Ökonom Helmenstein: Autobranche schafft mehr Jobs als der Einzelhandel © APA - Austria Presse Agentur
BMW, hierzulande mit seinem weltweit größtem Motorenwerk vertreten, pocht einmal mehr auf Technologieoffenheit bei den Autoantrieben. Unterstützung erhält der bayrische Autobauer von Christian Helmenstein vom Economica Institut. Selbst im Jahr 2050 würden weltweit die Verbrenner noch 50 Prozent des Autobestandes ausmachen - zum Glück für Österreich, das beim herkömmlichen Motor sehr stark aufgestellt sei. Daran würden auch jede Menge Arbeitskräfte hängen, so Helmenstein.
Direkt in der Autobranche beschäftigt seien 269.900 Personen, dazu kämen noch 159.000 Jobs im Umfeld, mache zusammen 428.900 Arbeitsplätze. Wobei bei der Gesamtsumme auch beispielsweise Tankstellenbetreiber und Kfz-Versicherer mit eingerechnet sind, erklärte der Ökonom. Jedenfalls würde die Automobilwirtschaft in Österreich direkt mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen als der Einzelhandel oder die Energiewirtschaft.
Beeindruckend seien auch die Zahlen bei der Brutto-Wertschöpfung, diese würde in Summe bei 40 Mrd. Euro pro Jahr liegen - bei einem Gesamt-Brutto-Wertschöpfung Österreichs von rund 450 Mrd. Euro. "Das sind atemberaubende Dimensionen", meinte der Wirtschaftswissenschafter am Donnerstag vor Journalisten. Und er stellte klar: Österreich habe eine "Hochleistungs-Ökonomie", aber die Zukunft hänge an einem "seidenen Faden". Die Kfz-Branche stehe vor massiven Veränderungen, nicht zuletzt durch den Druck Chinas auf die internationalen Märkte.
Die Transformation der Antriebe könnte in Österreich zu einem erheblichen Personalabbau führen - zwischen 9.100 und 45.900 Jobs könnten betroffen sein. Die hohe Schwankungsbreite erklärte Helmenstein damit, dass eben die Unsicherheit sehr groß sei, wohin die Reise geht. Daher sei Technologieoffenheit so wichtig. In das gleiche Horn stieß heute auch Elisabeth Zehetner von oecolution austria. Sie meinte, "auf einem Bein steht es sich schlecht". "Wir brauchen mehrere Optionen", sagte Zehetner.
BMW sieht sich damit in seiner Politik des Festhaltens am Verbrenner - bei gleichzeitigem Ausbau der E-Mobilität - bestätigt. Klaus von Moltke, Chef des BMW-Motorenwerkes in Steyr, betonte: "Wichtig ist, dass sich die Produktion Hand in Hand mit der Kundennachfrage entwickelt." Und wichtig sei auch Unterstützung vom Staat, etwa eine Erhöhung des Investitionsfreibetrages und der Forschungsprämie. Wobei Österreich bei Forschung und Entwicklung im Automobilsektor ausgezeichnet aufgestellt sei, so Helmenstein. Diesen Vorsprung gelte es zu halten.
Anderweitig sei es ohnehin schwierig mit den Chinesen Schritt zu halten, denn diese seien bei den Rahmenbedingungen der europäischen Kfz-Industrie überlegen. Alleine der Gaspreis würde bei einem Fünftel des Mitbewerbes liegen. Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sei auch die vertikale Integration in der Wertschöpfung - angefangen bei den Rohstoffen bis hin zur Servicierung. "95 Prozent der Wertschöpfung bei chinesischen E-Autos passiert in China selbst", rechnete der Ökonom vor.
Zu den rückläufigen europäischen Zulassungszahlen bei reinen Dieselautos - jeder dritte Dieselmotor in einem BMW weltweit kommt aus der oberösterreichischen Industriestadt Steyr - merkte von Moltke an, dass die weltweite Dieselmarkt stabil sei. "Unser Motor ist noch immer von Bedeutung", so der Chef des Motorenwerkes. Er betonte, dass in Steyr weiterhin am Dieselmotor geforscht werde.
BMW Austria hat im Vorjahr die Milliarden-Umsatzgrenze geknackt, bei den Neuzulassungen lagen die Bayern am dritten Platz in Österreich. Am reinen Elektromarkt war BMW die Nummer 2 hinter Tesla. "Der Großteil der Entwickler in Steyr ist laut Eigenangaben bereits im Bereich der E-Mobilität-Forschung aktiv, bis 2030 sollen es über 90 Prozent sein."