Lily Akpuaka-Bosse, Gründerin von hireFAIR © hireFAIR

Warum Investitionen oft ins Leere gehen und wie eine produktorientierte Herangehensweise helfen kann.

In einer sich rasch wandelnden Geschäftswelt ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken. Dennoch scheitern viele Projekte, besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs), an den Erwartungen. Laut einer Studie der Statistik Austria weisen vier von zehn Unternehmen in Österreich eine sehr geringe Digitalisierungsintensität auf. Bei KMUs ist die grundlegende digitale Intensität mit lediglich 58 Prozent besonders niedrig (Link zur Studie als PDF). Oftmals werden große Summen in digitale Transformationsprojekte investiert, aber der gewünschte Nutzen bleibt aus. Ein Grund dafür ist die falsche Wahl der Umsetzungsstrategie, wie IT-Expertin Lily Akpuaka-Bosse, Gründerin von hireFAIR, weiß.  Sie beleuchtet nun die Unterschiede zwischen produkt- und projektorientierten Ansätzen und gibt Empfehlungen für die korrekte Implementierung bei KMUs.

Die Digitalisierung in Österreich steht vor Herausforderungen, die sich vor allem in den letzten Jahren verstärkt haben. Seit der Pandemie stagniert die digitale Transformation – insbesondere bei kleinen Unternehmen mit weniger als 20 Angestellten. Diese Unternehmen haben Schwierigkeiten, mit größeren Firmen Schritt zu halten und bleiben oft hinter den Erwartungen zurück. Etwa 24 Prozent der im Rahmen einer Studie von Drei ("Digitalisierungsindex 2023") befragten KMUs, die immerhin 99,7 Prozent aller Unternehmen in Österreich ausmachen, planen zwar Investitionen in die Digitalisierung, doch viele von ihnen fühlen sich unzureichend vorbereitet und mangelhaft unterstützt. Besonders in Branchen wie Handel, Tourismus und Landwirtschaft wird das Potenzial der Digitalisierung bei Weitem nicht ausgeschöpft. Das zeigt sich in der Vergrößerung der digitalen Kluft zwischen kleinen und größeren Unternehmen. Welche konkreten Maßnahmen kleine Unternehmen ergreifen können, um ihre digitale Zukunft erfolgreich zu gestalten, erklärt Digitalisierungsexpertin Lily Akpuaka-Bosse. Als Gründerin von hireFAIR, einem innovativen Start-up aus Tirol, das IT-Fachkräfte aus Nigeria remote an österreichische Unternehmen vermittelt, erkennt sie die Dringlichkeit für bessere Digitalisierungsstrategien in Betrieben.

Projekt- vs. produktorientierte Strategien: Digitalisierung als fortlaufender Prozess
Um erfolgreich digital zu transformieren, müssen Unternehmen die richtige Strategie wählen – und dabei stehen zwei Ansätze im Vordergrund: die projekt- und die produktorientierte Herangehensweise. Die traditionelle, projektorientierte Herangehensweise an Digitalisierung ist darauf ausgelegt, eine einmalige, spezifizierte Lösung innerhalb eines festen Zeitrahmens und Budgets zu liefern. Diese Strategie ignoriert jedoch, dass Digitalisierung ein kontinuierlicher Prozess ist. "Viele Unternehmen denken, dass Digitalisierung ein Projekt ist, das nach einiger Zeit abgeschlossen ist. Doch in Wahrheit müssen Lösungen kontinuierlich weiterentwickelt werden, um mit den sich ändernden Geschäftsanforderungen Schritt zu halten", erklärt Akpuaka-Bosse. Im Gegensatz dazu steht der produktorientierte Ansatz, der auf langfristige Entwicklung setzt. "Ein produktorientierter Ansatz ermöglicht es, Lösungen iterativ zu verbessern und sie flexibel an die Bedürfnisse des Unternehmens anzupassen. Das ist für KMUs besonders wichtig, die oft nicht über große Budgets und Ressourcen verfügen, um ein komplett neues Digitalisierungsprojekt zu starten. Für sie ist es wichtig, digitale Veränderungen schrittweise, dafür aber schnell und kostensparend implementieren zu können, um am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben", so Akpuaka-Bosse.

Typische Fehler in Digitalisierungsprojekten vermeiden
Ein häufiger Grund für das Scheitern von Digitalisierungsprojekten ist der Mangel an Fachwissen und Führungskompetenz. "Digitalisierung ist kein technisches Problem, das man einmalig löst – es ist ein kontinuierlicher Wandel, der starke Führung erfordert", betont die Expertin. Viele KMUs scheitern, weil sie komplexe technische Lösungen wählen, die nicht mit ihren tatsächlichen Geschäftsanforderungen übereinstimmen. "Oft fehlen klare Ziele oder das Verständnis dafür, was die Digitalisierung wirklich bringen soll. Diese Unklarheit führt dazu, dass viel Geld für Lösungen ausgegeben wird, die am Ende nicht den gewünschten Mehrwert liefern", warnt sie. Um dieses Risiko zu vermeiden, empfiehlt Akpuaka-Bosse, externe Fachleute einzubeziehen. Diese können Unternehmen dabei unterstützen, klare Ziele zu definieren und maßgeschneiderte Strategien zu entwickeln, die auf die spezifischen Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt sind, ohne eine Fehlinvestition zu riskieren. Die Expertin betont zudem die Notwendigkeit speziell geschulter Führungskräfte, um typische Fallstricke wie mangelndes Stakeholder-Engagement oder unzureichendes Change-Management zu vermeiden. Gerade Unternehmen ohne umfangreiche IT-Kenntnisse profitieren davon, externe Digitalisierungsexperten einzubeziehen, um eine zukunftssichere Digitalisierungsstrategie zu erarbeiten. 

Proof-of-Concepts, KPIs und der Einsatz von Cloud-Lösungen: Darauf kommt es an
Bevor KMUs in die Entwicklung einer vollständigen technischen Lösung investieren, sollten sie gemeinsam mit dem Digitalisierungsleiter wichtige Leistungsindikatoren (KPIs) definieren und einen Proof-of-Concept durchführen. Dieser Testlauf einer vereinfachten Lösung hilft, Feedback zur Benutzerfreundlichkeit und zum Mehrwert zu sammeln. KPIs, die sowohl technische als auch geschäftliche Kennzahlen umfassen, erlauben die Bewertung des ROI, sodass nur Produkte weitergeführt werden, die auch langfristig einen Mehrwert bieten. Am kostengünstigsten bieten sich für KMUs Cloud-Technologien und vorgefertigte Digitalisierungstools an, um ihre IT-Infrastruktur zu modernisieren.  "Cloud-Lösungen sind besonders für KMUs attraktiv, weil sie flexibel skalierbar sind und so mit den Bedürfnissen des Unternehmens wachsen oder schrumpfen können", erklärt Akpuaka-Bosse. Auch vorgefertigte Tools, die branchenübergreifend genutzt werden, können eine sinnvolle Ergänzung sein: "Für Standardprozesse, die in vielen Unternehmen gleich sind, ist es oft sinnvoller, auf bestehende Lösungen zurückzugreifen, anstatt alles von Grund auf neu zu entwickeln. Aber diese Tools müssen sorgfältig geprüft werden, insbesondere in Hinblick auf Datenschutz und Integration." Auf diese Weise können KMUs schrittweise und risikominimiert in die Digitalisierung einsteigen, ohne langfristig unnötige Kosten oder Komplexitäten zu schaffen. (red.)

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