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Die Kunststoff-Branche steht mit der Transformation hin zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise und ­geschlossenen Materialkreisläufen vor enormen Herausforderungen.

Der ecoplus Kunststoff-Cluster bietet Unterstützung. Aktuelle Projekte machen den Schritt von der Forschung in die industrielle Anwendung.

Die ecoplus Cluster Niederösterreich sind flexible und innovative Netzwerke in wichtigen Stärkefeldern der niederösterreichischen Wirtschaft. Die Cluster vernetzen Unternehmen und Wissenschaft, motivieren zu Innovation und Kooperation und initiieren betriebsübergreifende Produkt- und Prozess­entwicklungen sowie Forschungsprojekte und Qualifizierungsaktivitäten. Die Clusterteams verstehen sich als Trendscouts. Sie loten aktuelle Entwicklungen der Branchen aus, greifen Zukunftsthemen auf und bereiten diese für die Clusterpartner auf.

Wie erfolgreich dieses Konzept ist, beweisen die Aktivitäten des ecoplus Kunststoff-Clusters zum Thema Kreislaufwirtschaft. In den vergangenen Jahren wurden in diesem Bereich bereits mehrere firmenübergreifende Vorzeigeprojekte verwirklicht: Beginnend mit dem Projekt „Rec2TecPart“, bei dem es um das Upgrading von Kunststoffabfall durch gezielte Compoundierung auf das Niveau von Neuware ging, wurde Schritt für Schritt daran gearbeitet, Kunststoff-Abfall als wertvollen Rohstoff wieder in den Kreislauf zurückzuführen und so Kunststoffkreisläufe optimal zu schließen. Jetzt geht es darum, die Forschungsergebnisse in die industrielle Anwendung zu transferieren.

Projekt WINTRUST – Wintersport­artikelrecycling made in Austria
Der Green Deal der EU sieht eine massive Reduktion der Treibhausgase bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 vor. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, ist die Innovationskraft der heimischen Wirtschaft stark gefordert. Unter anderem will Niederösterreich deshalb die Kreislaufwirtschaft vorantreiben und dazu beitragen, möglichst viele Produkte schrittweise recyclingfähig zu machen. Um diese Vorgaben ökologisch, ökonomisch und sozial sinnvoll umsetzen zu können, ist aber gerade auch im Kunststoff-Bereich viel Forschungs- und Entwicklungsarbeit notwendig – Grundlagenforschung, die seit Jahresbeginn im überbetrieblichen Kooperationsprojekt WINTRUST (Wintersport Resource Efficiency and improved Circular Economy) geleistet wird.

Die wesentlichen Ziele des auf drei Jahre angesetzten Projekts, das vom Land Niederösterreich und der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert wird, sind einerseits die Etablierung eines entsprechenden Sammelsystems und andererseits die Analyse und Bewertung von Aufbereitungsmöglichkeiten für die gebrauchten Wintersportartikel, um einen möglichst hohen Anteil der wertvollen Materialien wieder in den Kreislauf zurückzuführen. Anhand von fünf konkreten Fallstudien werden ökonomisch, ökologisch und sozial sinnvolle Kreislaufmodelle erarbeitet.

„Kunststoff leistet einen wesentlichen Beitrag für den Kohlenstoff-Kreislauf. ­Geschlossene Kunststoff-Kreisläufe funktionieren aber nur dann, wenn die Branchen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Überbetriebliche ­Kooperationsprojekte bieten dafür die optimalen Rahmenbedingungen.“
Thomas Gröger, ecoplus Clustermanager © ecoplus

Plastic 4 Value
Ebenfalls mit Kunststoff-Recycling, aber mit einem völlig anderen Segment, beschäftigt sich das Projekt Plastic 4 Value – Industrial Circle of Polyolefin Packaging Solutions, das derzeit noch in den Startlöchern steht.

Im Projekt wird die Entwicklung von qualitätsgesicherten, industriell umsetzbaren Rezyklaten aus Post-Consumer-Verpackungen für den Wiedereinsatz als Verpackung (= geschlossener Wertschöpfungskreis) oder High Value Product vorangetrieben. Im Detail beschäftigen sich die Projektpartner aus Wirtschaft und Wissenschaft in den kommenden drei Jahren in verschiedenen Arbeitspaketen unter anderem mit der Eta­blierung der industriellen Verarbeitbarkeit und Anwendungstauglichkeit von Rezyklaten. Es werden qualitätsmindernde Einflussgrößen wie Alterung oder Verunreinigungen untersucht und es ist eine Sicherheitsbewertung von Rezyklaten punkto Lebensmittelkontakt und Produktschutz geplant.

Weitere Ziele des überbetrieblichen Kooperationsprojekts Plastic 4 Value sind die Demonstration von geschlossenen Wertschöpfungskreisen anhand von konkreten Use Cases im industriellen Maßstab, wobei zu jedem Use Case auch eine Lebenszyklusanalyse erstellt wird, sowie die Etablierung des „Designs für Recycling“ als evidenzbasierter Schlüssel für zukunfts- und recyclingfähige Verpackung im industriellen Maßstab.

Netzwerk für nachhaltigen ­Kohlenstoffkreislauf
Im Laufe der Clusteraktivitäten hat das Clusterteam neben der Projektarbeit auch ein breit gefächertes Netzwerk aufgebaut, das aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Unternehmen aus den Bereichen Kunststoff-Erzeugung, Compoundierung, Verarbeitung und Anwendung sowie aus Experten und Expertinnen für Abfall- und Kreislaufwirtschaft besteht.

Während für einzelne Polymerarten wie PET schon ein gut ausgebautes Sammel- und Verwertungssystem etabliert ist, bestehen für die meisten übrigen Kunststoffe noch beträchtliche Herausforderungen beim Schließen von Kreisläufen – sowohl was die gesammelten Mengen als auch was die Unterschiede zwischen benötigten und vorhandenen Qualitäten betrifft. 2021 war der Cluster daher federführend an der Gründung des „Österreichischen Carbon Cycle Circle“ (ÖCC²) beteiligt, der sich mit seinen Expertinnen und Experten aus Forschung und Wirtschaft mit großem Engagement für einen nachhaltigen Kohlenstoffkreislauf einsetzt. (red./PR)

www.ecoplus.at

INFO-BOX
Der ecoplus Kunststoff-Cluster – Das NÖ Netzwerk für Kunststoff-Technologie
Der Kunststoff-Cluster ist eine Initiative der Länder Niederösterreich und Oberösterreich und eines der größten Netzwerke für Kunststoff-Technologie in Europa. In Niederösterreich ist der Kunststoff-Cluster im Rahmen des NÖ Innovationsökosystems bei ecoplus angesiedelt. Die thematischen Schwerpunkte der Arbeit des ecoplus Clusterteams liegen in den Bereichen Kunststoff-Kreislauf, Materialien der Zukunft und Werkzeugbau.
Der Kunststoff-Cluster in Niederösterreich fördert, initiiert und koordiniert die überbetriebliche Zusammenarbeit von Unternehmen sowie von Unternehmen mit F&E-Einrichtungen. Damit legt der Kunststoff-Cluster die vorwettbewerbliche Basis für innovative Produktentwicklungen seiner Clusterpartner aus Wirtschaft und Forschung. Darüber ­hinaus wird gemeinsam mit dem Mechatronik-Cluster aufgrund der thematischen Nähe das hohe Vernetzungspotenzial beider Branchen aktiviert. Ziel ist die Bündelung von ­Potenzialen und Kompetenzen zur Steigerung der Innovationskraft und internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Clusterpartner.
Dabei wird besonders auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen eingegangen. Träger des Kunststoff-Clusters sind ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes Nieder­österreich, sowie die oberösterreichische Wirtschaftsagentur Business Upper Austria. Der ecoplus Kunststoff-Cluster wird über das Projekt „NÖ ­Innovationsökosystem“ von der Europäischen Union kofinanziert.