INNOVATIVE INDUSTRIE
OKTOBER 2021 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 21
Fotos: RNF
treffen kann, massiv geändert. Das wird auch sicher zu einem
großen Prozentsatz so bleiben.
Und wie sieht es bei Ihren Kunden aus?
Das kommt auf die Branche an. Im Tourismus oder bei Transportunternehmen
gibt es noch große Unterschiede. Aber bei
vielen unserer großen Kunden, zum Beispiel im öffentlichen
Bereich oder auch in produzierenden Betrieben, hat es sich
stark gewandelt zu einem sehr aktiven Digitalisierungsbestreben.
Wir haben dort viele neue Projekte am Start. Auch wenn
ich an Banken und Versicherungen denke, ist da der Konsolidierungsprozess
der IT-Landschaften, inklusive der Anbieterlandschaft,
voll im Gange.
Man könnte also sagen, dass die Krise jetzt als Katalysator
für längst überfällige Veränderungen wirkt?
Wir sehen in den letzten Monaten de nitiv eine Beschleunigung.
Es wurden auch einige Projekte auf ihre Sinnhaftigkeit hinterfragt,
einiges wurde gestoppt. Auch uns hat in den ersten
Monaten die Kurzarbeit sehr geholfen, weil wir plötzlich Leute
übrig hatten, die wir so im Beschäftigungsverhältnis halten
konnten. Nach drei Monaten war das gegessen, neue Projekte
waren da und wir konnten mit unseren Kunden deren neue
Digitalisierungsbestrebungen proaktiv angehen. Da gehören
zum Beispiel auch die S/4HANA-Umstellungen dazu, die intensiv
vorangetrieben werden und wo wir heute schon wieder
bei einem Mitarbeitermangel sind, generell in der Branche, der
ärger ist als vor Corona.
Die Pandemie hat Sie also nicht gezwungen,
Mitarbeiter gehen zu lassen?
Wir konnten alle halten und konnten vor allem auch viele
zusätzlich einstellen. Denn diejenigen, die ihre Leute halten
und neue Mitarbeiter gewinnen können, werden zukünftig
das Geschäft machen – und das Geschäft ist de nitiv da. Gerade
jetzt in dieser Aufbruchsstimmungsphase. Viele Branchen
sind wieder auf Vorkrisenniveau.
T-Systems-CEO Adel Al-Saleh hat kürzlich von einer
„Coronafl aute“ gesprochen. Sie scheinen aber mit dem
letzten Jahr ganz zufrieden gewesen zu sein. Für Sie
gab es keine Flaute, oder?
Nein, es war de nitiv keine Flaute (schmunzelt). Wir hatten
letztes Jahr fünf Prozent Wachstum, es ist sehr gut für uns
gelaufen. Wir werden dieses Jahr ein ähnliches Ergebnis haben,
das zeichnet sich schon jetzt ab. Was unser CEO angesprochen
hat, das war ein massiver Abschwung in Deutschland. Auch
in sehr von Covid-19 betroffenen Regionen wie Spanien oder
Brasilien gab es einen Abschwung. Somit sah er in Summe
eine Flaute. Die Schweiz und Österreich haben im Gegensatz
dazu letztes Jahr super performt. Auch dieses Jahr läuft es
extrem gut und wir stärken den neuen DACH-Wirtschaftsraum.
Wird die im Juli verlautbarte Fokussierung und Neuausrichtung
von T-Systems – die Konzentration auf
DACH und ausgewählte Industriezweige – auch Auswirkungen
auf die Alpine-Region haben? Im Großen und
Ganzen ist das doch schon länger Ihre Ausrichtung?
Genau. In Österreich und der Schweiz haben wir das schon
vorher so gemacht. Was mir an der neuen Strategie gefällt, ist
die starke Ausrichtung auf die Cloud: Multi-Cloud, T-Systems
als Cloud Orchestrator, agnostisch, was die großen Hersteller
angeht. Wir können mit allen. Wir haben Partnerschaften mit
Microsoft, AWS, Google, haben unsere eigene Cloud, sind Teil
der Gaia-X-initiative und helfen unseren Kunden, sich in diesem
großen, vielseitigen Ökosystem zurechtzu nden. Denn Cloud
ist nicht Cloud und die Wege dorthin sind für viele, obwohl
wir schon so lange darüber sprechen, noch immer etwas undurchsichtig.
Deswegen braucht man einen Partner, der sich
in den verschiedenen Ökosystemen gut auskennt und mit dem
Kunden durch den – ich möchte fast sagen – „Cloud-Dschungel“
navigieren kann.
Was die Einteilung in die sogenannten Verticals angeht – öffentliche
Hand, Health Industry, Automotive und Public Transport
– waren wir da in Österreich und der Schweiz bereits
traditionell stark vertreten. Bei uns kommen vielleicht noch
der Finance- und Insurance-Bereich dazu. Da sehen wir gerade
sehr viele Möglichkeiten, es ist eine starke Konsolidierung
GUTE LEUTE FINDEN UND HALTEN
»Denn diejenigen, die ihre Leute halten und neue
Mitarbeiter gewinnen können, werden zukünftig das
Geschäft machen – und das Geschäft ist defi nitiv da.«
Peter Lenz, Managing Director Region Alpine T-Systems