Irmgard Querfeld, Geschäftsführerin Querfeld-Betriebe, im Porträt.

NEW BUSINESS - NR. 9, SEPTEMBER 2024
»Die Gestaltung von Wohlfühloasen, in denen unsere Gäste Entspannung, Austausch und Inspiration erfahren können, ­wurde meine neue Leidenschaft.« © Caro Strassnik

Die Gestalterin: Gärten und Cafés haben viel gemeinsam. Beides sind Orte, an denen sich Menschen einfach wohlfühlen. Und mit beidem kennt Irmgard Querfeld sich bestens aus.

Schon früh legte Irmgard Querfeld ihre Karriereziele fest. Aufgewachsen in einer malerischen Gegend in der Weststeiermark, wollte sie Gärtnerin werden. So wie ihre Eltern, die eine Baumschule und ein Gartencenter betrieben. Dafür besuchte sie das Gymnasium in Graz und lebte von Montag bis Samstag im Mädcheninternat, „da der tägliche Schulweg damals öffentlich nicht zu bewältigen war“, wie sie erzählt. „Diese Erfahrung förderte meine Selbstständigkeit ab meinem zehnten Lebensjahr immens.“

Ihre nächsten Schritte führten sie noch weiter fort. Mit 14 Jahren entschied sie sich für die HTL für Gartenbau in Schönbrunn, zog nach Wien und ­spezialisierte sich auf Garten- und Landschaftsbau. „Mein großer Wunsch war es immer, gestalterisch tätig zu sein. Meine berufliche Laufbahn begann ich als Gartengestalterin, wo ich wertvolle erste praktische Erfahrungen sammeln konnte“, so Irmgard Querfeld. Dann wurden wieder die Koffer gepackt, im Rahmen eines beruflichen Austauschprogramms ging es für ein prägendes Jahr quer über den Globus nach Australien. 

Das Leben hatte andere Pläne
„Down under“ erweiterte sie ihre Per­spek­tiven, doch hielt sie an ihrem Plan fest: Nach der Rückkehr nach Österreich sollte weitere Branchenerfahrung gesammelt werden, bevor die Rückkehr in den elterlichen Betrieb anstand. „Das Leben hatte jedoch andere Pläne für mich. Ich lernte meinen jetzigen Mann kennen, der ebenfalls eine gärtnerische Ausbildung hatte, dessen Eltern jedoch das renommierte Café Landtmann in Wien besaßen.“ 

Damals, während seines Wirtschaftsstudiums, half Berndt Querfeld im ­elterlichen Betrieb und entschied sich letztendlich für die Gastronomie. „Nach der Geburt unseres ersten von drei ­Söhnen wurde auch ich von der Kultur der Gastfreundschaft gefesselt. Die ­Gestaltung von Wohlfühloasen, in denen unsere Gäste Entspannung, Austausch und Inspiration erfahren können, wurde meine neue Leidenschaft“, schildert Irmgard Querfeld, die so ihr gestalterisches Talent in neue Bahnen lenkte.

Diese neue Leidenschaft trug Früchte. Zusammen mit ihrem Mann wurden weitere Lokale eröffnet, darunter etwa das Café Museum, das Bootshaus sowie das Gasthaus Napoleon. Dazu kam eine Manufaktur, um die eigenen Häuser selbst mit Torten und Mehlspeisen ­beliefern zu können. Für unter anderem diese Betriebe zeichnet sie auch in der Geschäftsführung verantwortlich. Und „ganz nebenbei“ absolvierte Irmgard Querfeld außerdem ein berufsbegleitendes MBA-Studium, um so ihre Führungsqualitäten zu schärfen und darüber hinaus ihr betriebswirtschaftliches Wissen weiter zu vertiefen.

Stolz und Freude
Mit großem Stolz spricht sie über die Betriebe des Familienunternehmens: „Es steckt immer sehr viel Vorstellungskraft und Arbeit in der Vorbereitung, denn jedes Lokal erzählt seine eigene, einzigartige Geschichte, die in allen Facetten erlebbar gemacht werden muss. Das hat immer wieder einen neuen, bedeutenden Einfluss auf mein Leben. Wenn dann alles gut läuft und alle Rädchen ineinandergreifen, ist das ein unglaublich bereicherndes Gefühl.“

Noch mehr Stolz hört man in ihrer Stimme nur, wenn es um die Familie geht. „In meinem Leben gab es viele herausragende Momente, doch das größte Highlight war es zweifelsohne, unseren drei Söhnen eine erfüllte Kindheit und Jugend zu ermöglichen“, sagt sie und fügt hinzu: „Sie sind mittlerweile erwachsen, haben Karrieren im Profisport verfolgt, und zwei von ihnen sind bereits in unser Familienunternehmen eingestiegen.“ Der jüngste Sohn Leopold ist Teil der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft und spielt beim FC Union Berlin in der Deutschen Bundesliga. Auch bei der EM 2024 war er dabei und ist damit der jüngste österreichische Spieler bei einer Europameisterschaft.

Jedoch lassen sich Familien- und Berufsleben bei den Querfelds schwerlich trennen. Nicht nur ihr Mann und ihre Söhne Ferdinand und Rudolph kümmern sich um das Wohl von Gästen und Mitarbeitenden, sondern auch Seniorchefin und Schwiegermutter Anita Querfeld, Schwägerin Andrea Winkler sowie die Nichten Karoline Klezl und Elisabeth Querfeld. Ganz schön viel Frauenpower. Und jedes Familienmitglied bringt seine spezifischen Stärken ein. 

„Wir arbeiten mittlerweile in der dritten Generation zusammen, wobei jede Generation frische Ideen beisteuert, die wesentlich zur Dynamik und ­Innovation unseres Unternehmens beitragen. Es bereitet uns große Freude, gemeinsam mit unseren Mitarbeitenden ­einzigartige Gastronomieerlebnisse zu schaffen. Freude ist überhaupt der zentrale Schlüssel unseres nachhaltigen Erfolgs.“

Die Wölfin leitet das Rudel
Die rund 450 Mitarbeitenden in den zehn Betrieben zählen zum Querfeld-Rudel dazu. Warum Rudel? Nun, Irmgard Querfeld vergleicht ihren Führungsstil gerne mit dem einer Wölfin: „In der Natur leitet die Wölfin ihr Rudel mit einer ausgewogenen Mischung aus Stärke und Fürsorge. Sie erkennt die individuellen Fähigkeiten jedes Mitglieds und nutzt diese gezielt, um das Rudel als Ganzes zu stärken. Diese natürliche Führungsweise inspiriert mich in meiner Rolle als Unternehmerin. Ich setze auf transparente und offene Kommunikationswege. Ich ermutige unsere Mitarbeitenden dazu, sich selbst zu orientieren und weiterzuentwickeln, indem ich ein Umfeld schaffe, in dem Selbstständigkeit und Eigeninitiative gefördert werden.“ 

Langweilig wird ihr nie, ihre Tätigkeit ist geprägt von einem ständigen Wechsel und vielfältigen Herausforderungen: „Ich arbeite gerne mit vielen verschiedenen Menschen zusammen und genieße die Tatsache, dass kein Tag dem anderen gleicht. Als jemand, der Routinen nicht mag, schätze ich die ständige Veränderung und die Möglichkeit, immer wieder Neues zu erleben, zu lernen und kreativ zu gestalten. Diese Dynamik treibt mich an und hält meine Leidenschaft für meine Arbeit lebendig.“

Aber auch vor sportlichen Herausforderungen schreckt sie nicht zurück, ganz im Gegenteil – egal ob ein Ironman, ein Mountainbike-Rennen in der Wüste oder das Erreichen von Gipfelkreuzen: „Die Überwindung großer Anstrengungen und das darauffolgende Erleben des Endorphinsturms im Ziel geben mir Kraft. Diese Momente der Überwindung nutze ich auch gerne, um mich in schwierigen beruflichen oder privaten Zeiten zu motivieren.“

Das nächste Vorhaben der Abenteurerin steht bereits fest. „Ein Highlight meiner persönlichen Pläne ist ein achttägiges Mountainbike-Rennen in Südafrika, das im März 2025 stattfinden wird und für das ich mich bereits angemeldet habe.“ Darauf bereitet sie sich gewissenhaft vor, neben all den anderen Aufgaben, die tagtäglich anstehen. Wie schafft Irmgard Querfeld es nur, das alles unter einen Hut zu bringen? Ihre Antwort: „Ich bin eine Frühaufsteherin, daher gehen sich meine Hobbys immer aus.“ (RNF)


11 FRAGEN AN IRMGARD QUERFELD

Was wollten Sie als Kind werden?
Gärtnerin. In einer Gärtnerfamilie aufgewachsen, lernte ich früh den Umgang mit Pflanzen und entwickelte eine tiefe Liebe zur Natur. Von klein auf war mir bewusst, dass das kein 9-to-5-Job ist und es nicht nur eine verantwortungsvolle, sondern auch körperlich anspruchsvolle Arbeit ist. Meine Eltern haben mir vorgelebt, dass es sich trotz der Herausforderungen nicht um eine Aufopferung handelt, sondern um eine sehr sinnstiftende Arbeit. 

Was bedeutet Glück für Sie?
Freiheit und Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen und die kleinen Freuden des Lebens zu genießen.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
„Work-Survive-Balance. Warum die Zukunft der Arbeit die Zukunft unserer Erde ist“ von Hans Rusinek.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Am meisten inspirieren mich unsere drei Söhne. In jedem von ihnen erkenne ich Züge von mir selbst, meinem Mann oder anderen Familienmitgliedern. Gleichzeitig bringen sie auch etwas völlig Eigenständiges mit. Diese Vielfalt in ihren Perspektiven und Herangehensweisen fasziniert mich immer wieder.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
„Ich kann den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen“, frei nach Aristoteles. Das ist mein Leitmotto und betont meine Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in einer Welt, die sich ständig wandelt. Ich möchte offen für neue Möglichkeiten sein und Herausforderungen nicht als Hindernisse, sondern als Chancen sehen. Gelingt mir auch nicht immer, gebe ich zu.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Das war, einen Ironman zu finishen. Die Vorbereitung und der Wettkampf selbst waren eine enorme Herausforderung, aber das Gefühl, die Ziellinie zu überqueren, war unbeschreiblich und hat mich sehr stolz gemacht.

Was ist das Verrückteste, das Sie je getan haben?
Ebenfalls der Ironman. Daran teilzunehmen erforderte Mut und Durchhaltevermögen, aber es war eine Erfahrung, die mich persönlich sehr bereichert hat.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Das letzte Mal, dass ich richtig viel gelacht habe, war unlängst während unseres Besuchs bei den Eltern unserer zukünftigen Schwiegertochter Julia in Kanada. Es war eine besonders schöne Zeit mit ihrer Familie. Wir haben viel gelacht, während wir unsere Erlebnisse geteilt haben. Dadurch haben wir uns besser kennengelernt und die gemeinsamen Momente wirklich genossen.

Gibt es etwas, dass Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Nicht wirklich, aber vielleicht Boxen auszuprobieren. Boxen ist ein intensives Ganzkörpertraining, das nicht nur körperliche, sondern auch mentale Stärke erfordert. Gerne würde ich es probieren, es aber nur machen, wenn ich Leidenschaft dafür entwickle.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Für mich ist das kein Problem, ich bin eine Frühaufsteherin. 

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann?
Ich wäre gerne eine Wölfin. Die soziale Struktur des Rudels und ihre Fähigkeit, sowohl unabhängig als auch im Rudel zu agieren, imponieren mir. 


ZUR PERSON
Vielfältige Aufgaben
Die Familie Querfeld betreibt zahlreiche beliebte Standorte in Wien. Das historische Café Landtmann, das im vergangenen Jahr sein 150-jähriges Jubiläum gefeiert hat, machte vor über 40 Jahren den Anfang. Irmgard Querfeld ist im Familienverbund als Geschäftsführerin und Miteigentümerin u. a. zuständig für die Betriebe Café Museum, Landtmann‘s Original ­Manufaktur, Das Bootshaus an der Alten Donau sowie das Gasthaus Napoleon.