die Schwierigkeiten erneut verschärften und weitere hinzukamen. Laut dem EY-Mittelstandsbarometer „Konjunktur und Geschäftslage“ Österreich 2023 berichten beinahe zwei Drittel (65 %) der Unternehmen in Österreich über gestiegene Energiekosten, etwas weniger (44 %) waren mit Problemen in der Lieferkette konfrontiert. Umsatzrückgänge verzeichneten 17 Prozent, ungefähr ebenso viele eine Rückläufigkeit von Anfragen und Bestellungen (16 %).
Der Ukraine-Krieg hat in der Arbeitswelt zudem eine Verschiebung der Prioritäten mit sich gebracht. Der Wunsch, mit seiner Tätigkeit etwas für das Gemeinwohl zu bewirken, zur Lösung gesellschaftlicher Probleme beizutragen, ist unter Arbeitnehmern wie Arbeitgebern größer denn je. Besonders der Bereich „Corporate Volunteering“, das betriebliche Spenden der Arbeitszeit von Mitarbeitern für ehrenamtliche Tätigkeiten, erfreut sich in Österreich seit Jahren immer größerer Beliebtheit. Abgesehen vom gesellschaftlichen Impact fördern Maßnahmen wie diese auch die Positionierung als verantwortungsbewusster Arbeitgeber mit sinnstiftender Beschäftigungsmöglichkeit – ein Thema, das vom Arbeitsmarkt heutzutage ebenfalls nicht mehr wegzudenken ist.
Mark Zuckerberg sorgt für Metaverse-Hype
Plötzlich war es da – dieses neue Buzzword und dieses neue Phänomen: das Metaverse. Onlinegame-Anbieter wie Epic Games und Roblox präsentierten die ersten Bühnen, Plattformen wie Decentraland und Sandbox boten die ersten Auffahrtsrampen, Musikstars wie Travis Scott und Ariana Grande verdienten die ersten Millionen – und dann kam Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Im Oktober 2021 kündigte „Zuck“ an, seinen Facebook-Konzern in Meta umzubenennen, und stellte beinahe gleichzeitig in einem beinahe eineinhalbstündigen Video der Welt seine Vorstellungen des Metaversums vor.
Doch nicht erst seit Zuckerbergs pastellbuntem Video diskutierte die Welt über das Metaverse, das vor allem Anfang 2022 versprach, „The Next Big Thing“ zu werden. Das Metaverse – ein Kunstwort aus der Vorsilbe meta (deutsche etwa „jenseits“) und Universe – faszinierte ab nun die Welt.
Der US-Schriftsteller Neal Stephenson hatte den Begriff Metaverse schon 1992 mit seinem Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ geschaffen. Mitte der 1990er-Jahre entstanden auch erste Ideen zum Aufbau von virtuellen Welten, die den Menschen unterschiedlichste Interaktionsmöglichkeiten bieten sollten. Dann ging 2003 Second Life online, das es auf mehr als 70 Millionen registrierte User schaffte.
Die Entwicklung von virtuellen Realitäten, kostengünstigere VR-Brillen und das Auftauchen der NFTs (Non-Fungible Token – kryptografisch eindeutige, unteilbare, nicht austauschbare Einheiten) schienen den Weg zum Metaverse zu beschleunigen. Vor allem auch, weil die NFTs eine Goldgräberstimmung auslösten und in Kunst-, Grundstücks- und Luxus-Token in der virtuellen Welt investiert wurde. Berühmtheit erlangte eine virtuelle Gucci-Tasche, die für mehr als 4.000 reelle (!) US-Dollar verkauft wurde.
Doch der Hype ebbte rasch wieder ab, auch weil viele NFTs dramatisch an Wert verloren. Vor allem aber, weil Mark Zuckerberg seinen bunten Videobildern wenig bis nichts Greif- und Brauchbares folgen ließ.
Die Vorstellung einer interaktiven virtuellen Realität war aber geboren und wird weiter existieren. Nur wurde das Metaverse als Buzzword vom nächsten Hype abgelöst: Künstliche Intelligenz (KI).
2023
Im Energiekrisenmodus
Das Jahr 2023 ist von der Energiekrise geprägt – und wird es vermutlich auch bleiben. Der Krieg in der Ukraine hat uns die Abhängigkeit von russischem Gas schmerzlich vor Augen geführt. Horrende Energiepreise reißen tiefe Löcher in die Budgets. Währenddessen schreitet der Klimawandel mit aller Härte voran. Im Sommer brütete die Hitze. Starkregen, Überschwemmungen und schwere Unwetter sind über weite Teile Österreichs gezogen und haben massive Verwüstungen angerichtet.
Während Experten schon seit Jahren vor den Folgen zunehmender Extremwetterereignisse warnen, ist die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte und deren Ausbau so hoch wie nie. Eine Stimmungsanalyse von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie ermittelte den Klimawandel bereits Anfang des Jahres als das größte Problem der kommenden Jahrzehnte für die heimische Bevölkerung. Damit stieg auch die Bereitschaft zur eigenen Verhaltensänderung: Um Energie zu sparen, nehmen mittlerweile mehr als zwei Drittel persönliche Einschränkungen in Kauf.
Vor allem die Zustimmung zur Photovoltaik ist ungebrochen hoch: Fast neun von zehn Befragten befürworten den PV-Ausbau in der eigenen Gemeinde. Fast zwei Drittel wünschen sich einen Vollausbau von PV-Anlagen auf Dachflächen oder Fassaden. Auch der weitere Ausbau von Freiflächen-PV findet große Zustimmung. Ebenso ist die Bereitschaft zur Installation einer privaten Anlage gestiegen: Ein Drittel der PV-Planer will dieses Projekt bereits innerhalb der nächsten zwölf Monate umsetzen, die Hälfte von ihnen nennt die Energiekrise als Grund dafür.
Den raschen Beschluss eines zeitgemäßen Elektrizitäts-Wirtschaftsgesetzes (ElWG) fordert indes der Bundesverband Photovoltaic Austria (PV Austria). Verlangt werden Transparenz bei den verfügbaren Einspeisekapazitäten, klare und nachvollziehbare Ausbaupläne für die Netze und mehr Flexibilität im Netzbetrieb. Zwischen zwei Wochen und vier Monaten warten Projektwerber:innen derzeit auf einen Zählpunkt oder die Einspeiseerlaubnis – uneinheitliche und lange Wartezeiten, wenig Flexibilität und unzureichende Netzkapazität sind aktuell an der Tagesordnung: 62 Prozent der Mitglieder von PV Austria sehen für die Zeit bis 2030 die Netze als größten Flaschenhals für den PV-Ausbau in Österreich.
ChatGPT, KI und die Weltherrschaft
Und schon ist es so weit: Wir sind in der Gegenwart angekommen. Würde man die heutige Zeit aus der Perspektive von 1993 betrachten, so würde sich manches anfühlen wie aus einem Science-Fiction-Film. Zu den aktuellen Themen mit dem größten Potenzial, die eine oder andere Utopie (oder Dystopie?) in greifbare Nähe zu rücken, zählt sicherlich künstliche Intelligenz. Eigentlich ist sie nicht neu. Die Forschung dazu geht Jahrzehnte zurück und Philosophen beschäftigen sich sogar bereits seit Jahrhunderten mit der Möglichkeit und den Implikationen von durch Menschen geschaffenen Bewusstseinen. Ja, der Plural wird wirklich so gebildet.
Der aktuelle Hype wurde durch den Chatbot ChatGPT befeuert. GPT steht für Generative Pre-trained Transformer, es handelt sich dabei also um eine „generative“ KI, die etwas erzeugt, in diesem Fall Text. Im Grunde genommen handelt es sich dabei um ein LLM (Large Language Model oder auf Deutsch Sprachmodell), das mittels KI-Technologien aus einer riesigen Datenbasis „gelernt“ hat und dieses „Wissen“ nutzt, um mit Menschen auf natürliche Weise zu „kommunizieren“.
Diese vielen Anführungszeichen haben einen Grund, denn wir Menschen neigen dazu, Dinge zu vermenschlichen und Begriffe darauf anzuwenden, die in diesem Kontext nicht ganz zutreffend sind – zumindest nicht in ihrer eigentlichen Bedeutung. Das fängt schon beim Begriff „Intelligenz“ an. Was ist Intelligenz und wie funktioniert der biologische, der natürliche, der menschliche Intellekt? Solange wir das nicht wissen, können wir diesen Stempel schwerlich etwas anderem aufdrücken.
Was wir ganz sicher wissen, ist, dass KI künstlich ist – und dass sie mit der Intelligenz von Lebewesen gar nicht so viel gemeinsam hat. Viele der Vorurteile, die in Sachen KI im Umlauf sind, haben ihre Wurzeln in diesem vielleicht etwas unglücklichen Wording.
Unbestreitbar hat KI – bleiben wir der Einfachheit halber bei diesem Begriff – aber gigantisches Potenzial, um den Menschen als Werkzeug zu unterstützen. Wie zumeist können wir uns heute gar nicht vorstellen, was mit KI in Zukunft alles möglich sein wird. Die Weltherrschaft wird sie aber sicher nicht übernehmen.