Ing. Günter Piwetz, Geschäftsführer der UTG Universaltechnik GmbH © UTG
Ing. Günter Piwetz, Geschäftsführer der UTG Universaltechnik GmbH, im Interview mit NEW BUSINESS.
Im Interview mit NEW BUSINESS spricht Ing. Günter Piwetz, Geschäftsführer der UTG Universaltechnik GmbH, über ein durchaus zufriedenstellendes Geschäftsjahr, die aktuellen Herausforderungen im Maschinen- und Anlagenbau, kluge Auslegung und Konstruktion, KI auf dem Prüfstand, die Entwicklung der Unternehmensstandorte und vieles mehr.
Herr Ing. Piwetz, wie ist das vergangene Geschäftsjahr verlaufen?
Das Jahr ist sehr gut verlaufen, viel besser, als ich das vorher prognostiziert hätte. Man konnte ja bereits im Frühjahr 2023 recht deutlich sehen, dass sich die europäische Wirtschaft generell und die österreichische Industrie im Speziellen schwertut. Unser Auftragsstand und auch die Zahlen waren zu diesem Zeitpunkt äußerst gut, spätestens im Herbst 2023 habe ich aber mit Einbrüchen gerechnet.
Bei uns haben sich die darauffolgenden Monate dann dennoch weiterhin gut entwickelt, wir sind auch momentan noch zufrieden. Es ist Krise, keine Frage, aber ich denke, wir haben eine gute Chance, durch die hohe Professionalität, die Qualität unserer Leistungen und die gut ausgewogene Struktur der von uns hauptsächlich bedienten Branchen gut durch diese Krise zu kommen.
Natürlich ist auch immer etwas Glück notwendig, damit die Bemühungen Früchte tragen können. Wir hatten zum Beispiel die Möglichkeit, den Anteil unserer Leistungen auf dem internationalen Markt recht deutlich zu erhöhen. Wir arbeiten mit Vorliebe mit der österreichischen Industrie zusammen, in dieser herausfordernden Zeit ist mehr Internationalität aber natürlich sehr hilfreich.
Digitalisierung, Industrie 4.0, Innovationsdruck und Fachkräftemangel gelten als vorherrschende Herausforderungen im Maschinen- und Anlagenbau. Wie geht UTG damit um?
Ich denke, wir gehen recht besonnen und pragmatisch damit um. In Wirklichkeit ist das ja nichts essenziell Neues, wir leben damit, seit ich im Unternehmen bin, das sind mittlerweile doch 35 Jahre. Wir haben schon Mitte der 1990er-Jahre Anlagen digitalisiert. Mit Industrie 4.0 ändert und erweitert sich eben die Plattform. Innovationsdruck gibt es seit über 100 Jahren, und es war noch nie einfach, passende Personen für anspruchsvolle Aufgaben zu finden.
Aber natürlich ändert sich die Qualität der Herausforderungen stetig. Wir müssen nur aufpassen, uns nicht allzu sehr von Buzzwords beeindrucken oder gar erschrecken zu lassen. Neue oder neuartige Herausforderungen sind schließlich die Grundlage für die Leistungsmöglichkeit. Darum nehmen wir diese Herausforderungen gerne an und begegnen ihnen mit Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft.
Wartungsfreie Maschinen und Anlagen gibt es nicht, aber wartungsarme. Was umfassen Ihre Service- und Support-Leistungen und inwieweit können sich Anwender selbst helfen?
Das ist eine Frage, die hauptsächlich unseren Maschinenbau-Bereich betrifft, wo wir die von uns konstruierten Anlagen auch liefern. Eine detaillierte Antwort darauf wäre schon wegen der mannigfaltigen Kontexte viel zu umfangreich für dieses Format, weswegen ich hier nur ein paar Beispiele geben kann. Es beginnt beim Einbau von Komponenten für die frühzeitige Erkennung und Diagnose von Störungen. Lagerzustandsüberwachungen oder Aufbauten zum Erkennen kritischer Betriebsbedingungen, wie Schwingungen von Stuhlungen oder dergleichen.
Es führt über den Ein- oder Umbau von Komponenten für einfachere, ergonomischere und effizientere Wartung und mündet in der sicheren und einfachen Zugänglichkeit sowie in entsprechenden Schutzeinrichtungen zu wartungsintensiven Bereichen einer Anlage. Die allerhöchste Priorität liegt dabei immer in der Sicherheit und Gesundheit des Betriebs- und Wartungspersonals. Letztendlich geht es immer um die von Beginn an kluge Auslegung und Konstruktion einer Anlage.

Inwieweit spielt künstliche Intelligenz für UTG eine Rolle?
Zugegebenermaßen noch keine entscheidende. KI wird bei uns punktuell verwendet, wir haben aber noch keinerlei strukturelle Implementierung vorgenommen. Bei unterschiedlichen Anwendungen testen wir momentan, ob und wie ein standardisierter Einsatz von KI-Tools vorteilhaft sein könnte. Aber aufgrund der Vielfältigkeit unserer Kunden, Projekte und Anforderungen haben wir nur wenige Abläufe, die immer gleich sind und ohne persönliches Zutun zu bewerkstelligen wären.
Ich persönlich habe ein etwas ambivalentes Verhältnis zur KI. Dabei schwanke ich noch zwischen hochbegeistert und skeptisch, wenn ich unerhörte Fehler sehe, die sich manchmal einschleichen. Es ist fraglos eine Technologie, die hochinteressant ist und sicher auch bei uns breitere Anwendung finden wird. Allerdings werde ich nicht Probleme erfinden, nur weil es eine Lösung gibt.
UTG ist mit der Zentrale in Graz, aber auch mit Niederlassungen in Wien und Kirchbichl vertreten. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung der Standorte?
Sehr zufrieden. Wir verbreitern uns stetig, sowohl hinsichtlich unserer Kunden als auch hinsichtlich unserer Leistungen und Aufgaben. Die Niederlassung in Tirol hat schon eine lange und sehr bewegte Geschichte.
Günther Huber, Standortleiter in Kirchbichl, hat ein recht kleines, aber extrem schlagkräftiges Team. Von hier aus werden auch hauptsächlich unsere Kunden in Deutschland bedient. In Wien sind wir seit 2017. Harald Ruderes, Prokurist und Wiener Standortleiter, hat es in kurzer Zeit geschafft, dass sich dieser Standort sehr gut etabliert und hervorragend entwickelt hat. Beide Niederlassungen sind selbstverständliche Teile des Ganzen, es ist für uns nicht vorstellbar, diese Standorte nicht zu haben. Wir arbeiten sehr eng zusammen, immer öfter auch in standortübergreifenden Projekten.
Das funktioniert großartig.
Was sind Ihre größten Wünsche und Sorgen mit Blick auf die Zukunft?
Wahrscheinlich sind das zum größten Teil Wünsche und Sorgen, die fast alle momentan haben. Immer mehr Despoten sitzen an den Schalthebeln der Macht und sie betätigen diese auch fleißig. Und so gibt es auch immer mehr Faktoren, die die Unternehmen belasten, aber in keiner Weise beeinflussbar sind oder gar lenkbar wären.
Eine meiner größten Sorgen ist, dass sich diese „Ich-nehme-mir-was-ich-will-Mentalität“ als Vorbild in der Gesellschaft breit macht. Hier wünsche ich mir ganz einfach, dass man sich weiterhin auf getroffene Vereinbarungen verlassen kann. In der Weltpolitik ist das ja momentan eher nicht der Fall.
Generell wünsche ich mir ein starkes, selbstbestimmtes Europa und eine offene Gesellschaft. Das dieser Tage oft geforderte europäische Selbstbewusstsein muss auf einer stabilen Basis stehen. Auf dem Wissen, der Erfahrung und der Leistungsfähigkeit unserer Gesellschaft. Und auf glaubhaften Plänen und einer schnörkellosen Umsetzung dieser Pläne seitens der Politik. Ich meine, das Potenzial ist nach wie vor da, wir müssen es ausschöpfen. Im Kleinen funktioniert das sehr gut, wie viele unserer Unternehmen und Institutionen beweisen. Wieso sollte es nicht auch im Großen funktionieren? (red./PR)
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