Der private Konsum soll die Schwäche der Industrie ausgleichen © APA - Austria Presse Agentur
Würden sich Verbraucherinnen und Verbraucher beim Konsum weniger zurückhalten, könnte heuer der dritte BIP-Rückgang in Folge verhindert werden, so die Bank Austria. Kaufkraft wäre genug vorhanden, denn die Verluste wegen der hohen Inflation der vergangenen Jahre seien durch die Lohnanstiege weitgehend ausgeglichen. Wobei das nicht für alle Berufe gelte, in der Energieversorgung, der Verwaltung und bei manchen Dienstleistungen gebe es aber bereits reale Kaufkraftzuwächse.
"Im Verlauf des Jahres 2025 wird der Anstieg der Tariflöhne dafür sorgen, dass im Durchschnitt sowie voraussichtlich in fast allen Hauptgruppen die reale Kaufkraft des Jahres 2020 wieder vollständig erreicht werden wird", heißt es im "UniCredit Bank Austria-Konjunkturindikator". Die wiedergewonnene Kaufkraft habe sich 2024 bereits in einem Anstieg der Sparquote gezeigt.
Bis Mitte 2023 Reallohnverluste
Ein Blick zurück zeige, dass im Oktober 2022 der Reallohn gemessen an der Entwicklung der Kollektivlöhne und den Verbraucherpreisen nur noch bei 91 Prozent des Jahresdurchschnitts 2020 lag. "Ab Herbst 2022 verringerten sich die realen Lohneinbußen schrittweise mit der sich verlangsamenden Inflation. Bis zum Einsetzen der Trendumkehr Mitte 2023, waren die Tariflöhne 28 Monate in Folge geringer als die Inflation gestiegen", so das Bankinstitut am Dienstag in einer Aussendung. Seit Juli 2023 würden die Kollektivvertragslöhne stärker als die Inflation steigen.
"Somit gibt es mittlerweile seit 21 Monaten kontinuierlich Reallohnzuwächse. In diesem Zeitraum haben die Zuwächse nunmehr die vorherigen Einbußen beinahe ausgeglichen. Die reale Kaufkraft in Österreich erreicht seit dem Jahreswechsel 2024/25 weitgehend wieder das Niveau des Jahres 2020. Im Jahresverlauf 2025 erwarten wir einen Rückgang der Inflation auf durchschnittlich 2,5 Prozent. Angesichts eines erwarteten Anstiegs der Tariflöhne um durchschnittlich 3,9 Prozent wird sich 2025 der Anstieg der realen Kaufkraft fortsetzen und das Niveau, das vor dem Beginn des Inflationsschocks vorlag, sogar übertreffen", meinte dazu UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl.
Gesundheitswesen hinkt bei Einkommen hinterher
Wobei, nicht für alle sind die Aussichten so gut. Denn nicht alle Lohnabschlüsse waren gleich hoch und zum selben Zeitpunkt. "Die Momentaufnahme zum Ende des ersten Quartals 2025 weist somit gewisse Verzerrungen auf", räumen die Analysten ein. In sechs Sparten hätten die Bediensteten bereits reale Kaufkraftgewinne erzielt, dazu zählen unter anderem die Energieversorgung, die öffentliche Verwaltung und die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (vor allem Gebäudereiniger, Sicherheitsdienste und Leiharbeiter).
"In der Mehrzahl der Wirtschaftssektoren hinken die Lohnanhebungen der Inflation kumuliert seit 2020 allerdings noch hinterher. Insbesondere im Finanzdienstleistungssektor, der Kunst, Unterhaltung und Erholung sowie dem Gesundheits- und Sozialwesen haben die Bediensteten bisher noch keine vollständige Kompensation der Inflation erhalten. Auch in der Herstellung von Waren haben die Bediensteten aktuell noch Kaufkrafteinbußen", so Pudschedl. So liege der Anstieg der Tariflöhne in der KFZ-Herstellung, im Maschinenbau und der Metallverarbeitung noch um mehr als zwei Prozentpunkte unter jenem der allgemeinen Verbraucherpreise.
Kaufkraftverlust bei hohen Pensionen
Noch trüber sieht es für Pensionistinnen und Pensionisten aus. Deren Pensionsanhebungen seit dem Beginn des Inflationsschocks werden noch unter dem Ausmaß der Teuerung bleiben. "Allerdings ist der Rückstand gegenüber dem realen Kaufkraftniveau von 2020 mit 0,9 Prozentpunkten gering", rechnen die Analysten vor. Zudem seien die Anhebungen der Pensionen in einigen Jahren nicht ausschließlich entsprechend dem errechneten Anpassungsfaktor erfolgt. "Durch Direktzahlungen und eine stärkere Anhebung wurden kleine und mittlere Pensionen meist begünstigt, so dass bei diesen Pensionen der Anstieg der allgemeinen Verbraucherpreise überkompensiert wurde. Dagegen ist durch diverse Deckelungen bei den Anhebungen der Kaufkraftverlust für die Bezieher von höheren Pensionen überdurchschnittlich größer", berichtet die Bank Austria.
Das hinterlässt Spuren bei der Konsumfreudigkeit. 2023 sank der private Konsum real um 0,5 Prozent. 2024 stagnierte der Konsum. "Während die Schwäche des Konsums 2023 noch durch die verringerte reale Kaufkraft infolge des Inflationsschocks erklärbar war, gilt dieses Argument nicht mehr für die Entwicklung im Jahr 2024. Das verfügbare Einkommen stieg 2024 um real 3,5 Prozent. Das zusätzliche Einkommen wurde jedoch gespart und nicht dem Konsum zugeführt. Die Sparquote stieg auf 11,7 Prozent. Über 33,7 Mrd. Euro wurden von den heimischen Haushalten 2024 zur Seite gelegt", geben die Analysten zu bedenken.
Fazit von UniCredit-Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer: "Es liegt in der Hand der heimischen Konsumenten, den Wirtschaftsmotor anzukurbeln, nachdem durch die US-Zollpolitik und die schwierige Wettbewerbssituation der heimischen Industrie der Außenhandel vorerst wohl keine positiven Akzente setzen wird."