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Michael Swoboda, Geschäftsführer von ETC © ETC

Die vielerorts für einige Zeit eingetretene, unfreiwillige Entschleunigung wäre ­ideal gewesen, um sich weiterzubilden. Wurde diese Chance genutzt?

Wir haben dazu Michael Swoboda, Geschäftsführer von ETC, befragt.

Als Österreichs führender Anbieter für IT-Seminare ist ETC – Enterprise Training Center mit seinen Angeboten an klassischen und modernen, virtuellen Trainings zu den verschiedensten Gebieten der IT am Puls der Zeit. NEW BUSINESS hat mit Geschäftsführer Michael Swoboda über die Auswirkungen der Corona-Krise auf seine Branche und das Thema (virtuelle) Weiterbildung, sowie über genutzte – oder verpasste? – Chancen gesprochen.

Herr Swoboda, welche Auswirkungen hatten die ­Corona-Krise und der Lockdown auf die Nachfrage nach Trainings?
In einer ersten Reaktion gab es Ratlosigkeit beim Kunden – denn wie sollen denn die geplanten Seminare jetzt überhaupt stattfinden? Wir waren aber in der Lage, unseren Kunden mit ETC>live eine seit acht Jahren erprobte Lösung im Virtual Classroom anzubieten.
Das hat unsere Kunden überzeugt und so konnten wir während der Lockdown-Phase nicht nur alle Buchungen abwickeln, sondern sogar Neuaufträge gewinnen.
Allein zwischen 15. März und 30. Mai haben wir so über 2.600 SeminarteilnehmerInnen virtuell betreut und geschult, mit sehr guten Teilnehmerbewertungen.

Konnten die Ausfälle bei Präsenzveranstaltungen durch Onlinetrainings wettgemacht werden bzw. wurden Präsenztrainings eher durch Onlinekurse ersetzt oder wurden sie terminlich verschoben?
Mehr als 90 Prozent der eigentlich als Präsenzveranstaltungen geplanten Seminare konnten im Virtual Classroom erfolgreich abgewickelt werden. Dank eines eigens eingerichteten ETC>live Expert-Teams wurden alle Herausforderungen gemeistert und auch TeilnehmerInnen trainiert, die so ein Format noch nie vorher ausprobiert oder in Erwägung gezogen haben.
Dort, wo es nicht möglich war, so zu trainieren, kam die kostenfreie ETC-Wissensgarantie zur Anwendung und unsere Kunden konnten damit auch kurzfristig ohne Mehrkosten auf einen späteren Termin umbuchen.

Eigentlich wäre der Zeitpunkt ideal für Remote-Weiterbildung im Home-Office gewesen. Wurde diese Chance in Österreich genutzt?
Ja und nein – denn es galt hier, mehrere Herausforderungen zu meistern. Wir haben massiven Zuspruch verspürt bei unserem Spezialangebot, alle Microsoft-Teams-Videotrainings gratis zu nutzen – und andererseits viel Verunsicherung gespürt, ob denn in der Corona-Kurzarbeit der Besuch eines Trainings überhaupt erlaubt ist – Anmerkung: JA, es ist erlaubt!
Nach den ersten zwei Wochen Lockdown war aber ein deutlicher Anstieg der Nachfrage zu bemerken – hier wurde gezielt nach Ausbildung gesucht, um nach der Krise mit mehr Know-how besser voranzukommen. Viele haben die Zeit also sehr sinnvoll und produktiv genutzt.

Ist die Motivation der Mitarbeiter, sich fortzubilden, im Home-Office eher größer oder geringer?
Ich würde grundsätzlich sagen: Ja, ein Mitarbeiter ist im Home-Office durchaus bereit, sich weiterzubilden – aber es ist eine sehr individuelle Entscheidung, da dies auch von Faktoren wie „Ruhe zum Lernen“ und Ähnlichem abhängt.

Wie kann man den eigenen Mitarbeitern Weiterbildungsmaßnahmen schmackhaft machen?
Weiterbildung und Wissensaufbau bedeuten gesteigerte persönliche Sicherheit – denn Wissen kann einem niemand mehr wegnehmen und ist auch krisenresistent. Menschen, die sich sicherer fühlen, sind dann wiederum produktiver und engagierter im Job – also eine echte Win-win-Situation für ArbeitnehmerIn und ArbeitgeberIn.
Eine gern genutzte Möglichkeit ist es, Weiterbildungsmaßnahmen und Zertifizierungen in die jährliche Zielvereinbarung mitaufzunehmen und das Erreichen der Ziele zu honorieren.

Werden uns die Learnings aus der Krise hinsichtlich der Möglichkeiten, remote zu arbeiten und zu lernen, Ihrer Meinung nach länger begleiten – und was bedeutet das für Ihre Branche?
Ich sehe es nicht nur bei meinen eigenen Mitarbeitern, sondern auch bei unseren Kunden, dass viele das Arbeiten und Lernen von zu Hause schätzen. Für unsere Branche bedeutet es, dass wir vermehrt auf hybride Lernformate setzen und so das Beste aus der Welt des Onlinelernens und aus der Welt der klassischen – eventuell auch virtuellen – Präsenzschulung kombinieren!
Die IT- und IT-Ausbildungsbranche wird hier verstärkt in neue Formate und Technologien investieren, denn neues Wissen aufzubauen bzw. bestehendes Wissen aktuell zu halten, wird noch unternehmenskritischer sein als zuvor.

Ist jetzt auch in Österreich der Startschuss zu mehr Home-Office und noch größerer Akzeptanz von ­virtuellem Unterricht gefallen? Oder denken Sie, es folgt die Rückkehr zum „business as usual“?
So wie jede Entwicklung ihren Lauf nimmt, wird das Neue irgendwann zum „business as usual“ – aber bei Home-Office und Virtual Classroom glaube ich nicht an „Ersatz“, sondern an Koexistenz und Zusammenwachsen in Hybridlösungen.
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Der persönliche Kontakt, der Wissensaustausch, das miteinander Interagieren – das wird immer ein ganz wichtiges Kernelement unseres (Berufs-)Alltags sein. Und das ist auch gut so.

Wie sind Sie bei ETC mit dieser Krise umgegangen?
#GemeinsamStark ist nicht nur das Motto nach außen gewesen – es ist auch unser Teamspirit. Das Team ETC hat Unglaubliches geleistet in dieser herausfordernden Zeit und bewiesen, dass wir damit einfach deutlich mehr bieten können als andere!
Das hat mich sehr stolz gemacht und unsere Kunden haben das auch mehr als einmal lobend erwähnt.

Werden die Ereignisse Auswirkungen auf Ihre lang­fristige Strategie haben?
Nicht nur ETC muss langfristige Strategien neu denken und überarbeiten. Die Ereignisse 2020 werden dazu führen, dass neue Arbeits- und Kommunikationsweisen zu einem Umbruch in vielen Branchen führen – aber wir sind bereit dafür.
Mehr als 60 Produktmutationen oder -neuerungen haben wir in den letzten zwölf Wochen auf den Markt gebracht und über den Sommer werden weitere spannende Neuerungen kommen, die unseren Kunden den Wissensaufbau weiter vereinfachen. Und diese sind die Basis für unser Portfolio 2021 und 2022.

Haben Sie selbst etwas aus den Geschehnissen der letzten Monate mitgenommen, das Sie noch länger begleiten wird – ein ganz persönliches Learning?
Einerseits war und bin ich begeistert über die unglaubliche Anpassungsfähigkeit von Kindern – diese „OK – so ist es – machen wir das Beste daraus“-Einstellung, mit der meine Frau und die Kids an das Thema „Home-Office“ und „Homeschooling“ herangegangen sind, ist beispielhaft.

Aber auch die „Wiederbelebung“ einer gewissen „Start-up-Mentalität“ in der ETC innerhalb weniger Tage war mehr als nur ­genial. Hier haben sich neue Spontan-Teams gebildet, um Lösungen für die Herausforderungen des Lockdowns zu finden; das Not-Team vor Ort im Trainingscenter konnte immer spontan auf Hilfe bauen und wir haben mehr denn je einen Teamspirit geprägt: #GemeinsamStark. Das macht stolz und gibt viel Kraft für die spannende Zeit in den nächsten Wochen und Monaten.
Mit diesem Team und diesen Kunden und Partnern werden wir alle gemeinsam die Herausforderung meistern – #Österreichschafftdas.

www.etc.at